Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Cichsen.
^Urcheoder Ncptilien.
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freffe, verbieni schwerlich Beachtung. Seine Naturge-
schichie ist noch ganz unbekanni. Mannchen unterschei-
den stch von den Weibchen durch mehr entwickelte Haube
und Ruckenkamm. Die Oberseite ist braun, der Bauch
gelblichweig; an der Kehle verlaufen bleifarbene Slrei-
fen und von jedcm Auge erstrecki sich nach Hinten und
bis auf den Rucken eine schwarz eingefagte Binde. Das
Fleisch fort den Jndiern als Leckerbifsen gelten. In den
Sammlungen galt die abgebildete Art ehedem fur sehr
felten; in unseren Zeiten stnd zahlreiche Eremplare auS
Guyana und Martinigue und von Vera Cruz nach Eu-
ropa gebracht worden. Eine zweite Art, der gestreifte
Basilisk (B. viltatus), warv in Merico entdeckt. —
Dag der Basilisk der Fabel in dem Gebiete der Natur
nirgends einen wirklichen Vertreler håbe, darf wohl
kaum erinnert werden. Die Alten beschrieben ihn
als ein Schreckwesen, dessen Blick in weiter Ferne zu
tbdten vermochte, und dessen Athem ringsum die Pflan-
zenwelt versengte. Wie alt der Glaube an ihn sei , geht
aus manchen Stellen der Bibel hervor, wo Propheten
mit Basilisken drohen, welche der Herr zur Zuchtigung
Gottlosen senden werde. Eine eigentliche Beschreibung
deS Ungethumes sindet sich indessen erst bei romischen
und spateren griechischen Schriftstellern. Es sollte aus
Eiern hervorkommen, die, von sehr alten Haushahnen
gelegt, von Kroten und Giftschlangen ausgebrutet wor-
den, sollte als Konig alle andere Reptilien beherrschen
und zum Zeichen seiner Macht auf dem Haupte eine
Krone tragen. Mit seiner Furchtbarkeit stand seine
Groge nicht em Verhaltnisse, benn der in Nordafrika
Heimische Basilisk ward, wie Plinius erzahlt, nur
zwolf Zoll hoch. Es wurde zu weit fuhren und von
keinem Nutzen sein, jenen Berirrungen der menschlichcn
Einbildungskraft bis in die Zeiten zu folgen, wo rei-
nere Naturanschauungen Raum zu gewinnen begannen.
Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhielt sich der
Glaube an den Basilisk und Æhnliche Wunderthiere ;
wie man solche stch dachte, beweisen die aus Ælteren na-
turhistorischen Werken copirten Abbildungen (Fig. 2132.
2133.) Vor nicht ganz 200 Jahren schrieb Johnston,
ein englischer Naturforscher, eine sehr ernstgemeinte Ab-
Handlung uber die Gesahrlichkeit der Basilisken, seinen
todtenden Blick und giftigen Hauch und nennt zwei
Thiere als allein dagegen gestchert, das gemeine Wiesel,
welches aus Jnstinet den Basilisk verfolgte und angriff,
von ihm verwundet das Kraut der Gartenraute frag
und sogleich geheilt zum Kampfe wiederkehrte, und den
HauShahn, der, obgleich der Vater senes grauenhaften
Wesens, dasselbe durch sein Krahen sogleich zu todten,
im Stande War.
X. Leguan. (Iguana.)
Gattungscharakter: Zahne an ben Kiefern
unb am Gaumen, bie ersteren angewachsen (Fig. 2131.).
Zusammengebruckte, Hangenbe Wamme an ber Kehle
(Fig. 2135.). Auf ber Ruckenfirste ein Kamm ans spitzi-
gen Hornplatten. Schwanz zusammengebruckt, mit klei-
nen, stachellosen Wirtelschuppen. Zehen sehr lang,
vsLig frei (Fig. 2136.).
I. Der gemeine Leguan. (Iguana tuberculata.) Fig. 2137.
Es giebt nur brei Arten Leguane, bie aber in Gestalt
unb Groge sich sehr Æhneln. Sie haben etwas kurze,
hinten ziemlich breite Kopse, eckige, wie Mosaikfelber
an einanber granzenbe Scheitelschilber, am Kbrper rhorn-
bische, leicht gekielte Schuppen, hohen, ties eingeschnitie-
nen Ruckenkamm, ber, aus Hornigen Schuppen bestehenb,
bis aufbie Schwanzspitze Hinanslausi, einen sehr langen
unb ungemein beweglichen Schwanz, groges unb ober-
flachliches Trommelfell, mit welchem inbessen ein tiefer
unten stehenbes, zur Hantbebeckung gehorenbes Schilb
(Fig. 2135.) nicht verwechselt toerben bars, lange, aber
sehr ungleiche Zehen, scharfe, krumme Krallen unb
Schenkelbruien. Jhre Zahne sitzen zwar immer an ber
inneren Seite bes Kieferknochens fest, inbessen anbern sie
in ben Umrissen, se nach bent Alter bes Jnbivibuum.
Leguane erreichen eine nicht nnbebeutenbe Groge, Haben
mehrentheils eine lebhafte Farbung, leben ans Baumen,
sollen, toie Einige behaupten, nur Blatter unb Bluthen
fressen, nach Anberen aber gleich ben meisten ubrigen
Eibechsen sich von Thieren allein nahren. Dumeril
toillim Magen sehr vieler von ihm anatomirter nie
etwas AnbereS als Pstanzenstoffe gefunben haben, Hin-
gegen beobachtete ber burch seine sonstigen Beobachtun-
gen mit Recht beruhmt gewordene CapitÆn Belcher auf
ber Jnsel Isabella ganze Schwarnie von Leguanen, welche
als wahre Omnivoren mit ausnehmenber Gesragigkeit
bas Verschiebenartigste verschlangen, Eier, Jnseeten
unb weggeworsene Eingeweibe von Vogeln aufzehrten.
Mit ber pflanzlichen Ernahrungsweise Wurbe ubrigens
auch bie unverkennbare BoSartigkeit ber Leguane nicht
stimmen; nicht allein setzen sie sich entschlossen zur Wehre
gegen ben Menschen, sonbern sie tobten anch wahrenb
bes Lebens in ber Gefangenschaft burch kraftige Bisse
jebes kleinere Hausthier, welches ihnen unvorstchtig zu
nahe kommt. Auf Baumen lansen sie schnell hin unb
wieber, erfaffen Aeste mit solcher Festigkeit, bag man
sie kaum abreigen, wenigstens aber burch Schutteln
nicht herabwerfen kann, unb retten sich burch kuhne
Sprunge, ober inbem sie sich in bas Wasser sturzen
unb mit tiberraschenber Schnelligkeit bavon schwimmen.
Die Mannchen sollen in ber Paarungszeit sehr wilb
sein, bas erwÆhlte Weibchen nicht verlassen, auf jebes
sich nahernbe Gefchopf, ben Menschen nicht ausge-
schlossen, lossturzen unb babei burch Austreiben bes
Kehlsackes unb burch feurig gluhenbes Auge bie innere
Wuth unverkennbar barlegen. Der Ueberwachung ent-
laffen, begeben sich bie Weibchen nach ben Ufern ber
Flusse unb bem Seestranbe unb vergraben in den weichen
Sand ihre Eier, die von ben Eingeborenen bes tropischen
Amerika sehr geschatzt toerben. In betoohnteren Ge-
genben gehoren Leguane meist zu Seltenheiten, toeil Alt
unb Jung ihnen nachstellt. Gefangen toerben fie mit-
tels ubergeroorfener Schlingen, ein barum nicht schwe-
res Verfahren, toeil sie, statt vor bem Gegner zu fliehen,
bei seinem Anblicke stch aufblasen unb ein moglichst
furchtbares Ansehen sich zu geben suchen. In Westin-
bien fangt man fle in Netzen unb in Fallen, unb bie bra-
filischen Jnbier tobten sie mit ben kleinen, aber mit
tobtlichem Wurali-Gifte bestrichenen Pfeilen ihrer Bla-
serohre. Jmmerhin erforbert biese Jagb einige Vorstcht,
bem^rvas ber Leguan einmal mit ben Zahnen erfagte,
lagt er sreiwillig nicht toieber los. — Von ben brei
Arten ber Gattung ist bie unter Fig. 2137. abgebilbete
am Fruhesten bekannt worben, benn von ihr sprechen
schon bie ersten Berichterstatter ber amerikanischen Ent-
beckungen. Sie mug einst toeit Haufiger gewesen sein,
als Heutzutage. Catesby, ber 1743 eine Naturgeschichte
von Carolina schried, gebenkt ihrer als eines gewohn-
lichen unb eintraglichen Hanbelsgegenstanbes ber Ba-
Hamas-Jnseln; er fuhrt an, bag bie bort gesangenen
Leguane von Hanb zu Hanb gingen unb enblich auf bem
Festlanbe zu ziemlich hohen Preisen fur bie Tafeln rei-
cher Leute gekauft tourben. Gegentoartig gehoren in
jenem Archipel bie Leguane nicht zu ben gemeinen Thie-
ren unb bilben wenigstens nicht ein toesentlicheS Nah-
rungsmittel fur bie Eintoohner. Man sing sie mit gut
abgerichteten Hunben, toelche sie packten, aber nicht tobt
bissen. Ihr Fleisch galt fur leicht verbaulich, nahrenb
unb schmackhaft unb warb gebraten, haufiger aber ge-
kocht gegessen. Wie auf senen grogentheils baumlosen
Jnseln, zumal ben kleineren unb flacheren, ben foge-
nannten Keys (Cayos ber Spanier), bie Leguane Haben
in Menge eristiren konnen, ist nicht recht abzusehen.
Sie sollen bort in Erblochern sich aufgehalten Haben
unb tourben also in einer ber wesentlichsten Beziehungen
von ben nur als Baumthieren bekannten Leguanen un-
serer Zeit abgewichen sein. Jhre Nahrung bestanb
allein in Pstanzenstoffen, vorzugsweiS gern fragen sie
einen an Baumtourzeln toachsenben Pilz unb bie Fruchte
verschiebener Arten von Ananas. Kalte konnten sie so
toenig ertragen, bag sie nur bei vÆlligent Sonnenschein
ihre Hohlen verliegen. Auch in Jamaica toar bieser
Leguan einst sehr gentein. Broton erzahlt in seiner
1756 erschienenen Naturgeschichte sener Jnsel, anger ben
bekannten Thatsachen, bag er leicht zahm ! toerbe unb
burch Harmlosigkeit nicht ininber als burch atigere
Schonheit stch zum Hausthiere empfehle. — Die Far-
bung ist iin Allgemeinen bunkelgrun unb geht theiltoeis
in Olivengrun, theils auch in Blatt uber; gemeinlich
stehen an ben Seiten einige bratine Binben, tint ben
Schwanz braune unb grunliche ober gelbliche Ringe ;
ben Hals bebecken kleine Hockerschuppen; unterhalb bes
Gehorganges steht auf jeber Seite an ben Kiefern eine
groge runbe Platte. Alte Jnbivibuen haben bis &
Fug LÆnge, wovon inbessen mehr als bie Halfte auf
ben Schwanz kommt.
2. Der glatthatsige Leguan. (Iguana nudicollis.) Fig. 2138.
Diese zweite in ben sublichen Antillen, in Guyana
unb Brastlien heimische Art unterscheibet stch von ber
ersten burch Mangel ber Hockerschuppen am Halse unb
ber erwahnten kreisrunben Platte am Untertiefer, ber
Hingegen mit starken Schuppen bekleibet ist. Aufenthalts-
ort unb Sitten sinb benjenigen beS gemeinen Leguans
ganz gleich, bie Farbung gleichartig grun, mit lleber-
gang in Blatt, untenher etwas bleicher. Eine britte
aus Merico unb ben norblichen Antillen stammenbe Art
tragt auf ber Schnautze unb Stirn eine Reihe zu kleinen
Hhrner anstrebenber Schuppen. Alle brei Arten wur-
ben von ben alten Systematikern fur ibentisch gehalten
unb unter einem Nameit (Iguana delicatissima) begriffen.
In bie Familie ber Leguane gehorte eine vorwelt-
liche Echse von erstaunlicher Groge, beren fofstle Reste
von Mantell in Sitbenglanb unb zivar in ben foge-
nannten Wealbon-Sugwaffernieberschlagen entbeckt Wttr-
ben. Cuvier fchrieb sene einer untergegangenen Art von
Rhinoeeros zu, inbem ihm nttr Bruchstucke von Zahnen
zu Gebote stanben, bie allerbings auf Ernahrung beS
Thieres aus bem Pstanzenreiche unverkennbar Hinbeuten.
Man Hat jeneS Reptil Jguanobon geheigen unb aus bem
Verhaltnisse einzelner Korpertheile gefchloffen, bag es
minbestens 70 Fug, wo nicht bebeutenb mehr in ber
Lange gemessen haben mug. Bucklanb hat nachgewiesen,
bag bie Zahne beS Jguanobon (Fig. 2139. 2140.) auf
boppelte Weife gegen Abstumpfung gestchert waren, unb
bag sie ihre fcharffchneibenben Kanten behielten, bis sie^
vermoge bes Gebrauchs fast bis zur Wurzel abgenutzt^
waren. Nicht allein war ber zusammengebruckte Zahn
an seinem oberett Umfange sagenartig eingeschnitten unb
von besonberer Harte, sonbern an seiner vorberen Seite
lag eine Platte Harten Schmelzes, bie nach Abnutzung
senes Ranbes Hinreichenben Wiberstanb leistete, tint ein
langsames unb gleichshriniges Abschleifen bes Zahn-
stumpfes zu vermitteln. Als sehr eigenthumlich erscheint
noch bie Vorkehrung, bag burch sene Schmelzplatte
theils guer -, theils schiefuber bebeutenb starkere Schmelz-
satten als Wiverlagen unb Stutzen laufen, bie eine un-
ebene Oberstache unb am Rattbe kleine SÆgezahne bil-
beten. Der ganze Zahn erhielt burch biese boppelte
Vorkehrung eine ungemeine Starke unb konnte ber Ab-
nutzung burch Zerkauen Harter Pstanzenstoffe geraume
Zeit wiberstehen. War er enblich bis fast zur Wurzel
abgeschliffen unb baher unbrauchbar, so trat ein anberer
an feine Stelle, ber, weiter Hinten emporgewachsen, an-
fangs in eine Grube ber alteren Wurzel (Fig. 2139 h.)
einpagte unb fruhzeitig bie gezahnelten Raitber gewah-
ren lieg. Die ganze Bilbung ber Zahne Hatte mit ber-
jenigen bes im Verhaltnisse zwerghaften Leguans ber
Jetztzeit (Fig. 2134.) ziemlich viele Aehnlichkeit. Die
Abbilbung Fig. 2139. zeigt bei a bie Zahnkrone bes
Jguanobon im nicht abgenutzten Zustanbe; sie ist ber