Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Echsen.
Lu r che oder Neptilien.
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des RumpfeS zurfickziehbar. Schwanz kegelformig,
fpitzig. Schnautze kcilformig (Fig. 2171.). Gaumen-
zfihne fehlend; Kiefernzfihne kegelfSrmig, fpitzig.
Dle SphenopS' stehen den Scinken ungemein nahe;
der wesentliche Unterschied liegt darin, dah. ste keine
Gaumenzfihne haben und die Nasenldcher nicht zwischen
denselben Schildern ausmfinden, wie bei jenen. Der
Schlangengestalt nfihern sie sich noch mehr als die roah-
ren Glanzechsen, indem ste bei langstreckigem Bane noch
kfirzere Ffihe haben. Man kennt eine einzige, dem Gat-
tungSbegriffe vollkommen enisprechende Art, welche
bisher nur in Aegypien gefunden roorven ist, an Grohe
einer jungen Blindschleiche nahe kommt, die>er mehr
als einer Echse in fiuherer Form gleicht, obenher braun-
oder gelblichgrau, unten weih und auf dem Rficken mit
9—13 Langsstreifen gezeichnet ist, die von einer Reihe
schroarzer, genfiherter Punkte gebildet werden. Dir
oben errofihnte Reisende Lefebure sand diese Schleiche
in grohen Zahlen in der Oase von Barieh und an an-
deren ahnlichen Orten; ste schien den Aufenthalt am
Rande feuchter Reisfelder und lehmiger, durch Regen
aufgeweichter Dorfwege dem Leben im trockenen und
heihen Wustensande vorzuziehen und wuhlt stch eine
Art von Hbhlen, indefsen so nahe an der Oberflache,
dah die geringste durch Vorubergehende Hervorgebrachte
Erschutterung dieselben zum Zusammenfalten bringt.
Man erhascht jene Echse unter dem Sande ohne Schroie-
rigkeit, obgleich ste auf ebenem Boden sehr schnell laust.
Ergriffen versucht ste nicht durch Bisse stch zu befreien.
Die alten Aegypter haben ste verehrt, obgleich ste durch
besondere Eigenschaften stch eden nicht auSgezeichnet;
man schlieht dieseS aus Mumien, die, in kleinen Holz-
fårgen liegend und in geroohnlicher Weise einbalsamirt,
von Lefebure bei Gelegenheit neuer Aufgrabungen in
der Gegend von Theben gefunden und hi die figyptische
Sammlung des Louvre niedergelegt worden stud. Bol-
lig unbekannt ist es, warum unter den zahlreichen Arten
von figypiischen Echsen gerade dieser allein die Ehre
der feierlichen Bestattung widersuhr, denn auher ihr
finden stch nur noch balsamirie Krokodile, deren Cultus
stch leicht erklaren laht. Dah man die Sache ernstlich
betrieben habe, und dah diese mumistrten kleinen Echsen
nicht als Erzeugnih einer spielenden Laune angesehen
werden durfen, lehrt die sorgfaltige Ausfuhrung der
aus Sycamorenholz geschnitzten kleinen Sfirge. Den
ebenfalls verehrten Schlangen haben die Aegypter bei
Weitem weniger Aufmerksamkeit erwiesen und stch viel-
mehr begnugt, ste maffenweiS mit Lappen umhullt und
mit Asphalt uberzogen vor Berderbnih zu schutzen.
XXVI. Ziiilgeuschleiche. (Diploglossus.)
GattungScharakter: Nasenlocher seitlich, ein
einzelnes Schild durchbohrend; Zunge groh, ausge-
randel, vorn mit schuppen-, hinten mit fadenformigen
Warzen. Zfihne kegelfsrmig. Bier Ffihe mit ffinf
ungleichen, krallentragenden Zehen. Rumpf drehrund.
Schwanz kegelfbrmig. Schuppen gestreift.
Diese Gattung steht der vorhergehenden sehr nahe,
khmmt aber, soviel man weih, nur im warmeren Ame-
rika vor. Ausgezeichnet ist ste durch stumpfere Schnautze
(Fig. 2172.), seitliche Nasenlocher, Mangel an Gau-
menzfihnen, fiuhere Ohrbffnungen, ausgerandete, vorn
mit schuppigen, hinten mit fadenformigen Warzen be-
deckie Zunge. Die bekannten funfArten leben in kuhlen,
feuchten Orten, wo der lockere Boden das Wuhlen ge-
stattet. Sie bewegen stch mit groher Schnelle.
XXVII. Kielschleiche. (Tropidophorus.)
Gattungscharakter: Schnautze kegelformig ;
Nasenlocher seitlich, am Hinteren Rande des Nasenschildes
stch offnend; Zunge ausgerandet, schuppig (Fig. 2173
a. b.). Bier Fuhe mit funf krallentragenden Zehen.
Rumpf stumpf, vierkantig. Schwanz zufammenge-
druckt. Schuppen des Ruckens rhombisch, stark gekielt.
III. Band.
I. Die cochinchinestfche Kielschleiche. (T. cochinchinensis.) Fig. 2174
Diese einzige bekannte Art ist 5 —6Zoll lang, oben-
her gelblichbraun, mit Uebergang in Olivengrun; auf
dem Rficken steht eine Reihe dunkelbrauner Binden, an
den Seiten weihe Flecken. Man hat keine Kenntnih
von der Naturgeschichte dieser Schleiche.
XXVIII. Walzenschleiche. (Gongylus.)
Gattungscharakter: Schnautze kegelformig ;
Nasenlscher seitlich, in der Mitte eines kleinen Sch.ldes
stch offnend; Zunge ausgerandet, schuppig. Bier Fuhe
mit funf krallentragenden Zehen. Rumpf cylindrisch.
Schwanz kegelformig. Schuppen glatt.
1. Die curopaische W-ilj-nschleiche. (Gongylus ocellatus.) Sig. 2175.
Europa besttzt aus der ziemlich grohen Gattung der
Walzenschleichen nur die abgebildete Art, die entlang
der Kusten deS Mittelmeeres, auf Sicilien, Sardinien
und Malta, auherdcm in Aegypten und sogar auf Te-
neriffa sehr gewohnlich ist. Sie bewohnt im Borzuge
luftige und trockene Anhohen und verbirgt stch im
Sande oder unter Steinen. Jnsecten, welche allein ihr
Futter ausmachen, fangt ste nach Art der gemeinen
Eidechse und entwickelt dabei eine Gewandtheit, die man
ihr nach Maahgabe ihrer Gestalt kaum zutrauen mochte.
Gefangen sucht ste durch Strauben zu entkommen, beiht
aber nicht. Hinstchtlich der Farbung kennt man eine
Menge von Abanderungen; die gewohnlichste Barietat
ist strohgelb oder ledergelb und obenher mit zahlreichen
schwarzen, in der Mitte gelben Augenstecken gezeichnet.
XXIX. Erzschlciche. (Seps.)l
Gattungscharakter: Korper sehr verlangert,
walzig. Fuhe sehr kurz, dreizehig.
1, Die gewøhnliche Erzschleiche. (Seps chalcidica.) Sig. 2176.
In den Erzschleichen, die ihren Nanien dem Metall-
glanze ihrer Bedeckungen verdanken und schon von Aristo-
teles mit dem GleicheS andeutenden Morte Chalcis be-
zeichnet werden, tritt eine sener Formen auf, durch welche
die Familie der Scinken in die Schlangen ubergeht.
Zwar find noch Fuhe vorhanden, allein fie messen noch
nicht einen Biertelzollin der Lange und enden in drei
Hochst unvollkommene, kauin bewegliche, krallenlose
Zehen, die im Laufe den Boden nicht berfihren. Rechnet
man dieselben ab, so Hat ver Rumpf viele Aehulichkeit
mit demjenigen einer geineinen Blindschleiche. Zwischen
ihm und bent Kopfe findet ein Unterschied nicht statt,
beide gehen ohne fiuherlich bemerkbaren Hals in einander
fiber. Auf dem Kopfe stehen neun Platten, die Rachen-
spalte ist eng, Gaumenzfihne fehlen; an den Kiefern
stehen einfache, kegelformige Zfihne. Die platte, schup-
pige Zunge gleicht in ihren Umriffen einer Pfeilchitze.
Die ben Rumpf bekleidenden sechseckigen, etwaS ver-
breiterten, am vorderen Ende abgerundeten Schuppen
dilden 24 LfingSreihen. Der Schwanz miht die Hfilfte
der ganzen, einen Fuh betragenden Lfinge und endet in
eine hornige Spitze. Eine sehr stark glfinzenbe, metal-
lischgraue, theils in das Kupferbraune ziehende Ffir-
bung Herrscht vor bei allen beschriebenen, auch in dieser
Gattung zahlreichen Spielarten, die uur durch Zahl
und Farbe der Streifen abweichen, welche parallel zu
einander uber den Rficken, vom Hinterkopfe bis zur
Schwanzwurzel oder weiter verlaufen, schwarz, braun
oder gelblich find und immer durch Hellere Streifen
geschieden werden. — In Italien nennt man diese son-
derbare Schleiche Eicigna und betrachtet fie mit aber-
glaubischer Scheu, obgleich ste in den meisten Gegenden
so haufig vorkhmnit, dah man wohl Gelegenheit Hat,
ste als ganz harmloseS Geschhpf kennen zu lernen. Sie
findet sich in allen Kfistenlfindern des Mittelmeeres, da-
her auch in Nordafrika und sogar im westlichen Portu-
gal auf feuchten Miesen und in Maldern, nahrt sich
von Jnsecten und kleinen Nacktschnecken und wird durch
irgend niedere Temperaturen so stark berfihrt, dah ste
weit frfiher als andere Reptilien, sogar schon zu Anfang
OctoberS, in Erdlochern verschwindet und alsbald in
Minterschlafverfallt. Den Alten galt sie ffir hochst giftig;
fie meiiiten, dah zumal Stiiten am Bisse eines SepS un-
fehlbar sterben mfihten, ein Aberglaube, der in Sar-
dinien noch Heutzutage fortbesteht, obgleich der Be-
schreiber dieser Jnfel, Cetti, durch eine Reihe von
Bersuchen bewiesen Hat, dah die Cicigna, wie ste auch
mit dem menschlichen Korper in Berfihrung gebracht
werde, irgend eine schlimme Wirkung Hervorzubringen
nicht vermoge.
XXX. Blindschleiche. (Anguis.)
Gattungscharakter: Korper vollig schlangen-
ahnlich, cylindrisch, fortlaufend in den am Ende stumpfen
Schwanz. Ffihe auherlich uicht stchtbar; Beckenknochen
und Schulterblatter unter der Haut verborgen. Schup-
pen am ganzen Korper fast gleichartig, dachziegelformig.
Ohr versteckt; Augenlider vorhanden (Fig. 2177.);
Gaumenzfihne fehlend. Schnautze mit kleinen Schildern.
1. Die gemeine Blindschleiche. (Anguis fragilis.) Fig. 2120 c.
Die Gattung der Blindschleichen gehort entschieden
zu den Echsen, obgleich fie im gewbhnlichen Leben un-
bevenklich zu den Schlangen gezfihlt wird und selbst in
systeinatischen Werken dieser Jrrthunr stch bis in ziem-
lich neue Zeiten erhielt. Sowohl der Bau des Schfi-
delS als die Bedeckungen des Kopfes verhalten stch wie
bei fichten Echsen, und wenn der fuhlose, cylindrische
Leib und die sehr lange Wirbelsaule an die Schlange
mahnen, so ist gerade die Gestalt der Wirbel ganz an-
ders als bei den Schlangen, die ihre grohe Beweglich-
lichkeit einer besonderen, weiterhin zu beschreibenden
Forur dieser Knochen verdanken. Die gemeine Blind-
schleiche miht selten mehr als 15 — 18 Zoll in der Lange
und wird etwa fingerdick; der Karper ist ringSum mit
gleichartigen, glatten, glanzenden Schuppen bedeckt,
drehrund und ohne Seitenfurche, rothgrau, fast wie
Reihblei gefarbt, unten dunkler als oben, wo biSweilen
drei dunklere Langsstreifen undeutlich Hervortreten. Der
in gleicher Flucht mit dem Rumpfe fortlaufende Schwanz
macht im unverletzten Zustande die Halfte, biSweilen
noch etwaS mehr der ganzen Lange aus. Auf dem oben
etwas geroolbteii Kopfe stehen vieleckige, fyninietrische
Schilder, in den Kiefern kleine, fchwache, etwas zurfick-
gebogene Zahne. Gaumenzfihne fehlen. Die Glieder
stnd fiuherlich nicht eiinnal durch kleine Anffinge ange-
deutet wie bei anderen fuhlosen Echsen. Im gemeinen
Leben gilt diese Schleiche, wie schon der volksthfimliche
Name anzeigt, ffir blind; dah dem nicht so sei, kann
die oberstfichlichste Untersuchung lehren, denn das aller-
dings nicht grohe Auge glfinzt lebhast und wird durch
drei sehr bewegliche Lider geschfitzt. Schwerer hfilt eS
freilich, das Ohr nachzuweisen, denn daS Trommelfell
wird von der Korperhaut bedeckt. Die roenig beroeg-
liche Zunge theilt nicht die bei Schlangen gewohnliche
Gestalt; fie ist roeit kfirzer, nicht ties zroeispaltig, son-
dern nur an der Spitze ausgerandet. Angefaht oder
sonst gefingstigt, gerfith die Blindschleiche durch krampf-
Hafte Anspannung der Muskeln in einen Zustand so
fibermfihiger Starrheit, dah fie queruber zerbricht, daher
auch der Name Bruchschlange, den fie in mehreren Ge-
genden DeutschlandS ffihrt. Der Schroanz zerffillt bei
der geringsten Beranlassung, wfichst aber in kurzer Zeit
wieder nach. Ein leichter Ruthenhieb bringt aber auch
den Rumpf zum Zerbrechen, welcheS natfirlich den Tod
herbeiffihrt. Die einzelnen Stficke behalten geraume
Zeit ihre Reizbarkeit und beroegen stch schnellend Hin
und Her, eine Erscheinung, die allerdings vermag, un-
wissenschaftlicheBeobachter mit Grausen zu erffillen, und
stcherlich viel beitrug zur Entstehung manuigfachen
Aberglaubens. Fast fiberall gilt dieseS durchaus uii-
schfidliche und sehr furchtsame Thier ffir giftig; man sagt
ihm nach, dah es geffihrliche Bisse versetze und roohl gat
in solcher Absicht an Schlafende Heranschleiche. ES
find indessen dieZfihne nicht allein so klein und schroach,
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