Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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£u r d )c oder Reptilien.
Awcite Ordnung.
bah fle auf der Haut der menschlichen Hand faunt eine
Vertiefung hervorbringen und noch weniger Blut ziehen,
sondern die Kiefern auch so kurz, bah irgend eine weite
Aussperrung des RachenS uinnoglich wird. Man be-
greist daher nicht, wie selbst wissenschaftliche Naturbe-
schreiber, z. B. Latreille, die alte Fabel wiederholen
konnten, welche die Blindschleiche Frosche und Ratten
verschlingen laht. SolcheS auszuffihren vermag sie
eben so toenig als die genteine einheimische Cidechse, die
einen toeit groheren Kops hat, der aber Niemand sene
Ffihlgkelt zuschreibt. Sie fritzt vielmehr nur Jnseeten
und Wfirmer, vorzfiglich gern die kleinen nackten Acker-
schnecken und die Brut der gemeinen rothen oder schwar-
zen Waldschnecke. Wasser vermeidet fle oder liebt doch
nicht, fich zu baden, toahrend Schlangen, mindestens
die gesangen gehaltenen, sich von Zeit zu Zeit gern in
flache, mit Wasser angeffillte Gefahe begeben. Jhre
Haut toirft fie im Juli ab; der Balg toird bis an den
Hinterkops ohne Zerreihung abgestreist. Wie alle andere
Reptilien der talten Lander verbringt fle den Winter
im tiefen Schlase und grabt im Herbste ein ficheres Lager
unter der Erbe oder in mit Sand und Schult ersullten
Spalten der Felsmanbe und gelangt schnell in ansehn-
liche Tiefen, indeni die vollkommene Glatte der Schup-
pen ihr gestattet, leicht sortzugleiten. Bel dem Eln-
tritte toarmeren Wetters erwacht fle bistoeilen mitten
lin Winter, nahert fich der Mundung der Hohle und
steckt den Kops hinaus, um zu athmen, verschtoindet
aber bei der geringsten Gefahr und zieht fich fiberhaupt
bald toieder zuruck, um von Neuem in Schlas zu finten.
Auch im Sommer liebt sie ztoifchen Steinen und Moos
oder unter hohlen Baumtourzeln sich zu verbergen und
toird nicht so leicht im Freien angetroffen, toie die achten
Schlangen, toelchen fie ubrigens hinfichtlich der Schnel-
ligkeit nicht gleich kommt. Sie zu sangen, Halt daher
gar nicht schwer, Indessen muh der Versuch geschickt ge-
macht toerben, toeil die geringste Getoaltfamkeit die oben
erwahnten Berstummelungen herbeisuhrt. Die Jungen
toerden, toie man zu sagen pflegt, lebendig geboren, d.h.
die Eier int Mutterleibe so vollkommen ausgebrutet,
dah fie kurz vor der Geburt reihen. Aus der Alters-
verschiedenheit erklart fich die lebhaftere Farbung und
der Hellgestreiste Rucken der Jungen, die irrthumlich als
besondere Art betrachtet und beschrieben toorden find.
Weibchen find auherlich an dem ini Bergleiche zum Mann-
chen langeren Leib und kurzeren Schwanz mit ziemlicher
Sicherheit zu erkenuen. Die Blindschleiche gehort fibri-
genS zii den am Weitesten verbreiteten Reptilien der ost-
lichen Halbkugel. Sie lebt von Portugal bis Ostfibirien
in allen ztoischenliegenden Lanbern.
XXXI. Lnrvenschlelche. (Acontias.)
Gattungscharakter: Korper und Gestalt ganz
wie bei der Blindschleiche; Beckenknochen und Schulter-
blatter sehlen. Auge klein, mit einem einzigen Lide.
Schnautze mit einem einzigen Schilde, wie mit einem
Futteral, bedeckt (Fig. 2178.).
1. Die afrifanif^e Larvenschleiche. (Acontias meleagris.) gig. 2179.
Im Ganzen gleichen die Larvenschleichen vollkommen
der Blindschleiche, nur ist der Schwanz viel kurzer, in-
deni er nur den sunsten Theil der ganzen Lange auS-
macht. Jhre Zahne find kegelsormig und kurz, das
obere Augenlid sehlk, das untere ist sehr kurz, der Ge-
Horgang selbst bei sorgsaltiger anatomischer Untersu-
chung kaum zu entdecken. Die Zunge hat eine breit
pseilformige Gestalt und stumpse Spitze. Charakteristisch
fur die Gattung ist das einer Larve verglichene, die
Schnautze gleich bekleidende Schild. Es ist nur eine
Art bekannt, die am Vorgebirge der guten Hoffnung
sehr gemein sein und aufdieselbe Weise wie unsere Blind-
schleiche leben soll, nicht ganz dieselbe Grohe erreicht,
grunlich und aus dem Rucken mit acht Reihen branner
Flecken gezeichnet ist.
Dritte Familie.
Wirtelschleichen.
Korper schlangenahnlich, dunn, rundlich vierkantig,
mit scharsgekielten, spitzigen Wirtelschuppen bedeckt, ohne
Seitensalte. Kops mit gekielten Schildern; Augendecken
knochern; Augenlider vorhanden; Trommelsell vertieft,
sichtbar.
XXXII. Halbechse. (Chamaesaura.)
Gattungscharakter: Bier sehr kurze, zehen-
lofe Fuhstummel.
1. Die capische Halbechse. (Chamaesaura anguina.) Fig. 2180.
Die Halbechsen nahern sich in der Gestalt manchen
von den langstreckigen Seitensaltern, find aber aber noch
dunner als diefe und immer mit Harten, gekielten, toie
von Firnih wieberglanzenben Schuppen bekleidet. Durch
Art der Betoegung granzen fie an die Schlangen, denn
ihrer Hochst unvollkommenen Fuhe bedienen sie sich nie-
inals, foncern legen diefelben vielmehr Hart an den
Korper an, toahrend fle rasch fortschlangeln. Kopf,
Rachenfpalte und Zfihne find so klein, dah nur Jnseeten
und kleine Wurmer als Nahrung aufgenommen toerden
tonnen. Die einzige bis jetzt betannte Art lebt eben
nicht selten am Vorgebirge der guten Hoffnung und
Halt fich zwischen dem hohen Grase feuchter Orte auf.
Sie ist obenher braun; fiber den Rucken lauft ein Hell-
gefårtter Langsstreif, Selten und Bauch find gelblich.
Die Lange betragt iy2 Fuh. Mit der Blindschleiche
tonunt die Halbechse fiberein durch Art der Fort-
Pflanzung.
Dritte Unterordnring.
N i n g c lech s e n.
Karper verlangert, tourmformig, fuhlos oder mit
kurzen Fuhstummeln, schuppenlos, durch Quersurchen
geringelt.
Diese letzte Hauptabtheilung der Echsen ist an einem
auheren Charakter eben so leicht zu erkennen, toie die
beiden vorhergehenden der Panzer - und Schuppenechsen.
Ringelechsen tragen namlich niemals ein Schuppenkleid,
sondern haben eine nackte, lederartige Haut, die nicht
allein queruber eng geringelt, sondern auch durch paral-
lele Langsfurchen gleichsam gestreift ist. Vermittelst
der Durchkreuzung dieser Furchen entstehen kleine, etwas
erhabene, gleichseitige Vierecke, die, symmetrisch gelegen,
bistoeilen von verschiedener Farbung, der Oberflache
das Ansehen einer feincn Mosaik geben. Kopf und
Schtoanzende find bei Amphisdanen von demfelben
Durchmeffer und gleichmahig stumpf und zugerundet,
und da der Rumpf uberhaupt ganz eylindrifch ausfallt,
Auge und Maul nicht sehr bemerklich Hervortreten, fo
entstand der Glaube, dah jene Thiere eben fo leicht rfick-
warts als vortosirts zu kriechen im Stande seien. Nur
eine Gattung hat unvollkommene Fuhe und erinnert
daher entfernt an einige der oben befchriebenen Schlei-
chen. Keine Ringelechse erlangt eine bedeutende Grohe;
fast alle sind Bewohner warmerir Lander der westllchen
Halbkugel, denn nur eine einzige toard auf der ostlichen,
namentlich in Spanien, gefunden. Einige haben einge-
toachsene, andere angetoachsene Zahne, niemals eine
toeite Rachenfpalte. Sie fressen daher nur Jnseeten
und Wurmer, ffihren zum Theil ein unterirdisches Leben,
touhlen dann fast toie Regentourmer, sind sonst Harm-
los und meistenS sehr langsam in ihren Betoegungen.
XXXIII. Doppelschleiche. (Amphisbaena.)
Gattungscharakter: Korper eylindrifch, ohne
Seitenfurche, an beiden Enden gleichmahig stumpf,
vollkommen fuhlos.
I. Die braune Dorrelschleiche. (Amphisbaena fuliginosa.) Fig. 2181.
Der deutsche Name dieser Gattung bezieht sich auf
den schon oben erwahnten, in Amerika weit verbrei-
teten Glauben an bie Fahigkeit diefer Wurmahnlichen
Reptilien, mit gleicher Leichtigkeit vor- und rucktoarls
zu kriechen. Ztoifchen dem Kopfe und dem Schivanze
sindet allerdings fo toenig auherlicher Unterfchied statt,
dah der nu^ bie Umrisse beachtenbe Beschauer beibe ver-
wechfeln kann. Es ist leicht moglich, bie kleinen
Schilber bes OberkopfeS ebenfo zu uberfehen, toie bie
punkiformigen, burch bie Hornige Bebeckung unbeutlich
Hinburchfchimmernben Augen. DieMunbspalte ist eben-
falls klein, unb bie Kiefern fchliehen gennu an einanber.
Daher entstanb ber Aberglaube, bah bie Doppelschleiche
nicht nur ztoei Kopfe halte, fonbern auch, bah bie ein-
zelne zu zwei Jnbivibuen burch Bilbung neuer Kopfe
toerben konne, toenn man sie in ber Mitte zerschneibe.
In Surinam gehen Jubler unb Neger noch weiter; im
festen Glauben an jene unter Wirbelthieren ganz bei-
spiellofe Reprobuetionskraft meinen sie, bah bas ge-
trocknete unb pulveristrte Fleifch ber Doppelfchleichen,
als Arznei eingenommen, auch beni menschlichen Korper
bas Vermogen mittheile, Substanzverluste schnell auszu-
gleichen, unb baher bei Kitochenbrfichen und grohen
Flelichwunben ein vortreffliches Hellmittel sei. Die
Wahren Doppelschleichen toerben allein im tropischen
Amerika gefunben, bewohnen toalbige Ebenen, kommen
selten an bie Oberflache, fonbern touhlen toie Wurmer,
inbessen mit bebeutenber Schnelligkeit enge Gange im
weichen unb steinlofen Erbreiche unb nahren fich von
Jnseetenlarven. Mehrere Arten halten fich fast nur
in grohen, zelligen Termitenbauen auf unb mogen ba
bebeutenbe Verheerungen unter ben weichen Larven ver-
anlaffen, ohne jeboch eine bemerkliche Verminberung In
ber Menge biefer hhchst lastigen ober auch verberblichen
Gefchopfe Hervorziibringen. Ergriffen toinden fie sich
trag in ber Hanb, offnen bas Maul, verfuchen aber
nicht zu belhen unb verrathen nlchls von ber Relzbar-
kelt unb Lebhastigkelt, ble sonst fast allen Echsen zu-
kommt. Es sinb berelts 10 Arten beschrieben toorben,
von toelchen bie kleinste eine Spanne, ble grohlen bis 2%
Fuh messen. Keine hat irgenb etwaS Anzlehenbes, unb
bie Farbung verhalt sich toie uberhaupt bel ben melsten
unterlrblfchen Thleren ; sie ist bleich, rothlich, gelblich
ober braunlich. Die abgebilbete in Brasilien unb
Guyana sehr gemeine Art zeigt auf gelblichem Grunbe
unregelmahige, rauchbranne Flecken. — Die einzige in
Europa gefunbene Doppelschleiche bllbetjetzt ble Gattung
Netz touhle (Blanus), Inbeni sie burch verlangert kegel-
formigen Schwanz unb breleckige Schilber bes Hinter-
haupteS von ben amerikanischen Gliebern berselben Fa-
milie abweicht. Sie ist in Spanien nicht selten.
XXXIV. Handwuhle. (Chirotes.)
Gattungscharakter: Korper fast eylinbrisch, mit
Seitenfurche. Vorberfuhe mit vier trallentragenben
Zehen unb bem Rubiment einer funften (Fig. 2182.).
Hinterfuhe fehlen.
1. Die zefurchte Handwuhle. (Chirotes canaliculatus.) Fig. 2183.
Eigentlich unterfcheibet nur bas Vorhanbenfein vonVor-
berfuhen unb eines Brustbeines bie Hanbwuhlen von ben
oben befchriebenen Doppelfchleichen. Hanbwuhlen Haben
ebenfalls einen fast ganz brehrunben, nur an ber Bauch-
seite etwas abgeplatteten Leib unb qnergeringelte ober ge-
faltete, mit Langsfurchen burchzogene Haut; nur auf bem
Kopfe (Fig. 2182.) stehen bis an bie Schnautze relchenbe
Schilber. Die sehr kurzen, aber babei kraftigen Vorber-
ffihe stehen fast unmittelbar hinter bem Kopfe unb enben
in vier deutliche, scharfkrallige Zehen. Der Name ber
einzigen bekannten Art leitet sich her von ber Furche,
bie, unmittelbar uber den Vorberffihen entsprlngenb,
bis fast an bas Schwanzenbe verlauft. Die sehr kleinen
Augen konnen leicht unbemerkt bleiben, bie starken, kegel-
formigen Zahne biegen fich mit ben Spitzen rfickwarts,
bie Nasenlocher stehen seltllch, Augenliber fehlen, ble
Farbe ist obenher gelblich, jeboch tragt jebes ber kleinen,
burch kreuzenbe Furchen entstanbenen Vierecke einen
bunkelbraunen Mittelfleck. Die Lange betragt 8—9