ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
122 Fisch e. Lwcitc Orbnung. beginnt inbeflen, von ungewohnlich mildem Wetter be- gunstigt, bisweilen um 2Wochen fruher. Abgesetzt wird der Laich an seichten mit Rohr bewachsenen Stellen. Die Fruchtbarkeit der Hechte kbmmt zwar jener der Karpfen nicht gleich, verdient aber immer noch Bewun- berung, denn in einem achtpfundigen Hechte find 148,000 Eier gezahlt worden. Die ganze Korperge- stalt begunstigt die Entwickelung groher Starte und er- mbglicht die schnellsten Bewegungen. Rumpf und Schwanz sind sehr muskelreich, und die Schwanzflofse hat einen grohen Umfang. Der platte Kopf bildet den funftcn Theil der gesammten Lange. Rficken und Sei- ten sind grau, gelb gefleckt, die Flossen braun, der Bauch ist weih, schwarz punktirt. VIII. Rachenhecht. (Stomias.) Gattungscharakter: Schnautze sehr kurz; Maul sehr weit gespalten; Kiemendeckel ungemein tlein; einzelne, lange, krumme Zahne aus dem Zwischenkiefer, dem Gaumen und Unterkiefer. Rucken- und Afterflofse fich entgegenstehend auf dem Schwanze. 1. Der bartlose Rachenhecht. (Stomias boa.) Fig. 2454. Riffo, welcher diesen sehr sonderbaren Fisch ent- deckte, machte sich vielleicht bei der Beschreibung bessel- ben einiger Uebertreibung schuldig, indem er verstcherte, dah er der kunstlichen Zusammensetzung eines Schlan- genkopfes und HechtleibeS gliche. Der Schadel des Ra- chenhechteS weicht in nichts von dem andern Knochen- fische ab, und hochstenS kann die ungewohnliche Lange und die Krummung der Zahne den Vergleich mit einer Riesenschlange (Boa) rechtfertigen. Die mittleren Zahne sind langer als die seitlichen; im Oberkiefer find im Ganzen acht, im Unterkiefer zwolf vorhan- den, auherdem stehen weiter nach innen gewohnliche kleine Zahne in mehrfacher Reihe, und steben bis acht ziemlich lange und gekrfimmte finden fich auf der Zunge. Der Rumpf gleicht in seinen Umrissen dem eines HechteS und ist mit dunnen an den Ranbern fich nicht beruhrenden Schuppen bekleidet. Stellung unv Gestalt der Flossen entspricht dem Begriffe der Familie. Man kennt drei Arten von Rachenhecht, von welchen zwei im Mittelmeere heimisch, indessen nirgends sehr gemein find und sich neben anderen Kennzeichen Hauptsachlich durch Vorhandensein oder Mangel eineS unter dem Kinne stehenden langen Bartfadens gegenseitig unterscheiden. Keine erlangt eine irgend betrachtliche Grshe; die abgebildete ist oben- her dunkelblau, an den Seiten heller, am Bauche fast silberweih und hat weihe durch schwarze Strahlen ge- stutzte Flossen. Die italienischen Fischer furchten sehr die Rachenhechte und erklaren sie aus Unwissenheit fur giftig. IX. Hornhecht. (Belone.) Gattungscharakter: Kiefern sehr dunn und lang, mit zahlreichen kleinen ZLhnen besetzt, einen schma- len spitzigen Schnabel bildend; Kopf und Rumpf sehr verlangert. Eine Reihe gekielter Schuppen an den Seiten. Rucken- uild Afterstosse fich entgegenstehend. 1. Der europaische Hornhecht. (Belone vulgaris.) Fig. 2455. Ehedem glaubte man, dah der gemeine Hornhecht in allen Meeren der Erde sich finde; neuere Untersuchungen haben indessen bewiesen, dah die an den brafilischen Ku- sten, in Polynefien, dem rothen Meere und in Indien vorkommenden als Arten unterschieden find und eine ziemlich umfangliche Gattung ausmachen. Ungeachtet der ungewohnlichen Bildung des KopfeS bleiben die Knochen dieselben ivie bei anderen Fischen, nur find fie sehr in die Lange gezogen. Der bumte unb biegsame Schnabel besteht au8 ben ungemein verlangerten, parallel verlaufenben Zwischenkieferktiochen unb ist mit zahlrei- chen, zwar kleinen, aber scharfen, burch Zwischenraume getrennten Zahnen bewehrt; ber Karper sehr lang, beinahe brehrunb unb mit leicht abfallenben Schuppen bekleibet, bie Farbung ber meisten Arten blfiulich, nach unten in Silberweih ubergehenb. Ein hochst eigenthum- licher Charakter liegt in ber grunen Farbung ber Kno- chen, bie nicht allein an ber europaischen, sonbern an fast allen erotischen Arten bemerkt worben ist unb nicht, wie ehebem allgemein geglaubt warb, nur burch Kochung Hervortritt, fonbern schon wahrenb bes Lebens vorhanben ist. Durch bie Sånge unb Biegsamkeit ber Kiefern wer- ben bie Hornhechte zwar gehinbert, Stucken aus frem- ben Korpern zu beihen, inbessen geben fie an Gesrahig- keit ben Gliebern ihrer Familie nicht nach unb verschlin- gen alles Lebenbe, was irgenb Wiberstanb zu leisten nicht vermag unb in ihren Rachen Raum finbet, ber al- lerbingS baburch sehr geranmig wirb, bah beibe Kiefern fich bei bem Oeffnen gleichzeitig von emanber entfernen. Die Hornhechte liefern Weber reichlicheS noch fchmackhaf- teS Fleifch unb werben in Europa nur von ben armeren VolkSclassen gegessen unb mehrentheils nur gefifcht, um als Kober zu bienen. Jhr Vorkommen fowohl imoffe- nen Meere als in Flussen oberhalb ber Munbung unb sonach in vollig fuhem Wasser beweist, wie mihlich bie Zerfallung ber Fische in solche bes Meeres unb ber Flusse sei. Sie schwimmen mit groher Schuelligkeit unb meh- rentheils an ber OberMche bes Wasserspiegels, inbem fie Haufig, wie vom Ueberstusse innerer Kraft getrieben, Hervorspringen. — Der gemeine ober europaische Horn- hecht lebt in allen Meeren unseres Welttheiles, selbst hoch im Norben, erscheint im April unb Mai in grohen Gesellschaften an ben Kusten, um zu laichen, unb trågt in Englaub ben Namen bes Makrelenffihrers, weil er stets um einige Tage fruher alS jene Fische ankommt. Frisch gefangen verbreitet er einen unangenehmen Ge- ruch. Er wirb gegen 2 Fnh lang, ist obenher bunkel blaugrun, an ben Seiten unb unten silberweih unb Hat sehr grohe Augen. X. Haldkieferhecht. (Hemiramphus.) Gattungscharakter ber Hornhechte, jeboch: Unterkiefer fiber ben sehr kurzen, Zahne tragenben Oberkiefer hinaus in eine lange, zahnlose Spitze vor- ragenb. 1. Der lengschnaiclige HalbUeferhecht. (Hemiramphus brasiliensis.) Fig. 2456. Zwischen bieser unb der vorhergehenden Gattung besteht der Unterschied hauptsachlich in der Bildung ber Kiefern, welche, bei sehr ungleicher Lange, nur mit kleinen gleichsam kornigen Zahnen besetzt sinb ; ber grohte Theil bes sehr verlangerten UnterkieferS ist zahnloS, Gestalt unb Farbung bes Korpers fast wie bei ben Horn- hechten. Die Halbkieferhechte fehlen ben norblichen Meeren Europa's, eine Art kbmmt aber im Mittelmeere vor, zumal an ber Kuste von Algier, alle anbere leben in dem amerikanischen und indischen Oceanc. Sie schwimmen schnell, springen haufig auS dem Wasser, und einige sollen sehr schmackhafteS Fleisch liefern. Den im Berhaltnisse langsten Unterkiefer hat die abgebildete an denKusten Indiens entdeckte, dort eben nicht Haufige Art, die sich auherdem durch die zusammengedruckte Ge- stalt des langen und dunnen KsrperS, die Grohe der Brustfloffen und die Hohe der Ruckenflossen auszeichnet. Die Lange betragt bisweilen gegen 3 Fuh, die Farbung ist fast ganz wie am gemeinen Hornhechte, entlang dem Rucken Verlaust ein dunklerer Streif. Die grohen und dunnen Schuppen fallen leicht ab. XI. Flederfisch. (Exocoetus.) Gattungscharakter: Kopf oben flach, kantig; Schnautze gewohnlich. Brustflossen ungemein verlsin- gert. Eine Reihe gekielter Schuppen an den Seiten. 1. Der gemeine Flederfisch. (Exocoetus volitans.) Fig. 2457. Der beruhmteste unter den fogenannten stiegenden Fischen, welche sehr verschiedenen Familien angehoren, ist jedenfalls der hier dargestellte. Seine Erscheinung bezeichnet dem Seefahrer den Eintritt in warmere Brei- ten und fesselt unfehlbar die Aufmerksamkeit eines jeden zum ersten Male den Ocean sfidwfirtS durchschneidenden Reisenden. In der That hat auch der Anblick der Hun- derte, die in gedrangter Schaar auf einmal aus dem blauen Meere hervorschnellen und, gleichsam auSeinan- der staubcnd, in den verschiedensten Richtungen endlich niederfallen, um so mehr AnziehendeS, als jene Fische im Sonnenstrahle wie Silber glanzen. Getauschtdurch daS Ungewohnliche dieses Schauspiels haben altere Beobach- ter die Flugweite der Flederfische sehr ubertrieben unb fast bem Bogelfluge gleich erklart. Bennett, ber Jahre lang bie sublichen Meere befuhr, verflchert auSbruck- lich, bah bie in ber Luft zugebrachte Zeit, mittels ei- ner sicheren Uhr beobachtet, niemalS uber 30 Secunben betrage; Hall schatzte AnfangS bie weiteste, fliegenb burchmeffene Entfernung auf 600 Fuh, meinte inbessen spaterhin, bah sie in einzelnen Fallen wohl etwaS gro- Her sein konne. Gemeinlich erheben sich biese Fische nur 3— 4 Fuh fiber ben Wasserspiegel, jeboch fallen sie bisweilen auch auf bas 10 — 15 Fuh hohe Deck se- gelnber Schiffe nieber unb sinb sogar auf 20 unb mehr Fuh hohen Linienschiffen gefunben worben. Jrrthfimlich ist angenommen worben, vah sie wahrenb bes FlugeS ihr Aufsteigen willkfihrlich vermehren konnen; bie Hohe beS im Fluge beschriebenen sehr flachen Bogens Hangt allein von ber im Augenblicke beS HervorspringenS ent- wickelten Kraft ab unb kann spfiterhin nicht vermehrt werben. Wahrenb bes Flages finbet allerbingS einOeff- nen unb Falten ber Brustflossen statt, bas aber keineS- wegs bie Vorwartsbewegung, sonbern nur bie Erhal- tung bes Gleichgewichtes bezweckt. Jene Flossen Haben einen ungemeinen Umfang unb erhalten unverhaltnih- mahig bicke unb sehr reizbare Nerven, wie Humbolbt, wahrenb seiner Fahrt von ben canarischen Jnseln nach Sfibamerika, nachwies. Eine gewaltige, ber Halfte ber Korperlange gleichkommenbe Schwimmblase fibt auf bie specifische Leichtigkeit unvcrkennbaren Einstuh. Bei ganz ruhigem Meere springen Fleberfische nicht Hervor; sie bebfirfen etwas hohlgehenber See, steigen auf ber Woge empor unb verlassen springenb ben Gipfel bersel- ben im Augenblicke beS ZufammenfallenS. Die Herkomm- liche Deutung, bah sie nur barum, weil gefrahigeRaub- fische sie verfolgen, auher bem Wasser Sicherheit suchen, wirb von guten Beobachtern, z. B. von Humbolbt, sehr bezweifelt, benn sie bewegen sich allezeit gegen ben Winb. Man vermuthet mit Recht, bah bas Athmungsbebfirf- nih fie zum Verlassen des an Sauerstoff weit armeren WasserS 5tvinge. Entlang den amerikanischen Kfisten folgen fie den MeereSstromnngen, besonderS dem grohen Golfstrome. Bis auf die neuesten Zeiten Hatte man fich begnfigt, nach Linne's Vorgange nur zwei Arten von Flederfischen anzunehmen, obgleich fie in allen Welt« gegenden, einige sogar in hoheren Breiten gefunben werben unb also ber Gebanke an viele Artenverschie- benheit nahe genug lag. Die Untersuchungen von Va- lencienneS stellen bie Zahl ber bekannten Species auf 33 fest. Der gewohnliche Fleberfifch bewohnt bas atlantische, aber auch bas Mittelmeer; felten streift er nbrblich bis an ben englischen Kanal. Sein Fleisch ist ungemein zart unb wohlschmeckenb, bie Sårbung blei- grau, auf bem Rficken grfinlich, unten filberweih, bie Rfickenflosse bunkel, mit breitem, weihen Streif einge- saht; bie Lange betragt von 6—10 Zoll. Dritte Familie. Welse. Die Welse bilben eine grohe Familie, bie von ben ubrigen Bauchweichsiossern burch Mangel an wahren Schuppen fich unterscheibet; ihre Haut ist nackt ober mit grohen Knochenschilbern bekleibet, oft wie mit brei- ten Schienen gepanzert, ber Ranb ihrer Oberkinnlabe wirb vom Zwischenkiefer gebilbet, inbem bieOberkiefer- knochen nur in Gestalt von Rubimenten vorhanben sinb unb alS solche in lange Bartfaben verschmelzen. Auch