ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
6 FUrche oder Neptilien. Linleitung. Hnsen gleichen. Reptilien besttzen Fahigkeit zu eben so mannichfachen Betoegiingen toie Sfingethiere; man kennt wLhlenbe und gravende, aus dem trockenen Lande allein levende, schwimmende und sogar unvollkommen flatternde. Manche bewegen sich blitzschnell, die meisten mit vieler Getoanbtheit, nur toenige kriechen so unbe- holfen wie die Molche. Die kletternden finden in den langen Zehen und Krallen toichtige Hilfsmittel, oder sie befitzen toohl auch vesondere, erst in der Classe der Jn- secten toieder vorkommende Bildungen der Fnhzehen, durch toelche z. B. die Vlatterzehigen Echsen an den glat, testen Flachen Haften. Den Froschen erlaubt die un- gemeine Verlangerting der Hinterfuhe Sprunge auSzu- suhren, toelche die eigene Korperlange um das Fnnfzig- fache fibertreffen. Getoisse Eidechsen schleudern stch fort, indem fie sich aus den Schtoanz stutzen, anderen dient derselbe Korpertheil als kraftigsteS Werkzeng tin Schwim- men. Schlangen kriechen in sehr eigenthumlicher Art durch abtoechselndeS Krummen und AuSstrecken der sehr Veweglichen Wirbelsaule. Einer gleichformigen und lange fortgesetzten Ortsbetoegung scheinen indeffen die aus trockenem Lande lebenden Lurche meniger fahig als Saugethiere, denn zumal bei den vierfuhigen ist daS Verhaltnih der Glieder zum Leibe und derWinkel, tinter toelchem sie sich mit demselben verbinden, nichts weniger als gunstig fur jene Ztoecke. Am Wenigsten befahigt zum schnellen Laufe find die Schilbkroten, toeil ihre kurzen und toenig biegsamen Fuhe vom Mittelpnnkte des Korpers zu entfernt stehen; Aehnliches gilt auch von allen langstreckigen Echsen. Der charakteristisch langsame, toankende und unbestimmte Gang der Mehr- zahl der Reptilien erklart fich aus ihrem Bau. Die Nahrung der Reptilien besteht fast nur aus an- deren Thieren, die feltener kampfend bestegt, vielmehr so rasch ergriffen toerden, dah ihnen keine Zeit zum Wider- stande bleibt. Von Pflanzen nahren fich allein die Schildkroten und die im ersten Abschnitte ihres Lebens als sogenannte Kaulguappen befindlichen Frosche. Alle Reptilien vermogen auf Einmal erstaunliche Mengen von Nahrung aufzunehmen, allein auch Entbehrung sehr lange Zeit ohne Erschbpfung zu ertragen. Sie srefsen und saufen daher in groheren Pausen als anvere Wirbelthiere; von groheren Schlangen toeih man, bah fie oft in mehreren Tagen nichts geniehen. Ihre Ver- dauung ist namlich so vollkommen, dah alles irgend Vertoendbare aus dem Verschlungenen ausgezogen toird, ein Umstand, der andererfeits die geringe Menge ihrer Darmausleerungen erklart. Zu dieser Verdauung tragt mechanische Zerkleinerung ivenig oder nichts bei. Rep- tilien mussen fast alle ihre Nahrung ganz verschlingen, indem ihnen toahre Kautoerkzeuge abgehen; nur an einigen Eidechsen hat man eine Spur vom Kauen toahr- genommen. Schildkroten schneiden mit den scharfen Kieferrandern Theile von Pstanzen ab, zerkanen aber diese Bissen nicht. MehrentheilS sind die Kinnladen schtoach und dabei dehnbar und folglich nicht geeignet, im Beihen grohe Kraft zu autzern. Zfihne fehlen den Schild- kroten, bilden bei den Froschen kleine, am Gaumen ste- Hende Gruppen, finden fich bei Echsen, Schlangen nicht allein in den Kiefern und am Gaumen, sondern auch auf den Schlundknochen, haven verschiedene Gestalten, je- doch felten diefenige eines stumpfkronigen Backenzahnes und dienen meistens nur zum Ergreifen oder Festhalten einer Bente. Im Rachen der Schlangen krummen sie sich so toeit nach hinten, dah siedaS Herausschlupfen eines erhaschten, toenn auch fich Veftig strauvenden Thieres vollkommen hindern. Aufnahme von Flusfigkeiten kann nur langsam und durch Thatigkeit der Zunge geschehen, Saugen aber ist immoglich, denn mit Ausnahme einer einzigen Gattung von Schildkroten fehlen allen Lurchen toeiche und auSdehnbare Lippen. Der Rachen Id^t fich bei den meisten sehr ertoeitern, vorzugstoeiS so bei den Schlangen, toelchen der Knochenbau ihrer Kinnladen gestattet, Thiere zu verschlingen von groherem Durch- messer, als fie selbst haben. Bei dem Ergreifen der Beute betheiligt sich nicht felten die Znnge und toird dann zum mechanischen Werkzeuge, tote bei Laubfroschen, Chamaleonen und anderen von Jnsecten lebenden Echsen; als SinneSorgan Vefitzt sie schtoerlich Bedeutung, indem Reptilien die Nahrung ganz verschlingen. Gestalt tind Beschaffenheit deS Magens unterliegen im Ganzen viel toenigeren Abanderungen als tn den vorhergehenden Thierclassen; das Getvebe desselben ist fast immer Hautig, die Form langlich, bei Schlangen ist er ansnehmend lang und von der Speiserohre kanin unterschieden, bei Schildkroten und Krokodilen muskelreicher als in an- deren Ordnungen. Den animalischen Nahrnngsmit- teln entspricht die Knrze des Darmcanals. Eine einzige, kleine Familie, diefenige der Kiemenmolche, besitzt daS ganze Leben hindnrch Kienien und gehort also zu den ivasserathmenden Thieren, alle andere Reptilien athmen durch Langen, die auS polygonen Zellen bestehen und von viel loserem Gewebe sind als bei Sangethieren, oft sogar in hohle Hantsacke auslanfen. Die Athmung selbst muh natfirlich in ganz besonderer Art bei solchen Reptilien geschehen, die entweder keine oder nnbeweg- liche Rippen haben; sie besteht in diesem Falle in Verschlncknng der Luft, indem ein Wechselspiel statt- findet ztoischen ven Mnskeln des SchlnndeS, toelche Luft Hinabpressen, und den Mnskeln des Bauches, welchedtirch Znsammendrncknng die Lnft wieder ans den Lnugen treiben. Ueberhanpt erscheint hier die Athmnng als ein der Willknr untertoorfeneS Geschaft, ivelches ohne Schaden anf geranme Zeit nnterbrochen toerden kann. Bermvge besonderer Einrichtnngen hanft fich das aus dem Umlaufe toiederkehrende Blut nicht in den Lnugen an, toenn and; die Athmnng eben stillsteht, sondern ein groher Theil des Benenblutes geht nnverandert in den Kreislanf nber. Stimme fehlt den Schlangen ganz, toird nur an toenigen Eidechsen beobachtet nnd Hangt bei vielen mit dem periodisch erregten Fortpflanzungs- triebe zusammen; sie kann bei Krokodilen znr fnrchtbar drohnenden toerden, schallt bei titelen Froschen sehr lant nnd nur bei einigen Baumfroschen des tropischen Ame- rika nnd Indiens halbweg angenehm. Reptilien Hangen hinsichilich ihrer Temperatur von den Umgebungen ab, vermogen es nicht, durch organische Thatigkeit eine eigene innere Wfirme zn erzeugen, und gehoren daher zu den sogenannten kaltblfitigen Thieren. Die Schlange, die anf einer tion der Sonne burchivarmten Bodenstelle ge- machlich znsammengerollt daliegt, oder die Eidechse, die anf einem nackten Felsen lanert, ffihlen stch beide toarm an; fie tierlieren nach und nach diese Temperatur, sobald sie an etnen kalteren Ort gebracht toerden. Nur an dem anf seinen Eiern znsammengerollten Python Hat man Spuren einer selbststanbigen Warmeenttoickelung nach- getoiesen, die wahrscheinlich als Folge einer periodisch gesteigerten Lebeusthatigkeit eintritt. Vermoge jener Abhangigkeit von anherer Temperatur find Reptilien fiberhanpt ziemlich frostig, ntetben arktische Klimate ganzlich, verschlafen in milderen Breiten den Winter und finden stch nur in den heihen Erdgegenden in zahl- reichen Arten und in Menge. Der Hitze toiderstehen fie beffer als andere Landthiere vermittelst starker Ver- dunstung an der Overflache desjenigen Wassers, toelches zu solchem Ztvecke bei vielen in besonderen Behfiltern anfgesammelt toird. Die Geschlechter find ztoar immer auf verschiedene Jndividuen vertheilt, indeffen Mann- chen und Weibchen anherlich in der Regel nicht unter- scheidbar. Die anheren Geschlechtsoffnungen und der After befinden fich in einer gemeinsamen Bertiefung, einer sogenannten Cloake, am Hinterenbe des Leibes; eine Spalte, die bei einigen Ordnungen guerfiber, bei anderen in die Lfinge gestellt ist, zeigt jene an. In dem Geschlechtscharakler betoahrt fich die auch sonst vorherr- schende Kalte, Gleichgfiltigkeit und Ungeselligkeit, denn niemals toird Zuneigung ztoischen Jndividuen bemerkbar, und die Berbindung von solchen beztoeckt nur augen- blickliche Besriedigung, giebt nie Beranlassung zum Zu- sammenleben oder einem Hanshalte. Die Weibchen legen entweder Eier oder bringen, in selteneren Fallen, toohl auch lebendige Junge znr Welt. Jene Eier Haben niemals eine Harle Kalkschaale, sondern nur eine leder- artige Hfille, die bei Froschen sogar gallertartig bleibt; sie enthallen weniges, nicht gerinnendeS Eitoeih und Hangen bei vielen Schlangen bfindelweis, bei Frvschen in langen Schnuren zusammen. Die Fruchtbarkeit stellt fich als sehr verschieden heraus, komint aber selbst bei den im Waffer levendeit Arten niemals derjenigen der Fische gleich; Schlangen legen bis 30, Schildkroten bis 100, Frosche bis 800 Eier, jevoch nur einmal im Jahre. Ffir die Nachkommen tragt der Vater keine, die Mutter nur geringe Sorge, indem sie fich damit Ve- gnugt, die Eier an passende Orte zu bringen, Ansbrfi- tung aber den elementåren Einstfiffen fiberlaht. Ob astatische Riesenschlangen im freien Zustande wirklich 6ruten toie die in einer pariser Menagerie Veobachtete, steht noch nicht entschieden da. Das sogenannte Leben- diggebaren der Giftschlangen, der Molche und einiger Echsen besteht darin, dah das Junge kurz vor oder so- gleich nach der Geburt die Eihaute durchbricht, also enthfillt zur Welt komint. Mit Ausnahme der einer Verivandelung untertoorfenen Frosche gleichen in den anderen Ordnungen die Jungen der Gestalt nach stets den Aeltern. Mit dem fortschreitenden Machsthume steht eine periodische Hautung in Verbindung, die zu- mal bei Schlangen in solcher Vollkommenheit geschieht, dah der abgestreifte Balg oft nur am Kopfende Zerrei- Hungen getoahren laht; an froschartigen Reptilien laht sie sich dårum schtoerer beobachten, toeil eine eigentliche Harte und trockene Epidermis fehlt und die schlfipfrige Schleimhaut fich in kleinen Stficken oder Flecken ablost. Nach feder Hautung treten die Farben lebendiger Hervor. Ehedein glaubte man, dah dieser Hergang, mindestens in kfilteren Klimaten, stets nur im Frfihling stattfinden konne; Beovachtungen haven aver gelehrt, dah derselbe durch Trockenheit oder Feuchtigkeit aufgehalten over be- schleunigt toerde. Neber die Lebensdauer der Reptilien fehlen genugenbe Untersuchungen; man toeih nur, bah Schildkroten und grohe Echsen, toie Krokobile unb Al- ligatoren, ein hohes Alter erreichen kunnen. Dah bie Siniiesthatigkeiten ber Reptilien keine sehr umfassenben sein konnen, bars man aus ber verhaltnih- mahig geringen Menge von Hirn unb bem Vorwiegen beS Rfickenmarks fiber baffelbe folgern. An einer von Dumeril untersuchten Seeschilbkrote von 29 Pfunb be- trug bas Hirn nur ben ^5^ bes GesamintgetoichteS. Am Tiefsten steht ber Taststnn, inbein alle anhere fur benselben bestimmte Organe fehlen; bie in ben ersten brei Orbnungen ber Classe getoohnliche Harte Beklei- butig bes KorperS schlieht bie Fahigkeit feineren FfihlenS aus. Dah bie Zunge hauptsachlich mechanischen Zwecken biene, ist oben ertoahnt toorben; sie burfte allein bei Schilbkroten bas Schmecken vermitteln, hat bie mannich- fachsten Gestalten, fehlt biSweilen ganz unb ist bei Kro- kobilen fast in ihrer ganzen Lange angewachsen unb baher unbetoeglich. Auch bem Riechsinne toirb grohe Scharfe nicht zuzutrauen sein, benn Riechen setzt ein regelmahiges Athmen vorauS. Da bie Athmung ber Reptilien zum Theil vom Willen abhangt, fiberhaupt langsam geschieht, viel Luft auf Einmal in bie Lungen aufgenommen toirb unb bort geranme Zeit tiertoeilt, so stromt jene in grohen Ztoischenranmen bnrch bie Na- sencanale, unb Hanfig mfissen mit Gerfichen geschtoan- gerte Lnfttoellen nnbenutzt unb nnbemerkt vorfiberstrei- chen. Ihre Bente spfiren Reptilien fibrigens nicht bnrch ben Gernch anf, sonbern sie Vebienen sich zu solchem Ztoecke allein bes Auges. Ein irgenb mehr znsammenge- setzter Ban ber Riechorgane ist in teiner Orbnnng vor- Hanben, an Froschen zeigt er sich sogar Hochst einfach. Die immer toeit nach vorn gelegenen Nasenlocher besitzen bistoeilen eine besonbere Gestalt; bei Schilbkroten toer-