Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Zweite Vrdnung.
Furcheoder Neptilien.
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am User gelegenen Dbrfer zum bleibenden AufenihaliS-
orte erwahlen und selbst durch wiederholie Verfolgungen
nicht verscheucht werden tonnen, nur durch jenen Appetit
gestachelt, allen Gefahren die Spitze bieten. ES dauert
bisweilen geraume Zeit, ehe die Bewohner flch eines
so furchtbaren Nachbarn erledigen, der, immer nah und
drohend, dennoch am Tage fich felten zeigt und Wohlge-
zielten Schuffen leicht dadurch entgeht, dah er nie mehr
als die Nasenspitze uber die Wasserflache Hervorragen
lå^t. Selbst unter den als Schutzen mit Recht Hoch-
beruhmten Nordamerikanern gilt kS sur schwer, einem im
Wasser befindlichen Kaiman eine Munde beizubringen;
die Kugel gleitet an dem Harten Panzer ab und todtet
ubethaupt nur durch Eindringen in die Augenhohle oder
in die Brust unmittelbar hinter den Vorderbeinen. Alle
Kaimane verhalten sich am Tage ruhig und benutzen
vorzuglich die Nacht zur Jagd. Sie lieben am User
hingeftreckt sich den starksten Sonnenstrahlen auszu-
setzen oder auf treibenden Baumstammen zu liegen.
Auch im Wasser bewegen sie sich dann weniger und
Halten stundenlang in derselben Stellung auS; umgeben
von schwimmenden Wasserpstanzen, mit Halbhervorra-
gendem Rucken und den groven platten Kops unbeweg-
lich haltend, gleichen sie aus der Entfernung eher gro-
sien Holzstucken als lebenden Thieren. Bisweilen sturzt
Einer auS diesen ost zahlreichen Gesellschaften nach der
Mitte des FluffeS, stosit dabei ein lautes Gebrull aus,
schlagi wuihend mit dem Schwanze umher, verschwindet
und I5hi im raschen Schwimmen eine weithin fichtbare
Furche hinter fich. Dasi gelegentlich viele an Flusi-
mundungen versammelt den Fischen, besonderS in der
Zeit, wo diese wandern, nachstellin, wird auS der alle
plagenden Gefrahigkeii zu erklaren sein, deutet aber
nicht auf eigentlichen Geselligkeitstrieb. Mit grosierem
Rechte noch mag der in Nord- und Sudamerika ver-
breitete Glaube an gemeinsame Jagden in Zweifel ge-
zogen werden; man sagt, dah einzelne Kaimane aus den
Hoheren Gcgenden der Flusse den an der Mundung
lauernden Gesellschaften die Fische zutreiben und von
Zeit zu Zeit adgelost werden sollen. Der Alligator er-
greift den Fisch durch Plotzliches Auftauchen, erscheint
mit ihm an der Oberflache, wirft ihn empor, damit
das im Rachen angesammelte Wasser inzwischen abfliehe,
fångt ihn geschickt wieder auf und schlingt ihn nun erst
nieder. Grosiere im Wasser ergriffene Saugethiere er-
trankt er, verbirgt fie unter hohlen Ufern oder Baum-
wurzeln und zerrt fie erst nach Eintritt der Faulnih an
das Land, um mit geringer Muhe die weichen Theile ab-
zureihen. Zur Begattungszeit liefern fich die Mun-
chen furchtbare Kampfe; in stillen N^chten hort man
dann eine Viertelstunde weit die Schlage ihrer Schwanze
auf das Wasser und das ochsenartige Gebrull, welche
den Streit degleiten. Das Weibchen gråbt zur gehdrigen
Zeit ein tiefes Loch in dem Sande oder dem eingetrock-
neten Schlamme des FlusiuserS und legt in dasselbe
50 — 60 Eier in regelmahige, durch trockeneS Baumlaub
oder Gras getrennte Schichten, bewacht dieselben mit
Ausdauer und vertheidigt fie und die auSgekrochenen
Jungen gegen die zahlreichen Feinde. Die Nachkommen
fuhrt eS wochenlang am Lande umher, kann aber nicht
hindern, dasi kaum der dritte Theil ihrer Gesammtzahl
das Wasser wirklich erreiche, denn Raubvogel und
RaubsLugethiere stellen ihnen begierig nach. Im Flusse
angelangt, find jene darum noch nicht in Sicherheit, denn
nicht nur werden viele den groheren Fischen, sondern
auch den erwachsenen Mannchen der eigenen Art zur
Beute. Gegen Eintritt der kalteren Jahreszeit vergrabt
sich der Alligator im Sumpfe und Verfiillt nach und nach
in einen so vollkommen lethargischen Schlaf, dasi endlich
sogar die schwersten Berwundungen Erwachen nicht
Hervorbringen. Im Ganzen finkt zwar in Louistana
und den benachbarten Provinzen die Temperatur nie-
mals ties unter den Gefrierpunkt, allein auch das kurz-
dauernde Zufrieren der Sumpfe schadet dem winter-
schlafenden Alligator nicht, vielmehr erwacht er bei
Wiederkehr der milderen Jahreszeit mit Wenig geschwach-
ter Kraft. Sein von Moschusgeruch durchdrungeneS
Fleisch effen nur die Neger.
III. Gavial (Gavialis.)
GattungScharakter: Kiefern auherordentlich
lang und schmal (Fig. 2098 — 2100.). Hinterfusie mit
ganzer Schwimmhaut.
I. Der Gavial deS Ganges. (Gavialis gangeticus.) Fig. 210I.
æon der Gattung Gavial ist nur eine Art bekannt,
die im Ganges und den Seitenstuffen deffelben sich aufhKt
und dort als eben so gesr^higeS als wildeS Geschopf
allgemein gefurchtet wird. Der wesentliche Charakter der
Gattung besteht in den erstaunlich verlangerten und da-
bei schmalen Kiefern, die eine Art von plattgedrucktem
Schnabel darstellen und mit 118—120 Zahnen bewehrt
find. Der erste und der vierte Zahn zu beiden Seiten
des UnterkieferS (Fig. 2100.) uberragen bedeutend die
ubrigen und finden in einer Ausbuchtung deS Oberkie-
fers Aufnahme. Am vorderen erweiterten Ende dieses
SchnabelS bilden die mit Klappen verschliesibaren Nasen-
locher ein knorpeligeS, Halbkugelig Hervorragendes Kissen
(Fig. 2101.). In das Gewebe des Augenlides einge-
schlossen liegt eine kleine Knochenplatte, und unter dem
Unterkiefer stehen die gewshnlichen MoschuSdrusen. Die
Hinterfusie gleichen denjenigen des Krokodils, Hingegen
die Nackenschilder densenigen des Alligator, indem fie
einen langen, im Genick beginnenden Streifen bilden,
der bis zum vorderen Ende der Ruckenschilderreihe reicht.
Verschicdenheiten tonnen aber auch hier vorkommen,
wie die von Cuvier gelieferte Abbildung (Fig. 2102.
2103.) beweist. Der Gavial stellt die grosite Form
aller jetztlebenden Echsen dar, indem er ost uber 25 engl.
Fuh lang wird. Er richtet nicht nur unter den Fischen
grohe Berwustungen an, svndern belauert auch die
Buffel und andere zum Trinken dem Flusse fich nahernde
Saugethiere; eine grvsie Zahl der in den Ganges
geworfenen Leichen wird ihm zur Beute, und bisweilen
soll er die glaubigen Hindus ergreifen, die sterbend an
die Ufer des geheiligten StromeS fich tragen lassen. In
der Farbung gleicht der Gavial dem Nilkrvkvdil und
Hat wie dieses nur an den drei inneren Zehen wahre
Krallen.
Bersteinerte Knvchen vvrweltlicher Krvkvdile find an
mehreren Orten entdeckt wvrden; fie gehbren verschie-
denen Gattungen an. Merkwurdig ist es, dah die dem
Gavial ahnlichen, langschnLbeligen Arten nur in den
ålteren Kreideschichten und den diesen vvrausgehenden
Formationen gefunden worden find, wahrend die Reste
stumpfkopfiger Kaimane zuerst in den Tertiarbildungen,
mit Saugethieren untermengt, vorkommen. Den Gavia-
len am NLchsten hat der sosfile StereosauruS (Fig.
2107. 2108.) gestanden, von Welchem ein Theil der
Schnautze bei Havrede Grace gefunden ward. Die eben-
falls hierhergehhrende Gattung Teleosaurus (Fig.
2104 — 2106.) Hatte die Nasenlscher nicht vbenauf, svn-
dern ander vor beren Spitze deS OberkieferS stehend (Fig.
2104.). Spencer's Krvkodil (C. Spenceri, Fig.
2088.) erinnert hingegen durch seine Umrisse ganz an
einen Alligator.
Zweite Uuterordnung.
Schuppen echse n.
Rumpf mit Schuppen bekleidet. Fusie vier, zwei
oder teine. Maul mit Lippen; Kiefern mit an - oder
eingewachsenen ZLhnen; Zunge beweglich. Trornmelfell
frei oder mit Haut uberzogen. Gestalt gewohnlich oder
bei den fusilosen Gattungen schlangenahnlich und sehr
verlangert.
Die zweite Unterordnung der Echsen begreift die bis-
weilen grosite Zahl aller in die Ordnung gehorender
Thiere. Wenige von diesen erreichen eine irgend bedeu-
tende Grohe, teines kommi einem Krotodile gleich. In
ihrer ausieren Gestaltung macht sich der gradweise Ueber-
gang zu den Schlangen bemertlich, mit welchen gewiffe
Arten ausierlich so ubereintommen (vgl. Panzerechse
Fig. 2166 und Glasschleiche Fig. 2168.), dah der mit
Zoologie nicht Bertrauete nicht anstehcn wird, sie zu
jenen zu rechnen. Jhr ausierer Ueberzug besteht auS
mehreren Arten von Schuppen, die ihrer bestandigcn
Bildung wegen zur Charatterifirung der Gattungen
gute Mittel darbieten. Man unterscheidet die tleinen,
vielgestaltigen, am Rande rings umher angehefteten Ta-
felschuppen von den sich gegenseitig uberragenden, bald
stumpfen, bald fpitzigen, mit dem Hinterrande ange-
wachsenen Schindelschuppen. Sind die ersteren groher,
flach und eckig, so heihen fie Schilder und betleiden alS
solche zumal den Kopf und die Bauchseite und tragen,
da fie fich nach festen Gesetzen wiederholen, je nach dem
Orte, den sie einnehmen, bestimmie Nanien. Ein all-
gemein zuganglicheS Beispiel liefert der Kopf einer
wahren Eidechse (Fig. 2109. a. Ruffelschild, b.b. Na-
senschilder, c. c. vordere Stirnschilder, d. Hinteres
Stirnschild, e. e. Scheitelschilder, f. f. Hinterhauptschil-
ber, g. g. Augendeckenschilder, h. SchlSfenschild.).
Schuppen, welche ringformig fich um eine Are reihen,
z. B. um den Schwanz, heihen Mirtelschuppen. Oft
ist die Farbung der Schuppenechsen sehr lebhast; andere
Male erregen ihre zierlich symmetrischen Zeichnungen Be-
wunderung. Zahne finden fich theilS an dem Gaumen,
theils an den Kiefern. Niemals find fie mit den letzteren
in der bei Saugethieren und selbst bei Krotodilen ge-
wohnlichen Art durch Einteilung verbunden, sondern
entweder angewachsen, d. H. an der Jnnenseite deS Kie-
fertnochenS angefugt, oder aufgewachsen, indem fie auf
dem oberen Kieferrande stehen und mit demselben einen
Karper bilden. Am Hinterrande des OberschentelS be-
findet flch gemeinlich eine Reihe von Drusen mit Suherer
Mundung, sogenannte Schentelporen (Fig. 2124. d.).
Die Bildung der Fuhe ist so mannigfach, dah etwas
AllgemeineS nicht zu sagen sein wird; noch veranderlicher
erweist fich die Gestalt der Zunge, auf welcher zunachst
die Eintheilung in Familien beruht. WaS oben von
der Bewegungsart, der Nahrung und Fortpflanzung
der Echsen im Allgemeinen gesagt worden, gilt wesent-
lich auch von dieser Unterordnung, die wenige im Wasser
lebende Arten enthLlt und in Europa durch eine im
Ganzen eben nicht bedeutende Zahl vertreten wird.
Erste Gruppe. Spaltzungige Schup-
penechsen. Zunge lang, dunn, vorn ties aus-
geschnitten, zweispitzig. Trornmelfell oberflachlich (Fig.
2117.). Augenlider vorhanden. Fuhe funfzehig. Schwanz
lang, mit Mirtelschuppen.
Erste Familie.
Warnechse n.
Zunge lang, an der Wurzel von einer Hautscheide
umgeben, weit vorstreckbar, in zwei verlangerte Spitzen
auSlaufend. Zahne an der Jnnenseite der Kiefern an-
gewachsen. Scheitel mit Schildchen, Ruckenseite mit
T^felschuppen bekleidet. Gaumenzahne und Schenkel-
drusen fehlen.
I. Warneidechse. (Varanus.)
GattungScharakter: Schwanz leichtzusammen-
gedruckt, obenher gekielt. Zahne kegelformig, die Hin-
teren stumpfkronig (Fig. 2111.).
Die Krotodile ausgenommen, find die Warnechsen
die grohten aller Saurier. Sie haben eine verlangerte,
nicht unzierliche Gestalt, bewegen fich lebhast und mit
groher Gewandtheit und leben theils auf dem Festlande,
theils im Wasser. Die auf dem Lande lebenden Haben
einen kegelfbrmigen, fast drehrunden Schwanz, der fie
in ihrem schlangelnden Laufe unterstutzt und ihnen