Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Ktachetfloffer.
Fisch e.
103
der angeffihrte von allen Beobachtern fruherer Jahrhun-
derte hat tonnen fibersehen werden. Alan findet ihn
zuerst in der franzostschen Jchthyologie, welche Gonan,
Professor zu Montpellier, 1770 Herausgab, nnter dem
Namen des Strumpfbandfisches (Jarretiére) erwahnt.
Spater ist er von Naturforschern Sfidfrankreichs, Si-
ciliens, Portugals und Englands Hfiufig untersucht,
beschrieben und mit verschiedenen Namen belegt worden,
obgleich er fiberall derselbe ist. Seme eigentliche Hei-
math liegt im Mittelmeere und hochstenS noch an den
portugifischen Kusten, benn in England ward er Hochst
selten und meist nach schweren Sturmen todt am User
liegend angetroffen und konnte folglich nur als verun-
glfickter Verirrter gelten. Nach Riffo nahert er stch
im April und Mai den Gestaden der Provence, weilt
in mittleren Tiefen, wo er auch laicht, und wird in
Netzen gefangen. Er schivimmt fiberraschend schnell,
indem er den Kops aus dem Wasser streckt, und wirv
sowohl durch auhere Parastten als durch Eingeweide-
wurmer im hohen Grade geplagt, dennoch aber, da er
weihes, festes und wohlschmeckendes Fleisch besttzt, gern
gegessen. Bei einer Lange von 5 Fuh miht er etwa 6
Zoll in der Hohe und in der Mitte 1 Zoll im Ouer-
durchmeffer; die im Ganzen stlberglfinzende Farbung
schimmert auf dem Rucken in daS Blauliche; auf der
Ruckenflosse steht vorn ein schwarzer Fleck. Die Augen
find sehr groh.
XXXVII. Schwertfisch. (Xiphias.)
Gattungscharakter: Eine einzige verlangerte
Rfickenfloffe; keine Bauchfloffen. Rumpf mit sehr
kleinen Schuppen bekleidet ; Schwanz an den Seiten mit
Knorpelleiste. Keine Zfihne. Oberkiefer schwertfor-
mig verlangert (Fig. 2400.). Sieben Kiemenstrahlen.
I. Der gewøhnliche Schwertfisch. (Xiphias Gladius.)
Fig. 2401. 2402.
Die einzige bekannte Art der Gattung, der gemeine
Schwertfisch, verrath schon durch seinen in allen Spra-
chen AehnlicheS bedeutenden Namen die ihn von allen
bekannten Fischen unlerscheidende merkwurdige Uinge-
staltung eines KsrpertheileS. Abgesehen von dieser
gleicht er im Aeuheren gar sehr ben Thunfischen, Hat
ebenfalls einen spindelsbrmigen Rumpf, oben blaue,
unten silberweihe Farbung, grohe Halbmondfhrmige
Schwanzflosse unb fichelformige Brustflossen. Er er-
reicht eine sehr bedeutenbe Lange, wie man sagt sogar
20 Fuh, bietet aber tein ehbareS Fleisch unb wirb theils
bes Vergnfigens wegen, theils auch barum verfolgt,
well er ein gefahrlicher Feinb der Thunfische sein und
viele derselben vertilgen soll. Im Mittelmeere scheint
er nirgendS zu fehlen und war daher schon den Alten
wohl bekannt, indessen beschrankt er fich nicht auf dieseS
engere Gebiet, sondern dringt durch die Strahe von
Gibraltar in den atlantischen Ocean, wo er fich dann
nordlich oder sudlich wendet und, statt seinen Meg gerade
nach Westen fortzusetzen, auf der einen Seite bis an die
Spitze Sudafrika's, auf der anderen bis in die Nordsee
und sogar in die Ostsee vordringt. Der euglische See-
fahrer Beecheh begegnete ihm einmal im grohen Ocean
nahe bei der Osterinsel. Im Norden gehort er gerade
nicht zu den Seltenheiten; man hat ihn an vielen Or-
ten der englischen Kuste gefangen, und 1834 ward ein 10
Fuh langes Jndividuum an die schottische Kuste gewor-
fen. Ein bei Worcester im Severn badender Mann
empfing von einem spfiterhin erlegten eine todtliche
Wunde. Ueberhaupt scheint der Schwertfisch, von
einer Art blinder Wuth getrieben, alle fich bewegenden
Gegenstanbe anzufallen oder, wie Manche meinen,
durch parafitische Thiere in Verzweiflung gebracht, stie-
hend anzurennen. Sogar an Schiffen versucht er die
Gewalt seiner Maffe. In vielen Sammlungen werden
Pfosten der auheren Bekleidung und sogar Rippen von
Schiffen aufbewahrt, bie , wie ber abgebrochene unb
steckengebliebene Theil beS Oberkiefers beweist, von
bem Schwertfische burchbohrt wurben. Im britischen
Museum befinbet fich ein aus bem Boben eines grohen
JnbienfahrerS ausgesagtes Stuck Holz, welches in sener
Art burchstohen worben war, unb in ber Adelaide-Ga-
lerie in Lonbon bewahrt man ein anberes (Fig. 2403.),
welches auS ber mit Kupferplatte uberzogenen Sugeren
Pfoste unb einer Rippe bes SchiffSkorpers besteht. V.
C. Smith erzahlt in seiner 1833 erschienenen Geschichte
ber Fische von Massachussets ahnliche Falle; als 1725
bas von ber Guineakfiste heimkehrenbe britische Kriegs-
schiff Leoparb einer AuSbefferung unterworfen warb,
fanb man in ber Seite besselben ein solches abgebroche-
nes Schwert, welches bie auhere zolldicke Verschaalung,
bann eine breizollige Pfoste burchbohrt unb endlich noch
4% Zoll tief in eine Rippe eingebrungen war. Einen
noch fiberraschenberen Beleg ber ungeheueren Starte bes
Stohes erhielt man 1827 zu Plymouth in ben Ver.
Staaten ; in ber Seite eines vom Sfibseewalfischfange
wiebergetehrten Schiffes entbeckle man ein abgebrochenes
Schivert, welches nicht allein burch bie Verschaalung unb
eine breizollige eichene Pfoste, sonbern auch burch ein
12 Zoll bickes Schiffsknie gebrungen unb enblich noch
ben Boben eines Thranfasses burchbohrt Hatte. Ein
Gluck ist es, bah burch ben Heftigen Stoh sener Knochen
entweber abbricht ober vom Fische, ber stch vermuthlich
selbst tobtet, nicht Herausgezogen werben fann, sonbern
bie Oeffnung genau verschlieht. Ein Leck von solcher
Grohe wurbe, zumal wenn eS an einer unzuganglichen
Stelle entstanden, hinreichen, um bas Schiff zuin Lin-
ken zu bringen. Dah Schwertfische bieseS Schicksal
uber leicht gebauete Schiffe unb Bote mehrmals gebracht,
kann alS gerichtlich bewiesen angesehen werben. Die
Alten kannlen, wie aus Plinius hervorgeht, biese Ge-
fahr unb furchleten fie mehr, als fie verbient. Zu be-
merken mag es inbeffen sein, dah die von Schiffen im
indischen und grohen Oceane erlittenen Verletzungen
nicht von dem gemeinen Schwertfisch herrfihren, son-
dern von besonderen Arten (X.indicus, X. americanus),
die erst in neueren Zeiten unterschieden wurden oder jetzt
in einer eigenen Gattung (Hisliophorus) zusammenste-
Hen , die burch schmfichligeren Bau, hauptsachlich aber
burch bie sehr grohe, im Halbkreise ausgespannteRficken-
floffe stch unterscheibet. Der gemeine Schwertfisch soll
stets in Paaren herumstreifen unb surchtsam unb vor-
fichtig sein. Wahrscheinlich wfirbe also sein Ziisarn-
mentreffen mit Schiffen burch Zufall entstehen. Gefan-
gen wirb er weniger Haufig, als man voraussetzen mochte,
unb in ber Regel fallen nur Junge von 2—20 Pfunb
Gewicht ben Fischern bes MittelmeereS in bie Hande.
Der Fang gleicht in sehr verkleinertem Maahstabe bem-
jenigen ber Walfische unb geschieht burch Harpuniren.
Ost muh man ben Fisch einige Stunben verfolgen, ehe
er ermattet unb in baS Boot gezogen werben kann. Die
alte Geschichte, bah er mit Thunfischen unb Walen in
ununterbrochenem Kriege lebe, wirb, wenigstenS was
bie ersteren angeht, setzt ffir unrichtig erklart, Hingegen
erzahlt ein englischer Seemann, Crow, in einem vor
einigen Jahren erschienenen Werke, bah er in ber Nahe
der Hebriden Zeuge eines erbitterten Kampfes zwischen
mehreren Schwertfischen und einem Mal gewesen und
der endliche Sieg sener ziemlich ficher geschienen Habe.
Hunger kann biesen Kampf nicht veranlaht Haben, in-
bem ber Schwertfisch vermoge bes Baues seiner Kiefern
Fleischftficken abzureihen nicht vermag unb, wie Ilnter-
suchungen beS Magens bewiesen, nur kleinere Fische unb
zumal Calmare unzertheilt verschlingt. DaS Fleisch
ber jfingeren ist weih, zart unb schmackhaft unb wirb
in Genua, Nizza u. s. w. gegessen, basjenige ber al-
teren besttzt gegentheilige Eigenschaften. Man verkauft
es ausgehauen nach bem Gewichte unb salzt eS auch ein.
Ausgewachsen miht ber Schwertfisch 15 — 18 Fuh unb
kann fiber 400 Pfunb wiegen. Im reifen Alter (Fig.
2401.) besttzt er nur ben vorberen unb Hintersten Theil
der Rfickenstoffe, bie in ber Jugend (Fig. 2402.) fiber
ben ganzen Rficken fortlauft. Die Haut ist fiberall
rauh, ber Kiemenbeckel jeboch glatt, bie Seitenlinie
kanin fichlbar, ber Schwanz mit seitlicher Hautfalte ein-
gefaht, bie Oberseite schwarzlich-blau, bie Unterseite
schsn filberweih.
XXXVIII. Stachelmakrele. (Notacanthus.)
Gattungscharakter: Vorbere Rfickenstoffe in
kurze, freie Stacheln aufgeldst, hintere fehlenb. Bauch-
flossen weit hinter ben Bruslstoffen. Afterflosse sehr
lang, mit ber Schwanzflosse verwachsen. Korper sehr
lang, schmal, zusammengedrfickt.
1. Die arktische Stachelmakrele. (Notacanthus nasus.)
Fig. 2404.
Wie auherorbentlich selten bieser Fisch sei, geht
schon aus ber Thatsache hervor, bah es Cuvier nicht
nur unmLglich geblieben, stch ein Eremplar zu ver-
schaffen, sonbern, bah sogar seine wahre Heimath
nicht ganz genau bekannt ist. Dah er im hohen Norben
lebe, scheint allein festzustehen; wie weit verbreitet
er bort sei, weih man nicht. Zebenfalls gerath er
fiberauS selten in Befitz ber Eingeborenen sener Gegen-
ben, benn zur Zeit FabriciuS' kannte kein GrLnlanber
bas Eremplar, welches in ber Nahe eineS burch bie Eis-
becke eines Flusses gehauenen Loches gefunben warb.
Faber, ber fleihige Forscher im Gebiete ber Hochnorbi-
schen Zoologie, gab stch umsonst alle Mfihe, um einen
bieser Fische in Island zu erhalten. In Gestalt ent-
fernt er stch von anderen Makrelen und nahert stch so
sehr den Bandfischen, bah es eben barum passenb schien,
ihn an diesem Orte abzubilden, wenn eS auch unrnog-
lich ist, irgenb mehr als Beschreibung des Aeuheren
Hinzuzusetzen. Der Karper miht zwolfmal mehr in ber
Lange alS in ber Hohe unb spitzt stch gegen ben Schwanz
langsam zu; bie Nase ist vorn senkrecht adgestutzt, ber
Oberkiefer mit einsacher, ber Unterkiefer mit vierfacher
Zahnreihe versehen, bie Afterflosse burch grohe Lange
ausgezeichnet. Die Farbung ist wahrscheinlich oben-
her blfiulich; ob bie buiikleren Flecke burch unvollkom-
mene Aufbewahrung in Meingeist entstanben ober
wirklich braun flnb, wie ste Bloch abbilbete, kann Nie-
manb entscheiben. Die Lange betragt gegen 2% Fuh.
XXXIX. Stocker. (Caranx.)
Gattungscharakter: Zwei getrennte Rficken-
floffen, vor ber ersten ein liegenberStachel; Bauchflos-
sen unter ben Brustflossen; zwei freie Stacheln vor ber
Afterflosse. Seitenlinie mit gekielten Schuppen beklei-
bet. Kfirpergestalt gewhhulich.
1. Ter gemeine Stocker. (Caranx trachurus.) Fig. 2405.
Durch bie schmalen, aber hohen unb in ber Mitte
scharf gekielten Schuppen, welche bie Seitenlinie vom
Kopfe bis zum Schwanze bekleiben, erhalt nicht allein
biese Gattung, sonbern eine ganze Gruppe ber Makrelen
einen leicht bemerkbaren Charakter. Der fibrige Kar-
per besttzt wie gewohnlich meist nur kleine Schuppen.
Die Gattung Stocker wirb in allen Melttheilen burch
besonbere Arten vertreten; bie gemeine europfiische
finbet stch von Danzig bis Mabeira, von ben canarischen
Jnseln bis nach ben Orcaben unb zwar in Mengen, bie
nach Zahlen schwer zu berechnen sein wfirben. Sie
verbringt ben Winter in grohen Tiefen unb kommt An-
fang Mai's ober noch frfiher an bie Kfisten, meist in
Zfigen, bie an Dichtigkeit sene ber Wanbernben Heringe
weit fibertreffen. An ber Kfiste von Jrlanb erschien im
Juli 1834 an einem Abenbe bas Meer wie in Gahrung
begriffen; soweit bas Auge reichte, erblickte man Stocker,
bie fich brangten; Personen, welche auf weiter hinauS-
reichenben Felsen stanben, brauchten nur bie Hanb in
vas Masser zu versenken, um burch plotzlichen Schlag
brei ober vier Fische Herauszuschleubern, unb Babenbe
ffihlten fich von biesen nach allen Seiten berfihrt. Ge-
wohnliche Netze riffen unter der Last der gefangenen,
Wahrenb in jeder Masche eines Heringsnetzes ein Fisch
hing. Der Zug dauerte eine volle Moche und schien