ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
34 £u r d )c oder Reptilien. Awcite Ordnung. bah fle auf der Haut der menschlichen Hand faunt eine Vertiefung hervorbringen und noch weniger Blut ziehen, sondern die Kiefern auch so kurz, bah irgend eine weite Aussperrung des RachenS uinnoglich wird. Man be- greist daher nicht, wie selbst wissenschaftliche Naturbe- schreiber, z. B. Latreille, die alte Fabel wiederholen konnten, welche die Blindschleiche Frosche und Ratten verschlingen laht. SolcheS auszuffihren vermag sie eben so toenig als die genteine einheimische Cidechse, die einen toeit groheren Kops hat, der aber Niemand sene Ffihlgkelt zuschreibt. Sie fritzt vielmehr nur Jnseeten und Wfirmer, vorzfiglich gern die kleinen nackten Acker- schnecken und die Brut der gemeinen rothen oder schwar- zen Waldschnecke. Wasser vermeidet fle oder liebt doch nicht, fich zu baden, toahrend Schlangen, mindestens die gesangen gehaltenen, sich von Zeit zu Zeit gern in flache, mit Wasser angeffillte Gefahe begeben. Jhre Haut toirft fie im Juli ab; der Balg toird bis an den Hinterkops ohne Zerreihung abgestreist. Wie alle andere Reptilien der talten Lander verbringt fle den Winter im tiefen Schlase und grabt im Herbste ein ficheres Lager unter der Erbe oder in mit Sand und Schult ersullten Spalten der Felsmanbe und gelangt schnell in ansehn- liche Tiefen, indeni die vollkommene Glatte der Schup- pen ihr gestattet, leicht sortzugleiten. Bel dem Eln- tritte toarmeren Wetters erwacht fle bistoeilen mitten lin Winter, nahert fich der Mundung der Hohle und steckt den Kops hinaus, um zu athmen, verschtoindet aber bei der geringsten Gefahr und zieht fich fiberhaupt bald toieder zuruck, um von Neuem in Schlas zu finten. Auch im Sommer liebt sie ztoifchen Steinen und Moos oder unter hohlen Baumtourzeln sich zu verbergen und toird nicht so leicht im Freien angetroffen, toie die achten Schlangen, toelchen fie ubrigens hinfichtlich der Schnel- ligkeit nicht gleich kommt. Sie zu sangen, Halt daher gar nicht schwer, Indessen muh der Versuch geschickt ge- macht toerben, toeil die geringste Getoaltfamkeit die oben erwahnten Berstummelungen herbeisuhrt. Die Jungen toerden, toie man zu sagen pflegt, lebendig geboren, d.h. die Eier int Mutterleibe so vollkommen ausgebrutet, dah fie kurz vor der Geburt reihen. Aus der Alters- verschiedenheit erklart fich die lebhaftere Farbung und der Hellgestreiste Rucken der Jungen, die irrthumlich als besondere Art betrachtet und beschrieben toorden find. Weibchen find auherlich an dem ini Bergleiche zum Mann- chen langeren Leib und kurzeren Schwanz mit ziemlicher Sicherheit zu erkenuen. Die Blindschleiche gehort fibri- genS zii den am Weitesten verbreiteten Reptilien der ost- lichen Halbkugel. Sie lebt von Portugal bis Ostfibirien in allen ztoischenliegenden Lanbern. XXXI. Lnrvenschlelche. (Acontias.) Gattungscharakter: Korper und Gestalt ganz wie bei der Blindschleiche; Beckenknochen und Schulter- blatter sehlen. Auge klein, mit einem einzigen Lide. Schnautze mit einem einzigen Schilde, wie mit einem Futteral, bedeckt (Fig. 2178.). 1. Die afrifanif^e Larvenschleiche. (Acontias meleagris.) gig. 2179. Im Ganzen gleichen die Larvenschleichen vollkommen der Blindschleiche, nur ist der Schwanz viel kurzer, in- deni er nur den sunsten Theil der ganzen Lange auS- macht. Jhre Zahne find kegelsormig und kurz, das obere Augenlid sehlk, das untere ist sehr kurz, der Ge- Horgang selbst bei sorgsaltiger anatomischer Untersu- chung kaum zu entdecken. Die Zunge hat eine breit pseilformige Gestalt und stumpse Spitze. Charakteristisch fur die Gattung ist das einer Larve verglichene, die Schnautze gleich bekleidende Schild. Es ist nur eine Art bekannt, die am Vorgebirge der guten Hoffnung sehr gemein sein und aufdieselbe Weise wie unsere Blind- schleiche leben soll, nicht ganz dieselbe Grohe erreicht, grunlich und aus dem Rucken mit acht Reihen branner Flecken gezeichnet ist. Dritte Familie. Wirtelschleichen. Korper schlangenahnlich, dunn, rundlich vierkantig, mit scharsgekielten, spitzigen Wirtelschuppen bedeckt, ohne Seitensalte. Kops mit gekielten Schildern; Augendecken knochern; Augenlider vorhanden; Trommelsell vertieft, sichtbar. XXXII. Halbechse. (Chamaesaura.) Gattungscharakter: Bier sehr kurze, zehen- lofe Fuhstummel. 1. Die capische Halbechse. (Chamaesaura anguina.) Fig. 2180. Die Halbechsen nahern sich in der Gestalt manchen von den langstreckigen Seitensaltern, find aber aber noch dunner als diefe und immer mit Harten, gekielten, toie von Firnih wieberglanzenben Schuppen bekleidet. Durch Art der Betoegung granzen fie an die Schlangen, denn ihrer Hochst unvollkommenen Fuhe bedienen sie sich nie- inals, foncern legen diefelben vielmehr Hart an den Korper an, toahrend fle rasch fortschlangeln. Kopf, Rachenfpalte und Zfihne find so klein, dah nur Jnseeten und kleine Wurmer als Nahrung aufgenommen toerden tonnen. Die einzige bis jetzt betannte Art lebt eben nicht selten am Vorgebirge der guten Hoffnung und Halt fich zwischen dem hohen Grase feuchter Orte auf. Sie ist obenher braun; fiber den Rucken lauft ein Hell- gefårtter Langsstreif, Selten und Bauch find gelblich. Die Lange betragt iy2 Fuh. Mit der Blindschleiche tonunt die Halbechse fiberein durch Art der Fort- Pflanzung. Dritte Unterordnring. N i n g c lech s e n. Karper verlangert, tourmformig, fuhlos oder mit kurzen Fuhstummeln, schuppenlos, durch Quersurchen geringelt. Diese letzte Hauptabtheilung der Echsen ist an einem auheren Charakter eben so leicht zu erkennen, toie die beiden vorhergehenden der Panzer - und Schuppenechsen. Ringelechsen tragen namlich niemals ein Schuppenkleid, sondern haben eine nackte, lederartige Haut, die nicht allein queruber eng geringelt, sondern auch durch paral- lele Langsfurchen gleichsam gestreift ist. Vermittelst der Durchkreuzung dieser Furchen entstehen kleine, etwas erhabene, gleichseitige Vierecke, die, symmetrisch gelegen, bistoeilen von verschiedener Farbung, der Oberflache das Ansehen einer feincn Mosaik geben. Kopf und Schtoanzende find bei Amphisdanen von demfelben Durchmeffer und gleichmahig stumpf und zugerundet, und da der Rumpf uberhaupt ganz eylindrifch ausfallt, Auge und Maul nicht sehr bemerklich Hervortreten, fo entstand der Glaube, dah jene Thiere eben fo leicht rfick- warts als vortosirts zu kriechen im Stande seien. Nur eine Gattung hat unvollkommene Fuhe und erinnert daher entfernt an einige der oben befchriebenen Schlei- chen. Keine Ringelechse erlangt eine bedeutende Grohe; fast alle sind Bewohner warmerir Lander der westllchen Halbkugel, denn nur eine einzige toard auf der ostlichen, namentlich in Spanien, gefunden. Einige haben einge- toachsene, andere angetoachsene Zahne, niemals eine toeite Rachenfpalte. Sie fressen daher nur Jnseeten und Wurmer, ffihren zum Theil ein unterirdisches Leben, touhlen dann fast toie Regentourmer, sind sonst Harm- los und meistenS sehr langsam in ihren Betoegungen. XXXIII. Doppelschleiche. (Amphisbaena.) Gattungscharakter: Korper eylindrifch, ohne Seitenfurche, an beiden Enden gleichmahig stumpf, vollkommen fuhlos. I. Die braune Dorrelschleiche. (Amphisbaena fuliginosa.) Fig. 2181. Der deutsche Name dieser Gattung bezieht sich auf den schon oben erwahnten, in Amerika weit verbrei- teten Glauben an bie Fahigkeit diefer Wurmahnlichen Reptilien, mit gleicher Leichtigkeit vor- und rucktoarls zu kriechen. Ztoifchen dem Kopfe und dem Schivanze sindet allerdings fo toenig auherlicher Unterfchied statt, dah der nu^ bie Umrisse beachtenbe Beschauer beibe ver- wechfeln kann. Es ist leicht moglich, bie kleinen Schilber bes OberkopfeS ebenfo zu uberfehen, toie bie punkiformigen, burch bie Hornige Bebeckung unbeutlich Hinburchfchimmernben Augen. DieMunbspalte ist eben- falls klein, unb bie Kiefern fchliehen gennu an einanber. Daher entstanb ber Aberglaube, bah bie Doppelschleiche nicht nur ztoei Kopfe halte, fonbern auch, bah bie ein- zelne zu zwei Jnbivibuen burch Bilbung neuer Kopfe toerben konne, toenn man sie in ber Mitte zerschneibe. In Surinam gehen Jubler unb Neger noch weiter; im festen Glauben an jene unter Wirbelthieren ganz bei- spiellofe Reprobuetionskraft meinen sie, bah bas ge- trocknete unb pulveristrte Fleifch ber Doppelfchleichen, als Arznei eingenommen, auch beni menschlichen Korper bas Vermogen mittheile, Substanzverluste schnell auszu- gleichen, unb baher bei Kitochenbrfichen und grohen Flelichwunben ein vortreffliches Hellmittel sei. Die Wahren Doppelschleichen toerben allein im tropischen Amerika gefunben, bewohnen toalbige Ebenen, kommen selten an bie Oberflache, fonbern touhlen toie Wurmer, inbessen mit bebeutenber Schnelligkeit enge Gange im weichen unb steinlofen Erbreiche unb nahren fich von Jnseetenlarven. Mehrere Arten halten fich fast nur in grohen, zelligen Termitenbauen auf unb mogen ba bebeutenbe Verheerungen unter ben weichen Larven ver- anlaffen, ohne jeboch eine bemerkliche Verminberung In ber Menge biefer hhchst lastigen ober auch verberblichen Gefchopfe Hervorziibringen. Ergriffen toinden fie sich trag in ber Hanb, offnen bas Maul, verfuchen aber nicht zu belhen unb verrathen nlchls von ber Relzbar- kelt unb Lebhastigkelt, ble sonst fast allen Echsen zu- kommt. Es sinb berelts 10 Arten beschrieben toorben, von toelchen bie kleinste eine Spanne, ble grohlen bis 2% Fuh messen. Keine hat irgenb etwaS Anzlehenbes, unb bie Farbung verhalt sich toie uberhaupt bel ben melsten unterlrblfchen Thleren ; sie ist bleich, rothlich, gelblich ober braunlich. Die abgebilbete in Brasilien unb Guyana sehr gemeine Art zeigt auf gelblichem Grunbe unregelmahige, rauchbranne Flecken. — Die einzige in Europa gefunbene Doppelschleiche bllbetjetzt ble Gattung Netz touhle (Blanus), Inbeni sie burch verlangert kegel- formigen Schwanz unb breleckige Schilber bes Hinter- haupteS von ben amerikanischen Gliebern berselben Fa- milie abweicht. Sie ist in Spanien nicht selten. XXXIV. Handwuhle. (Chirotes.) Gattungscharakter: Korper fast eylinbrisch, mit Seitenfurche. Vorberfuhe mit vier trallentragenben Zehen unb bem Rubiment einer funften (Fig. 2182.). Hinterfuhe fehlen. 1. Die zefurchte Handwuhle. (Chirotes canaliculatus.) Fig. 2183. Eigentlich unterfcheibet nur bas Vorhanbenfein vonVor- berfuhen unb eines Brustbeines bie Hanbwuhlen von ben oben befchriebenen Doppelfchleichen. Hanbwuhlen Haben ebenfalls einen fast ganz brehrunben, nur an ber Bauch- seite etwas abgeplatteten Leib unb qnergeringelte ober ge- faltete, mit Langsfurchen burchzogene Haut; nur auf bem Kopfe (Fig. 2182.) stehen bis an bie Schnautze relchenbe Schilber. Die sehr kurzen, aber babei kraftigen Vorber- ffihe stehen fast unmittelbar hinter bem Kopfe unb enben in vier deutliche, scharfkrallige Zehen. Der Name ber einzigen bekannten Art leitet sich her von ber Furche, bie, unmittelbar uber den Vorberffihen entsprlngenb, bis fast an bas Schwanzenbe verlauft. Die sehr kleinen Augen konnen leicht unbemerkt bleiben, bie starken, kegel- formigen Zahne biegen fich mit ben Spitzen rfickwarts, bie Nasenlocher stehen seltllch, Augenliber fehlen, ble Farbe ist obenher gelblich, jeboch tragt jebes ber kleinen, burch kreuzenbe Furchen entstanbenen Vierecke einen bunkelbraunen Mittelfleck. Die Lange betragt 8—9