Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Sechste Orbnniig. tøuermaultr.
Fisch e.
143
den norbbeutschen, den schwedischen und norwegischen
Flussen, in England in den Flutzmfinbungen, fogar
im Nile, ist aber nirgends so Haufig wie in Ruhland
und Sibirien. In den Flussen des sfidlichen Frankreich
und Italien wird er Hingegen felten gesangen. Er ver=
rath ziemlich viele Tragheii, schwimmt langsam, bleibt
ost lange Zeit am Boden liegen und begnfigt sich trotz
seiner Grotze und Starte mit kleineren Fischen und selbst
mit Jnsectenlaroen und Muscheln als Nahrung. Die
letzteren wuhll er aus dem Schlamme aus. Sein Fleisch
Hat Aehnlichkeit mit dem Kalbfleische, gilt indefsen sur
unverdaulich. Nicht felten erreicht et das bedeutende
Gewicht von 200 Pfund bei 6 Fust Lange. Sein Roe-
gen giebt einen guten Gaviat, der indessen fast nicht in
ben Handel tommt. Kennilich ist er an der kurzen, je-
doch spitz zulaufenden Schnautze, an dem funskantigen
Rumpfe, der mit funs Reihen starter, in einen Dorn-
kiel auslaufender Knocheiiplatten besetzt ist, endlich an
den kleinen, sternformigen, zwischen den grosteren lie-
genden Platten. Im Ganzen ist er silberfarbig, oben-
her dunkelblau gesteckt, untenher graulich, braun ge=
fleckt.
2. Der Hausen oder Beluga. (Acipenser Huso.) Fig. 2517.
Der Hausen geniestt mit Recht einer besonderen Be-
tuhintheit unter den Gattungsverwandten, indem er
diese nicht allein an Grotze ubertrifft, sondern auch die
bekannte Hausenblase und Gaviar liesert, deren Ein-
sammlung, Bereitung und Vertrieb zumal fur Rust-
land anSnehinend groste Bedeutung hat. Die im caspi-
fchen See ledenden Haufen erreichen nicht felten das Ge-
niicht von 1000 — 1500 Pfund; fte sind bort fo Haufig
unb fo fruchtbar, bast in ben grosten, von ber Regie-
rung beauffichtigten Fifchereien in einem Jahre fchon
103,500 Stuck gesangen worden find, welche 30,000 Psunb
Fischleim und 414,000 Pfund Caviar lieferten. Zwar
dauert der Fang auch im Winter an Lochetn fort, die
man in das Eis gehauen, allein die rechie Zeit fur
denfelben beginnt gegen Ende deS Marzmonats, weil
dann die grohten unb reifsten Jnbivibuen in ungeheueren
Schwarmen sich ber Kuste nahern. Man bedient sich
dabei 9 Fast langer, mit starken Angelhaken derfehener
Leinen, an welchen bis 125 Stuck in langer Reihe an
ein 280 Fust messendes Seil angeknfipst sind. Dreistig
der letzteren Hangen verbunden an zwei gut gestcherten
Holzetnen Ankern und werden durch fchwere Steine
gefonbert unb in ber Richtung erhalten. Zweimal tag-
lich unterfuchen bie Fischer biese etwas zusammengesetzte
Vorrichtung; ste ziehen ben gefangenen Hansen einen
Strick burch bie Kiemenspalten und schleisen fte an das
Land, um fie zu schlachten, in Stucke zu zerhauen und
theils frisch zu verkausen, theilS einzusalzen. Den toerth-
vollsten Theil des Fanges dilden Schwiinmdlase unb
Roogen, benn bas Fleisch ist zu greb, um in anberen
alS ben niebersten Volksklaffen Abnehmer zu finben.
Lin Ort unb Stelle wirb ber Roogen gekocht gegeffen unb
bient wahrenb ber Zeit bes Fanges als eigentlicheS Nah-
rungsmittel, als Leckerei im westlichen Europa, wohin
er eingesalzen in ansehiilichen Mengen gedracht wirb.
Der Hausen ist ein achter Wanberfisch, ber nicht allein
in bem Jaik, ber Wolga unb anberen russtschen Fluffen
vorkommt, sonbern bie Donau dis nach Wien Hinaus-
geht; er ist so gefratzig, bast er Seevogel, junge See-
Hunde, Schils unb sogar Holzstucken verfchlingt. Vom
gemeinen Sidt unterscheibet er sich, abgefehen von ber
bisweilen dis 12 Fust detragenben Lange, wesentlich
burch glatte Zwischenraume ber ebensalls in funs Lange-
reihen stehenben, im Alter aber fast verfchwinbenben
Knochenplatten bes Rumpfes, burch kurzeren unb brei-
teren Kopf unb weit Heinere Kiemenbeckel. Er ist oden-
her fchwarz, an ben Seiten toellenfotmig, am Bauche
weist.
II. Chimare. (Chimaera.)
GattungScharakter: Rumps verlangert, nicht
gepanzert; ber Schwanz in einen langen Faben auSlau-
fenb. Kein wahrer Kiemenbeckel; eine einzige Kiemen-
fpalte. Schnautze stunipf vortretenb, ohne Bartfaden.
Vorbere Rnckenfloffe uber ben Bruststoffen, mit starkem
Stachelstrahl, bie Hintere lang, mit ber Schwanzfloffe
verflietzenb.
1. Die Nørdische Chimare. (Chimaera monstrosa.) Fig. 2518.
In ben Chirnaten erkennt man ohne Schwierigkeit
baS NebergangSglieb von ben Storen zu ben Haien, benn
nicht nur wirb bie Gestalt zur kegelformigen, fonbern
es zeigen sich zuerst gewiffe, bei allen mannlichen Knor-
pelstschen ber nachsten Ordnung gewohnliche, in ber
Nahe ber Bauchstoffen gelegene unb auf bie Fottpflan-
zung bezfigliche austere Organe. Selbst bie Kiernen-
bildung beutet ben Stanb an zwifchen ben genanuten
Familien, benn roenn auch nur eine wahre Kiemen-
6ffnung jeberfeits demerkt roirb, so sinb bie Kiemen boch
mit einem Theile ihrer Ranber an bie Umgebungen ber
Kiernenossnung angeroachfen. Der Unterkiefer unb bie
ben Oberkiefer vertretenben Knochen sinb noch unvoll-
kommener als felbst bei bent Hai unb oben mit vier, un-
ten mit zroei Hatten Platten statt ber Zahne beroaffnet.
Die norbifche Chimåre geht felten fiber ben englifchen
Canal nach Sfiben unb fcheint fiberhaupt erst jenfeiis bes
58. Breitegrabs haufig zu sein. Sie ist eben fo sonber-
dat als fchon gefarbt, im Ganzen filberig, braun ge-
fleckt, auf bem Rficken blau, roirb etroa 4 Fust, keines-
roeges aber 20 — 30 Fust lang, wie altere Reifebefchtei-
ber anffihten, fchroimmt mit grotzter Geschmeibigkeit,
sristt Heringe unb andere Heine Wanbetfifche, aber auch
Ktuster, Quallen und ahnliche Pstanzenihiere und gilt
den Fifchetn roenig, da ihr zahes Fleisch kaurn gegeffen
roirb. Aus ber Leber roirb ein Thtan geroonnen, wel-
chent ber notroegische Volksglauben besonbere Heilkrast
gegen Wunben unb Llugenkrankheiten zuschreibt.
Sechste (Ordnung.
Quermauler.
Die Quermauler, bie auch Plagiostomen ober Se-
laeier genanut toerben, haben kanin ein etwas Hfirteres
Skelett als bie Fische ber vorhergehenben Otbnung;
bie Korper ihrer Rfickentoirbel sinb nicht verroachsen, son-
bern getrennt, bie Bauchrippen nicht grotz, aber boch
beutlich (Fig. 2519.), bie Knotpelbogen ober Kieinen-
rippen, an beren Ranbetn bie Kiemeil stehen, Hangen
zwischen ben Muskeln unb ber Haut unb bestehen aus
vier Stficken (Fig. 2519. A. 1. B. 1.). Da, roie oben
bereits etwahnt toorben, bie Nathe zwifchen ben Scha-
belknochen wegfallen unb biefe gewiffermaasten zusant-
nienstiesten, so kann man am Schabel nut bie Regionen
bezeichnen. Von ben eigentlichen Obetkiefetknochen
finben sich nut unbebeutenbe Sputen (A. B. 2.), Hinge-
gen ist bet Unterkieset (B. 3.) gtost, Wenn auch knorpe-
lig, unb ohne Gelenkkopf, folglich sehr beweglich.
Die Stelle beS Oberkiefers wirb burch ben mit Zahnen
besetzten Gaumenknochen (B. 4.) vertreten. Die dorbe-
ren Gliebet ober Bruststoffen stfitzeit sich aus einen Kno-
chengfirtel (A. 4.) , ber auS einem Stficke besteht; an
ben Bruststoffen selbst unterscheibet man bie Mittelhanb-
knochen (A. 5.) unb eine grotze Zahl von breiglieberigen
Fingern (A. 6.). Die Hinteren Glieber ober Bauchstos-
sen theilen biesen Bau; ber sie stfitzenbe Knochengfir-
tel (7.) vertritt bas Becken ber Hoheren Wirbelthiere,
unb auf ben Mittelfutzknochen (8.) sinb diele zweiglie-
berige Finger (lO.) befestigt, welche bie Floffenhaut aus-
gefpannt erhalten. An mannlichen Jnbivibuen bemerkt
man austetbem einen befonbeten, bie Fottpflanzung an-
gehenbeit Knochen (11.). Die Schwanzwirbel (12.)
ttagen miiiels ber Jnterspinalknochen (13.) bie vertikalen
Flossen (14.) unb bie Schwanzfloffe (15.). Die Kie-
men Haben bie gewohnliche Gestalt feinet Blatichen;|
ste stehen auf einer Zahl von knotpeligen Strahlen (C. 1.),
bie am Hinteren Enbe auf ben Kiemenrippen feststtzen,
mit bem Auhentanbe (C. 2.) an bie Haut aiigewachfen
sinb. Jebern biefet am Halse unten ober seitlich liegen-
ben unb von einem Kiemenbeckel nicht geschfitzten Appa-
rate entspricht ein vertikaler Spalt bet Bebeckungen ober
eine Kiemenossnung. Diese gemeinlich zu sfins vorhan-
benen Locher mfinben in einen gemeinsamen mit bet Ra-
chenhohle vetbunbenen Gang, unb bie Athmung geschieht
baher wie bei Knochenfischen burch Aufnahme bes Was-
setS mittels deS Munbes, bas Hinspfihlen besselben fiber
bie Kiemen unb seinen Austritt burch bie Kiemenoffnun-
gen. Mehrentheils ist bet Kotper grotz, Haufig sogar
coloffal, bie Gestalt bisweilen sonbetbar, spinbelsotmig
ober verlangert kegelformig bei ben Haien, platt, runb
ober rhombisch bei ben Rochen. Schuppen unb Schil-
bet bekleiben niemals bie schlaff fiber bie Muskeln gebrei-
tete, meist bicke unb zahe, ost mit Rauheiten ober Dor-
nen besetzte Haut, bie von zahlreichen in bet Seitenlinie
befinblichen Dtfisen schleimig erhalten toitb. Schon
verbient kein Plagiostom zu Heitzen, benn keinet besitzt
lebhafte ober reine Fatbung; bie meisten tonnen wohl
ehet ffir hatzlich gelten unb flotzen, schon burch ben An-
blick, eine nicht unbegrfinbete Furcht ein. Alle sinb
Raiibfische, mit bem derschiebenatiigsten, ost furchtbar-
sten, niemals eingekeilien, sonbern nur ausgewachsenen
Gebitz vetfehen unb sehr gefratzig. Entlang ber inneten
Wanb bes Darmeanals verlauft gewohnlich eine spiral
gewunbene Hautfalte, burch welche bie aussaugenbe
Oberflache bes Datmes viel vergrotzert wirb. Durch
Sinnenfcharfe scheinen sie anbere Fische zu fibertreffen;
bie Nasenlocher liegen unter ber vortagenden Schnautze,
bie Augen fiber biesen ober auch seitlich; weiter Hinlen
ossnen sich zwei Stirnlocher, welche einen zur Rachen-
hohle ffihrenbeu Canal andeuten und falschlich Spritz-
lochet geheitzen worden sind. Durch ben Hetgang der
Fottpflanzung schlietzen sich die Plagiostomen an die
hoheren Wirbelthierklassen au; die grotze Fruchtbarkeit
det anberen Fische theilen fie nicht, mehrere eiitwickeln
sogar in ihrem Leibe bie Jungen zur vollen Reise unb
gehoren also zu ben sogenannten lebenbig gebahtenben
Thieren. Jhte Eier stub meist Hornartig, platt, eckig
unb mit sabensormigen Anhangseln versehen. Sehr
toenige leben in ben Mfinbuiigen gtoheter Flfisse, bie
meisten im Meere unb votzugsweise aus hoher See. Dem
Menschen getoahten sie keinen sehr grohen Nutzeu unb
ettoeisen sich ihm vielinehr schablich. Sie zerfallen in
ztoei Familien, bie bei Linné eben nur zwei Gattungen
auSmachten.
Erfte Familie.
H a i e.
Der Karper ist spinbelsotmig, ber Schtoanz bick unb
fleischig, bie Kiemenspalten stehen an ben Seiten bes
Halses, bie Brustflossen bleiben vom Hinterkopse ge-
trennt, bie Rfickenflossen unb Afterfloffe wechseln, bie
etsteren in ber Zahl, bie letzteren in bet Stellung, unb
bas Gebitz anbert je nach bet Gattung. Alle Haie be-
wohnen ausschlietzlich bas Meer, enttoickeln butchauS
taubetische Natur, scheinen im Ocean bie Katzenarten
beS Festlanbes zu vertreten, geben an Grotze biStoeilen
ben Walthieren nicht viel nach, autzern eine fast uner-
sattliche Gefratzigkeit, verfchlingen baher felbst bas Nn-
vetbaulichste unb verbinben Behenbigkeit im Schtoim-
men mit grotzet Kraft. Man theilt sie in Unterfami-
lien unb viele Gattungen.
I. Hundshai. (Scyllium.)
GattungScharakter: Eine Afterfloffe; zwei
Rfickenflossen; bie erste hinter ober gegenuber, nie vor
ben Bauchstoffen. Kopfkurz unb stumpf; Nasenlocher
unterhalb, in bet Nahe bes MunbeS; Zahne klein,
bteieckig, mit einer bis vier Nebenzacken (Fig. 2520. a.);
Augenlibraubet frei. Letzte Kiemenlocher fiber ber
Wurzel ber Brustflossen.