Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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138
Fisch e.
Dritte Vrdnung. Diischelkicmcr.
bisweilen 2000 Stuck gefangen toerben, und auf der
Jnsel Ely in England empfingen ehedem die Lehnsherren
unter den jfihrlichen Zinsen auch 100,000 Stuck illale.
Man mug diese Fische zu den werthvollen zahlen, benn
nicht allein toirb fast aller Orten ihr bei gehoriger Enl-
fernung ber Haul leicht verbauliches Fleisch gern geges-
sen, sonbern auch bas abgezogene unb bereitete Fell
unb bas ausgesottene Fett vielfach vertoenbet. Jhre
entfernte Aehnlichkeit mit Schlangen Hat Hinunbwieber
gegen fte sehr unbegrunvete Vorurtheile erzeugt. Al-
lerbings befitzen sie eine grogere Lebenszahigkeit als ir«
genb eine anbere Art unserer Sugwasserfische unb bei-
gen heftig, allein giftig ist ein solcher Big niemals. —
Die allgemeine Gestalt ist so bekannt, bast Beschreibung
uberflussig scheint. Der spitzschnautzige Aal unterschei-
bet sich burch bie Lange unb Form beS Kopfes von bem
in ben Flussen beS mittleren Deutschlanbs gewohnlichen
breilschnautzigen Aale unb ist ini Suben Europa's unb
in ben englischen Flussen gemeiner als ber letztere. Eine
besonbere, bas Mittel Haltenbe Art zwischen ben von
Cuvier angenommenen vier Species beschrieb unb zeich-
nete Uarrell (Fig. 2503.), inbem er ihm einen sehr un-
grammatischen Namen (A. mediorosiris) gab.
XXXVII. Muraenc. (Muraena.)
Gattungscharakter: Kbrper verlangert. Keine
Brustfiofsen; Rucken- unb Asterstofse sehr niebrig, ringS
um ben Schtoanz zu einer Spitze vertoachsen. Eine
Kiemenspalte jeberseits am Halse.
I. Die gemeine Muraene. (Muraena Helena.) Fig. 2504.
Unter allen Vertoanbten geniegt bieser 9tal bie grogte
Beruhinlheit; ba er ini Mittelmeere haufig unb nicht
schwer zu fangen ist, augerbem ein sehr schmackhafteS
Fleisch barbietet, so stanb er bei ben spfiteren, ben Ta-
felgenussen unmagig ergebenen Romern in grogem An-
sehen. Je niehr bie Sitten unter ben Kaisern sanken, um
so hoher stieg ber toahrhaft unverstanbige, zunial auf
baS Herbeischaffen unb Halten feltener Seefische gerich-
tete Lurus. Bekannt ist bie Geschichte bes VebiuS Pol-
lio, ber mit bem Fleische seiner, geringer Bergehungen
megen Hingerichteten Sclaven bie in eingeteichtem See-
toaffer betoahrten Muranen mastete. Jm Winter toirb
bieser Fisch feltener gefangen, toeil er bann am Boben
fich verbirgt, im Sommer erlangt man ihn burch An-
geln, inbem er mit arger Gefrfigigkeil jebe Art von Ko-
ber packt. Er beigt sehr Heftig unb hat in beiben Kie-
fern eine einfache Reihe langer , sehr spitziger Zahne unb
breite, starke Kauniuskeln, toirb bis 3 Fug lang, ist
nach vorn lebhaft braun, gegen baS Hintere Korperenbe
mehr purpnrroth, mit gelblichen, braun Punktirien
Flecken ubergreuet, uberhaupt schsn gefarbt unb gezeich-
net. Die Flossen finb so bick unb fleischig unb so
niebrig, bag man fie nicht leicht von bem Riimpfe un-
terscheibet.
XXXVIII. Zitteraal. (Gymnonotus.)
Gattungscharakter: Korper verlangert, am
Rucken unb Bauche schneibig zusammengebruckt. Keine
Ruckenfiosse; Afterflosse niebrig, bis zur Schtoanzspitze
reichenb. After sehr iveit vorn liegenb. Kiemenoff-
nung vor ber sehr kleinen Brustfiosse. Schuppen un-
beutlich.
1. Der gewéhnliche Zitteraal. (Gymnonotus electricus.)
Fig. 2505,
Die Ffihigkeit zur Ertheilung elektrischer Schlage be-
sitzi tein bis jetzt bekannter Fisch in eben so Hohem Grabe
als ber Zitteraal, ber schon 1671 von Richer in Cayenne
beobachtet, bnrch Hunibolbt's Versuche beruhmt, in
ben letzten Jahren lebenb nach Europa gebracht unb von
Phystkern unb Anatomen genau untersucht toorben ist.
Die Starke ber Schlage scheint ber Willkuhr nntertoor-
sen zu sein, sie nimnit burch haufig toieberholte Entla-
bungen ab, unb enblich schtoinbet bie elektrische Kraft so
vollstfinbig, bag ber Fisch mehrtagiger Ruhe bebarf, unt
sie toieber zu erlangen. Seines Bermogens ist bieser
sich wohl bewugt, benn er geht Anfangs ben Feinben
kahn entgegen unb flieht, sowie er fich mehrlos fuhlt.
Die ersten Schlage finb stark genug, um Pferbe unb
Maulthiere, toenn auch nicht zu tobten, boch zu lfih-
men unb umzusturzen, too bann ber Lob burch Er-
trinken folgen kann. Kaliblutige Thiere werben von
bieseit Entlabungen ebenso getroffen toie bie Saugethiere
unb fliehen bie Zitteraale, bie fich ihrer Kraft verniuth-
lich auch gegen kleine Fische bebienen, bie ihre Nahrung
attsmachen sollen. Sie finb ubrigens nebst bem Zitter-
toels bie einzigen im Sugwasser vorkommenben elekiri-
schen Fische. Niemanb hat ihr Benehmen unb ihren
Kamps mit grogen Lanbthieren vortrefflicher beschrieben
als Humbolbt, unb toir verweisen baher auf feine in
Aller Hanben befinblichen „Anstchten ber Natur" unb
sein beruhmtes Reisetoerk. Es scheint nur eine genau
beschriebene Art von Zitteraal zu geden. Sie beivohnt
bie langsam stesmenben Flusse unb bie nach ben periobi-
schen Ueberschtoemmungen zuruckbleibenben Lachen ber
ebenen Striche von Guyana unb bem norblichen Brafi-
lien, toirb sublich vom Amazonenstrome kauni gesitn-
ben, geht in Cayenne fast bis in baS von ber Ebbe
unb Fluth beruhrte Gebiet unb westlich bis in bie gro-
gen Grassteppen Benezuela'S. Kalte vertragt sie burch-
aus nicht unb lebt eigentlich nur in Gewfissern, beren
Temperatur nie unter 24 Centigrabe finkt. Es Halt
baher sehr schwer, sie lebenb nach Europa zu bringen.
Das elektrische Organ erstreckt sich entlang ber Unter-
seite bes Schwanzes unb bilbet eigentlich ben grogeren
Theil besselben, toie au8 bem senkrechten Durchschnitte
Fig. 2506. Hervorgehi, roo a bie beiben elektrischen
Schichten anbeutet, bie unterhalb ber Wirbelsaule lie-
gen , b unb c sich auf bie burchschnittenen Ruckenmus-
keln, d auf ben mit ber Afterflosse eingefagten Banch-
kiel bezieht. JebeS bieser Organe besteht wieverunt aus
zroei Langsbunbeln, bie auS einer grogen Zahl Hauti-
ger, nahe an einanber liegenber, fast Horizontaler
Plattchen zusamniengesetzt unb burch Langsmembranen
in prismatische Zellen getheilt, ubrigenS unten unb oben
besestigt finb. In jenen Zellen liegt eine gallertartige
Materie. Das elektrische Organ niacht, roeil bie Ein-
geweibehohle sehr beschrankt ist, ziemlich vier Funf-
theile ber ganzen Korperlange aus unb erhalt auf jeben
Zoll gegen 15 vom Ruckenmarke abgehenbe Nervenzroeige.
Der Zitteraal toirb 4 — 5 Fug lang, 3 Zoll bick, ist
rothbraun, gelb gefleckt, hat sehr kleine Augen, plat-
ten Kops, toeites Maul, viele spitzige Zahne in beiben
Kieferu, etwas vvrstehenben Oberkiefer unb 2 Schtoimm-
blasen von sehr ungleicher Lange.
XXXIX. Sandaal. (Ammodytes.)
Gattungscharakter: Korper unb Kopf verlan-
gert. Ruckenftosse sehr lang, mit geglieberten, nieist
einfachen Strahlen, toie bie lange Afterflosse vom
Schtoanze abgesetzt. Brustflossen klein. Kiemenoff-
nung grog.
1. Der gemeinc Sandaal. (Ammodytes tobianus.) Fig. 2507.
Rings um Europa unb sogar bis Jslanb unb Gron-
lanb finbet man im feinen, aber nassen Sanbe flacher Ku-
sten verborgen einen kleinen Fisch, ber seines Aufent-
haltsortes unb allgemeinen Ansehens toegen ben Namen
Sanbaal empfing. Er vermag mehrere Stunben, ost
toahrenb ber vvllen Daner ber Ebbe in seineni Verstecke
vhne Schaben auszubauern unb liefert hierburch nicht
allein ben Beweis, bag er viele Lebenszahigkeit besttze,
sonbern wiberlegt auch bie gemeinlich alS Regel Hinge-
stellte Annahme, bag Fische mit toeiten Kieinenossnun-
gen augerhalb bes Wassers nach sehr kurzer Zeit sterben
muffen. Welche Abficht ber Sanbaal verfolge, inbem
er, anstalt ber toeichenben Fluth zu folgen, auf bem
Stranbe znruckbleibt, ist noch nicht erklart. In ben
meisten Gegenben roirb jeboch bieses Verroeilen auger-
halb beS sicheren Wassers ben Sanbaalen sehr geffihr-
lich, benn bie Weiber unb Kinber ber Fischer benutzen
bie Ebbe, um mit eisernen Rechen ober krummen Haken
ben Sanb aufzureigen, unb erbeuten fie zu Hunberten.
Sie finb zroar mager, aber roohlschmeckenb, toerben in-
bessen von (ehr roenigen Personen gegessen, dafur aber
unt so mehr als Koder fur anbere Fische angeroenbet.
Sine vom gemeinen Sanbaale verschiebene Art, ber
bicke Sanbaal (A. lancea), roirb an ber Kuste von
Devonshire in kleinen Netzen, bisroeilen zu 6—7 engl.
Scheffeln burch einen Zug gefangen unb an bie Fischer
von Dieppe zu 20 engl. Schilling ber Scheffel verkauft.
Der gemeine Sanbaal heigt auch Tobiasstsch, toeil er,
einer alten Volkssage nach, bie Galle lieferte, tvelche
ben Tobias von Blinbheit Heilte. Er laicht im Mai
unb konimt auf bem Zuge von Westen nach Ost in bas
Mittelmeer im Juni. Seine Unterkinnlabe ist spitzig,
bie Farbung silbergrau. Eine Schtoimmblase befitzt
er nicht.
Pritte Ordnung.
Buschelkiemer.
Die nachstfolgenben Orbnungen ber Fische stehen
Hinfichilich ihreS Uinfanges in burchaus keinem Verhalt-
niffe zu ben beiben bisher besprochenen, enthalten aber
manche burch Sugere Gestalt unb burch besonberen Ban
toesentlicher Korpertheile sehr interessante Gattungen.
Eine ber kleinsten ist bie gegenwfirtige ber Buschelkie-
mer. Sie bejlet in ihren Kiemen ein nicht zu Verivech-
selnbes Kennzeichen, benn anstalt Kfimme zu bilben,
stehen Kienienblfittchen in kleine Buschel verbunben unb
paarroeis auf ben Kiemenbfigen unb toerben burch einen
breiten Kiemenbeckel verborgen, ber so iveit vvrragt unb
burch bie fast strahlenlose Kiemenhaut fo toeit mit bem
Rnnipfe zufammenhfingt, bag bie Kiemenspalte nur als
enge unb kurze Oeffnung ubrig bleibt unb kauni auszu-
reichen scheint znm Abflusse bes bei der Athmung ausge-
nonimenen Wassers. Alle dieser Ordnung angehoren-
ben Fische stnd klein, mit Schildern statt oer Schuppen
gepanzert und daher mit Rnnipfe vieleckig oder, toenn
ste eine langstreckige Gestalt haben, priSniatisch. Im
Jnneren dieser Harten Hulle sindet sich angerst toenig
Fleisch. Der Darni ist gerad, die Schroimmblase
verhfiltnigmfigig grog, aber dsinn. Die Mehrzahl
der Buschelkiemer beroohnt die Meere der tofirnieren
Zonen.
I. Nadelfisch. (Sygnathus.)
Gattungscharakter: Riinipf verlfingert, kan-
tig, nach hinten dunner. Keine Bauchflossen. v^ogf
lang, beide Kieferu verlfingert, zur Rohre verbundeN,
Maul fenkrechtgespalten. Kiemenoffnung fast imNacke.'
liegend.
1. Der grotie Nadelfisch. (Sygnathus acus.) Fig. 2508.
Alle Nadelfische betoohnen daS Meer, fehlen toeder
den kfilteren noch den lropischen Breiten und gleichen
sich im allgemeinen Aeugeren, sowie in der LebenStoeise
dergestalt, dag die AuSeinandersetzung der von filteren
Jchthyologen vielfach verroechselien Arten manche Schivie-
rigkeit hat und erst in unseren Zeiten gelang. Unter
den nordeuropfiischen burfte ber fogenannte groge Nadel-
fisch einer ber verbreitetsten sein, inbem er an ben nor-
toegischen, englischen unb franzostschen Kusten meist
uberall auf felsigen, mit Seetang ubertoachsenen Un«
tiefen vorkonunt, bei ber Ebbe sogar in kleinen Lachen
zwischen ben Steinen znruckbleibt. Zweirnal jfihrlich
zieht er in tieferes Wasser, um sich fortzupflanzen.
Die Geschichte seiner Fortpflanzung hat sehr viel Eigen-
thuniliches unb ist in ben letzten Jahren anger Zweifel
gesetzt toorben. DaS Mfinnchen ubernimnit nfimlich bie
Ausbrutung bes LaicheS unb besitzt zu bieseni Ztoecke