Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
Mit 492 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
18
Lurche oder Aeptilien.
.Zwcite Vrdniing.
gestattet, sich auf ihre Beute zu sturzen; einen verlan-
gerten, spitzigen Kops (Fig. 2110.), spitzige Schnautze,
grofie und glanzende Augen und sehr charakterlstische
ovale oder runde Hanischilder, die, je nach der Art, an-
ders gestaltet, indessen mehreniheils in der Mitke aufge-
trieben und mit einem Kreise viel kleinerer, perlenfor-
miger Schilder umgeben stnd (Fig. 2110.). Zwischen Hals
und Brustkasten befindet stch eine Hautfalte. Scharfe
Krallen dilden eine nicht verachiliche Waffe. Die im
Waffer ledenden Warnechsen finden sich in den tro-
pischen oder doch den warmeren Landern Asiens und
Afrika'S und lasten schon an dem scharf zusammenge-
druckten Schwanze sich niiierscheideii; die Land-Warn-
echsen gehoren hauptsachlich den Wusten und sonst
auch trockenen, baumlosen Felsengegenden an. Die
ersteren ndhren stch von Fischen, die lesteren von Jn-
secten groherer Arten, von anderen Echsen, kleinen
Vdgeln und ihren Eiern und sogar von Schildkroten
und schwacheren Saugethieren. Leschenault war in
Indien Zeuge, dah sie Das, was dem Einzelnen an
Kraft abgehen mag, durch Zusammenhalten zu ersetzen
suchen; er sah, dah viele vereint ein junges Reh ver-
folgten, Welches verdachtloS dem Ufer zum Trinken stch
genahert hatte und, im Versuche, schwimmend stch zu
retten, in der Mitte des FlusteS ergriffen , Hinabgezogen
und ertrankt ward. Einst fand derselbe Reisende im
Magen eines anatomirten Varans den Schenkelknochen
eines Schafes. In Europa bleibt diese Familie ohne
Vertretung; Amerika besitzt nur ein zu ihr gehorendeS
Geschopf, alle andere sind in Afrika, Indien, auf den
Philippinen und Neuholland Heimisch.
1. Die Nil-Warnechse. (Varanus niloticus.) Fig. 2112.
Die an die Spitze der Gattung gestellte Art verdient
ihren Platz nicht eben ihrer Grohe wegen, sondern weil
sie mehr als andere bekannt ist. Nicht nur lebt sie zahl-
reich im Nile, sondern auch im Senegal, in dem Niger
und Congofluffe; dah sie in Sudasrika, besonders im
im Kafferlande haufig vorkomme, wuhten schon Sparr-
man und Vaillant. Bei den alten Aegyptern hat sie
jedenfalls in Achtung gestanden, denn in den Hierogly-
phischen Bildern ist ihre Gestalt nicht zu verkennen.
Von Herodot ward sie nicht bemerkt oder mit der
Warnechse der Waste (V. arenarius) verwechselt. Selbst
den jetzigen Aegyptern scheint von ihr eine genaue
Kenntnih nicht zu Gebote zu stehen, dennsie verficherten
dem beruhmien Geoffroy St. Hilaire, dah der „Uaran"
das Junge deS Krokodils sei, eine kauin begreiflicheUn-
wissenheit, da in Aegypten die Gclegenheit nicht fehlt,
das Krokodil in seinen verschiedenen Lebensperioden
kennen zu lernen. Gerade den jungen Krokydilen tritt
der Nil-Varan feindlichst entgegen, er verfolgt und
todtet sie in Menge, indem er ebenso rasch schwimmt
als sie selbst. Auch den Eiern stellt er nach und soll
sie nicht minder geschickt als der Jchneumon zu entdecken
wiffen. Vollkommen auSgewachsen miht er 5 —6 Fuh
und ist im Ganzen graugrun, schwarz gesteckt; zwischen
Schultern und Schwanzwurzel stehen 4—5 breite, Huf-
eisenformige, gelbe Zeichnungen und 7—8 Reihen gelb-
lich gruner Punkte ; vor jeder Schulter lauft ein schwarz-
licher Halbkreis. Das erste Drittheil des SchwanzeS
tragt schwarze, der Rest gelbliche Ringe.
2. Die Weistkehlige Warneirechse. (Varanus albogularis.) Fig. 2113.
Die weihkehlige Warnechse dient als Beispiel der
auf dem festen Lande stch aufhaltenden Arten, die nur
bei rascher Verfolgung ihrer Beute stch in das Waffer
sturzen, sonst aber auf selsigem und pstanzenlosem Boden
am Liebsten weilen. Jene ward bisher nur in Sud-
afrika bemerkt, scheint in der Capcolonie sehr selten und
eigentlich nar im Norden derselben zu Haas zu sein.
Die Bauern Hollandischen Stammes nennen ste „Adder"
und mogen ste selten zu Gesicht bekommen, denn sie
anhern vor ihr die grohte Furcht und schreiben ihr eine
unbegranztc Giftigkeit zu. A. Smith erhielt sie zuerst
um Littaku, also im tiefen Jnneren und erzahlt, dah sie
gemeinlich zwischen hohen FelSwanden angetroffen werde
und bei Entdeckung sich in den Spalten zu verbergen
suche oder, wo solche fehlen, sich mit so gewaltiger Kraft
an Hervorragende Steinspitzen oder Unebenheiten an-
klammere, dah ein einzelner Mensch umsonst versuche,
sie loszureihen, und sogar zwei an dem Stricke ziehen
muffen, welchen man ihr leicht uberwerfen kann. Ge-
zwungen, loszulassen, sturzt sie mit blinder Wuth auf
ihre Gegner, die allein durch rasche Flucht Heftigen
Bissen entgehen kbnnen. Eine in dieser Weise gesangene
und nach langem Widerstande erschlagene Hatte nur
durch Abbrechen aller Krallen dahin gebracht werden
konnen, den Felsgrund loszulassen. Im Uebrigen nahrt
sich diese Warnechse wie alle andere durch Raub; sie
soll auch Krabben und Frosche freffen und halt, Wahr-
scheinlich um diese zu jagen, sich in der Nahe von flie-
Henden Gewassern auf. Die Eingeborenen haben dieses
bemerkt und an eine geheime Verbindung der Warn-
'eidechse und der Flusse gedacht und sind des Glaubens,
dah man jene nie tåbten konne, ohne die Gefahr anhal-
tenden Wassermangels uber das Land zu bringen. Die
Lange vollkommen ausgewachsener Jndividuen betragt
fast 5 Fuh. Die Farbung ist braiin und gelb, verschie-
den gemengt; hinundwieder stehen schwarze Punkte. —
Von Vell's Warnechse (Varanus Bellii) Fig.
2114., welche in Neuholland die Flusse bewohnt,
ist ilur bekannt, dah sie in Lebensart von den anderen
Varanen nicht abweiche. Sie erreicht eine anschnliche
Grohe und hat auf gelblichem Grunde tiefschwarze
Flecken.
II. Krustenechse. (Heloderma.)
Gattungscharakter: Schwanz brehriinb. Rucken-
schuppen knochig. Kopf mit converen Schuppen (Fig.
2115.). Vorverzahne spitz , kegelformig, Idng6 gefurcht.
1. Die merieanische Krustenechse. (Heloderma horridum.) Fig. 2116.
Giebt es irgend unter den Sauriern eine giftige Art,
so kann eS allein die gegenwartige sein. Ihre Vorber-
zahne gleichen im Baue ganz denjenigen der sogenannten
Trugnattern, einer Gruppe von allerdings Hochst ver-
dachtigen, wenn auch nicht alS giftig entschieden nach-
gewiesenen Schlangen. Die auf der dufjeren Zahn-
stache befindliche Furche durfte wohl bestimmt sein, dem
bei dem Bisse abstiehenden Gifte den Weg anzuweisen,
indessen ist es noch keinem Anatomen gelungen, an der
Zahnwurzel eine Giftbruse zu entdecken. In Merieo
steht ubrigenS das Vorurtheil der Krustenechse sehr ent-
gegen. Man betrachtet ste als duperft giftig und nennt
sie „Alacran"(Scorpion), ohne jedoch ein Beispiel von
durch sie geschehener Vergiftung ansuhren zu konnen.
Ueberhaupt kann sie nicht so reizbaren und bisflgen Na-
turells fein, wie die anderen Warnechsen, denn der
verdiente Sammler Deppe versichert, sie in der Hand
davon getragen zu haben, ohne den geringsten Schaden.
Bekannt war sie schon im 16. Jahrhundert, Wie auS der
Abbildung deS Spaniers Hernandez hervorgeht. Sie
wird gegen 3 Fuh lang, ist obenher schwarzlichbraun,
unten heller, auf Hinterhals und Riicken mit rothen,
in der Mitte gelblichweihen Flecken geziert, am Schwanze
schwarz geringelt.
Zweite Familie.
Teju- E ch f c n.
Zunge lang, dunn, zweispitzig, an der Wurzel in
eine Scheide gehullt. Kiefernzdhne eingewachsen; Gau-
menzahne keine. Trommelfell an der Oberstache. Kopf
mit Schildern, Rucken mit eckigen, glatten, nicht bach-
ziegelformig liegenden, in breite Bander gestellten Schup-
pen bekleidet; unter dem Halse Querfalten; Bauchschilder
eben. Grohe Drusensssnungen an der Jnnenseite der
Oberschenkel. Schwanz lang, leicht znsammengebruckt.
Die Teju-Echsen sind ausschliehlich amerikanisch
und bewohnen allein warmere Lander. Manche Arten
werden nur auf heihen, sandigen Flachen, andere am
Rande der Walder oder zwischen dem hohen Grase na-
turlicher Wiesen angetroffen, einige Hohlen stch Ver-
tiefungen aus, um entweder die trockenste, oder, je nach
dem Breitegrade, die kaltere Zeit des Jahres in Schlaf ver-
senkt zu verbringen. Dah keine aus Baume steige, Haben
neuere Reisende behauptet; nach Azara's Angabe suchen
viele im Wasser Schutz gegen Verfolgungen und schwim-
men mit unerwarteter Schnelligkeit, indeni der etwaS
zusammengedruckte Schivanz ihnen vollkommen die feh-
lenden Schwimmhaute ersetzt. Azara erzahlt ferner, dah
sie Fruchte und Jnseeten, Schlangen, Krsten und junge
Vogel freffen, nach Honig sehr begierig sind und diesen
durch eine sonderbare List erlangen, ohne von den wil-
den Bienen gestochen zu werden. Sie nahern sich nam-
lich leise dem Bane jener sieihigen Jnseeten, erschuttern
ihn durch einige derbe und rasche Schwanzschlage und
entfliehen eiligst, um bald darauf zuruckzukehren und
den Angriff zu wiederholen. Ermudet durch diese un-
ablassige Neckereien wandern die Bienen endlich aus
und uberlassen der Echse die Fruchte ihrer Arbeit.
Wie hubsch diese Erzahlung auch klingen moge, so wird
wohl Jeder gegen ihre Wahrheit einige Zweifel Hegen.
Bibron hdlt selbst die Angabe des Fruchtefressens fur
unrichtig, bestatigt aber, dah Jnsekten diesen Echsen
zur Nahrung dienen, indem er Reste von solchen im
Magen aller von ihm geoffneten fand. Einnial entdeckte
er sogar Stucken einer gemeinen Ameiva - Eidechse zwi,
schen Theilen von Kaferil und Halbverdaueien Raupen.
Die Teju-Echsen werden ubrigenS reichlich 4Fuh lang
und besitzen nicht minder Starke als Behendigkeit.
III. Tejn-Echse. (Tejus.)
Gattungscharakter: Zahne einfach, kegelfor-
mig, die Hinteren auf der Krone abgerundet. Schwanz
an der Wurzel rundlich, von der Mitte an zusammen-
gedruckt.
1. Die grofie Teju - Echse. (Tejus monitor.) Fig. 2117. 2118.
Im voll ausgewachsenen Stande ubertrifft die eigent-
liche Teju-Echse oder Teguirin, wie sie bei alteren
Schriftstellern heiht, alle andere Land-Echsen Ame-
rika's nicht minder durch Grohe als durch Kraft. Sie
wird gegen 5 Fuh lang, Hat ziemlich glatte und gld.'-
zende Schuppen und etwas veranberliche Farbung, die
indessen immer auf Vertheilung von Dunkelschwarz und
Hochgelb beruht. Die gelben Flecken nehmen groheren
oder geringeren Raum ein, stiehen bisweilen zusammen
oder bilben andere Male zierliche Onerbinben uber den
Leib und Schwanz und fehlen auch dem mit grohen
Schildern bedeckten Kopfe nicht (Fig. 2117.). Gemein-
lich lauft ein gelber Streif jederseits vom Hinterhaupte
bis zur Schwanzwurzel. Der Teguirin ist im grohien
Theile des warmeren Amerika angetroffen wordeu, und
zwar von den Antillen bis nach Paraguay. Er bewohnt
V^ztiglich irockene, mit Buschwerk besetzte Orte, ver-
birgt sich unter Baumwurzeln und lauert auch in Hoh-
len des Halbsandigen Bodens, die er, nach Meinung der
Brasilier, sich selbst grabt, weilt sogar unter den Dielen
der einstockigen und leicht gebaueten Landhauser tropi-
scher Colonien und spielt die Rolle eines den jungen
Hausthieren, zuinal den Huhnern nicht ungefahrlichen
RaubthiereS. Seine Gefrahigkeit, Vorsicht, Kraft und
Bisstgkeit stehen ziemlich auf derselben Stufe, denn iut-
iner versteht er Verfolgungen zu entgehen und Fallen zu
vermeiden, vertheidigt stch aber, sobald der Ruckzug
abgeschnitten, mit grater Entschloffenheit und wird im
Kampfe so wuthend, dah er das mit den Zahnen einmal
Gepackik freiwillig nicht wieder loslahi. Es konnen
allein besonders dressirte Hunde gegen ihn angewenbet
werden, indessen erliegt er auch gut gezielten Schrot-
schussen. Dah er verfolgt in das Wasser springe unb
ohne eigentlich zu schwimmen, am Boden der Teiche fort-
laufe, wie Azara erzahlt, ward von keinem anderen
Beobachter bestatigt. Nicht minder gehort jene sehr
alte Sage in das Reich der Fabeln, dah er durch schnel-
les Voruberlaufen und besondere Bewegungen den