Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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134
Fisch e.
Zweite Vrdnung.
zige Gattung au8, jetzt mehrere, auf der Bildung der
Flossen und Zahne deruhende.
XXX. Scholle. (Platessa.)
GattungScharakter: Gestalt oval oder rhoni-
bisch. Rucken- und Afterflofse nicht bis zum Schlvanze
reichend, ganz oder zum gråsten Theile durch einfache
Strahlen gestutzt. Augen meist rechts. Zahne schnei-
dend, in beiden Kiefern einreihig.
1. Der Flunder. (Platessa Flesus.) Fig. 2491.
Der Flunder ift zwar ein eigentlicher Seefisch und
an den Kusten der Nordsee sowie eines Theiles der Ost-
see auherordentlich gemein, allein er vertragt auch bra-
kisches und sogar vottig suheS Masser und wird daher
in der Themse oberhalb London und in den Flussen
Nortoegens, HolsteinS und Niedersachsens gefangen.
Felstge Kusten vermeidet er und zieht schlammigen Bo-
den dem sandigen vor. Gemeinlich bildet er Ge>etl-
schasten von 20 — 40 Siiick, die , am Boden gemachlich
hinziehend, sast wie eine Heerde Wasserratten auS^ehen,
aber, erschreckt, mit anherster Schnelle verschwinden.
Haufig laht ihn die Ebbe auf dem Trockenen zuruck;
er wuhlt sich dann so tief in den Sand, dah kauni noch
der Kops hervorragt. Klcine Kruster, Wurmer, Was-
serschnecken bilden seine gewohnliche Nahrung, indefsen
ergreift er auch Brutfische, bie ihm unvorstchtig nahe
kamen, und soli sich gern an Stellen hinlegen, ivo bei
geringer Tiefe eine kleine, fur junge Fische dennoch zu
starte Stromung stattfindet. Der Fang geschieht in
eiuer besonderen Art von Netzen und liefert gemeinlich
einen ansehnlichen Ertrag. VermLge seines^ zahen
Lebens kann der Flunder ziemlich weit landeintoaris le-
bend versendet und sogar ein paarTage in gewohnlichen
in Flussen liegenden Fischkasten erhalten werden. Das
Fleisch ist minder schmackhast als bei anderen Platt-
fischen. Die auf den Markten feilgebotenen Flunder
haben felten eine bedeutende Grose; vierpstindige geho-
ren zu den Seltenheiten. Keine andere Scholle ist dem
Abandern ebenso unterworfen als der Flunder; es giebt
auf beiden Seiten farbelose Spielarten, durch deren
dunne Haut das Blut und die Muskeln so durchschim-
mern, das der ganze Korper rosenroth erscheint, an-
dere, welche die Augen nicht auf der rechten, sondern
der linken Seite haben, endlich eine Varietat mit mon-
strosem Kopfe. Ein wesentlicheS Kennzeichen, toelches
bei aller Beranderlichkeit der Farbung sich bestandig er-
weist, liegt in den gezahnelten Hockern, welche sowohl
entlang der Rucken- als der Bauchsiosse zwischen den
Strahlen derselben stehen. Auf demKopfe stehen kleine,
rauhe Kbrnchen, an beiden Seiten Dorntvarzen, ent-
lang der Seitenlinie stachelige Schuppen, der Kbrper ist
auf grunlich gelbem Grunde schwarz gefleckt, die Lange
betragt 12 — 20 Zoll. — Dem Flunder ahnlich ist der
Platteis (Platessa vulgaris), wclcher ebenfallS die
nordischen Meere bewohnt, zarteres Fleisch liefert, an
der rechten Seite des Kopfes zwischen den Augen 6—7
in einer Linie stehende Knoichen hat, auf braunem
Grunde roth gefleckt ist und scharfe Hervorragungen der
Haut entbehrt.
2. Die Kliesche.' (Platessa limanda.) Sig. 2492.
Neuere Shstematiker haben diesen Plattfisch zum Re-
prasentanten einer besonderen Gatlung (Limanda) erho-
ben, die von den Schollen durch sehr geringe Kennzei-
chen abmeicht. DaS allgemeine Aeuhcre der Kliesche
entspricht ubrigens dem Begriffe der Schollen; man
sindet ste an den meisten Kusten der Nordsee, besonders
an sandigen, felsenfreien Orten, auch in der Ostsee,
indessen nirgends in grohen Mengen. Die grohere
Seltenheit und der ausgezeichnete Mohlgeschmack ihreS
zarten Fleisches geben ihr hoheren Werth. Gefangen
wird sie im Marz und April, wo sie, weil ihre Laich-
zeit im Mai beginnt, am Fettesten zu sein pflegt. Im
Binnenlande, besonders in Paris, zieht man sie allen
anderen Plattfischen vor, weil sie sich noch leichter als
der Flunder lebend verfahren lahi. Sie wird 8 10
Zoll lang, ist auf der Augenseite dunkelbraun und un-
gefleckt und mit vielen scharfen Rauheiten bedeckt die
wie eine Feile sich ansuhlen, auf der anderen Seite
weih. Umgekehrte Spielarten, wo die rechte Seite
zur linken wird (wie bei der von uns abgebildeten), kom-
men nicht felten vor.
3. Die Pole. (Platessa cynoglossa.) Fig. 2493.
Mit dem angefuhrten Namen belegt man an den West,
franzostschen Kusten eine Scholle, die durch Gestalt des
Kopfes einer Zunge oder Sohle Lhnelt, indessen die der
Gattung zukommenden breiten Zahne Hat (Fig. 2494.).
Sie wird nicht selten unter Flundern und anderen Schol-
len gefangen, erreicht eine ansehnliche Grohe und ist
auf gelbbraunem Grunde mit verwaschenen Marmori-
rungen gezeichnet.
XXXI. Butt. (Rhombus.)
GattungScharakter: Gestalt rhombisch. Rucken-
und Afterflofsen nicht bis zum Schwanze reichend, nur
durch getheilte Strahlen gestutzt. Zahne Hechelfomig
in beiden Kiefern; einige kleine Zahne am Pflugschaar-
beine.
I. Der Steinblllt, Turbot. (Rhombus maximus.) Fig. 2495.
Die Butte tragen die Augen und folglich auch die
lebhaftere Farbung auf der linken Seite und haben, in-
sofern auch die Schlundknochen mit Zahnen besetzt sind,
ein starkeres Gebis als die achten Schollen. In allen
Meeren der Erde leben Arten dieser ziemlich umfang-
lichen Gattung, keine geniest indessen die Beruhmtheit
des TurbotS oder achten Steinbiitts, der schon Grie-
chen und Romern wohlbekannt war, zu jeder Zeit alS
ein Schmuck der Tafeln betrachtet ward und die sich nicht
oft wiederholende Eigenschaft besttzt, ein eben so reichli-
ches alS wohlschmeckendes Fleisch zu bieten. Gewohn-
lich wiegt er 5 — 10 Pfund, doch kennt man Beispiele
von 30 Pfund und eines von 75 Pfund aus dem Jahre
1730. Unerhort gros war ein im Februar 1832 bei
Whitby inEngland gefangener 190 Pfund schwerer, in
ber Mitte 6 Fus breiter Turbot. So gros oder wohl
noch riesiger war jener Steinbutt, der unter Domitian's
Regierung gefangen ward und Veranlassung gab zur Be-
rufung des SenatS, der uber die beste Art der Berei-
tung nnd Auftragung Beschluh fassen uiuste. Alan
fischt den Steinbutt an allen Kusten Europa's, Haufiger
allerdings in der Nord- und Ostsee als im Mittelmeere.
Gemeinlich bildet er kleine Gesellschaften, die sich in be-
deutenden Tiefen und mehrentheilS auf sandigem Boden
aufhalten, indessen schwimmt er, laut Beobachtung eng-
lischer Fischer, bisweilen selbst an 30 Klaftern tiefen
Orten an der Oberflache. Obgleich sehr gestahig, ver-
schmSht er doch nianche Koder und beruhrt zumal nur
bie ganz srischen ; zum Erfassen berselben wirb er burch
nichts leichter verfnhri alS burch ihre Bewegung, burch
ihre lebhafte Farbung ober baneben angebrachte glanzende
Gegenstande, bie seine Aufmerksamkeit zu fesseln schei-
nen. Auf seinen Fang verstehen sich besonbers bie Hol-
lanber, bie, nach Barrow's Verstcherung, allein auf bem
lonboner Markt jahrlich fur 80,000 Pf. Sterl. verkau-
fen, eine allerbings bebeutenbe Summe, bie aber, nach
Narrell, poch nur ben vierten Theil ber alljahrlich in
Lonbon fur Turbots verausgabten ausmacht. Die
besten Turbot fangt man auf ben Banken entlang ber
flamischen Kuste, bie geringsten in ber Ostsee, wo man
ihnen sogar bie gemeine Scholle vorziehen soll. Das
Fleisch ber bunkeln Seite soll desser als basjenige ber
entgegengesetzten sein. Im britischen Canal beginnt bie
Fischerei gegen Enbe Marz ; bie Fischer folgen spater ben
nach Norben unb Norbosten langsam ziehenben Stein-
dutten, bie im Juni an ber Elbmunbung unb um Hel-
golanb eintreffen, wo ber Fang bis Mitte August, ber
Laichzeit, fortgesetzt wirb. AnfangS unb auf ben fan-
bigen Banken debient man sich befonberer Netze unb flåter,
wenn bie Butte sich in grSHere unebene Tiefen gezogen
haben, ber Seeleinen, von welchen jebe sich gegen bas
Enbe in 6 — 8 Angelschnuren anflost. — Der Stein-
butt ift beinahe eben so lang als breit, 18 Zoll bis 3
Fus lang, braun unb gelb marmorirt, schuppenloS
unb mit kleinen, runben Biickelschilbern besetzt.
2. Der Glattbutt. (Rhombus vulgaris.) Fig. 2496.
AufenthaltSort, Lebensweise unb Fang bes Glatt-
buttes sinb biefelben, wie bei bem vorhergehenben
Steinbutt. Gemeiner noch als bieser, wirb er in feber
Kustengegend ber Norbsee gefangen, geht, minbestens
in Norwegen unb Schottlanb, in bie Flusse Hinauf,
kommt auch in bie Elbe unb macht einen nicht veracht-
lichen Antheil aus am Gewinne ber fur Harte Anstren-
gung einen eben nur burftigen Lohn arnbtenben Fischer.
Er laicht im August, wirb im Fruhlinge in Netzen gefan-
gen, im Winter mit ©peeren angestochen, verralh rau-
berische Gewohnheiten niehr als irgenb ein anberer
Gattungsverwanbter, gleicht biesen aber in allen an-
beren Beziehungen, wiegt selten niehr als 7 8Pfunb
unb wirb nie so groh wie ber Turbot, dem er ubrigenS
als leckeres Nahrungsmittel nicht entfernt verglichen wer-
den kann. Er hat eine niehr ovale als rhombische Ge-
stalt, vollig glatte Haut, zwischen den links stehenden
Augen eine vorstehende Leiste, starkgekruminte Seiten-
linie, weitgespaltenes Maul, vorragenden Unterkie-
fer ; bie vorberen Strahlen ber Ruckenflosse sind fret und
zerfasert, die dunkle Seite ist braun, gelb marmorirt.
XXXII. Sohle. (Solea.)
GattungScharakter: Gestalt ablang. Rucken-
und Asterflosse bis $um Schwanze reichend. Augen auf
der rechten Seite; Maul links, schief, nur auf der blinden
Seite mit Hechelforinigen Zahnen.
1. Die gemeine Sohlei Zunge. (Solea vulgaris.) Fig. 2497.
Die Zunge oder Sohle wird an den meisten Kusten
Europa's gefunden, zumal in den Mundungen groher
Flusse, indessen nicht auf felsigem Boden. Ste scheint
ihre Aufenthaltsorte nicht viel zu wechseln, benn man
fangt in sie ziemlich jebein Monate des Jahres, Marz und
April ausgenommen, wo sie laicht und ihr Fleisch
schwammig wird. Wie die ubrigen Plattfische lebt
auch sie von kleinen Schaalthieren, dem Latche und der
Brut anderer Fische. Ihr Fleisch verdtrbt zwar sehr
leicht und muh daher balb gegessen werden, allein es ist
sehr zart und wohlschmeckend; Zungen tourben theuer sein
unb fur grohte Leckerei gelten, toaren sie nicht auf allen
Fifchmarkten in Menge zu haben. Auf dem beruhmten
Billingsgate-Markt in London verkauft man in 12 Mo-
naten durchschnittlich 86,000 eng.f. Scheffel (Bushel)
Zungen. Verfuche, die selben in Suhwaffer zu ver-
setzen, sind in England gelungen; nicht nur gewohnten
sie sich sogleich an das nerie Element, sondern tourben
bebeutend groher unb pflanzten sich reichlich fort. Der
Fang geschieht in Netzen, inbem bie Zunge nicht leicht
an bie Angel geht. Die getobhuliche Grshe betragt
1 Fuh, baS Getoicht 1 — 2 Pfunb, inbessen sinb in
Englaub Stucke von 2Vs Fuh Lange unb 8—9 Pfund
Schtoere gefangen toorden. Rauhe kleine Schuppen
uberziehen die rechte, oltvenbraun gefLrbte Seite. Um-
gekehrte Spielarten mit Augen auf der linken Seite find
nicht sehr selten.
XXXIII. Achirus. (Achirus.)
GattungScharakter: Gestalt sowie Rucken- und
Asterflosse der Sohle. Keine Brustflossen.
I Dcr marmorirte Achirus. (Achirus marmoratus.)
Fig. 2498.
Die Fische dieser Gattung vertreten in den Meeren
ber Heiheil Zonen unsere Sohlen. Auf der die Augen
tragenden Seite sind sie gemeinlich in lebhaften Farben
gefleckt, marmorirt oder gebandert, am Rumpfe mit
sehr kleinen Schuppen bekleidet. Soviel man toeih,
liefern sie alle ein zartes und sehr geschatzteS 'Fleisch.
Die abgebildete Species lebt an den Kusten von Mauri-