Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
Mit 492 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
110
Fisch e.
Lrfte Ordnung.
langgestreckten, von beiden Seiten sehr starkzusammenge-
druckten und daher bandfhrmigen Gestalt, den sehr klei-
nen Schuppen, der sehr langen Ruckenflosse und der
Stellung der sehr unvollkommenen Bauchstossen an der
Kehle. Die Annaherung an die Familie der Makrelen
laht fich nicht verkennen, und zweckmahiger wurde eS
sein, alle Bandfischc entweder mit jener zu vereinigen,
oder die abgetrennten Gattungen ihnen wieder zuzuge-
sellen, denn in ihrem gegenwartigen zerrissenen Zustande
erscheint diese Familie nicht Haltbar. Jhr Umfang ist
ubrigenS ziemlich gering, indessen kann sie, je nachdem
der Mund weit gespalten oder eng ist, in zwei Abthei-
lungen zerfållt werden. Zu den ersten derselben geho-
ren die Sensenfische (Trachyptcrus) und die Racktfische
(Gymnetrus), zu der zweiten die nachstfolgende Gat-
tung.
XLVII. Lophotes. (Lophotes.)
Gattungscharakter: Ruckenflosse vom Kopfe
bis zum Schwanze reichend, niedrig, fast ganz aus ein-
fachen Strahlen bestehend; Schwanz- und Afterflosse
sehr klein; Bauchstossen sehr klein, durch vier oder funf
kurze Strahlen angedeutet. Kops vorn mit schneiden-
der Leiste, auf deren Hhhe ein langer, gebogencr, spitzi-
ger Stachel steht.
I. Lacépéde's Lophotes. (Lophotes cepedianus.) Fig. 2415.
Man verdankt die ersten Nachrichten uber diesen eden
so feltenen als schonen Fisch dem turiner Naturforscher
Giorna, dem 1803 ein getrockneteS, schlecht erhaltenes,
an den Flofsen verstummeltes Eremplar in die Hande
stel. Die Beschreibung konnte daher nicht anders alS
ulangelhaft sein, und selbst die eigentliche Heimath blieb
unbekannt, bis im Juni 1813 im Golf von Genua ein
zweites Eremplar gefangen und an Cuvier gesendet
ward. Auch ihm fehlte ein groher Theil des sonder-
baren StirnhorneS. Gegen 1832 erhielt Bonelli in
Turin einen dritten LophoteS von Sardinien; ein vier-
ter unbekannten Ursprungs wird in London aufbewahrt.
Schon aus dieser sehr geringen Zahl der in Sammlun-
gen vorhandenen Jndividuen niuy man auf die grohe
Seltenheit diefeS FischeS schliehen. Er bewohnt, soviel
man weih, nur das Mittelmeer und lebt wahrscheinlich
in grohen, den gemohnlichen Fischern unzuganglichen
Tiefen; Risso hat wahrend vieler Jahre nur einmal seinc
zcrschellten Reste am Strande gefunden, und vonden vier
bekannten Eremplaren schcinen drei todt angespult Wor-
den zu sein. Nachrichten uber seine Naturgeschichte feh-
len folglich ganz, und uber den inneren Bau konnte nur
Viviani in Genua einige durskige Untersuchungen an-
stellen. Die Lange betragt gegen 4 Fuh, die Haut ist
glatt, ohne sichtbare Schuppen, die Farbung durchaus
stlbergrau; die Seitenlinie deutlich und aus dunnen
Rohren zusammengesctzt. Der Vorderkopf tragt einen
hohen Knochenkamm, auf welchem ein langer Stachel
fich erhebt, den man fur den vordersten Strahl der
Ruckenflosse halten kann, und der an seinem Hinteren
Rande mit einer Verlangerung der Ruckenflossenhaut
eingefaht ist. Brust,- Schwanz- und Afterflossen find
sehr klein und schwach und wie die Ruckenflosse nur
durch nachgiebige Strahlen gestutzt.
Neuirte Familie.
Landkriecher.
Unter den Fischen giebt es einige, welche, wie schon
oben (S. 85. Sp. 2.) angedeutet worden, durch die
mit dem Begriffe ihrer sonstigenEigenthumlichkeiten kaum
vereinbare Fahigkeit, auher dem Wasser longere Zeit
zu leben, fich auszeichnen. Bei einigen kann diese die
Folge sehr enger Kiemenspalten sein, bei anderen beruht
fie auf einem besonderen Baue und Lage der Schlund-
knochen. Die in letzterer Weise organifirten Fische dil-
den eine Familie, die zwar im Aeuheren keine allgemeine
Phystognomie besttzt, deren Glieder aber durch wichtige
physiologische Charaktere ubereinkommen. Die Weseut-
lichsten der letzteren bestehen in gewissen vielkammerigen,
kleinen, unter einander verbundenen Hohlen, welche
durch den etwas gewundenen und mit zahlreichen Blåt-
tern besetzten oberen Theil der Schlundknochen Hervor-
gebracht und vom Kiemendeckel abgeschlossen werden und
eine gewisse Menge Wasser aufnehmen und bewahren
konnen. (Fig.2416.2418.) Jndem dieses nur sehr lang-
sam verdunstet, erhålt eS die Kiemen geraume Zeit
seucht, verhindert folglich Unterbrechung des BlutlaufeS
und befsthigt solche Fische, auherhalb deS WasserS zu
verweilen. Es machen diese von ihrem Vorrechte weit
Haufiger Gebrauch, als man gemeinhin annimmt, was
schon die Alten gewuht, wahrend die Neueren gewisser-
maahen erst in unseren Tagen diese Thatsache wieder-
entdeckt haben. Die sogenannten Landkriecher vermo-
gen aus dem trockenen Boden fich bis zu ziemlichen Ent-
fernungen fortzuarbeiten und finden dabei in den meist
sehr starken ersten Strahlen der Brustflosse Unterstuz-
zung. Eine irgend ansehnliche Grohe erlangen sie nie-
mals und leben sammtlich in den Fluffen und Meeren
Indiens und Sudafrika's. Sie kommen uberein durch
grohen, dicken und stumpfen Kopf und oblongen, mit
grohen Schuppen bekleideten Korper.
XLVIII, jiletterfisch. (Anabas.)
GattungScharakter: Keine Gaumenzahne,
Bauchfloffeu gewohnlich, in Faden nicht verlangert.
Vorderdeckel ganzrandig; Hinterdeckel gezahnelt.
I. Der gewohnliche Kletterfisch. (Anabas scandens.)
Fig. 2416 2417.
Wenn schon die Organisation der Kletterfische ganz
geeignet ist, die Aufmerksamkeit der Zoologen in An-
spruch zu nehmen, so gilt Dieses nicht minder von den
fie betreffenden Erzahlungen mancher Reisenden. Zwei
in dSnischen Diensten auf Tranguebar stehende Beob-
achter, Daldorf und der Missionar John, beschrieben
zugleich und zwar gegen Ende deS vorigen Jahrhunderts
die Wanderungen jenes Fisches, welcher nicht allein
stundenlang im trockenen Sande fich herumtreiben, aus
einem eingetrockneten Teiche nach einem andern uber
Land hinziehen, sondern sogar auf Palmen zu kletteru
versuchen sollte. John setzle Hinzu, dah sein tamuli-
scher Name Pannei-eri Baumkletterer bedeute. Rein-
wardt, der auf Java diesen Fisch haufig fing, verfichert,
dah er von den Landreisen deffelben nie Zeuge gewesen
sei, und dah auch die Eingeborenen von ihnen keine
Kenntnih hætten. Leschenault und andere neuere Rei-
sende stimmen bei, und Hamilton Buchanan geht in sei-
ner Geschichte der Fische deS Ganges noch weiter, wo
nicht zu weit, indeni er nicht allein jene Angaben fur
vollig unwahr oder aus einer Tauschung entstanden er-
klart, sondern auch den Aufenthalt eineS Fisches auf dem
Lande als einen Widerspruch gegen alle narurlichen Ge-
setze erklart. Die Fahigkeit, geraume Zeit auher dem
Wasser zu leben, hat indessen noch kein Beobachter dem
Kletterfisch abgestritten, vielmehr leidet eS keinen Zwei-
fel, dah derselbe in flachen, leicht austrocknenden Sum-
pfen von Bengalen seinen eigentlichen Wohnort Habe,
dah er denselben wirklich niit passendcrem zu vertauschen
strebe oder doch im feuchten Schlamme verborgen fort-
lebe, und dah man ihn, namentlich auS den Morasten
von Bazor, 150 Stunden weit, in wasserlosen Gefahen
nach Calcutta bringe, wo er von Gauklern gern gekauft
wird, weil das Volk glaubt, er falle vom Hhnmel. In
Bengalen heiht er Col, auf der Kufte von Coromandel
Pannei-eri, in Tranguebar Sennal. Dah er in Java
gemein sein musse, geht schon darauS Hervor, dah ihn
Naturalienhandler von bort in grvherer Zahl erhalten,
so dah er keiner ansehnlichen Sammlung fehlt; auch
auf Celebes und Manila ist er gefunden worden. Er
sofl nicht ehbar sein Wegen deS anhångenden Moderge-
rucheS, wird 8 — 10 Zoll lang, ist obenher grun, un-
ten gelblich, bisweilen oben braungrun und um die
Schnautze weihlich; die Rucken- und Afterflosse find
violett, Bauch- und Brustflossen rothlich, die Schwanz-
floffe ist grun, die Iris roth. Das Gebih besteht
auS burstenfhrmigen Zahnen.
XI.IX. Gorami. (Osphromenus.)
GattungScharakter: Keine Gaumenzahne.
Bauchstossen in lange Såten auSlaufend. Zahnelun-
gen des Vorderdeckels kaum unterscheidbar.
1. Der gemeint ®"ramL (Osphromenus olfax.)
Fig. 2418. 241!).
Commerson gab diesem von ihm entdeckten Fische
einen svstematischen, auS dem Griechischen entnomme-
nen Nanren, der auf ein besonders starkeS Riechverms-
gen Hindeuten sollte, weil er die wunderlich durcheinan-
der gewundenen Blattchen der Schlundknochen fur Ge-
ruchsorgane ansehen zu mussen glaubte. Dah durch
spatere Forschung diese Annahme keineSweges gerecht-
sertigt worden, durfte nicht der Bersicherung bedurfen.
Der Gorami ubertrifft nicht allein alle ubrige Berwandte
durch ansehnliche Grohe, sondern auch durch den Wohl-
geschmack seines reichlichen Fleisches. Dupetit-ThouarS
sah ost Eremplare von 20 Pfund Gewicht, stimurt aber
Commerson nicht bei, der geradezu erklart, nie, Weder
unter Suhwasser- noch Meeresfischen, etwas Bortress-
licheres gegessen zu haben. Die Hollander um Bata-
via mogen derselben Anficht sein, benn sie Halten Gora-
miS in grohen irdenen Gefahen, erneuern zwar daS
Wasser taglich, futtern jene aber nur mit Wasserpflan-
zen, namentlich der uber beide Halbkugeln verbreiteten
Pistia natans. Dupetit-ThouarS fand nicht nur, dah
die nach Ile de France verfetzten besonders schmack-
haft waren, sondern bemerkte auch, bah sie gierig die
ekelhasten Ausstusse einer nahen Cloake verzehrten,
wahrend fie von Commerson fur Pstanzenfresser erklart
werden, in deren sehr langem und vielsach gemundenem
Darme nie etwas Ankeres als wohlgekauete Krauter ge-
funden wurden. Es sind manche Versuche der Ver-
pflanzung nach anderen Colonien gemacht worden.
Eigentlich Heimisch soli der Gorami nur in China sein,
von wo er uber Batavia nach Mauritius gelangle. Auf
dieser Jnsel ward er zu einem genreinen Teichsische
und endlich zu einem vollig wilden und sich wohlbefin-
denden Fluhfische. Auch nach Indien und Cayenne ist
er gebracht worden. Die letztere Colonie verdankt ihn
dem Capitain Philibert, welcher von der franzosischen
Regierung ausgesandt worden war, um allerlei ostliche
Thiere und Pflanzen nach Amerika zu bringen, und von
100 in Mauritius eingeschifften Goramis wåhrend der
Reise nur 23 verlor. Bestatigt es fich, dah jener Fisch
wirklich aus China stamme, so durfte eS auch nicht un-
moglich sein, ihn im sudlicheren Europa gleichfallS
einheimisch zu machen. Seine Sitten find zwar unbe-
kannt, verdienen aber um so mehr genaue Erfor-
schung, da sie eigenthumlich zu sein scheinen; die Weib-
chen sollen in den hohen Ufern der Teiche, in welchen
fie gehalten Werden, Gruben aushohlen, um ihre Eier
unterzubringen. Ausgewachsene Jndividuen sollen bis-
weilen an 6 Fuh, in der Regel aber 4 Fuh messen; der
Kdrper ist hoch und zusammengedruckt, der Kopf kur;,
die Schnautze spitzig, die Unterkinnlade vorstehend,
daS Gebih burftensormig, die Kiemenspalte weit, die
Kiemenhaut sechsstrahlig; die Ruckenflosse entspringt
hinter der Brustflosse und gegenuber der langen After-
flosse, ber zweite Strahl der Bauchstossen verlångert fich
zu einem uber den Schwanz Hinausreichenden Faden.
Die Bekleidung besteht auS sehr grohen, in der Mitte
silberfarbigen, mit breitem, rothbraunen Rande einge-
fahten Schuppen; Kopf, Rucken und alle Flossen sind
dunkel rothbraun.
L. Schlailgenkopsfisch. (Ophiocephalus.)
Gattungscharakter: Gaumenzåhne vorhan-
den. Bauckflosse gewohnlich; einfache Rucken- und
Afterflosse sehr lang. Korper sehr verlångert, fast ch-