ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Echsen. Lurche oder Reptilien. 35 Zoll. Ueber die LebenSart dieses sonderbaren, bisher nur in Merico gefundenen Reptils sehlt eS an Nach- richten-, wahrscheinlich ist fie jener der Doppelschleichen ahnlich. Vorweltliche Echsen. Ehe wir die grohe Abtheilung der Echsen verlafsen, wird es nothig sein, uber gewifse ihr angehorende Thier- formen zu sprechen, die nur aus versteinerten Resten bekannt finb. Diese vorweltlichen Saurier dilden ge- wissermaahen ein eigeneS Glied in den Thierformen, die sich nach und nach folgten, denn die meisten waren von so eigenthumlichem Baue, bah man in der gegenwartigen Schopfung umsonst nach ahnlichen Wesen fich umsteht. Bei den Saugethieren verhalt sich dieseS anders, denn zwischen den vorweltlichen und den jetztlebenden Herrscht tein sehr betrachtlicher Unterschied. Freilich lebten die ersteren in einer Periode, die der eden dauernden weit naher liegt als jene, wo rieflge, zum Theil den Vogeln verwandte Reptilien den Erdkreis bewohnten. Die grohte Zahl von Saugelhicrreften liegen in den obersten und jungsten Schichten unserer Er^rinde; das Meer Hatte faunt Zeit, uber die getodteten Generationen warm- blutiger Wirbelthiere hinzufluthen und sie mit einem niemals sehr machtigen Niederschlage zu uberdecken, und daher liegen in keinem Falle Saugethierknochen unter festen, dichten und regelmahigen Gesteinschichten. Wer- den fie in beschrankien Oertlichkeiten allerdings zwischen lockeren Kalkfchichten gefunden, wie z. B. in dem Grob- kalk, so stammen sie nicht von Landsaugethieren, sondern von Phoken, Manatis und Walthieren, die sich allein im Meere aufhielten. In einer Periode, welche der- jenigen der Saugethierschopfung vorausging und durch ihren Schluh die von den Geognosten so genannten secundaren Schichten hervorbrachte, lebten von Wirbel- thieren nur Fische und echsenartige Reptilien. Die alte- sten Reste der letzteren finden fich sparsam in der Zech- steinforrnation; zahlreicher und mannigfaltiger erscheinen Knochen von Sauriern im bunten Sandstcine, in dem Mu- schelkalk und Kenper, vorherrschend und meist sehr wohl erhalten treten sie aus in den vcrschiedenen Schichten der Juraformation, fehlen aber der tertiaren Periode. Mit Recht folgert man aus ihnen, bah die gemahigten Klimate einst an Sauriern viel reicher gewesen sind als die Tropenlander der Jetztzeit. Formenverschiedenheit war in der Urzeit groher als jetzt, dafur fehlren aber die Ueberghnge aus einer Ordnung in die andere. Auch die Saurier der Vorwelt find in diesem Falle, allein fie nehmen dafur eincu um so groheren Raum ein in jener untergegangenen Schopfung. Viele Haben so abweichende Gestalten gehabt, wie kaum eine aus- schweifende Phantaste zu erschaffen wagt, und stehen theils hierdurch, theils noch mehr wegen ihres Knochen- baues so isolirt, dah man fie ohne Gewaltsamkeit nicht zwischen den jetztlebenden einordnen kann und fie am Besten am Ende der Ordnung der Echsen abgetrennt Hinstellt und bespricht. Das knocherne Skelett der vorweltlichen Saurier hat meistens der Zerstorung sehr gut widerstanden, und roenn es auch verbrucki und ver- schoben sein mag, so find seine einzelnen Theile meist leicht zu deuten und zu untersuchen. Auherdem erhielten fich bisweilen sogar Stucke der Hautbedeckungen, die als Hornige oder knochige allerdings nicht so leicht der Zersetzung unterlagen, wie die weiche Haut, die Haare und Federn der beiden obersten Wirbelthierelafsen. So- gar Kothballen der Saurier haben vermoge ihrer chemi- schen Zusammensetzung Jahrtausende hindurch den autze- ren Einroirkungen getrotzt, und geroiffe, im Hart geroorde- nen Sande aufbewahrte Fahrten ruhren ohne Zroeifel von Riesenechsen Her. In unserer nothroendig gedrangten Ueberstcht jener Wunderthiere tonnen nur die merkwur- digsten Platz erhalten. I. Armgreif. (Pterodactylus.) gig. 2184—2187. Die Pterodaethlus', oder Armgreife, wie sie Wagler hieh, verdienen an der Spitze einer Uebersicht unterge- gangener Echsen zu stehen, nicht eben roegen ihrer Grohe oder Geroaltigkeit, sondern roeil fie in sich entgegenge- setzte Formen vereinigen und hierdurch zu Geschopfen rounderbarer Arr werven. Schon lange tannte man von ihnen einzelne Knochen und ahnte wohl auch ihre ohngesahre Korpergestalt, allein es dauerte einige Zeit, ehe man sie fur Echsen erkannte. Blumenbach glaubte noch fie zu den Vogeln zahlen zu muffen, Wagler stellte sie mit den Monotremen oder Schnabelthieren der Jetzt- roelt zusammen zu einer neuen funften Classe von Wir- belthieren, Andere sahen sie fur Fische an. Cuvier erkannte zuerst ihre eigentliche Stellnng. Sie sind nicht von groher Statur geroesen, besahen einen zarteren Knochenbau, der aber durch die Lange und Verbindung seiner einzelnen Theile und durch zellige Beschaffenheit, folglich durch die bei den Vbgeln gemeine Eigenschaft, mit Luft erfullt roerden zu tonnen, Flug, mindestens statternde Beroegung gestattete. Charakteristisch roar an ihnen der kurze Schroanz, sehr lange Hals , sehr ver- langerte Schnautze, scharfes, aus vielen Zahnen veste- hendes Gebih, zumal aber die Bilduug der Vorderglieder. Eine von den Zehen des Vorderfuhes roar ausnehmend lang und spannte die bis zu ben Hinterfuhen reichenbe Flughaut aus. Die Einrichtung bes Flugorganes un- terscheibet fie von ben jetztledenben flatternben Sauge- thieren unb von ben Vsgeln. Bei ben Flebermausen spannen bie verlangerten Knochen ber Hanb (Bv. I. Fig. 132.) bie Flughaut, bei ben Vsgeln verkummert bie Hanb, unb bie langen Schroingfebern stehen an ber Hanb- rourzel unb bem Unterarme (Bb. II. Fig. 1106.), aber bei ben Armgreifen roirb bie Flughaut von bem ausfallenb ver- langerten, bei allen anberen Thieren in ber Regel klein bleibenben letzten ober tieinen Finger ausgespannt. Aus ber Fahigkeit zum Flattern schlieht man mit Recht aus eine Lebensroeise unb Ernahrungsart, berjenigen ber Flebermause ahnlich, auch beutet bas Gebih aus solche. Anbere Palaeontologen haben sich freilich zu einer ge- rabe entgegengesetzten Ansicht bekannt; so halt Agassiz ben verlangerten Finger nur fur Slutze einer breiten Flosse, macht baher bie Armgreife zu Wafferthieren, schreibt ihnen eine mutte Haut zu unb hat fie als im Wasser schwimmenb abgebilbet. Er erflart fur Ab- brucke faulenber steischiger Theile, was Golbfuh an ber nuf einer Steinplatte roohlerhaltenen Gestalt eines Arin- greifS fut Haare ober Haarformige Febern ansteht. Wahrscheinlich hat aber ber Letztere Recht, unb man rourbe sich baher bie PterobaetyluS' als flatternbe, mit einem roeichen Pelze bebeckie Thiere benken mussen, beren Behaarung vielleicht an bie zroeifelhafte Feberbilbung ber Casuare erinnerte. Die grshten unter ben 20 —22 mehr ober minber genau beschriebenen Arten roaren etroa von ber Grohe eines Auerhahnes, viele nur von ber Statur einer ber fruchtsressenben Flebermause (Pte- ropus), bie fruherhin (Bb. I. S. 40. Sp. 2.) beschrie- ben roorben finb. Die Pterobaethlen bilben eine einzige Gattung, roelche znr Zeit ber Juraperiobe bas mittlere Europa beroohnte. Reste von ihnen finb nicht felten im lithographischen Stein von Aichstett unb Solenhofen, bann im Jura von Banz unb Lhme Regis in Englanb; gut erhaltene, im Gestein eingebettete unb auf glucklich gespaltenen Platten halberhaben Hervortretenbe Skelette fieht man in manchen Sammlungen, inbessen gehoren solche zu ben theueren Seltenheiten. 1. Der langschnautzige Armgreif. (Pterodactylus longirostris.) Fig. 2184. An allen Armgreifen bemerkt man, welchen fleinen Antheil am Umfange bes Schabels ber eigentliche Hirn- fasten habe, roie also bas bei ben jetztlebenben Reptilien Herrschenbe Verhaltnih auch schon bei jenen Thieren ber Urroelt gegolten habe. Dabei nimmt roieberuin ber Kopf einen grohen Theil ber Korperlange roeg, roirb aber an Geroicht jebenfalls baburch bebeutenb verminbert, bah grohe Oeffnungen bie Knochenwanbe burchbrachen unb bie Augenhohle einen ungemeinen ttmfang Hatte, Einrichtungen, burch roelche im Ganzen bas Fliegen erleichterl roerben muhte. Alle Armgreife Hatten einen langen Hals, vorzugsroeis so ber hier abgebilvete; bie Halsroirbel roaren, bie zwei vorberen ausgenommen, sehr verlSngert, sehr start unb baher geeignet, einer angerneffenen, ben Kopf beroegenben Musculatur znr Grunblage zu bienen. Wahrscheinlich setzten starke Muskeln vie mit fcharfen Zahnen beroehrten Kiefern in Beroegung. Unter allen Arten mag biese bie grohte ge- roesen sein; bie Sånge ihres Fingers laht auf bie Grohe ber Flughaut unb auf das System von Muskeln schlie- Hen, roelche die Flugroerkzeuge zu beroegen bestimmt waren. Ein ganz vollstanbiges Skelettward im litho- graphifchen Schiefer von Solenhofen entdeckt und ist das am Langsten betannte Fosfil der Armgreife. Schon 1784 abgebildet, diente eS Cuvier zur Errichtung seiner Gattung Pterodaethlus; es besindet sich jetzt in der munchener Sammlung. 2. Der kurzschnailtzl'ge Armgreif. (Pterodactylus brevirostris.) Fig. 2185. Der vorhergehenden grohten steht hier die kleinste bekannte Art der Armgreife gegenuber. Ihr nur 2% Zoll in der Listige messendes Skelett wurde bei Aichstedt, nicht fern von Solenhofen, aufgefunden, von Sommering 1816 bekannt gemacht unb von Wagler fur Geripp eines Jungen bes langschitautzigen Armgreifes erklart. Die Verhaltniffe ber einzelnen Theile bes Schabels finb zwar bei beiben bieselben, inbessen scheint es fest zu stehen, bah alle Reste bes kurzschnautzigen Armgreifes von vol- lig erwachsenen Jnbivibuen stammen, folglich bie Art burch Kleinheit von allen anberen Hinlanglich unter- fchieben sei. Die Umrisse bes Schabels erinnern an eine Gaits. Der Hals ist kurz, unb anbere feinere osteo- logifche Unterfchiebe fehlen nicht, um bie Annahme, bah jene Art eine Wirtlich bestehenbe fei, Villig zu recht- fertigen. 3. Der dickschnautzige Armgreif. (Pterodactylus crassirostris.) Fig. 2186. 2187. Das alle Armgreife auszeichnenbe Mihverhaltnih zwischen Hals unb Kops unb bem Rumpfe tritt bei bieser Art besonbers start Hervor. Die ausnehmenb starken Halswirbel haben weit mehr Lange als bie Ruckenwir- bel, finb aber bem nicht minber grohen Kopfe ange- me^en. Aus ber entsprechenben Entwickelung ber Arm- knochen unb bes Fingers barf man auf eine sehr grohe Flughaut schliehen, bie, vollig ausgespannt, bas burch bie Last bes KopfeS gestorte Gleichgewicht wieber Herzu- stellen vermochte. Wie Golbfuh biefen bei Solenhofen entbeckten Armgreif fich gebacht, geht hervor aus ber von ihm entworfenen ibealen Zeichnung bes ganzen Steletts (Fig. 2187.). Die ihr zu Grunbe liegenben Reste Waren zwar, wie gewhhnlich, etwas verfchoben, inbessen ziemlich vollstanbig. Die Lange detrug gegen 13 Zoll von ber Schnautzenfpitze bis zum Schwanze.— Unter ben ubrigen Arten bieser vorweltlichen Gattung verbient enblich noch ber langtrallige Armgreif (Pt. maoronyx) Erw^hnung, roeil Bucklanb an einem besonbers wohl erhaltenen Eremplare beutliche Spuren von langen unb sehr starten Sehnen entbeckte, bie paral- lel zu ben Halsroirbeln verliefen, bem Halse Festigteit verliehen unb bas Tragenbes KopfeS ermoglichten. Eine ahnliche Vorrichtung finbet fich in ber Heutigen Thier- welt zwar bei vielen langhalfigen Vogeln unb an bem Zroerg-Moschusthiere, nicht aber an einer ber jetzt lebenben Echsen. Derselbe beruhmte Geognost Hegt ubrigens bie Ansicht, bah bie Armgreife mittels ihrer Flughaut nicht allein in ber Luft herumflattern, fonbern auch fchroimmen tonnten; eine boppelte Fahigfeit, bie auch einige ber grohen Pteropus' Jnbiens besttzen follen. Minbestens rourbe basselbe von ben grohen Armgreifen anzunehmen sein, bie also wohl von Fischen lebten, 5*