Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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/ i sch c.
Sechste Ordnung.
1. Der kleine Hundshai. (Scyllium canicula.) Fig. 2522.
Fast in allen europfiischen Sprachen haben die kleitie-
ren Arten von Haien Namen erhalten, die in verschie-
dener Art mit Hund und Spielarten defselben und mit
Katze zusammengesetzt sind und auf die Ansicht deulen,
welche das Volt von den Sitten jener Raubfische Hegt.
In der That scheint der Vergleich mit gesellig jagenden
Hunden nicht unvassend, denn mindestens pstegen die
kleineren Hundshaie zusammenzuhalten und gemeinschaft-
lich cine Beute zu verfolgen. Borziigsweise ist diese
Sitte an dem Hier abgebildeten beobachtet worden, der
bisweilen in ganzen Zugen in die Netze der Fischer des
britischen Canals ffillt, allein, wenn auch vollig un-
nutzlich, doch nicht weggeworfen, sondern getodtet wirb,
»veil er mehr als andcre Rfinber den wandernden Fischen
Niederlagen beibringt und darum allgemein gehagt wird.
Weit von der Kuste entfernt er sich niemals , sondern
zieht eS vor, im Schlamme halbverborgen aus Beute
zu lauern. Mit Gier packt er jede Art von Angel und
wird auch hierdurch den Fischern sehr lastig, Seine
Eier haben die gewohnliche platte, im limfange ovale Ge-
stalt und hangen mittels der langen, elastischen, in den
Ecken angebrachten vier Faden an Felsen und SeegraS
fest. Alle Haifischeier gleichen sich mehr oder minder
in der Gestalt, werden, nachdcm Las Junge auSge-
schlupst, leicht aufbewahrt, finden sich daher in Samm-
lungen Hfiufig und gehen i ni taglichen Leben unter dem
alten und geschmacklosen Namen der Seemause. Sie
sind verhaltnihmahig sehr grofi und gegen Berletzungen
weit mehr gesichert als andere Fischeier, theils durch die
Elasticitat ihrer pergamentartigen Schaalen, theils durch
die erwahnten, wie Ankertaue dienenden Faden. Bei ihrer
Groge wurden fie, srei herumtreibend, theils von den
Wellen leicht verletztwerden, theils auch den Raubfischen
kaurn entgehen, und die Familie der Haie mugte tun so
schneller aussterben, je geringer bei ihr, wie fiberhaupt
bei allen grogen Raubthieren, die Fruchtbarkeit zu sein
pflegt. Auch auf anderem Wege, namlich durch aitger-
ordentliche Lebenszfihigkcit, ist dem iinverhfiltnigmfigi-
gen Untergange der Haie vorgebeugt. ES giebt kaurn
eine andere Familie von Fischen, welche vermochte, die
schwersten Berletzungen ebenso leicht zu eriragen und
zu uberstehen wie diese. Haie sind im Stande auger dem
Wasser lange Zeit auszuhalten, verlieren selbst bei
starkem Blutverluste die Krafte nicht, und die gi-ågeren
Arten bleiben nod; Hochst geffihrliche Gegner, nachdcm
der Matrose mit Hebebauin und Handbeil sie halb zer-
malmte und schredlich verstummelte. — Der abgebil-
dete Hundshai ist der kleinste unter den europaischen Fa-
miliengliedem, indeni er gemeinlich nicht volle 2 Fug
migt. Er findet fich an allen europaischen Kusten, ist
auf rothlicheni Grunde mit zahlreichen braunen Flecken
bedeckt, untenher rein weig, Hat eine sehr lange, am
Ende schief abgestutzte Schivanzflossc, rhomboidale, unter
dem After vereinigte Bauchfloffen und sowohl oben als
linten vier Reihen sehr scharfer, etwaS gekrumniter
Zfihne.
II. Menschenhai. (Carcharias.)
Gatt il ligscharakter: Afterfiofse einfad); Ru-
ckenflosse doppelt; erste Ruckenstofse in der Mitte zwi-
schen Bauch - und Brustffofse. Kopf und Schnautze
plati, Nafenlocher am Rande der letzteren. Zfihne
breiecfig, plati, schneidend, mit glattein over gezfih-
nelteni Rande (Fig. 2520. b.). Keine Stirnlocher.
1. Der schwanzflosfigc Menschenhai. (Carcharias melanopteru«.)
Fig. 2523.
Menschenhai heigt die gegenwariige Gattung, Weil
fie mehrere Arten begreift, die in weit Hoherem Grade
als ihre Berwandien dem Menschen durch Groge, Stårfe
und surchtbareS Gebig gefahrlich werden. In den eu-
ropaischen Meeren leben mehrere berselben; die berfich-
tigtste, der sogenannte fich te Hat (C. vulgaris), wird
im Mittelmeere wfihrend des Fruhjahres und Herbstes
hfiufig gesehen, schweift auch im atlantischen Oceane
Herum, gilt jedoch iniNorden fur sehr selten. Er solgt
den Schifsen, schnappt jeden uber Bord geworfenen Ge-
genstand auf, toagt fich mit groger Kfihnheit fogar in
bie-Untiefen felfiger Kfisten und wird den Badenden um
so geffihrlicher, je toeniger diese einen solchen Feind er-
toarten. Der limfang der Brustflossen verleiht ihm
die Ffihigkeit, fich schnell im Schmimmen umzukehren,
und ver Schmanz ist so lang, so muskelreich und trfif-
tig, dag die Vorwfirisbewegungen mit reigender Schnelle
geschehen. Zehn Tage und Nfichte ununterbrochen
eiii Schiff zu begleiten und dabei seitliche Abschweifun-
gen zu inachen, scheint eineui auSgewachfenen Jndivi-
duum dieser Art keine irgend beschwerliche Aufgabe zu
sein. Er besttzt ein feines Wiiteruiigsverinogen und
erkennt jedenfalls eine Beute, zunial einen faulenden
Korper, in toeitester Entfernung. Mit blinder Gier
ffilli er fiber jeden Koder her und wird daher unschwer
gefangen, vorausgesetzt, dag ihn der erste Angelhaken
(ein zolldickcs, fuglangeS, an einer Kette befestigtes
Eifen) festhalte, denn nach Entdeckung deS BetrugeS
benimmi er fich vorstchtig und migtrauisch. Den Ge-
fangenen zu tobten, isi keine leichte Aufgabe; starke
Taue und festeS Zeug wird erfordert, um ihn, der cfl
an 10 Centner toiegt, auf Deck zu heben, und nur erst,
toenn eS gelungen, feinen Schwanz mit Schlingen zu
erfaffen und anzubinden, mågen die Seeleute es wa-
gen, von hinten her ihn mit Boothaken und Beilen an-
zugreifen. Er verbreitet einen hochst miderlichen Ge-
ruch und Hat so grobes, thraniges, obtoohl toeigeS
Fleisch, dag eben nur groge Noth ihn den Seefahrern
geniegbar machen faun. Man igt noch am Ersten seine
Leder, doch theilt auch sie den Thrangeruch des fibrigen
KorperS. Seinen Jungen soll er mit grogter Liebe zu-
gethan sein und bei Gefahren ihnen gestatten, in seinern
Rachen und sogar Magen Zuflucht zu suchen. Bom
blauen Menschenhai (C. glaucus) steht eS unbezweifelt
fest, dag in seinern Magen ledende Junge gefunden
worden; dag diese in solchem Geffingnifse nicht umkoin-
men, tofirde eben nur die bei allen Haien gewohnliche
LebenSzfihigkeit, nicht aber die sehr problematische Na-
tfirlichkeit des Zustuchtsortes und die Zuflucht fiberhaupt
betoeisen. Alle fichten Menschenhaie (Carchariae) Ha-
ben faferig knorpelige Kiefern, auf deren oberem Rande
eine Reihe aufgerichteter, jedoch wegen nachgiebiger
Berbindung etwas niederlegbarer Zfihne steht, deren
Spitze gebogen und nach den Mundwinkeln gerichtet er-
schciiit. Auf der inneren Flfiche der Kieferknochen ste-
Hen augerdem 3 — 4 Reihen Zfihne, die den aufgerich-
teten ganz fihnlich, nur kleiner und mit den Spitzen ab-
wfirts gerichtet, wie Dachziegel wechselnd aufeinander
liegen. Es kann nicht fehlen, dag fo grimmigt
und unersfittl iche Raubthiere beim Packen der oft un-
geniegbaren Beute einzelne oder auch vicle Zfihne ver-
lieren. Zu ihrern Erfatze sind die inneren Reihen be-
stimrnt, denn indeni der obere Kieferrand sich abnutzt
oder aufgefogen toird, komnit eine tiefere Schicht tn
das Spiel, und bilder diefe eininal die Schneide, fo
richten sich die an ihr befindlichen Zfihne von selbst
auf. Hierdurch erhfilt sich die furchtbare Betoehrung
des Rachens zu allen Zeiten, denn mit dem von unten
beginnenden Wachsthume des Kiefers over der von Hin-
ten erfolgenden Bergrogeriing der Gaumenknochen Hfilt
wahrscheinlich die Bildung einer jfingsten Zahnreihe
gleichen Schritt. Mit ihren Zfihnen besetzte Haifisch-
kiefern bringen Seereisende und Matrosen so oft zurfick,
dag »vohl wenige Sanimlungen sie entbehren mogen.
Die ausnehmenv Harten, glatten und an den Rfindern
gefagten Zfihne der Menschenhaie dienen wilden Bol-
kern zu manchen Zwecken. Im versteinerten Zustande,
alfv von vorweltlichen Arten herrfihrend, finden fie sich
hfiufig in der Juraformation, theils auch in jungeren
Schichten. Den Alten galten sie ffir versteinerte Zun-
gen (Glossopetrae); sie find oft so grog, dag Cuvier,
von den Berhfiltnissen jetzt lebender Art schliegend, den
untergegangenen Arten glaubte eine Lfinge von 70 Fug
brintessen zu koniien. Die Gattung ist fibrigens fiber
die ganze Erde verbreitet, hat eine kårnig rauhe, manch-
mal sehr scharfe Haut, weiglichgraue oder brfiunliche
Farbung, selten dunkle Abzeichnungen auf derselben. —
Die als Mlister abgebildete Art lebt im grogen Oceane,
ist grau, durch schwarze Flossenspitzen ausgezeichnet und
wird sehr grog.
III. Hammerhai. (Sphyrna.)
Gattungscharakter: Zwei Rfickenstofien; die
erste toenig hinter den Brustflossen, die zweite fiber der
Asterflossc. Kops platt, vorn abgestutzt, an ben Sei-
ten verlfingert, Hammerformig (Fig. 2524.); Nasenlå-
cher am vorberen Ranbe; Augen auf ben seitlichen Ber-
lfingerungen.
1. Der gewohnliche Hammerhai. (Sphyrna Zygaena.)
Fig. 2525.
Keine ©attung ber gegenwfirtigen Familie bietet eine
so augerorbentliche Form »vie bie ber Hammerfische,
von welchen man jetzt vier Arten kcnut. Die arnifor-
inigen Verlfiiigerungen beS Kopfes enthalten bieselben
Knorpel, toenn auch vergrogert unb tn Ilmriffen verfin-
bert, welche bei jebem gewohnlich gebilbeten Hat sich fin-
bcn, unb bergen keineSweges besonberc Organe. Ihre
Physiologifche Bebeutung hat noch Niemanb zu erklfiren
vermocht, benn in ber Lebensweife unterfcheiben sich
Hammerhaie burchaus nicht von anberen Gliebern ihrer
Familie. Auch sie augern bieselbe arge Gestfigigkeit
unb werben, wie anbere Haie, burch bie Stellung bes
Maules gezwungen, sich auf ben Rficken zu kehren, um
grogere Thiere zu packen. Die Stirnlocher fehlen ih-
nen, alleiii sie haben, gleich ben Menschenhaien, ein
innereS Augenlib, b. H. eine Nickhaut, Halbmonbfor-
mige, am vorberen Ranbe ber Kopfverlfingerung ste-
Henve Nafenlocher (Fig. 2524.) unb, je nach bem Alter,
sowohl oben als unten 3 — 6 Reihen groger, fcharfer,
breieckiger, etwas gekrfimmter, in ber Jugenb glattran-
biger, spfiterhin an ben Kanten gesfigter Zfihne. Der
Rumps Hat bie gewohnliche Spinbelform, auf ber leber-
artigen Haut stehen rauhe, erhabene Korner, bie letzte
ber ffinf Kiemeiispalten befinbet sich unmittelbar vor ber
Brustflosse (beren rechte auf unserer Abbilbung unter-
geschlagen gebacht ist), unb ber obere Thcil ber Schtoanz-
flosse ist ziemlich lang. Die bekaiinten Arten werben
grog, ber gewohnliche Hammerhai niannslang. Die-
ser lebt im Mittelmeere, im atlantischen Oceane unb
zwar soivohl an ben Kusten von Brasilien als bes sfib-
westlichen Europa unb wirb, wenn auch selten, um
Englanb angetroffen, geht aber nicht norblicher. Bor-
zfiglich zu ffirchten soll er sein an ininber tiefen, schlarn-
migen Orten unb baher gern in Buchten unb Hfifen
eiiibringen, sich in ber Nfihe geankerter Schiffe verber-
gen unb selbst Menschen angreifen. Die unverfohn-
licbe Feinbschaft, welche bie Seeleute gegen alle Haien
augern, triffi baher auch ihn im volleit Maage; wo er
sich sehen lagt, wirb er um so eifriger verfolgt, jeinehr
seine sonberbare Gestalt bie Aufinerksamkeit auf sich
zieht. Er toirft viele Junge in kurzen Zwischenrfiumen,
Hat fo hartes, fibelschmeckenbes unb ekelhaft riechenbes
Fleisch, bag ihn tein europfistches Bolk essen mag,
liefert aber Leberthran unb ben fogenannten Chagrin,
bie zubereitete Haut, bie, ihrer Ranheit wegen, zum Poli-
ren gebrauchi toirb. 3m Mittelmeere erreicht er bie
Lfinge von 12 Fug, bei 8 Fug llinfang unb berSchtoere
von 5 Centnern; ein im August 1839 bei Tenby in
Englanb gefangenes Jnbivibuunt maag 10 Fug in ber
Lfinge, 6 Fug im llmfange, toog zwischen 600 —
700 Pfunb, Hatte 6 Reihen Zfihne, mugte also zieni-
lich alt sein unb enthielt 39 Junge von 19 Zoll Lfinge.
Auf bem Ruckcn wares bunkcl grfinlichgrau, am Bauche
rothlichgelb.
Einige ber nfichstfolgenben Gattungen ber Haie
flimmen mit b en beschriebenen in allen wesentlichen Be-
ziehungen so fiberein, bag toir uns baniit begnfigen