Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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96
Fisch e.
Lrste Ordnung.
sen, mit welchen sie empfindlich verwunden tonnen, und
die fie geschickt zu brauchen verstehen. Solche Verletzun-
gen dringen so ties tin und heilen so schwer, bah die
Fischer aller Weltgegenden sie mit Recht furchten und
den Scorpanen in ihren verschiedenen Sprachen Namen
beigelegt haben, welche wie Jkan — Satan der Ma-
laien — Seeteufel,Meerkrote, Scorpion, u. s. w. bezeich-
nend genug find. Fast alle Arten dieser Gattung auhern
zugleich Heimtucke und Wuth, verwunden, wenn der
Nnvorstchtige eS am wenigsten vermuthet, und kampfen
mit anderen weit groheren Fischen. Sie besttzen zum
Theil eine lebhafte, sogar schon rothe Farbung, allein
nicht immer schmackhasies oder doch efibares Fleisch.
Meistens ist dieses so zah und trocken, bafi selbst die
sonst nicht kostverachtenden Italiener es der armsten
Volksklafst uberlaffen. Die alten Romer scheinen eine
im Mittelmeere gemeine Art eben auch nicht geschatzt zu
haben, empfahlen aber die Leber derselben alS Heilmit-
tel der durch ihre Stacheln entstandenen Wunden. Man
kennt gegentoartig viele uber alle Meere verstreuete Ar-
ten, die durch allgemeineS Familienanfehen sehr uber-
einkommen und alle jene im GattungScharakter er-
wahnten, theils einfachen, theilS auch astigen Hautlapp-
chen auf der Schnautze, dem Vorderkopfe und der Sei-
tenlinie tragen. Sie jollen fich auch durch die Sitte
gleichen des schaarenweisen Znsammenhaltens und ge-
meinschaftlicher Jagden auf voruberziehende Fische, wel-
chen sie Hinter Klippen auflauern. Alle besttzen ein sehr
zahes Leben und konnen auher dem Masser langer auS-
dauern als die meisten Seefische. In den sudlicheren eu-
ropaischen Meeren kommen zwei Arten Haufig vor, die
als der grofie (S. scrofa) und kleine Drachen-
kopf (S. porcus) unterschieden werden; die erste ist
sehr schon roth, an 2 Fuh lang, gegen 4 Pfund schwer,
die andere mehr braunroth, 8 Zoll lang und 1 Pfund
schwer. Die als Beispiel der Gattung abgebildete Art
lebt in den Meeren um die Jnsel Mauritius (Ile de
France) und hat in den Umrifsen mit den europaischen
Verwandten viele Aehnlichkeit, ist fleischroth, braun
geroolkt und tragt auf der Stirn vier gezahnte, faden-
formige Hautlappen.
XVIl. Ulkfisch; Marulke. (Sebastes.)
GattungScharakter der vorhergehenden Gat-
tung, jedoch der Kopf zusammengedruckt, mit Schuppen
bedeckt und, sowie der Rumpf, ohne Hautlappen.
1. Der augenfleckige ulkfisch. (Sebastes ocellatus.) gig. 2376.
Cuvier hat zuerst die Ulkfische von den Drachen-
kopfen, mit welchen sie durch altere Schriftsteller verei-
nigt Wurden, geirennt, jedoch nicht allgemeinen Beifall
gefunden, weil jene mit gewissen Serranen, einer der
Familie der Barsche angehorenden Gattung, manche
Aehnlichkeit haben. Namentlich gilt dieses von der in
der Nordsee lebenden und ziemlich geschatzlen sogenann-
ten norwegischen Marulke (8. norvegicus). Der
Bau der Gestchtsknochen rechtfertigt indessen die Stel-
lung unter den Panzerwangen. Die angefuhrte euro-
paische Art wird schon in der Edda erwahnt; fie scheint
um Island und Gronland noch hSufiger zu sein als in
dem sudlicheren Theile der Nordsee, verweilt meist in
ansehnlichen Tiefen und wird daher feltener in Netzen
gefangen, als nach schweren Sturmen, die sie an die
Kuste warfen, ergriffen und dann frisch gegefsen. Faber
bemerkte zwischen den Muskelschichten der in solcher
Meise gefangenen Ulkfische ausnehmend viele Murmer,
wahrscheinlich eine Krankheit, welche Unbehilflichkeit und
Scheitern veranlafit. Die Farbe ist obenher dunkelroth,
unten blaffer, am Kiemendeckel steht ein schwarzer Fleck.
Im Mittelmeere ledte eine ahnliche, noch schonere Art.
Der augensteckige Ulkfisch ward von dem um die Natur-
geschichte Chile's sehr verdienten franzosischen For-
scker Gap entdeckt und scheint an den Kusten jeneS Lan-
des gemein zu sein. Die Farbe ist dunkelroth, unten
toeihlich; auf dem brfiunlich marmorirten Rucken stehen
fchwarzlich, hell eingefahte Augenflecke.
XVIII. Pelor. (Pelor.)
GattungScharakter: Brustflosse aufierorbent-
lich groh, mit zwei freien unteren Strahlen; die Sia-
chelstrahlen der einzigen Ruckenfloffe oben mit Haut-
lappchen befetzt. Kopf ungestaltet, vor den sich nahe-
stehenden Augen tief eingedruckt; Zahne am Gaumen;
Kiemendeckel gezahnt, stachelig; sieben Kiemenstrahlen.
Korper fchuppenlos.
1. Der fadenflosfige Pelor. (Pelor filamentosum.) Fig. 2377.
Die ganze Familie der panzerwangigen Fische ist
zwar reich an abenteuerlichen Gestalten, allein in Hin-
sicht auf wirklich abstofiende Håhlichkeit kanne keine mit
den Pelor verglichen werden, die sammtlich in dem in-
dischen Oceane wohnen. Sie haben einen wie zertreten
aussehenden Kops, voller Hervorragungen und wechseln-
den Gruben, Augen, die wie durch Gewalt Herausge-
quetscht aussehen und fast an einander stotzen, erstaun-
lich grofie Brustfloffen mit unteren freien Strahlen, die
wie hackigeKrallen nach vorn gerichtet find, breite, klin-
genformige Strahlen in der langen Afterflosse und wie
Kamme gestaltete Bauchflossen, eine Ruckenfloffe, die fast
unmittelbar hinter dem Kopfe beginnt, und beren Sta-
chelstrahlen an den oberen zwei Dritthcilen ihrer Lange
mit der Schwimmhaut nicht verwachsen, aber mit Haut-
lappchen befetzt find, endlich eine durch ihre Schuppen-
losigkeit hahliche Haut. Von keiner der bisher beschrie-
benen vier Arten kennt man die Lebensgeschichte, ver-
muthet indeffen, dafi sie fich in grofieren und zwar felsi-
gen Tiefen aufhalten und von kleinen Krustenthieren
fich nahren. Der fadenflossige Pelor ist um die Jnsel
Mauritius nicht felten und verdankt seinen Namen den
am oberen Theile die Brustfloffen weit Hervorragenden
Faben. Sein Kops sieht monstros aus, scheint wie aus
Zacken und Lappen zusammengesetzt und erweitert fich
zur trompetenformigen Schnautze. Seine Grundfarbe
ist grau, mit ungleichen und unregelmahigen schwarzen
Marmorirungen und zahlreichen kleinen weifien Punk-
ten, die fich sogar im Jnneren des MauleS finden.
Auswendig hat die Brustfloffe dieselben Farben und
Zeichnungen, inwendig ist fie rosenroth. Die Lange
betragt 6 —8 Zoll.
XIX. Stichling. (Gasterosteus.)
GattungScharakter: Bauchflossen auS ein em
einzigen Stachelstrahle bestehend, ohne Nebenstrahlen;
freie Stachelstrahlen vor der einzigen kurzen Rucken-
flosse. Drei Kiemenstrahlen. Rumpf fchuppenlos, an
den Seiten mit einer Reihe von Platten gepanzert.
I. Der Meerstichling. (Gasterosteus spinachia.) Fig. 2378.
Die Stichlinge sind sammtlich sehr kleine Fische und
leben theils im Meere theils in SuIwassern. Man
konnte sie leicht fur die Jungen irgend einer grofieren
Art nehmen, trugen sie nicht verhalinifimahig sehr grofie
und Harte Flossenstacheln und ein Seitenpanzer, welches
aus einer Reihe groher, eckiger, fester, fteb an den Ran-
dern deckender Platten besteht. Durch ein andereS Kno-
chenpanzer erhalt der Bauch Schutz gegen auhere Ver-
letzungen, und als Massen dienen die auf einen einzel-
nen, aber sehr starken Stachel zuruckgefuhrte Bauchfloffe
und die drei oder mehr scharfen und aufrichtbaren Sta-
cheln, welche vor der Ruckenfloffe stehen. So klein diese
Fische auch sind, so vermogen sie jene Werkzeuge mit
kaum glaublicher Kraft gegen ihre Feinde zu gebrauchen
und reifien damit den kleineren den Bauch formlich auf.
Angriffe groherer Fische furchten sie nicht und bringen,
wenn auch selbst verschlungen, jenen den Tod, indem
sie mittels der schnell aufgerichteten Flossen ihnen die
Wandungen des SchlundeS durchbohren und dort stecken
bleiben. Viele Raubthiere scheinen diese Gefahr zu ken-
nen und Stichlinge nie anzutasten; man sagt, dafi der
Hechl trotz aller Gefrafiigkeit dem gemeinen Stichling
unserer Teiche gegenuber solche Vorficht ube. Unter sich
find diese Fische sehr unvertrfiglich; wirft man eine Zahl
gefangener Teichstichlinge in ein Fafi, so nehmen alS-
bald einige von bestimmten Stellen deffelben Befitz,
schiehen mit Wuth auf jeden los, der unvorstchtig nahe-
kommt, und verfolgen ihn, unter Haufigen Verfuchen zu
Verwundungen, bis tur Ermudung. Ihrer Leidenschaft-
lichkeit giebt ihre Gefrafiigkeit nichts nach. Sie toaren
weit furchtbarere Tyrannen der Geivasser als selbst die
Haie, besafien fie die Grofie und Starke derselben.
Durch das Freffen fremden Laiches mogen fie ben Tei-
chen mehr Schaden zufugen, als man vermuthet; kein
kleineS in ihren Bereich gelangendeS Jnsect entgeht ih-
nen, doch entreifien fie Motten und ahnlichen vor dem
Verschlingen die Flugel. Von den im Meere leben-
ben Arten wirb behauptet, bafi fie nur sehr menige Eier
von sich geben unb biese im Sanbe ber Kuste wie in
einem Neste vergraben, welches vom Meibchen gleich-
sam bewacht wirb. Die grofite Art ist ber Meerstichling,
ber an 6 Zoll lang wirb, schlank unb funfkantig, oben-
her grunlichgelb, unten weifi ist unb auf bem Rucken 15
freie Stacheln tragt. Er ist in ber Ost- unb Norbsee
sehr gemein, geht nicht in bie Flufimunbungen, lebt von
ber Brut ber Fische unb Krustenthiere, wirb nicht ge=
gessen, sonbern zur Dungung ber Felber ober zur Aus-
kochung von Brennol verwenbet unb bisweilen in er-
staunlichen Mengen gefangen.
2. Der gemeine Stichling. (Gasterosteus trachurus.) Fig. 2379.
Diese Art stellt ben kleinsten ber beutschen Sufiwasser-
fische bar, inbem er Hochstens 3 Zoll lang wirb, gemein-
lich aber unter biesem Maafie bleibt. Seine Seiten-
schilber sinb fast knochenhart, bie Seiten bes SchwanzeS
scharf geranbert. Obenher ist er olivengrun, weiter
hinab schon silberig, im reisen Alter am Bauche unb an
ber Kehle rosenroth. Von ben brei Ruckenstacheln uber-
trifft ber mittlere bie anberen an Sånge. Obgleich ber
gemeine Stichling nur menige Eier legt, so vermehrt er
sich boch sehr stark unb erscheint periobisch in Zahlen,
die jeber Berechnung spotten, zwar nicht allein in Tei-
chen, sonbern auch in kleinenLachen, bie vielleicht sogar
bem Austrocknen unterworfen sinb unb sonst keine Fische
beherbergen. Man suhrt ihn bann als Dungemittel auf
bie Felber. Sein Fleisch ist an fich nicht wohlschmeckenb
unb tourbe schon burch bie Seitenplatten beS RumpfeS
unb bie Ruckenstacheln ungeniefibar toerben.
Dritte Familie.
Umberfische.
In ber anfieren Gestalt gleichen bie Umberfische noch
immer ben Barschen, besonbers roegen ber gezahnelten
Nander und der Stacheln bes Vorber- unb Hinterbek-
kels, allein fie entbehren bie am Gaumen unb Hinter-
beckel stehenben, jenen verliehenen Zahne unb haben ba-
bei gemeinlich einen geroolbten Kopf, stuinpfe unb ver-
bickte Schnautze, bei ubrigenS roenig vorstreckbarem
Maule. Der Korper ist immer stitlich zusammengebruckt
unb mit Schuppen bekleibet, bie nicht felten sich uber ei-
nen Theil ber Ruckenfloffe verbreiten. An Artenzahl
steht biese Familie nur toenig hinter berjenigen der
Barsche; sie sthlt keinem Welttheile und begreist vor-
zugSweise viele sehr wohlschmeckende, theilroeiS ansehn-
liche Fische. Einige haben ztoei, andere nur eine Rt'tk-
kenfloffe.
XX. Rabenflsch. (Corvina.)
GattungScharakter: Ztoei Ruckenflossen;
Bauchfloffen unter den Brustfloffen; Steififloffe mit
sehr starken Stacheln. Kiestrn mit einer einzigen Reihe
gleicher, fpitziger Zahne, hinter toelcher mehrere Rei-
hen burstenformiger Zahne stehen; Kinn ohne Bart-
fåben.