Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Lurchc oder Reptilien.
Iweite Vrbnnng.
(sehr tiergrigert bargefh’dten) Zahnfrone des Leguans
(b. und c.) sehr ahnlich; d. giebt elne Vorberansicht
eines an der Spitze abgenutzten Jguanodon-Zahnes in
naturlicher ®roge, e. die Hintere Anstcht desselben Zah-
nes; f. stellt einen sehr abgeschlissenen Zahn von bciden
Seiten bar unb zwar bel g. bie abgenutzte Oberflache
unb bei h. bie fur bie Eniwickelung bes Ersatzzahnes be-
stimmte Grube bes Stununels. Unter Fig. 2140. er-
scheint bei a. ber Zahn eines sehr jungen Jguanobon,
bei b. unb c. ber Zahn eines etwas alteren Jnbivibuum,
an Welchem Abnutzung bereits bcgonnen hat. Auf ber
Schnautze trug bas Jguanobon ein Horn, Welches Fig.
2141., auf ein Drittheil seiner naturlichen Grifle zuruck-
gefnhrt, abgebilbet ist. Von ber ungeheueren Grifle
bieser Echse zeugen ubrigens bie aufgefunbenen Schien-
beinknochen, bie 4—5 Fuh in ber Lange messen unb
biejenigen bes gropten Elephanten weit ubertreffen.
XI. Attolis. (Anolius.)
Gattungscharakter: Torper mit kleinen kir-
nigen Schuvpen, Kopf mit funf- ober sechscckigen Schil-
bern bekleibet. Zehen unter bem vorletzten Gliebe zu
einer ovalen, guergefaltetcn Scheibe erweitert.
1. Der kammtragende Anolis. (Anolius velifer.) Fig. 2142.
Die Anolis werben nur int tropischen Amerika ge-
sunben unb scheinen bort gewiffermaahen bie weiterhin
zu beschreibenben Haftzeher ber istlichen Haldkugel zu
vertreten. Vermoge ber Vilbung ber Zehen konnen
sle zwar nicht an einer glatten Zimmerbecke Herutn-
laufen, inbessen boch an glatten Felsen emporsteigen.
Das unter bem vorletzten Zehenglieb stehenbe, guerge-
faltete Kissen wirkt, inbem es an ben Nanbern fest auf-
liegt, aber in ber Mitte von ber bertthrien Flache flch
entsernt, wie ein Schripfkopf ober ein ahnlicher Saug-
apparat unb besestigt ben Fuh an sonst keine Haltpunlte
barbietenbe Orte. Sehr lange, scharfkrallige Zehen
tragen unsehlbar bei zur Befestigung an Banmiste, unb
ber lange, sehr bunne Schwanz, ber zwar nicht alå
Wickelschwanz bient, mag immerhin auf bie eden so
schnelle als sichere Bewegung jener kleinen unb zierlichen
Echsen Einfluh uben. Alle Anolis leben in Walbern
unb auf schattigen Felsen, lausen unb springen mit un-
gewihnlicher Gewanbtheit unb zunt Theil so schnell, bah
man fie schon mit Vogeln verwechselt ober minbestens
mit benselben verglichen Hat. Ermubet ober lnt Neber-
maafie erhitzt, bleiben sie stehen unb keuchen mit weit ge-
ossnetem Maule wie Hunbe. So harmlos unb furcht-
sam sie im Allgemeinen sinb, so konnen sie burch sort-
gesetzte Reizungen boch auch bis gemacht werben unb
blahen bann bie am Halse weit Herabhangenbe Hant-
falte auf, bie mit grihter Schnelle eine Menge von
FLrbungen nach einanber annimmt. Diese Wechfel sinb
åugerft grell unb geschehen villig nnvorbereitet unb
ohne irgenb eine Art von Uebergangen. Anolis zu be-
obachten hat ubrigens im tropischen Amerika Jeber-
mann Gelegenheit, inbem sie ganz zutraulich selbsi in
Garten kommen unb an ber sonnenbestrahlten Seite
linblicher Wohnungeit auf unb ablaufen, wohl auch
ben Menschen mit einer gewissen listigen Neugierbe be-
trachten unb ihn ganz nahe kommen lassen, ohne jeboch
ihre gewohnliche Vorsicht zu vergessen unb burch blitz-
schnellen Sprung bei einer irgenb verbachtigen Bewe-
gung bes Gegners ber Gefahr sich zu entziehen. Ob-
gleich sie, ebenso wie bie Leguane, wesentlich auf Bau-
men leben, so suchen sie boch niemals, wie jene es thun,
im Masser Sicherheit. Sie haben eine kurze, fleischige,
vorn runbe, fast ganz am Unterkiefer angewachsene unb
baher sehr wenig beweglicke Zunge, scharfe, am Ranbe
sagenartig eingeschnittene Zahne, bie sowohl an ben
Kiesern als in einer Doppelreihe am Gaunien stehen,
unb nieren sich von Jnsecten, bie fie mit ebenfoviel Ge-
schick als Gier verfolgen unb sangen. Cuvier fanb
jeboch einmal im Magen bes kammtragenben Anolis
verschiebene Beeren unb schlieht hieraus, bah berselbe•
von Pstanzenstoffen lebe, was jeboch nur aus Mangel
geschehen mag. Die unter Fig. 2142. abgebilbete Art
gehort zu ben grogten ihrer Gattung, inoem ihr Rumpf
allein fasi einen Fuh migt. Sie bewohnt bie Walder
ber Antillen, verbirgt sich gern im Jnneren Hohler
Battene, wohin bas Weibchen feiiie Eier legt, lauft
sonst mit Rastlosigkejt unb grigter Schnelle an Stam-
men unb auf Aesten Herum unb wirb burch Knaben
mit Schlingen leicht gefangen, sobalb sie, burch Locktieee
getauscht, ungeachtet ihrer sonstigen Furchtsamkeit neu-
gierig ben Kopf hervorsteckt. Ein gezahnter, burch
bie sehr verlangerten Dornsortsatze ber Ruckenwirbel
getragener Kamm lauft feber ben Ruekeit bis auf bie
Mitte bes Schwanzes. Der Kehllappen ist sehr grog,
bie Farbung aschblau.
2. Der weitzbindige Anolis. (Anolius equestris.) Fig. 2143.
An Grifle fimnit biese Art ber vorhergehenben ziem-
li ch gleich, allein ber Kamm verlangert sich faum uber
bie Schwanzwurzel Hieeaus unb ist weit fleischiger;
auch weicht bie Farbung ab, inbem auf blah lebergelbem
Grunbe rithlich aschgraue, gewilfte Flecken stehen, eine
Wethe Binbe, von bem ebenfalls weihen Kehlsacke arts-
gehenb, jeberseits schief uber bie Schultern unb von ba
ben Seiten entlang verlauft. Das Vaterlanb ist Cuba,
Jamaiea unb anbere Jnseln Westinbiens. — Vor allen
anbern genuin scheint in jenen Gegenben ein kleiner,
blauer unb gelber mit rothen Kehllappen versehener
Anolis (A. bullaris) zu sein. Er ist ost lebenb nach
Europa gebracht worben unb gab bem englischen Zoo-
logen Bell, ber unter anberen auch eine interessante
Geschichte ber britischen Reptilten geschrieben Hat, Ge-
legenheit zu ber Beobachtung, bag Echsen, obwohl auf
ben Fang von Jnseeten angewiesen, keinesweges gegen
bas Gift berfelben unempfinblich sinb. Von zweien
bieser nieblichen unb in ber Gefangenschast sehr zutrau-
lich werbenben Anolis war bem einen eine grofleKrenz-
spinne als Futter zugeworfen worben. Er ergriff fle
ungleicklicherweise am Beine, erhielt sogleich einen
tuchtigen Bih in bie Schnauze unb starb, obgleich
bis bahin ganz gesunb unb an bas englische Klima ge-
wihnt, nach wenigen Tagen. Sein Genoffe uberlebte
ihn lange Zeit.
Zweite Gruppe. Erbagamen. Rumpf
flach gebrfeckt. Kops kurz, nach Hiieten platt unb
breit; Trommelfell etwas vertieft, hinter einer am
Vorberranbe stacheligen Falte ober auch ringSum mit
Stacheln umgeben. Zahne eingewachsen ober ange-
wachsen. — Die Erbagamen verbanken ihren Nanten
ber Sitte, auf ebener Erbe, vorzugSiveis in steinigen
unb sandigen Gegenben zu leben. Sie sinb sehr behenb,
graben sich entweber flache Gruben unb Locher, ober
benutzen bie aufgefunbenen, um sich zu verbergen, unb
kommen in ihren Sitten sehr uberein, obgleich fle zwei
sehr wohl getrennte, auch geographisch verschiebene Sip-
pen bilben, von welchen biejenige ber ostlichen Halbku-
gel eingewachsene Zahne unb beutlich entwickelte Eck-
zahne hat, biejenige ber westlichen Hemisphare Hingegen
burch angewachsene Zahne unb Mangel an Eckzahnen
fich auszeichnet. Abgesehen von biefen Verschuben-
Heiten bes Gebiffes gleichen sich bie auf ben Steppen
Asiens unb in ben Savanen Anterika's Heineischen Gat-
tungen im Aeuheren bisweilen bis zur Tauschung. Alle
Erbagamen baben einen kurzen, bicken Korper, ziemlich
lose, nach Willkuhr aufzublahenbe Haut, theils kleine,
theils wohl auch groge, gekielte unb zu Dornen eteetge-
bilvete Schuppen, bie bisweilen eine ganz furchtbare
Beevehrung ausmachen. Manche erhalten burch bie
runben llmriffe bei Seiten unb ausneheuenb platte Ge-
stalt fast bas Ansehen von Kroten unb kinitten mit rusen
verwechselt werben, besahen sie nicht einen mittellangen
Schwanz. Schenkelporen sinb einigen Gattungen ver«
liehen unb fehlen anberen. Im Ganzete finnen sie
zwar burch ueegewihetliche Forne unb Bekleibung In-
teresse erregen, allein felten fvnemen sie burch Glanz
ber Farbung ben Baumagamen gleich.
XII. Doreischwatez. (Uromastix.)
Gattungscharakter.'Zahne eingewachsen; Eck-
zahne unbentlich ober sehlenb. Rumpf mit kleinen,
glatten Schuppen, Schwanz mit stacheligen Halbwirteln
bebeckt. Schenkelbrusen vorhanben.
1. Der Lgyptischk Dornschwanz. (Uromastix spinipes.)
Fig. 2144. 2146 b.
Die gesammte Physiognomie ber Dornschwanze ist
eine Hichst eigenthumliche, aber unter ihren Besonber-
Heiten fallt keine fo aus wie bie Form bes mit ferochen-
Harten, ungemein spitzigen Stachelschuppen befleibeten
Schwanzes. Wozu bem sonst sehr surchisamen unb
jeber Begegnung answeichenben Thiere jenes Organ
biene, bleibt noch zu entbeefen. Die Schwierigkeit ber
Dentung wirb noch vermehrt burch ben Umstanb, bah
jene Dornen nur Halbe, bie Oberseite allein beckenbe
Wirtel bilben. Sonst erscheint ber Korper ziemlich
unsirmlich, zumal entfernt sich ber Kopf burch unge-
wohnliche Anftreibung nach oben von bem bei anberen
Echsen gewihnlichen Muffer unb erinnert gar sehr an
bie Lanbschilbkriten. Alle ber Gattung angehirenbe
Arten bewohnen bie alte Welt, Afrika, Jubien unb
fogar Nenhollanb unb sollen bnrchans unschibliche unb
sehr schette Thiere sein, bie bei ber geringsten Veranlas-
fung in ihre Erblicher eertfliehen. Wahrscheinlich nahren
sie sich von anberen kleineren Reptilien unb nicht von
Jnseeten, welche ohnehin in wasserarmen Masten felten
vorkommen ; bie einigen Arten verliehenen Eckzihne
beuten an sich schon auf bie Ernahrungsart beS eigent-
lichen Raubthieres. Der agyptische Dornschwanz scheint
schon ben Alten bekannt gewesen zu sein, mente auch
nicht unter bene bei Herobot vorkonemenben Nanten beS
Landkrokobils, unter welchem wahrscheinlich eine Marn-
echse begriffen ward. In Oberagypten unb Nubien
ist er ziemlich geneein unb wirb von Hernmziehenben
arabischen Gauflern gezahmt unb, zu gewissen Kunsten
abgerichtet, nach Cairo gebracht. Sein Fleisch fod eg-
bar sein. Die Lange betragt 2—3 Fuh, wovon zietet-
lich bie Halfte auf bem Schwanze 24 bornige Halbwir-
tel. Die ieet Leben schon grasgrune Farbe veranbert
sich im Meingeiste unb an getrodneten Eremplaren zu
einem unscheinbaren Graugelb.
XIII. Dornechse. (Stellio.)
Gattungscharakter: Zahne eingewachsen; Eck-
zahne bentlick entwickelt. Rumpf mit kleinen Schuppen
auf bene Ruckeet mit nntermischten grogen gekielten ober
stacheligen Schuppen bebeckt. Schwanz rneeb mit stache-
ligen Mirtelschuppen. Keine Schenkeldreesen.
1. Die gemeine Dornechse. (Stellio vulgaris.) Fig. 2145. 2146. a.
Die gemeine Dornechse, ber Koskorbylos ber reeneren
Griechen, ber Harbetee ber Araber, gehort zu ben Hin-
figsten unb aeer Meitesten verbreiteten Reptilien bes west-
lichen Asiens unb nirblichen Afrika. Man sieht fle in
Syrien unb Aegypten fast auf aflen Steinhanfen unb
ben Ruinen alter Gebaube unb begegnet ihr nicht mietber
haufig in ber eigentlichen Muste. Besonbers zahlreich
soll sie auf ben Pyramiben leben teetb blitzschetesi uber
ihre altergrauen Minde Hinschlfepsen, um zwischen ben
tiefen Rissen sich zu verstecken, sobalb ein Mensch naht.
Ueberasi verrath sie ber in Menge Herumliegenbe Un-
rath, ber zur Zeit Horaz' in Rom als Schminke An-
wenbnng faeeb unb noch zu Belon's Zeit in Cairo zum
Farben von Zeuchcn bieeete. Die jetzigen Araber Haflen
hingegen bie Dornechse unb seechen sie zu tidteer in ber
albernen Meineeng, bah sie burch gewisse, rasche Kovf-
betveguetgeet bie ben Mohammebanern bei bem Gebete
vorgeschriebenen Verneigungen verspotten wolle. Man
hat geglaubt, bag sie viesieicht um jener Bewegung
wisien ben Rienern sur falsch unb als Verrather ber
Minschen gegolten habe, unb bag bie iet ben Panvekten
eingefuhrte Benennung Stesiionat, welche einen in
betruglicher Abstcht geschloflenen Vertrag bezeichnet,