ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Zweite Ordnung. Weichsloffer. Fisch e. 115 Lebensart ist unbekannt. Von einer ahnlichen afiati- schen Species weih man, dah ste von Fischlaich und kleinen Wurmern stch nahre. LXVI. Pfeifenfisch. (Fistularia.) Gattungscharakter: Rumpf langgestreckt, cy- lindrisch. Ruckenflosse einfach, sehr weit nach Hinten und uber der Asterflosse stehend, ohne vordere frcic Sta- chelstrahlen. Kleine Zahne. 1. Der gemcine Pfeifenfisch. (Fistularia Tabacaria.) gig. 2445. Jm Ganzen besitzen die Pfeifenfische mit der vorher- gehenden Gattung viele Aehnlichkeit, allein ste unter- schciden stch zur Genuge durch die angegebenen Kennzei- chen. Der Rumpf erscheint weit mehr cylindrisch und verlauft unmerklich in den langen und dunnen Schwanz, ver wiederum in eine sehr lange, fischbeinartige, ela- stische und dunne Borste stch verlangert. Der vier- kantige Kopf betragt ziemlich den dritten Theil der ganzen KLrpcrlange, der Zwischenkiefer und die Unter- kinnladen tragen zahlreiche kleine Zahne. Dicht vor den mit breiter silberfarbener Iris versehenen Augen stehen die Nasenlocher, die weite Kiemcnspalte schlieht eine siebenstrahlige Kiemenhaut. Die Schwimmblase, welche bei den nahe vcrwandten Trompetenfischen bedeu- tenden Umfang erlangt, bleibt in dieser Gattung sehr klein, und die Schuppen zu unterscheiden vermag man nur durch Hilfe des Glases. Mit Sicherheit kennt man nur eine Species der Gattung, die aber von Sud- carolina bis Riv Janeiro uberall an den Kusten gemein ist. Wie ste lebt, weih mandennoch nicht; dah ste von sehr kleinen Krustern und Fischen stch nahre, beweist der Jnhalt ihres Magens. Sie ist so mager, dah Niemand ste essen mag, wird gegen 3 Fuh lang und ist obenher braun, an den Seiten weistlich, braun gefleckt, an den Flossen hochroth. Iweite Vr-unng. Weichflosser. Die zweite grohe Abtheilung der Fische unterscheidet stch von der ersten durch den Bau ihrer Flossen. Wah- rend bei den Stachelflofsern mehr oder minder zahl- reiche, aus einem Stuck bestehende, Harte und meist scharfspitzige Strahlen die Membran der Ruckenflosse ausspannen, findet stch in der Ruckenflosse der Fische der zweiten Ordnung nur ein einziger, ganz vorn ste- Hender Stachelstrahl; alle ubrigen Strahlen find quer- uber gegliedert, biegsam, an der Spitze astig getheilt oder auch einfach. In manchen Fallen kbnnen die ein- zelnen Stucke, aus welchen solche Strahlen bestehen, so lang und stark sein, dah das Kennzeichen der Bieg- samkeit verloren geht und die Flosse dieselbe Wider- standSfahigkeit erhalt, wie jene der Fische erster Ord- nung. Die Weichflosser bilden eine nicht minder um- fangliche Gruppe als die Stachelflosser und zerfallen in Familien, die jedoch in einander mannigfach ubergehen und daher die Entwerfung eines Gesammtbildes sehr erschweren. Jhre allgemeinere Eintheilung in die Unter- ordnungen beruht auf dem Vorhandensein und der Stel- lung der Bauchflossen zu den Brustfloffen. Erste Unterordnung. Aauchwcichsloffcr. Die Bauchflossen stehen Hinter den Brustflossen am Bauche, der Korper ist meist regelmahig gestaltet und mit glatten Schuppen, seltener mit knochigen Schildern bekleidet, das Gebih verschieden. Erste Familie. Karpfen. Die Karpfen haben eine regelmahige Gestalt, mittel- grohe, gleichfbrmig gebildete Schuppen, hinter der Ruckenflosse keine strahlenlosen Hautlappchen oder soge- nannte Fettflossen, ein kleineS Maul, meist zahnlose, seltener mit Zahnen versehene Kiefern, eine ganz vom Zwischenkiefer gebildete Oberkinnlade, zum Theil einen vorderen Stachelstrahl in der Rucken- und Afterflosse, eine grohe und durch fibrose Wandungen ausgezeichnete Schwimmblase, langen, engen, vielfach gewundenen Darm und grohe Leber. Lebhaste und bunte Farbung ist ihnen im Ganzen minder ertheilt worden als Sta- chelflossern. Sie bewohnen die Suhwasser des ganzen Erdkreises, einige gehen bis in das Brakwaffer groher Fluhmundungen hinab, konnen aber als eigentliche See- fische nicht gelten. Die meisten besttzt Asten und Eu- ropa, viele leben in Nordamerika, die wenigsten in Afrika und dem tropischen Amerika. Unter allen Fischen stnd die Karpfen die wenigst fleischfressenden, denn nur einige fallen andere, immer kleine Fische an, wahrend vie Mehrzahl von pflanzlichen oder uberhaupt von or- ganischen in Zersetzung ubergegangenen Stoffen stch nahrt und daher auch ansehnliche Mengen von Schlamm ver- zehrt, der immer an organischen Zusatzen reich ist. Meh- rere der in kalteren Breiten lebenden Arten verfallen in eine Art von Winterschlaf und ziehen stch gesellig in Hohlen der Nfer oder unter die Wurzeln der Uferbaume zuruck. Die gemeine Barbe und einige andere vermo- gen unter dem Waffer einen dumpfen Ton Hervorzubrin- gen, der durch aufsteigende Luftblasen nicht begleitet und daher in gewohnlicher Art nicht zu erklLren ist. Unter allen Fischen eignen stch die Karpfen am Meisten zur kunstlichen Zucht, denn die Erfahrung hat bewiesen, dah abgesehen von den Arten, die in Europa seit sehr entlegenen Zei- ten in Teichen gehalten werden, auch manche der nord- amerikanischen und asiatischen ohne Schwierigkeit an jene Halbe Gefangenschaft stch gewohnen und in ihr fortpflanzen. Fast alle Karpfenfische sind ehbar, manche auSgezeichnet durch Weihe und Zartheit ihreS Fleisches. Gewiffe Gattungen bestehen nur aus kleinen Arten, in andern ist eine Khrperlange von 3 Fuh gerade nicht bei- spiellos. I. Karpfen. (Cyprinus.) Gattungscharakter: Korper dick, zusammenge- druckt, grohschuppig. Eine einzige sehr lange Rucken- flosse, mit einem sehr starken, gezahnelten Stachel- strahl; Schwanzflosse gabelfdrmig. Maul klein; Lippen fleischig; Kiefern zahnloS; Schlundknochen mit auf der Krone flachen und gefurchten Zahnen besetzt. 1. Der gemeine Karpfen. (Cyprinus carpio.) Sig. 2440. Schon AristoteleS und Plinius gedenken diefeS Fi- sches, der indessen im Alterthume nicht vasselbe Anse- hen genossen zu haben scheint wie Heutzutage. Seine Versetzung und Erziehung in besonderen Teichen schreibt solglich aus neueren Zeiten stch her, ward aber schon zu Anfange des 16. Jahrhunderts methodisch betrieben. Wilv lebt er in den meisten Seen und Flussen unseres Welttheiles, mehr jedoch in den milderen Landern des- selben als im Norden oder in dem auhersten Suden. Zu- mal vertragt er anhaltende Kalte nicht, soll schon in Schwcden nie so groh werden wie in Deutschland und in vielen Gegenden des nordlicheren RuhlandS noch Hente unbekannt sein. Er gedeiht besser im Hstlichen als westlichen Europa, bleibt in Frankreich sehr mit- telmahig und erlangt hochste Vollkommenheit in den Landern jenseits der Elbe und Oder sowie in Oester- reich. In der Volga und im Dniester soll er oft 3—5 Fuh in der Lange messen; Bloch gibt das Gewicht meh- rerer beruhmt gewordenen Karpfen an, unter welchen ein auS der Neumark stammender, Friedrich dem Gro- hen ubersendeter, von 38 Pfund, noch keiner der be- deutendsten war. Andere sollen ziemlich daS Doppelte gewogen haben. In Schweden ward der Karpfen auS Deutschland im 17. Jahrhundert, in England vor 1496 eingefuhrt, gedeiht aber nur im letzteren Lande; nach Petersburg bringt man ihn aus Preuhen in besonders eingerichteten Schiffen seit 1729, vermag aber nicht ihn bort einheimisch zu machen. Dah er im caspischen See, im sudlichen Siberien, in China und sogar in Japan lebe, kann als bewiesen angesehen werden; die Ver- suche, ihn nach Cahenne und anderen tropischen Colo- nien zu versetzen, find nicht gelungen. Die Fische, die man auf Mauritius unter seinem Namen in Teichen HLlt, gehoren underen aus China stammenden Arten an. In Deutschland wird der Karpfen sowohl in Flus- sen als in Seen und Teichen gefangen, er vermeidet schnell stromende Gewaffer und pflanzt in stehenden stch am Reichlichsten fort. Seine Fruchtbarkeit ist uberhaupt sehr groh. Bloch sand 600,000 Eier im Laich eines Weibchens und Schneider sogar 700,000 Eier in einem anderen 1O Pfund schweren. Die Laichzeit fallt auf Ende Mai und die erste Helste Juni's, doch scheint ihr Eintritt einigermaahen von der eben Herrschenden Wit- terung und von der Beschuffenheit des WasserS abzu- Hangen. In Schouland vermehren die aus England gebrachtcn Karpfen stellenweis stch gar nicht, auf dem Continent hingegen bisweilen so stark, dah die Brut aus Mangel an Raum und Nahrung umkommt. Der Laich wird an Orten abgesctzt, wo Graser und andere Pflan- zen die Wafferflache uberragen, und daS Geschaft mit einigem Larm vorgenommen. Jnsectenlarven, Wurmer und die weicheren Theile der Wasserpflanzen sowie schwarzer Teichschlamm bilden dieNahrung. Jedermann weih, wie leicht Karpfen dahin zu gewohnen stnd, an bestimmten Orten eineS Teiches ihr Futter in Empfang zu nehmen, und wie der Anblick eineS am Ufer stehen- den Menschen sie da, wo ihnen haufig etwaS zugewor- fen wird, Herbeilockt. Sie find uberhaupt nicht so stumpfsinnig wie viele andere Fische, entdecken leicht das Netz und vermeiden eS, indem sie den Kopf in den Schlamm versenken, entkommen wohl auch durch Sprunge, die ste fast so gut wie Lachse und zwar bis 4 Fuh Hohe auSzufuhren vermogen. Sie wachsen lang- sam, konnen ein betrachtliches Alter erreichen und be- sitzen eine so grohe Lebenszahigkeit, dah sie, in naffes Moos gepackt, tagelang auher dem Wasser bauern und in diesem Zustande mit Brod, welches in Milch einge- weicht worden, fich futtern lassen. Jm Winter verfal- len sie in einen lethargischen Zustand und vergraben stch im Schlamme oder in Uferhohlen; fur die Tafel find sie eigentlich nur in den Sommermonaten geeignet; im hoheren Alter von 15 — 20 Jahren stehend, sollen sie zu jeder Jahreszeit schlechtes Fleisch haben. Ueber ihre Schmackhaftigkeit herrschen uberhaupt nicht uberall gleiche Ansichten, mindestens erfordern sie eine kunstli- chere und sorgfaltigere Zubereitung als die meisten an- deren Suhwasserfische und werden, unter anderen in England, geringer geachtet als die Schleihen. Eittge- weidewurmer plagen sie allerdings nicht sehr, allein sie sind gewissen epidemischen Hautkrankheiten ausgesetzt, die ihren Anblick ekelhaft machen, und werden leicht von dem Geruche sumpfiger und schlecht gehaltenerTeiche durchdrungen. In einigen Gegenden Deutschlands, zu- mal in Preuhen, wird ihre Zucht im Grohen und mit bedeutendem Portheil betrieben und hierdurch die Teich- wirthschaft zu einem wichtigen und Kenntniffe voraus- setzenden Zweige der Oekonomie erhoben. Gleich allen der Cultur unterworfenen Thieren andert der Karpfen ab hinfichtlich der Grohe und Farbung und, wenn auch seltener, in den Umrissen des KopfeS. Gewohnlich ist er blLulich olivengrun, an den Seiten gelblich gelarbt, tragt am Oberkiefer vier kurze Bartel und Hat in der Ruckenflosse zwei starke Stachelstrahlen, von welchen der zweite grdher und am Hinterrande scharf gesagt ist; 15 *