ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

Mit 492 Ubbildungen

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Side af 166 Forrige Næste
14 Lurche oder Neptilien. Echsen. die Verbreitung dieser Art einen sehr grogen Theil der alten Welt begreife. Sie lebt im Nil, in dem Senegal und anderen afrikanischen Flfissen, in Port-Natal, Mozambique und MadagaSear, im Ganges und in Landseen verschiedener Gegenden Indiens und fogar auf den Sechellen -Jnseln. Einst war das Krokodil in Aegypten viel gemeiner als Heutzutage, denn eS bewohnte noch zur Zeit des Romerreiches die User des Delta, jetzt steigt eS nicht weiter als Theben den Strom Hinab und findet stine eigentliche Heimath in Nubien und Abyssinien. Sehr thatig ist es nur deS NachtS und eigentlich nur dann zu ffirchten, denn am Tage liegt es, fich sonnend, auf den Ufern der Jnseln und eilt dem Flusse zu, sobald es irgend etwaS Verbachtiges in der Ferne entbeckt. Aengerster Hunger oder Schreck uber das Plotzliche Erscheinen eineS Menschen konnen es allein zum Angriffe treiben, der fibrigenS gewandten und be- sonnenen Leuten nicht sehr gefahrlich wird, indem solche dem zum schnellen Umkehren unfahigen und fiberhaupt auf dem Lande nicht sehr schnell laufenden Krokodil durch Haufige Aenderungen in der Richtung der Flucht leicht entkommen. Im Wafser schiegt daS Krokodil Hingegen mit Pstilesschnelle fort und lagt, wie ein rasch stgelndes Boot, eine tiest Furche hinter sich. Man kennt den Grund der gewaltigen Aufregung nicht, der einzelne bisweilen bestimmt, ihren Hin- terhalt zu verlaffen, nach der Mitte des Stromes zu eilen, dort den gleichsam von Zorn geschwollenen Korper Herumzuwalzen, wfithend mit dem Schwanze unt sich zu fchlagen, bis ringsumher dichter Schaum die Oberstache deckt, und endlich, in Halber Er- schopfung, zu verfinken. Gemeinlich bewohnen meh- rere dieselbe Gegend des Stromes oder Landstes, doch find fie schwerlich unter die eigentlich geselligen Thiere zu rechnen. Dag fie, wie filtere Schriftsteller erzahlen, eine Wache ausstellen, wShrend die Anderen fchlafen, mag mit Recht bezweifelt werden. Kein im Masser lebendes grogereS Thier, das Nilpferd ausge- nommen, geniegt dem Krokodil gegenfiber volle Sicher- Heit, jedoch gelingt eS ihm felten, Schwimm- und Wab- vogel zu erhaschen, die mit unablasfiger Aufmerksam- keit ihren wohlbekannten Feind beobachten. Leichter werden ihm Hunde, Schweine und andere Saugethiere zur Beute, die arglos dem Ufer nahen; unter Fischen richtet es gewaltige Verwfistungen an. Im Winter soll seine Gesragigkeit sehr abnehmen; die Alten glaubten sogar, dag es mehrere Monate hindurch gar nicht sreffe. Aas verschmaht es keineSwegeS und wird in Heigen Landern durch Bestitigung desselben nfitzlich; die Verehrung, die ihm die alten Aegypter erwiestn, mag fich daher erklaren lassen. Stimme lagt es fel- ten hLren, denn nur in der BegattungSzeit und im augersten Zorne stogt es ein schreckendeS Gebrfill aus. Die Eier find von oblonger Gestalt, etwas groger als Ganseeier, mit ziemlich Harter, weiger Schale fiberzogen, werden an sandige, dem Sonnenstrahl zugangliche Orte gelegt und vom Weibchen bewacht. So klein die auskriechenden Jungen sein mogen, so versuchen fie doch sogleich um sich zu beigen und verrathen aiigestammte Wildheit. Viele erliegen den Verfolgungen der Nil- Warneidechse, und eine Menge von Eiern zerstort der oben (Bd. I. S. 90. Fig. 328.) beschriebene Jch- neumon, den schon die Alten kannten und rfihmten. Trotz stiner Groge und Gefahrlichkeit wird das erwach- sene Krokodil in Nubien viel und gern gejagt; in Don- gola gilt sein Fleisch als Leckerei, obgleich es europfii- schen Gaumen, schon des Moschusgeruches wegen, nicht zusagt. Thevenot sand es egbar, allein schmacklos. Rfippell war ofters Zeuge solcher Jagden, die am Vor- theilhaftesten im Winter, wo das Krokodil am Ufer schlaft, oder nach der Paarungszeit betrieben wird, wo die Weibchen auf dem Lande die Eier bewachen. Die Eingeborenen verbergen sich hinter einent aufgeworfeiien Sandhfigel an der Stelle, wo das Krokodil regelmagig zu fchlafen pflegt, muffen aber die Richtung des Win- deS beachten, weil daS fcharfriechende Reptil fie fonst entdeckt und bei Zeiten fich zurfickzieht. Sie schleudern auf das eingeschlafene einen mindestens 4 Zoll tief ein- dringenden Harpun, an welchem mittels eineS Seiles ein Stfick leichten Holzes befestigt ist, das, obenauf schwimmend, die Richtung des Krokodils anzeigt, sobald eS im Waffer Zuflucht gesucht hat. Der Jager begiebt fich in den Kahn eineS wartenden Kameraden, und beide beginnen alsbald die Verfolgung, ziehen mittels des Seiles den Gefangenen herauf, bringen ihm noch einige Harpune bei und schleppen ihn an das Land, sobald er den Anfangs fiberauS furchtbaren Miderstand aus Er- schopfung aufgiebt. Sie entwickeln hierbei ebenso viel Muth alS Geschicklichkeit, und Rfippell selbst sagt, dag er die Bezwingung und endlicheTodtung eineS 14 Schuh langen Krokodils durch nur zwei Manner, ohne Augen- zeuge gewesen zu sein, nie fur mdglich gehalten Haben wfirde. Einmal auf festeS Land gezogen, wird daS Krokodil immer wehrlofer, fibergeworfene Schlingen fchnfiren feine Kiefern zu und rauben den Ffigen und dem geffihrlichen Schwanze alle Beweglichkeit; ein Dolchstog, der im Nacken daS Rfickenmark durchfchneidet, ffihrt endlich den Tod deS Gefangenen herbei. Das Fleisch findet in Nubien begierige Kaufer, und Hanbel- treibende Berbern zahlen bis zwei Thaler fut jede der ausgeschnittenen MoschuSdrfisen, deren Jnhalt in TuniS u. s. w. als angenehmes Niechmittel den Haarsalben zu- gesetzt wird. Im westlichen Afrika entwickeln die Neger fast noch mehr Kfihnheit, denn mit einem scharfen Dolche bewaffnet, tauchen fie unter daS Krokodil und burch- bohren ihm den Bauch; nicht felten soll bei diesen Kampfen der Mensch unterliegen oder dadurch allein fich retten, dag er dem aufgebrachten Thiere das sehr empfindliche Auge durchstogt oder, nach Verlust der Masse, mit dem Daumen quetscht. Herodot erwahnt bereits den Fang mittels groger, mit ausgeblastner Schweinehaut fiberzogener Angelhaken, welchen das durch das Geschrei eines ledenden, von den Fischern Her- beigebrachten Schweines getauschte Krokodil gierig ver- schlang. Dag diests mit dem Leviathan des Hiob zusam- menfalle, vermuthen viele Bibelerklarer, und dag es in Aegypten, jedoch nicht fiberall, fur Heilig galt, erzahlt Herodot. Man hielt eS im zahmen Stande, schmfickte seine Ohrenklappen mit goldenen Ringen, ffitterte es sorgfaltig, balsamirte den todten Kfirper und bewahrte denselben an Heiliger Statte. Mumien, die sich in der agyptischen Sammlung Berlins befinden, beweisen die Wahrheit jener Angabe der alten Griechen und lassen die Locher, in welchen die Ohrringe geseffen, deutlich wahrnehmen. Auf der Jnsel Elephantine pflegte man Hingegen Krokodile des Fleisches wegen zu jagen. Dag Gaukler diest zahmten und zu ihren Kfinsten benutzten, beweist ein altagyptisches, an das britische Museum ge- langtes Bildwerk der berfihmten Sammlung Townley's (Fig. 2085.). Die altagyptische Mythologie erklarte das Krokodil sfir ein Symbol des Typhon oder bosen GeisteS, welcher den Osiris gemorbet Hatte, und der, um sich vor der Rache deS Horns, des Sohnes von Ofi- ris, zu schfitzen, jene Gestalt angenommen Hatte. Wahr- scheinlich beziehen sich gewiffe Erzplatten deS britischen Museums (Fig. 2086. 2087.) auf jenen Mythus und stel- len den Horus vor, wie er das Krokodil daniedertritt. In alten Zeiten scheint dieses viel groger geworden zu fein als heutzutage; das von Aelian angegebene Maag wfirde 36 Fng gleichkommen. Die gewvhnliche Lfinge betragt in unferen Zeiten 12—20 Fng, langere Jn- dividnen sind sehr selten. Kenntlich ist die Art an den Nackenschildern (Fig. 2080.), von welchen vorn vier in einer Reihe neben einander, dahinter wieder sechS in zwei Reihen (vier und hinten zwei) stehen; fiber den Rficken lansen sechs LfingSreihen, die an der Schwanz- Wurzel zu zwei verschmelzen, und die endlich an der Schwanzspitze einen einfachen Kamm ausmachen. So- wohl Indien als Amerika besitzen eigene Arten von Kro- kodilen, die von dem beschriebenen deutlich abweichen. II. Kaiman. (Alligator.) Gattungscharakter: Vierter Unterkieferzahn in eine kegelsSrmige Grube des Oberkiefers einpassend (Fig. 2091. 2092.). Hinterffige mit Halben Schwimm- Hauten (Fig. 2090.). Zehen der Vorderffige frei. 1. Der Hechtskopf.Kaiman. (AUigator Lucius.) gig. 2094. Die Kaimane gehdren ausschlieglich der neuen Welt an; sie haben breiten Kvpf, nach vorn abgernndete etwas plattgedrfickte Schnauze (Fig. 2089.), ungleich lange Zahne und drehrnnde, nicht seitlich zusammenge- drfickte und auf der Kante mit scharfen Schuppen besetzte Hinterglieder. Hinstchtlich des inneren BaueS kommen sie fiberein mit den achten Krokodilen; das Skelett er- laubt ebenfallS nicht rasche feitliche Bewegnngen, am wenigsten des Halses, dessen Wirbel die oben erwahnten Rippenanfange (Fig. 2075.) in sehr entwickelter Form tragen. Man kennt mehrere, Hauptsachlich durch die Gestalt der Nackenplatten von einander verschiedene Arten; an dem in Nordamerika lebenden Hechtskops- Kaiman stehen zwei Paare dieser Platten im Viereck (Fig. 2093.), an dem Brillen-Kaiman deS tropischen Ame- rika (Fig. 2096.) beschreiben sfins ungleich groge, einan- der sehr genaherte Paare eine Ellipse; bisweilen konnen diefe knochigen Hervorragungen sonderbar imregelmagig oder miggebildet sein (Fig. 2097.) oder so vielfach in andere bekannte Stellungen fibergehen, dag sie, wie am brafilischen Jaearé (Fig. 2094.), aufhoren, gute Kenn- zeichen zu bieten, und der Glaube gerechtsertigt erfcheint, dag zwischen manchen von den Syftematikern getrennten Arten ein specifischer Unterschied in Wahrheit nicht bestehe. Hinsichtlich ihrer Sitten kommen die Kaimane so fiberein, dag es sfir gewohnliche Zwecke genfigt, die Lebensgeschichte einer einzigen Art zu beschreiben. Wir wahlen in dieser Absicht den HechtSkopf-Kaiman oder gemeinen nordamerikanischen Alligator, der, fiber einen sehr weiten Landstrich verbreitet, den Misfisippi und viele seiner Seitenstrome und die Gewasser von Loui- fiana, Alabama und Georgien, den Floridas, Teras und dem merikanischen Kfistenlande bewohnt und sogar der Jnsel Cuba nicht sehlt. Gleich feinen Verwandten vermeidet er mit Meerwaffer ersfillte Bnchten und Baien, lebt nicht gern in den halbsalzigen oder brakischen Flug- * mfindungen, sondern vorzugsweis in Flfiffen und Seen, zu welchen die Fluth des Meeres nicht Hinaufsteigt. Dag ihn gerabe nicht ber Beigeschmack bes MeerwasserS vertreibe, mochte man aus ber von Bartram mitge- theilten Thatsache solgern, bag er zahlreich im Mus- quitofiusse Oststoriba'S an einer Stelle gefunben wirb, wo eine Heige, nach schweselsaurem Eisen augerorbentlich stark schmeckenbeQuelle fich bem Fluffe beimischt. Vor- zfiglich gern weilt er in ben Mfinbungen kleinerer, aber fischreicher Seitenfifisse unb bilbet ba, in Gesellschast vieler Anberer, ein surchtbares Heer, bem nicht leicht ein fiberschwimmenbes Saugethier ober ein Mensch ent- kommt, ber baS Unglfick Hatte, aus bem Kahne zu fallen. Unvorfichtig Babenbe bringt er fiberall in Gefahr, benn Hat er sie in ber Ferne erkannt, so taucht er unter, schwimmt in ber Tiest herbei unb erscheint urpIotzlich in ber Nahr beS OpferS. Die Bewohner jener Pro- vinzen kennen jeboch biefe Tficke so genau, bag selten unb nur in Folge von nicht vorauSzusehenben Unglficks- sfillen einer ober ber anbere bem eben so grogen als vor- zugsweis gefahrlichen Alligator in ben Rachen gerath. Von ihm wirb basselbe erzahlt, was alS vollig Wahr au ch bie brafilischen Jnbier vom Jaearé mittheilen; er soll, wenn er einmal Menschensieisch gekostet, ben Hochsten Grab von Bosartigkeit erlangen, mit eben so groger Kfihnheit alS List bem Menschen nachstellen und alles Anbere geringer achten. Man glaubt in beiben Welttheilen, bag gewiffe einzelne Kaimane, bie ohne ihre sonst gewohnliche Scheu fich bie LanbungSplfitze ber