ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
22 Lurchc oder Ncptilien. Aweite Vrbitung. Gestalt. Auf dem Hinterhaupie steht ein Helmartiger Aufsatz, meiter nach vom zwei scharfe Knochenleisten, die, uber die Augenhohlen ragend, auf der Schnautzen- spitze zusammenlaufen. Ueber die eigentliche FLrbung der mit kleinen Korperschuppen bekleideten Haut last sich nicht leicht ein Urtheil fallen, indem fie dem Wechsel sehr unterworfen ist, indessen scheint Olivengrun die ge- wohnliche zu sein und den Zustand von Ruhe und Wohibehagen zu bezeichnen. Diese Unbesianbigkeit der Farbe erschien schon den Alten als Hochst inerkwurbig und gab ihnen Veranlaffung zu manchen aberglaubischen Deutungen; erst die Anatomen unserer Zeit versuchten es, sie aus der Korperbeschaffenheit zu erklaren, indessen o6ne Hinreichenden Erfolg. Vollig ruhig und dem war- menden und Hellen Sonnenstrahle auSgesetzt erscheinen Chamaleonen von Heller oder dunkelgruner Farbung, theils blaugesteckt oder wohl auch gelbgestreift. Er- schreckt, gereizt, in liefen Schatten versetzt oder in Be- ruhrung mit sehr kalten Gegenstanden gebracht, andert das Chamaleon sene Farbe in dem Verhattnisse schnell und aussallig, als die Einwirkung unvorbereitet oder heftig eintrat. Eine geringere Stufe dieseS Wechsels zeigt sich als Gelb, weiterhin farbt sich die Haut braun oder grau, allein sie kann auch in wenigen Augenblieken fast ganz schwarz werden, wenn Schreck oder Schmerz das Thier ergreifen. Fruher erklarte man diese Er- scheinung durch Einwirkung der Athmung. Die Lungen nehmen bei Chamaleonen einen sehr grohen Raum ein und zerfallen nach den Randern hin in Lappen, welche gewisse am Unterleibe befindliche Zellen ausfullen und zum Theile sogar mit Luftmagazinen zwischen den Rip- pennluskeln und der Haut in Verbindung stehen. Die letztere hangt uberhaupt nur am Rucken, an der Mittel- linie des Bauches, an den Gliedern und am Schwanze mit den Muskeln fester zusammen und kann daher mit Luft aufgeblahi werden, wahrend die angeschwollenen Lungen die Rippen von einander treiten. Barrow will in Sudafrika bemerkt haben, bah das Chamaleon durch einige starke Athemzuge zu doppeltem Umfange sich an- schwelle, und dah der Farbenwechsel eintrete, sobald der Korper zusammenzufatten beginne. Man hat hierauS gefolgert, dah auf rein mechanischem Wege gewisse tiefer liegende gefarbte Flusfigkeiten der Oberflache genahert wurden. Milne Evwards, ein durch anatomische Unter- suchungen verdienter Zoolog, behauptet Hingegen, dah die Aufblahung des Korpers den Farbenwechsel durchaus nicht Hervorbringe, sondern dah nitter der Oberhaut, in dem fogenannten Schleimnetze, zwei verschieden gefarbte Schichten liegen, die nach llmsianden durch einander Hindurch scheinen oder auch allein fichibar werden tonnen. In welcher Weise die Annaherung oder Entfernung der unteren, wahrscheinlich dunkleren Schicht von der oberen geschehen konne, hat Edwards unerklart gelassen. Dah etwas Wahres in jenem Erklarungsversuche liege, mag man wohl zugeben, doch kann er als hinreichend nicht angesehen werden, denn immer noch bleibt es nach Al- lem, was man uber Farbenmischungen soust weih, unbe- greiflich, wie eine gelbliche oder grunliche obere und eine braune oder schwarze untere Schicht tin Schleim- netze die mannichfachen Abstufungen hervorbringen soll, die sich bald langsam folgen, bald ganz unverbunden eintreten nnd von Hellgrun in Violett, von Strohgelb in Dunkelblau oder Ruhschwarz uberspringen tonnen. Vor Allem merkwurdig ist die von Weihenborn in Eng- land zuerst genauer beobachtete Ungleichheit des Farben- wechsels an den entgegengesetzten Seiten eines Chania- leon. Die vom Lichte abgewendete Seite des Korpers erschten stets heller gefarbt, und der Wechsel komite durch vorsichtiges Umkehren des Thieres willkuhrlich, wenn auch langsam hervorgebracht werden. Es scheint wirk- lich, als ob am Chamaleon, einem sonst ganz sytttme- trisch gebaueten Thiere, dte Nerventhatigkeit der zwei Langshalsten des KorperS eine doppelte sein, diejenige der einen Seile von derjenigen der anberen Seite unabhangig gewisse Erscheinungen hervorbringen konne, und dah auherdem der Farbenwechsel ntehr von jetter Herzuleiten als auf mechanischem Wege zu erkla- ren sein werde. Man sindet Grund zur Annahme einer so hochst eigenthumlichen Beschaffenheit in der Einrich- tung der Attgeit, die nicht allein in ihren Bewegungen von einander ganz unabhangig sind, sondern sogar nicht auf Einmal nach demselben Punkte zugleich gerichtet werden konnen. Die Chamåleone sind ubrtgens trage und friedliche Thiere, die, wie schon die Gestalt ihrer Fuhe und der Greifschwanz anzeigen, auf Bautnen leben, langsam und vorsichtig aufdett Zwetgen fortgehen und schlimmsten Falles den Schwanz zur vollkommeneren Befestigung benutzen. Sie schreiten, indeni sie mit den Ft'then wechseln, und Halten sich bisweilen stundettlattg an solchen Orten ganz unbewegltch , die ihnen eine gro- Here Mettge von Znseeten darbieten. Nur von solchen leben sie, nicht von langsam am Boden kriechenden Wur- mern, wie man ehedem meinte. Dah sie, wie fast alle Reptilten, geraume Zeit hungern konnen, ergiebt sich aus zahlreichen, in Europa angestellten Beobachtungen ; es bedarf nicht der Beweisfuhrung, dah der bei den Griechen und Rontern verbreitete Glatibe, dah sie von der Luft zehren, in den Bereich der Fabeln gehore. Jhre Beute erlangen sie durch geduldiges Lauern und nicht durch schnellen Ueberfall. Die sehr lange und Wurttt- formige Zuttge (Fig. 2126.) enthalt zahlreiche Gefahe und wird durch einstromendes Blut aufgetrieben und steif. Durch die Zungenbeinmuskeln Hervorgeschnellt, trifft sie die Znseeten mit der keulenformigen oder schei- benformigett Spitze,die, mit einem sehr klebrigen Spei- chel uberzogen, daS Ergriffene festhalt. Schnelligkeit und Geschicklichkeit diescr Bewegung sichern den Chama- leonen in ihren Heimathen allezeit ihre Nahrung; in unseren Klimaten, wo der Winter den Fliegen und ahn- lichett Znseeten ein Ende macht, vermag man daher sene gutmuthigen und Flucht nicht versuchenden Eidechsen nur titt Sommer am Leben zu erhalten. Die abgebil- dete, schon in Spanien vorkommende, in Nordafrika sehr gemeine Art ist oft lebend nach dem Norden gebracht worden, soll sehr zahnt werden und besonders wohl in Gewachshausern gedeihen. In der Gefangenschaft pflanzt fie fich nicht fort. Das Weibchen legt 20— 25 mit rauher, pergamentartiger Schale uberzogene Eier, grabt zur Sicherung derselben ein Loch in den Sandboven und bedeckt fie mit trockenem Gras und ahulichem Abraume. Ausgewachsene Jnvividuen werden etwas uber iFuh lang, Habeneinen nach hinten vortretenden, dreiseitig pyra- mildalen Helm, ant Runtpfe kletite, an bent Kop fe gro- Here Schuppett unb gewbhnlich graugrune Farbung.— Man kennt noch 10— 11 anbere Arten , unter Welchen bas spaltnasige Chamaleon (Ch. bifidus) Fig. 2127. burch bie gabeltheilige Schnautze auffallt. Es ist zuerst auf ben Molukken, spater in vielen Gegettben Jubiens unb tn Australien gefunben morben. Dritte Gruppe. Dickzungler. Zuttge fletjchig, bick, zugerunbet, vorn ganz ober leicht ausge- ranbet; Augenliber beweglich, bisweilen nicht vollig beckenb; Zahne aufgewachsen ober angewachsen. Tront- melfell oberfiachlich ober schwach vertieft. Vier Fuhe mit fi'tnf vorwarts gerichteten, nicht verwachsenen Zehen. Korper mit Schuppett ober Hornigen Platten unb Hockern bebeckt, auf betn Rucken allezeit ein Hervorragenber Kantm. Bauchplatten groh unb viereckig. Die Gruppe ber Dickzungler ist eine ber grohten tinter ben Echsen, ittbem fie 46 Gattungen unb uber 150 Arten begreift. Sie zerfallt tn zwei sehr naturliche, auch in geographischer Beztehttng scharf tegranzte Un- terabtheilungen ober Zunste, von welchen bie erste, durch eingewachsene Zahne ausgezeichnete ber ostlichen Halbkugel, bie zweite, mit angewachsenen Zahnen ver- sehette ber neuett Welt angehort. Die Auffinbung bieser Kennzeichen hat einige Schwierigkeit, ittbem man lebenben Jnbivibuen bas Maul zu ossnen kauttt vermag unb an ben in Weingeist aufbewahrten meist ein Theil bes Zahnfiei;ches mit bem Messer entfernt toerben muh, tint ben Anheftungsori ber Zahne bloszulegen. Etwas Allgemeines uber Sitten unb Lebensweise ber Dickzungler laht sich nicht sagen; sie leben zur einen Halfte auf Baunten und Nettern geschickt mittels der langen, scharf- kralligen Zehen, zur andern hatten sie sich auf ebener Erde auf, besonders in steinigen und sandigen Gegendett. VIII. Drache. (Draco.) Gattungscharakter: Zahne eingewachsen. Sei- tenhaut des Korpers uber die ersten sechs falschen Rip- pen ausgespannt (Fig. 2129.), einen Fallschirm bildend. 1. Der gefleckte Drache. (Draco fimhriatus.) Fig. 2130. Ungeachtet ihres bedeutenden Namens sind die Dra- chen nichts ntehr als kleine, durchaus unschuldigeBaum- echsen. Sie messen hochstenS einen Fuh in der Lange, haben kurzen, vierseitig phramidalen Kopf, seitlich zu- jammengedruckten Rutttpf, schlanke Glieder, langen Schtoanz, Herabhangenbett, spitzigen Kehlsack und zient- lich lebhafte Farbung. Langsam schreiten sie auf den Ztoeigen der Waldbaume Heruitt, kommen fast nie auf die Erde hinab, springen von einem Battnte auf den andern, bedienen sich dabei der Flatterhaut, um grohe Entfernungen zu durchmessen, und freffen Znseeten. Unrichtig schloh man aus ihren dreilappigen Backen- zahnett, dah sie von Pflanzen letten. In Gefangenschaft gerathen, setzen fie dem Menschen nicht den geringsten Widerstand entgegen unb sollen in jener einige Zeit ausbauern. Von ben Eingetorenen ber aflatischen Jn- eln toerben sie baher ohne alle Schett tehanbelt. Jhre onftige Geschichte tebarf noch ber Aufklarung, benn auher bem Mitgetheilten weih tttatt von ihnen eten nur, bah sie toenige Eier legen unb biese in ben Spalten unb Hohlen von Baumstammen untertringen. Die be- kannten Arten leten in Subasien; ot Afrika, toie be- Hauptet toorbett, etenfalls einige Arten tefitze, steht noch unentschieben. Die in naturlicher Grohe atgetilbete mag in Java gemein sein; sie ist otenher auf oliven- grauent Grunbe traun gewolkt unb theiltveis mit wei- Hen, in ber Mitte schtoarzen Augenstecken geziert, auf ben Flughauten toeih gestreift. Die ber Attilbung tei- gesugte, vergroherte Darstellung bes Kopfes unb einer Zehe laht bie pyramibale Gestalt beS ersterett unb bie Bebeckung ber letzteren mit gekielten Schuppen beutlich erkennen. IX. Basilisk. (Basiliscus.) Gattungscharakter: ZLHne angewachsen. Auf betn Rucken unb bem vorberen Theile bes Schwanzes ein burch bie DornfortsStze ber Wirtel gestutzter Haut- kamnt. 1• D-r amerikanische Basilisk. (Basiliscus mitratus.) Sig. 2131. Der Natne eines Hochberuhmten, ater fatelhaften Geschopfes lang vergangener Zeiten ist fur eine Echse Anterika's von allerbings atenteuerlicher Gestalt, jeboch Harmlosem Naturell teitehalien worben. Der Basilisk ber jetzigen Zoologen wirb gegen 3 Fuh lang, zwei Drittheile bieser Lange kommen inbessen aufben Schwanz. Der Kehlhaut geht bie sonst gewohnliche Dehntarkeit at, bafur ater erhett sich auf bem Hinterkopfe ein Han- tiger Sack, ber willkuhrlich mit Luft aufgetlaht Werben kann unb in Vertinbutig mit bem teschuppten Rttcken- kamttte, ben kurzen unb gebrangten Umriffen bes Kopfes, ben schlanken, sehr teweglichen unb scharskralligen Ze- hen unb bem auSnehntenb langen, peitschenartig hin- unb hergeschnellten Schwanze bas furchttare Ansehen bes Thieres erhoht. Denttoch ist ber Bastlisk scheu unb Harmlos, entflieht tei betn Antlicke bes Menschen, springt, um ihm zu entkommen, sogar von ben Battmen in bas Wasser hinat unb rettet sich burch schnelles Schwimnten mittels bes Schwanzes. Wahrscheinlich lett er, wie anbere Bauntechsen, von Znseeten; bie AuSsage ber Ur- einwohner von Guyana, bah er Fruchte unb Samereien