Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Wcichfloffer.
Fisch e.
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tiu8, ist blauweih und mit unzahligen, sehr fleinen,
schwarzen Sietfen gezeichnet. Commerson sagt, bah
an der Wurzel eines jeden Floffenstrahles fich eine feine
Oeffnung befinde, au6 welcher beim Drucke eine mil-
chige Flusfigkeit von Confistenz des Tafeloles auSfliehe.
Wahrscheinlich dient diese Vorrichtung zum Schlupfrig-
rnachen der Schuppen. Alle Sohlen sind mit einent
klebrigen Schleim bedeckt, der indessen leicht eintrocknet
oder stch abreibt, und dessen Vorhandensein dem erfahre-
nen Knuser ben frischen Zustand der ausgebotenen
anzeigt.
Dritte Familie.
Saugscheibenfische.
Der ausgezeichnele Charakier der Fische dieser Fa-
milie liegl in den sehr breiten, weit Hinabreichenden
Brustfiossen, welche durch eine von 8Strahlen gestutzte,
zwischenliegende, biSmeilen bie Bauchflofsen vertrelenbe
Haut vereinigt werden. Snbem biese sich scheibenfor-
mig ausbreitet, mit ben Ranbern anhaftet unb in ber
Mitte emporgezogen wirb, entsteht ein ziemlich lustlee-
rer Raunt unb baher bas Festhangen des FischeS. Zu
ben Kennzeichen gehort ferner ein sehr unvollkommenes
Skelett, weiche, fast faserige Knochen, stumpfer Kopf,
breiteS, an beiben Kinnlaben init Zahnen besetztes Maul,
Schlitnbzahne, kleine Kientenbeckel unb sechsstrahlige
Kiemenhaut. Alle Saugscheibenfische wohnen im Meere.
Gattungen unb Arten find nicht zahlreich.
XXXIV. Schildbaitch. (Lepadogaster.)
GatlungScharakter: Korper glatt, schuppen-
los. Rucken- unb Afterflofse weit Hinten. Brust-
sloffen unler ber Kehle zur ovalen Scheibe verbunben.
Bauchflofsen vorhanben, eine zweite Saugscheibe bil-
benb.
I. @ounn’6 Schildbauch. (Lepadogaster Gouani.) Sig. '2499.
Alle bieser Gattung angehorenben Arten sinb klein,
vermogen aber bennoch sich an frentbe Korper aitheror-
dentlich fest anzusaugen, um, wie zu vermuthen steht,
Hierdurch Sicherheil gegen Feinbe zu finben. Sie be-
sestigen sich sogar an bie sie ergreifenbe Hanb , bewegen
sich sonst langsam, verrathen lrages Wesen, scheinen
aber zu wanbern, inbem sie disweilen an einent Orte
Haufig gesehen werben, wo sie zu anberen Zeiten ganz
sehlen. Sie halten sich meist in Untiefen aus, bie wohl
auch burch bie Ebbe trocken gelegt werben, unb verber-
gen stch bann im feuchten Sanbe ober unter Steinen.
Zur Nahrung Wahlen sie kleine Kruster unb verschlingen
sie unzertheilt. Auch nach bem Tobe bleiben sie noch
geraume Zeit an einent fremben Korper angesogen Han-
gen. In ber Norbsee, jeboch nur an ben englischen unb
vielleicht auch an ben norwegischen, nicht an ben beut-
schen Kusten giebt es zwei Arten, funf Arten Hingegen
im Mitlelmeere. Die abgebilbete gehbrt zu ben letzle-
ren, wirb etwa 3 Zoll lang, ist grunlich, mit kleinen
braunen Flecken bestreuet unb tragt uber jebent Auge
einen aschgrauen Fleck. Riffo Hat sie zum Anbenken
Gouan's, eines Hochverbienten Naturforschers, ber in
Montpellier lebte, benannt.
Vierte Familie.
Schiffshalter.
Vei ben Schiffshaltern, welche wegen ihrer Fahig-
keit, fremben Korpern fich anzusaugen, von manchett
Syftematikern zu ben Saugscheibenfischen gestellt worben
finb, bleiben bie Brustflossen frei, unabhangig von
ben Bauchfloffen unb bilben nie eine Saugscheibe. Von
allen zeichnen fich biese Fische aus burch eine platte,
aus bem Kopfe liegenbe, aus knorpeligen Querplatten
bestehenbe Saugscheibe.
XXXV. Schiffshalter. (Echeneis.)
Gattung s charakter: Korper verlfingert, mit
kleinen Schuppen bekleibet. Ruckenfioffe lang, ber
Afterfloffe gegenuder stehenb. Saugscheibe aus bem
Kopfe.
t. Der knochenflosstge Schiffshalter. (Echeneis osteochir.)
Fig. 2500.
Ueber bie Wirkungsart ber Saugscheibe, burch
welche bie Schiffshalter sich erstaunlich fest an frentbe
Gegenstanbe anheften finnen, herrschten ehebent sehr
unklare Ansichten. Sie besteht aus einer le nach ber
Species verschiebenen Zahl von senkrecht aufrichtbaren,
querubergestellten, am Hinteren Ranbe mit einer Reihe
von Hakenztihnen versehenen, gleich hohen, parallelen
Blattern, bie burch eine unbewegliche, bie Scheibe ber
Lange nach schiteibenbe Leiste in zwei gleiche Theile zer-
legt werben. Bei gehoriger Ablosung ber ganzen
Scheibe vom Kopse unb Betrachtung ihrer unteren Seite
(Fig. 2501.) ergiebt es fich, basi jebes Blatt burch ei-
nen seitlichen Fortsatz mit zwei Muskeln in Berbinbung
steht, von welchen ber eine zum Ausrichten, ber an-
bere zum Nieberlegen bes Blattes bient. Da biese
vielen Muskelpaare untereinander in Berbinbung
stehen, so kann keines fur fich allein thatig sein; sie
spannen sich auf einmat an unb wirken bann aufrichtenb
aus bie Blatter wie bie Schnuren ober ahiiliche Borkeh-
rungen auf bie Bretchen, aus welchen eine italienische
Jalouste besteht. Da nun mittels eineS bie Scheibe um-
gebenben ovalen Ringmuskels ber Scheibenrand ange-
spannt unb erhoben wirb, folglich fich anpretzt, so
entspringt anS ber Anfrichtnng ber Blatter ein lnftleerer
Raunt, ber bas sehr feste Anhasten ber Scheibe zur Ge-
nuge erklart. Man finbet es oft sehr schwer, mit ber
Hanb allein einen solchen Fisch von bem Gegenstanbe ab-
zureihen , an bem er, wie man unrichtig sagt, fich
feftgesogen. Man kenut mehrere Arten, bie aber meist
nur in ben warmeren Meeren heimisch finb; im Mittel-
meere lebt ber gemeine Schiffshalter (E. Remora), ber,
schon ben Griechen unb Rontern bekannt, Gegenftanb
vieler Fabeln roar unb sekten stch in bie Norbsee verirrt.
Unter ben erotischen Arten, bie zum Theil groh roet-
ben, ift bie abgebilbete daburch inerkrourbig, bap bie
Strahlen ihrer Brustfiosse verknochern, mit ber Zeit
eine zusammengebruckte Gestalt unb an ben Spitzen
plattchenartige Ausbreitungen erhalten. Die Farbung
ist rothbrann. NirgenbS betrachtet man bie Schiffs-
Halter als ehbar, inbefsen roerben sie als Seltenheiten
von unroissenben Matrosen oft genug nach Europa
gebracht.
Dritte Nnlerordnung.
Kahlbauch e.
Mit bem Namen ber Kahlbanche wirb eine Abtheilung
von Fischen bezeichnet, welchen bie Bauchfloffen ganz
fehlen, unb bie Linne fuhlose nannte. JeneS Kennzei-
chen allein reicht hin, sie von anberen zu unterscheiben.
Im Aeuheren kommen sie so uberein, bast sie nur eine
Familie dilden, bie dei einigen Systematikern biejenige
ber Aalfifche Heisit. Sie haben einen sehr verlangerten,
disweilen fast schlangenartigen Korper, ber vorn breh-
runb, gegen ben Schwanz hin zusammengebruckt unb
mit Schleim uderzogen ist unb keine Sufierlich benterk-
lichen Schuppen tragt. Die Kiemenspalte steht sehr
Weit nach Hinten, unb eine Art von Canal fuhrt zu bem
wohl geschutzten Kiemett, eine Einrichtung, bie es ven
Aalfischen msglich macht, eine geraume Zeit ohne Un-
bequemlichkeit ausier bem Masser zu verweilett. Meni-
gen fehlt bie Schwimmblase. Die meisten leben im
Meere, einige wachsen zu sehr ansehnlicher Grosie.
Mehrentheils finb fie esibar, einige sogar sehr gesucht
fur bie Tafel.
XXXVI. Aal. (Anguilla.)
Gattungscharakter: Korper sehr lang, cylin-
brisch. Schuppen sehr klein, unter einer Schleitnbecke
verborgen, an ber frischen Haut nicht erkennbar. Zahne
in einfacher Reihe auf beiben Kiefern unb einzeln auf
bem Pflugschaarbeine. Kiemenlocher eng, unter ben
Brustflossen fich offnenb.
1. Der spitzschnautzige Aak. (Anguilla acutirostris.)
Fig. 2502.
Alle altere Naturforscher finb ber Ansicht gewesen,
bafi in ben europaischen Gewassern nur eine Art von
Aal lebe; gegenwfirtig unterscheibet man vier Species
unb bebient fich Hierzu, abgesehen von minber debeuten-
ben Kennzeichen, ber Berhaltnifse, in welchen ber Kopf
zur ganzen Stilige steht, soroie seiner Gestalt. Die
Flusiaale, welcher Art fie auch angehoren mogen, kom-
men in ihrent Wesen sehr uberein. Gegen Kalte åu^ern
fie tttehr Empfinblichkeit als anbere norbische Fische, feh-
len baher ben Flussen bes norblichen RuhlanbS unb Si-
beriens unb ziehen zum Minteraufenthalte brakisches
Masser ben Flusimunbungen vor, weil bieses immer
eine hohere Temperatur als bas Suhwasser ober bas
Meer besitzt. Wo bie See nicht allzu entfernt ist, stel-
len bie Aale eine Art von Herbstroanberung an, gehen
Hinab unb kehren im Fruhjahre wieber. Der allgemei-
tten Bermuthung nach laichen sie im Spatjahre, benn
bag gewaltige Mengen 3 — 4 Zoll langer junger Aale
im Fruhjahre in bie Fltisse Hinaussteigen, haben viele
gute Beobachter an schottischen unb englischen Stromen
ausier Zweifel gestellt. Allein nicht alle in unseren
Flussen, Teichen unb Seen wohnenbe Aale haben
zu solchen Reisen Gekegenheit unb mussen baher im
eigenen Geburtslande stch fortpflanzen. Die Geschichte
ber Fortpflanzung blieb bis auf uttsere Zeiten zweifel-
Haft unb roar baher von je Gegenftanb ber wunberlich-
sten Fabeln. Nach Aristoteles entstanben bie Aale
ohne MeitereS aus bem Schlantme, nach Plinitis aus
Theilen, bie fie von ben eigenen Korpern burch Reibeit
gegen Felsen loSrissen, nach Helmont aus Maithau, ber
aus ben Rasen niebergefallen, unb gemeine Leute glaub-
ten sonst in vielen Gegenben, bap in bas Maffer gelegte
Schweishaare eines Hengstes stch in junge Aale verroan-
belten. Naturforscher Hielten spaterhin ben Aal fur nicht
eierlegenb, sonbern, roie man stch ausbruckt, lebenbig
gedarenb, unb hatten sich burch bie zahlreichen, acht Ar-
ten angehorenben Eingeweibewurmer tauschen lassen,
welche ber Aal beherbergt. Dieser gehort inbefsen zu
ben in gewohnlicher Meise laichenben Fischen; bie Meib-
chen finb zur gehorigen Zeit mit Roogen erfullt, ber
in einent sehr langen, gefalteten, ber Mirbelsaule fol-
genben Sack aufbewahrt unb gezeitigt wirb. Ein bie
Eier aussuhrenber Canal fehlt, vielmehr derftet jener
bunite Sack, bie Eier fallen in bie Eingeweibehohle unb
werben burch eine sehr kleine, unmittelbar vor bent Af-
ter liegenbe Oeffnung ausgeleert. Der AiisenthaltSort
bestimnit bie Laichzeit, bie bei ben in bie Flusimunbun-
geit hinabgehenben Aaleit viel fruher eintritt, als bei
ben im Lanbe zuruckgebliebenen. In ber Theinse wirb
ber Hinaufzug junger Aale Anfang Mai's Wahrgenom-
men; er bringt ungeheuere Schaaren herbei, benn man
hat uberschlagen, bah in Zeit einer Minute 1800 Stuck
an einem gegebenen nicht weiten Uferraume voruber-
eilen. Im Binnenlande falli bas Laichen in bie Zeit
vom Marz bis April. Aale gerathen whhrenb sehr kal-
ier Winter in eine Art von Erstarrung unb verbergen
fich tm Schlantme. Zu anbern Zeiten sinb sie sehr ge-
frahig, fallen sogar grohe Karpfen an, welchen sie in-
beffen weiteren Schaben zuzufugen nicht vermogen, ver-
tilgen erstaunlich viele Larven von Masserinsecten, kleine
Masserschnecken, Fischlaich unb Fischbrut unb verbienen
jebenfalls ben Namen von Raubfischen. Gelegentlich
fressen fie Pflanzen, zuittal gern ganz junge Erbsen, be-
suchen beswegen bes RachtS nahe gelegene Felber, bel-
sien aber auch zartere Zweige schwimntenber Mafferge-
wachse ab. Im Ganzen wachsen sie langsant, nieffen
gegen Enbe ihres ersten Jahres gewohnlich nur 12 Zoll,
fonnen aber, zuntal bie abgebilbete Art, 5 — 6 Fusi
lang unb bis 25 Pfunb schwer werben. Die gewohn-
liche Lange betragt etwa 3 Fusi , baS Gewicht 5 — 6
Pfunb. In manchen Gegenben sinb sie unglaublich
I Haufig; in Jutlanb sollen in einent einzigen Aalfange