ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
144 / i sch c. Sechste Ordnung. 1. Der kleine Hundshai. (Scyllium canicula.) Fig. 2522. Fast in allen europfiischen Sprachen haben die kleitie- ren Arten von Haien Namen erhalten, die in verschie- dener Art mit Hund und Spielarten defselben und mit Katze zusammengesetzt sind und auf die Ansicht deulen, welche das Volt von den Sitten jener Raubfische Hegt. In der That scheint der Vergleich mit gesellig jagenden Hunden nicht unvassend, denn mindestens pstegen die kleineren Hundshaie zusammenzuhalten und gemeinschaft- lich cine Beute zu verfolgen. Borziigsweise ist diese Sitte an dem Hier abgebildeten beobachtet worden, der bisweilen in ganzen Zugen in die Netze der Fischer des britischen Canals ffillt, allein, wenn auch vollig un- nutzlich, doch nicht weggeworfen, sondern getodtet wirb, »veil er mehr als andcre Rfinber den wandernden Fischen Niederlagen beibringt und darum allgemein gehagt wird. Weit von der Kuste entfernt er sich niemals , sondern zieht eS vor, im Schlamme halbverborgen aus Beute zu lauern. Mit Gier packt er jede Art von Angel und wird auch hierdurch den Fischern sehr lastig, Seine Eier haben die gewohnliche platte, im limfange ovale Ge- stalt und hangen mittels der langen, elastischen, in den Ecken angebrachten vier Faden an Felsen und SeegraS fest. Alle Haifischeier gleichen sich mehr oder minder in der Gestalt, werden, nachdcm Las Junge auSge- schlupst, leicht aufbewahrt, finden sich daher in Samm- lungen Hfiufig und gehen i ni taglichen Leben unter dem alten und geschmacklosen Namen der Seemause. Sie sind verhaltnihmahig sehr grofi und gegen Berletzungen weit mehr gesichert als andere Fischeier, theils durch die Elasticitat ihrer pergamentartigen Schaalen, theils durch die erwahnten, wie Ankertaue dienenden Faden. Bei ihrer Groge wurden fie, srei herumtreibend, theils von den Wellen leicht verletztwerden, theils auch den Raubfischen kaurn entgehen, und die Familie der Haie mugte tun so schneller aussterben, je geringer bei ihr, wie fiberhaupt bei allen grogen Raubthieren, die Fruchtbarkeit zu sein pflegt. Auch auf anderem Wege, namlich durch aitger- ordentliche Lebenszfihigkcit, ist dem iinverhfiltnigmfigi- gen Untergange der Haie vorgebeugt. ES giebt kaurn eine andere Familie von Fischen, welche vermochte, die schwersten Berletzungen ebenso leicht zu eriragen und zu uberstehen wie diese. Haie sind im Stande auger dem Wasser lange Zeit auszuhalten, verlieren selbst bei starkem Blutverluste die Krafte nicht, und die gi-ågeren Arten bleiben nod; Hochst geffihrliche Gegner, nachdcm der Matrose mit Hebebauin und Handbeil sie halb zer- malmte und schredlich verstummelte. — Der abgebil- dete Hundshai ist der kleinste unter den europaischen Fa- miliengliedem, indeni er gemeinlich nicht volle 2 Fug migt. Er findet fich an allen europaischen Kusten, ist auf rothlicheni Grunde mit zahlreichen braunen Flecken bedeckt, untenher rein weig, Hat eine sehr lange, am Ende schief abgestutzte Schivanzflossc, rhomboidale, unter dem After vereinigte Bauchfloffen und sowohl oben als linten vier Reihen sehr scharfer, etwaS gekrumniter Zfihne. II. Menschenhai. (Carcharias.) Gatt il ligscharakter: Afterfiofse einfad); Ru- ckenflosse doppelt; erste Ruckenstofse in der Mitte zwi- schen Bauch - und Brustffofse. Kopf und Schnautze plati, Nafenlocher am Rande der letzteren. Zfihne breiecfig, plati, schneidend, mit glattein over gezfih- nelteni Rande (Fig. 2520. b.). Keine Stirnlocher. 1. Der schwanzflosfigc Menschenhai. (Carcharias melanopteru«.) Fig. 2523. Menschenhai heigt die gegenwariige Gattung, Weil fie mehrere Arten begreift, die in weit Hoherem Grade als ihre Berwandien dem Menschen durch Groge, Stårfe und surchtbareS Gebig gefahrlich werden. In den eu- ropaischen Meeren leben mehrere berselben; die berfich- tigtste, der sogenannte fich te Hat (C. vulgaris), wird im Mittelmeere wfihrend des Fruhjahres und Herbstes hfiufig gesehen, schweift auch im atlantischen Oceane Herum, gilt jedoch iniNorden fur sehr selten. Er solgt den Schifsen, schnappt jeden uber Bord geworfenen Ge- genstand auf, toagt fich mit groger Kfihnheit fogar in bie-Untiefen felfiger Kfisten und wird den Badenden um so geffihrlicher, je toeniger diese einen solchen Feind er- toarten. Der limfang der Brustflossen verleiht ihm die Ffihigkeit, fich schnell im Schmimmen umzukehren, und ver Schmanz ist so lang, so muskelreich und trfif- tig, dag die Vorwfirisbewegungen mit reigender Schnelle geschehen. Zehn Tage und Nfichte ununterbrochen eiii Schiff zu begleiten und dabei seitliche Abschweifun- gen zu inachen, scheint eineui auSgewachfenen Jndivi- duum dieser Art keine irgend beschwerliche Aufgabe zu sein. Er besttzt ein feines Wiiteruiigsverinogen und erkennt jedenfalls eine Beute, zunial einen faulenden Korper, in toeitester Entfernung. Mit blinder Gier ffilli er fiber jeden Koder her und wird daher unschwer gefangen, vorausgesetzt, dag ihn der erste Angelhaken (ein zolldickcs, fuglangeS, an einer Kette befestigtes Eifen) festhalte, denn nach Entdeckung deS BetrugeS benimmi er fich vorstchtig und migtrauisch. Den Ge- fangenen zu tobten, isi keine leichte Aufgabe; starke Taue und festeS Zeug wird erfordert, um ihn, der cfl an 10 Centner toiegt, auf Deck zu heben, und nur erst, toenn eS gelungen, feinen Schwanz mit Schlingen zu erfaffen und anzubinden, mågen die Seeleute es wa- gen, von hinten her ihn mit Boothaken und Beilen an- zugreifen. Er verbreitet einen hochst miderlichen Ge- ruch und Hat so grobes, thraniges, obtoohl toeigeS Fleisch, dag eben nur groge Noth ihn den Seefahrern geniegbar machen faun. Man igt noch am Ersten seine Leder, doch theilt auch sie den Thrangeruch des fibrigen KorperS. Seinen Jungen soll er mit grogter Liebe zu- gethan sein und bei Gefahren ihnen gestatten, in seinern Rachen und sogar Magen Zuflucht zu suchen. Bom blauen Menschenhai (C. glaucus) steht eS unbezweifelt fest, dag in seinern Magen ledende Junge gefunden worden; dag diese in solchem Geffingnifse nicht umkoin- men, tofirde eben nur die bei allen Haien gewohnliche LebenSzfihigkeit, nicht aber die sehr problematische Na- tfirlichkeit des Zustuchtsortes und die Zuflucht fiberhaupt betoeisen. Alle fichten Menschenhaie (Carchariae) Ha- ben faferig knorpelige Kiefern, auf deren oberem Rande eine Reihe aufgerichteter, jedoch wegen nachgiebiger Berbindung etwas niederlegbarer Zfihne steht, deren Spitze gebogen und nach den Mundwinkeln gerichtet er- schciiit. Auf der inneren Flfiche der Kieferknochen ste- Hen augerdem 3 — 4 Reihen Zfihne, die den aufgerich- teten ganz fihnlich, nur kleiner und mit den Spitzen ab- wfirts gerichtet, wie Dachziegel wechselnd aufeinander liegen. Es kann nicht fehlen, dag fo grimmigt und unersfittl iche Raubthiere beim Packen der oft un- geniegbaren Beute einzelne oder auch vicle Zfihne ver- lieren. Zu ihrern Erfatze sind die inneren Reihen be- stimrnt, denn indeni der obere Kieferrand sich abnutzt oder aufgefogen toird, komnit eine tiefere Schicht tn das Spiel, und bilder diefe eininal die Schneide, fo richten sich die an ihr befindlichen Zfihne von selbst auf. Hierdurch erhfilt sich die furchtbare Betoehrung des Rachens zu allen Zeiten, denn mit dem von unten beginnenden Wachsthume des Kiefers over der von Hin- ten erfolgenden Bergrogeriing der Gaumenknochen Hfilt wahrscheinlich die Bildung einer jfingsten Zahnreihe gleichen Schritt. Mit ihren Zfihnen besetzte Haifisch- kiefern bringen Seereisende und Matrosen so oft zurfick, dag »vohl wenige Sanimlungen sie entbehren mogen. Die ausnehmenv Harten, glatten und an den Rfindern gefagten Zfihne der Menschenhaie dienen wilden Bol- kern zu manchen Zwecken. Im versteinerten Zustande, alfv von vorweltlichen Arten herrfihrend, finden fie sich hfiufig in der Juraformation, theils auch in jungeren Schichten. Den Alten galten sie ffir versteinerte Zun- gen (Glossopetrae); sie find oft so grog, dag Cuvier, von den Berhfiltnissen jetzt lebender Art schliegend, den untergegangenen Arten glaubte eine Lfinge von 70 Fug brintessen zu koniien. Die Gattung ist fibrigens fiber die ganze Erde verbreitet, hat eine kårnig rauhe, manch- mal sehr scharfe Haut, weiglichgraue oder brfiunliche Farbung, selten dunkle Abzeichnungen auf derselben. — Die als Mlister abgebildete Art lebt im grogen Oceane, ist grau, durch schwarze Flossenspitzen ausgezeichnet und wird sehr grog. III. Hammerhai. (Sphyrna.) Gattungscharakter: Zwei Rfickenstofien; die erste toenig hinter den Brustflossen, die zweite fiber der Asterflossc. Kops platt, vorn abgestutzt, an ben Sei- ten verlfingert, Hammerformig (Fig. 2524.); Nasenlå- cher am vorberen Ranbe; Augen auf ben seitlichen Ber- lfingerungen. 1. Der gewohnliche Hammerhai. (Sphyrna Zygaena.) Fig. 2525. Keine ©attung ber gegenwfirtigen Familie bietet eine so augerorbentliche Form »vie bie ber Hammerfische, von welchen man jetzt vier Arten kcnut. Die arnifor- inigen Verlfiiigerungen beS Kopfes enthalten bieselben Knorpel, toenn auch vergrogert unb tn Ilmriffen verfin- bert, welche bei jebem gewohnlich gebilbeten Hat sich fin- bcn, unb bergen keineSweges besonberc Organe. Ihre Physiologifche Bebeutung hat noch Niemanb zu erklfiren vermocht, benn in ber Lebensweife unterfcheiben sich Hammerhaie burchaus nicht von anberen Gliebern ihrer Familie. Auch sie augern bieselbe arge Gestfigigkeit unb werben, wie anbere Haie, burch bie Stellung bes Maules gezwungen, sich auf ben Rficken zu kehren, um grogere Thiere zu packen. Die Stirnlocher fehlen ih- nen, alleiii sie haben, gleich ben Menschenhaien, ein innereS Augenlib, b. H. eine Nickhaut, Halbmonbfor- mige, am vorberen Ranbe ber Kopfverlfingerung ste- Henve Nafenlocher (Fig. 2524.) unb, je nach bem Alter, sowohl oben als unten 3 — 6 Reihen groger, fcharfer, breieckiger, etwas gekrfimmter, in ber Jugenb glattran- biger, spfiterhin an ben Kanten gesfigter Zfihne. Der Rumps Hat bie gewohnliche Spinbelform, auf ber leber- artigen Haut stehen rauhe, erhabene Korner, bie letzte ber ffinf Kiemeiispalten befinbet sich unmittelbar vor ber Brustflosse (beren rechte auf unserer Abbilbung unter- geschlagen gebacht ist), unb ber obere Thcil ber Schtoanz- flosse ist ziemlich lang. Die bekaiinten Arten werben grog, ber gewohnliche Hammerhai niannslang. Die- ser lebt im Mittelmeere, im atlantischen Oceane unb zwar soivohl an ben Kusten von Brasilien als bes sfib- westlichen Europa unb wirb, wenn auch selten, um Englanb angetroffen, geht aber nicht norblicher. Bor- zfiglich zu ffirchten soll er sein an ininber tiefen, schlarn- migen Orten unb baher gern in Buchten unb Hfifen eiiibringen, sich in ber Nfihe geankerter Schiffe verber- gen unb selbst Menschen angreifen. Die unverfohn- licbe Feinbschaft, welche bie Seeleute gegen alle Haien augern, triffi baher auch ihn im volleit Maage; wo er sich sehen lagt, wirb er um so eifriger verfolgt, jeinehr seine sonberbare Gestalt bie Aufinerksamkeit auf sich zieht. Er toirft viele Junge in kurzen Zwischenrfiumen, Hat fo hartes, fibelschmeckenbes unb ekelhaft riechenbes Fleisch, bag ihn tein europfistches Bolk essen mag, liefert aber Leberthran unb ben fogenannten Chagrin, bie zubereitete Haut, bie, ihrer Ranheit wegen, zum Poli- ren gebrauchi toirb. 3m Mittelmeere erreicht er bie Lfinge von 12 Fug, bei 8 Fug llinfang unb berSchtoere von 5 Centnern; ein im August 1839 bei Tenby in Englanb gefangenes Jnbivibuunt maag 10 Fug in ber Lfinge, 6 Fug im llmfange, toog zwischen 600 — 700 Pfunb, Hatte 6 Reihen Zfihne, mugte also zieni- lich alt sein unb enthielt 39 Junge von 19 Zoll Lfinge. Auf bem Ruckcn wares bunkcl grfinlichgrau, am Bauche rothlichgelb. Einige ber nfichstfolgenben Gattungen ber Haie flimmen mit b en beschriebenen in allen wesentlichen Be- ziehungen so fiberein, bag toir uns baniit begnfigen