Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Lurchc oder
Ncptilien.
Aweite Vrbitung.
Gestalt. Auf dem Hinterhaupie steht ein Helmartiger
Aufsatz, meiter nach vom zwei scharfe Knochenleisten,
die, uber die Augenhohlen ragend, auf der Schnautzen-
spitze zusammenlaufen. Ueber die eigentliche FLrbung
der mit kleinen Korperschuppen bekleideten Haut last
sich nicht leicht ein Urtheil fallen, indem fie dem Wechsel
sehr unterworfen ist, indessen scheint Olivengrun die ge-
wohnliche zu sein und den Zustand von Ruhe und
Wohibehagen zu bezeichnen. Diese Unbesianbigkeit der
Farbe erschien schon den Alten als Hochst inerkwurbig
und gab ihnen Veranlaffung zu manchen aberglaubischen
Deutungen; erst die Anatomen unserer Zeit versuchten
es, sie aus der Korperbeschaffenheit zu erklaren, indessen
o6ne Hinreichenden Erfolg. Vollig ruhig und dem war-
menden und Hellen Sonnenstrahle auSgesetzt erscheinen
Chamaleonen von Heller oder dunkelgruner Farbung,
theils blaugesteckt oder wohl auch gelbgestreift. Er-
schreckt, gereizt, in liefen Schatten versetzt oder in Be-
ruhrung mit sehr kalten Gegenstanden gebracht, andert
das Chamaleon sene Farbe in dem Verhattnisse schnell
und aussallig, als die Einwirkung unvorbereitet oder
heftig eintrat. Eine geringere Stufe dieseS Wechsels
zeigt sich als Gelb, weiterhin farbt sich die Haut braun
oder grau, allein sie kann auch in wenigen Augenblieken
fast ganz schwarz werden, wenn Schreck oder Schmerz
das Thier ergreifen. Fruher erklarte man diese Er-
scheinung durch Einwirkung der Athmung. Die Lungen
nehmen bei Chamaleonen einen sehr grohen Raum ein
und zerfallen nach den Randern hin in Lappen, welche
gewisse am Unterleibe befindliche Zellen ausfullen und
zum Theile sogar mit Luftmagazinen zwischen den Rip-
pennluskeln und der Haut in Verbindung stehen. Die
letztere hangt uberhaupt nur am Rucken, an der Mittel-
linie des Bauches, an den Gliedern und am Schwanze
mit den Muskeln fester zusammen und kann daher mit
Luft aufgeblahi werden, wahrend die angeschwollenen
Lungen die Rippen von einander treiten. Barrow will
in Sudafrika bemerkt haben, bah das Chamaleon durch
einige starke Athemzuge zu doppeltem Umfange sich an-
schwelle, und dah der Farbenwechsel eintrete, sobald der
Korper zusammenzufatten beginne. Man hat hierauS
gefolgert, dah auf rein mechanischem Wege gewisse tiefer
liegende gefarbte Flusfigkeiten der Oberflache genahert
wurden. Milne Evwards, ein durch anatomische Unter-
suchungen verdienter Zoolog, behauptet Hingegen, dah
die Aufblahung des Korpers den Farbenwechsel durchaus
nicht Hervorbringe, sondern dah nitter der Oberhaut, in
dem fogenannten Schleimnetze, zwei verschieden gefarbte
Schichten liegen, die nach llmsianden durch einander
Hindurch scheinen oder auch allein fichibar werden tonnen.
In welcher Weise die Annaherung oder Entfernung der
unteren, wahrscheinlich dunkleren Schicht von der oberen
geschehen konne, hat Edwards unerklart gelassen. Dah
etwas Wahres in jenem Erklarungsversuche liege, mag
man wohl zugeben, doch kann er als hinreichend nicht
angesehen werden, denn immer noch bleibt es nach Al-
lem, was man uber Farbenmischungen soust weih, unbe-
greiflich, wie eine gelbliche oder grunliche obere und
eine braune oder schwarze untere Schicht tin Schleim-
netze die mannichfachen Abstufungen hervorbringen soll,
die sich bald langsam folgen, bald ganz unverbunden
eintreten nnd von Hellgrun in Violett, von Strohgelb
in Dunkelblau oder Ruhschwarz uberspringen tonnen.
Vor Allem merkwurdig ist die von Weihenborn in Eng-
land zuerst genauer beobachtete Ungleichheit des Farben-
wechsels an den entgegengesetzten Seiten eines Chania-
leon. Die vom Lichte abgewendete Seite des Korpers
erschten stets heller gefarbt, und der Wechsel komite durch
vorsichtiges Umkehren des Thieres willkuhrlich, wenn
auch langsam hervorgebracht werden. Es scheint wirk-
lich, als ob am Chamaleon, einem sonst ganz sytttme-
trisch gebaueten Thiere, dte Nerventhatigkeit der zwei
Langshalsten des KorperS eine doppelte sein, diejenige
der einen Seile von derjenigen der anberen Seite
unabhangig gewisse Erscheinungen hervorbringen konne,
und dah auherdem der Farbenwechsel ntehr von jetter
Herzuleiten als auf mechanischem Wege zu erkla-
ren sein werde. Man sindet Grund zur Annahme einer
so hochst eigenthumlichen Beschaffenheit in der Einrich-
tung der Attgeit, die nicht allein in ihren Bewegungen
von einander ganz unabhangig sind, sondern sogar nicht
auf Einmal nach demselben Punkte zugleich gerichtet
werden konnen. Die Chamåleone sind ubrtgens trage
und friedliche Thiere, die, wie schon die Gestalt ihrer
Fuhe und der Greifschwanz anzeigen, auf Bautnen
leben, langsam und vorsichtig aufdett Zwetgen fortgehen
und schlimmsten Falles den Schwanz zur vollkommeneren
Befestigung benutzen. Sie schreiten, indeni sie mit den
Ft'then wechseln, und Halten sich bisweilen stundettlattg
an solchen Orten ganz unbewegltch , die ihnen eine gro-
Here Mettge von Znseeten darbieten. Nur von solchen
leben sie, nicht von langsam am Boden kriechenden Wur-
mern, wie man ehedem meinte. Dah sie, wie fast alle
Reptilten, geraume Zeit hungern konnen, ergiebt sich
aus zahlreichen, in Europa angestellten Beobachtungen ;
es bedarf nicht der Beweisfuhrung, dah der bei den
Griechen und Rontern verbreitete Glatibe, dah sie von
der Luft zehren, in den Bereich der Fabeln gehore. Jhre
Beute erlangen sie durch geduldiges Lauern und nicht
durch schnellen Ueberfall. Die sehr lange und Wurttt-
formige Zuttge (Fig. 2126.) enthalt zahlreiche Gefahe
und wird durch einstromendes Blut aufgetrieben und
steif. Durch die Zungenbeinmuskeln Hervorgeschnellt,
trifft sie die Znseeten mit der keulenformigen oder schei-
benformigett Spitze,die, mit einem sehr klebrigen Spei-
chel uberzogen, daS Ergriffene festhalt. Schnelligkeit
und Geschicklichkeit diescr Bewegung sichern den Chama-
leonen in ihren Heimathen allezeit ihre Nahrung; in
unseren Klimaten, wo der Winter den Fliegen und ahn-
lichett Znseeten ein Ende macht, vermag man daher sene
gutmuthigen und Flucht nicht versuchenden Eidechsen
nur titt Sommer am Leben zu erhalten. Die abgebil-
dete, schon in Spanien vorkommende, in Nordafrika
sehr gemeine Art ist oft lebend nach dem Norden gebracht
worden, soll sehr zahnt werden und besonders wohl in
Gewachshausern gedeihen. In der Gefangenschaft pflanzt
fie fich nicht fort. Das Weibchen legt 20— 25 mit
rauher, pergamentartiger Schale uberzogene Eier, grabt
zur Sicherung derselben ein Loch in den Sandboven und
bedeckt fie mit trockenem Gras und ahulichem Abraume.
Ausgewachsene Jnvividuen werden etwas uber iFuh lang,
Habeneinen nach hinten vortretenden, dreiseitig pyra-
mildalen Helm, ant Runtpfe kletite, an bent Kop fe gro-
Here Schuppett unb gewbhnlich graugrune Farbung.—
Man kennt noch 10— 11 anbere Arten , unter Welchen
bas spaltnasige Chamaleon (Ch. bifidus) Fig.
2127. burch bie gabeltheilige Schnautze auffallt. Es ist
zuerst auf ben Molukken, spater in vielen Gegettben
Jubiens unb tn Australien gefunben morben.
Dritte Gruppe. Dickzungler. Zuttge
fletjchig, bick, zugerunbet, vorn ganz ober leicht ausge-
ranbet; Augenliber beweglich, bisweilen nicht vollig
beckenb; Zahne aufgewachsen ober angewachsen. Tront-
melfell oberfiachlich ober schwach vertieft. Vier Fuhe
mit fi'tnf vorwarts gerichteten, nicht verwachsenen Zehen.
Korper mit Schuppett ober Hornigen Platten unb Hockern
bebeckt, auf betn Rucken allezeit ein Hervorragenber
Kantm. Bauchplatten groh unb viereckig.
Die Gruppe ber Dickzungler ist eine ber grohten
tinter ben Echsen, ittbem fie 46 Gattungen unb uber 150
Arten begreift. Sie zerfallt tn zwei sehr naturliche,
auch in geographischer Beztehttng scharf tegranzte Un-
terabtheilungen ober Zunste, von welchen bie erste,
durch eingewachsene Zahne ausgezeichnete ber ostlichen
Halbkugel, bie zweite, mit angewachsenen Zahnen ver-
sehette ber neuett Welt angehort. Die Auffinbung
bieser Kennzeichen hat einige Schwierigkeit, ittbem man
lebenben Jnbivibuen bas Maul zu ossnen kauttt vermag
unb an ben in Weingeist aufbewahrten meist ein Theil
bes Zahnfiei;ches mit bem Messer entfernt toerben muh,
tint ben Anheftungsori ber Zahne bloszulegen. Etwas
Allgemeines uber Sitten unb Lebensweise ber Dickzungler
laht sich nicht sagen; sie leben zur einen Halfte auf
Baunten und Nettern geschickt mittels der langen, scharf-
kralligen Zehen, zur andern hatten sie sich auf ebener
Erde auf, besonders in steinigen und sandigen Gegendett.
VIII. Drache. (Draco.)
Gattungscharakter: Zahne eingewachsen. Sei-
tenhaut des Korpers uber die ersten sechs falschen Rip-
pen ausgespannt (Fig. 2129.), einen Fallschirm bildend.
1. Der gefleckte Drache. (Draco fimhriatus.) Fig. 2130.
Ungeachtet ihres bedeutenden Namens sind die Dra-
chen nichts ntehr als kleine, durchaus unschuldigeBaum-
echsen. Sie messen hochstenS einen Fuh in der Lange,
haben kurzen, vierseitig phramidalen Kopf, seitlich zu-
jammengedruckten Rutttpf, schlanke Glieder, langen
Schtoanz, Herabhangenbett, spitzigen Kehlsack und zient-
lich lebhafte Farbung. Langsam schreiten sie auf den
Ztoeigen der Waldbaume Heruitt, kommen fast nie auf
die Erde hinab, springen von einem Battnte auf den
andern, bedienen sich dabei der Flatterhaut, um
grohe Entfernungen zu durchmessen, und freffen Znseeten.
Unrichtig schloh man aus ihren dreilappigen Backen-
zahnett, dah sie von Pflanzen letten. In Gefangenschaft
gerathen, setzen fie dem Menschen nicht den geringsten
Widerstand entgegen unb sollen in jener einige Zeit
ausbauern. Von ben Eingetorenen ber aflatischen Jn-
eln toerben sie baher ohne alle Schett tehanbelt. Jhre
onftige Geschichte tebarf noch ber Aufklarung, benn
auher bem Mitgetheilten weih tttatt von ihnen eten nur,
bah sie toenige Eier legen unb biese in ben Spalten
unb Hohlen von Baumstammen untertringen. Die be-
kannten Arten leten in Subasien; ot Afrika, toie be-
Hauptet toorbett, etenfalls einige Arten tefitze, steht noch
unentschieben. Die in naturlicher Grohe atgetilbete
mag in Java gemein sein; sie ist otenher auf oliven-
grauent Grunbe traun gewolkt unb theiltveis mit wei-
Hen, in ber Mitte schtoarzen Augenstecken geziert, auf
ben Flughauten toeih gestreift. Die ber Attilbung tei-
gesugte, vergroherte Darstellung bes Kopfes unb einer
Zehe laht bie pyramibale Gestalt beS ersterett unb bie
Bebeckung ber letzteren mit gekielten Schuppen beutlich
erkennen.
IX. Basilisk. (Basiliscus.)
Gattungscharakter: ZLHne angewachsen. Auf
betn Rucken unb bem vorberen Theile bes Schwanzes
ein burch bie DornfortsStze ber Wirtel gestutzter Haut-
kamnt.
1• D-r amerikanische Basilisk. (Basiliscus mitratus.) Sig. 2131.
Der Natne eines Hochberuhmten, ater fatelhaften
Geschopfes lang vergangener Zeiten ist fur eine Echse
Anterika's von allerbings atenteuerlicher Gestalt, jeboch
Harmlosem Naturell teitehalien worben. Der Basilisk
ber jetzigen Zoologen wirb gegen 3 Fuh lang, zwei
Drittheile bieser Lange kommen inbessen aufben Schwanz.
Der Kehlhaut geht bie sonst gewohnliche Dehntarkeit
at, bafur ater erhett sich auf bem Hinterkopfe ein Han-
tiger Sack, ber willkuhrlich mit Luft aufgetlaht Werben
kann unb in Vertinbutig mit bem teschuppten Rttcken-
kamttte, ben kurzen unb gebrangten Umriffen bes Kopfes,
ben schlanken, sehr teweglichen unb scharskralligen Ze-
hen unb bem auSnehntenb langen, peitschenartig hin-
unb hergeschnellten Schwanze bas furchttare Ansehen
bes Thieres erhoht. Denttoch ist ber Bastlisk scheu unb
Harmlos, entflieht tei betn Antlicke bes Menschen, springt,
um ihm zu entkommen, sogar von ben Battmen in bas
Wasser hinat unb rettet sich burch schnelles Schwimnten
mittels bes Schwanzes. Wahrscheinlich lett er, wie
anbere Bauntechsen, von Znseeten; bie AuSsage ber Ur-
einwohner von Guyana, bah er Fruchte unb Samereien