Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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£n r d) c oder Reptilien.
Amcite Vrbnuiig.
schwarzer Punkte bestreuet ist, erhalt die Oberslache, Lei
fluchtiger Betrachtung, das Ansehen, alS toare sie mit
maschenartigen Zeichnungen uberzogen. Alle Schuppen
tragen einen starten Mittelkiel und besttzen vielen
Glanz; die Iris ist goldgrun. Zu der Seite der Afier-
Hffnung stehen statt der Hinterfuhe zwei kurze schuppige,
ungetheilte oder leicht zweispaltige Stummel, die keine
Spur von Drusen darbieten und auf die Ortsbetvegiing
durchauS keinen Einstuh uben, indem die Panzerechse
schlangelnd und dabei mit ziemlicher Geschwindigkeit
uber den Boden hingleitet. Wie getvohnlich Hat die
Rachenspalte keine grohe Weite, und daher konnen auch
nur kleinere Thiere, Jnsecten, Wurmer, Eidechsen und
Nestvogel, verschlungen werden. Zahne finden stch am
Gaumen und auf beiden Kiefern; ste gleichen durch
stumpfhockerige Kronen den Backenzahnen vieler Sauge-
thiere, find klein und durchauS unschadlich. Die Långe
des ganzen Thieres betragt bis 3 Fuh und bistoeilen
noch etwas mehr. Entdeckt ward die Panzerschleiche
von PallaS an der Wolga, in den sandigen Steppen
Kuman und Naryn und in den schattigen, graSreichen
Thålern an den Flufsen Tereck und Sarpa und unter
dem Namen der fuhlosen Eibechse (Lacerta apoda) zu-
erst beschrieben. Jm sudlichen Rutzland kennt man sie
unter dem Namen Scheltopustk. Spaterhin ist ste in
vielen Gegenden des sudostlichen Europa gefuuden wor-
den, in Ungarn, Zstrien, Dalmatien und der Morea,
auherbeni noch im sudlichen Siberien und elntgen Ku-
stenlandern des nordlichen Afrika. Am Liebsten scheint
ste stch in grasreichen und dichtbebuschten Gegenden auf-
zuhalten, weil ste bort ihren Feinden leicht entschlupfen
kann. Sie ist so furchtsam, bah sie bel der geringsten
Gefahr die Flucht ergreift, und versteht es, sich im Au-
genblicke unsichtbar zu machen. Die Eingeborenen
GriechenlandS furchten sie ubrigens gar nicht und tvissen,
dah sie nicht einmal derb zu beihen vermag; sie brachten
dem Naturforscher der franzosischen Erpedition nach der
Morea viele lebende Eremplare, die stch auch ganz
harmlos ertviesen und in der Gefangenschast bis zu
einem gewiffen Grade zahin tourben,
XXIII. Glasschleiche. (Opliiosaurus.)
Galtungscharakter: Korper schlangenformig.
Aeuhere Glieber sehlen vollkommen.
1. Die amerikanische Glasschleichc. (Ophiosautus ventralis.)
Sig. 2167. 2168.
Die Glasschleiche steht ben Schlangen noch naher
als bie Panzerechse, weil ste sogar jebe Spur auherer
Glieber enibehrt. Dah ste inbesien zu ben Echsen zu
zahlen sei, betoelsen bie innerlichen Knochen bes Schul-
lergerustes unb bes unvollkommenen Beckens, sotvie
bie Augenliber unb baS anhere Ohr. Der Bau ber
Eingetoelbe unb bie Beschuppung verhallen stch ganz
wie bei ber Panzerechse. Der Kops (Fig. 2167 a. b.)
Hat bie bei Echsen gewohnliche Gestalt, ber Ruinpf ist
vollkommen schlangenartig, ber Schwan; boppelt langer
als bieser. Die charakteristischen Seitenfalten fehlen nicht,
bie am Gaumen unb an ben Kiefern zahlreichen Zahne
stnb klein unb chlinbrisch, bie Zunge (Fig. 2167 b.)
Hat ziemlich bieselbe Gestalt wie sene ber Schlangen,
theilt bie Betoeglichkeit berselben, toirb aber burch eine
Scheibe nicht unifaht. Man kennt eine Menge von
Varietaten, bie ubrigens nur in Beziehung auf Farbe
von einanber abtoeichen; bie getvhhnlichere unb babei
schsnste ist lebhaft gelbgrun, schtoarz gefleckt. Junge
scheinen mehr braun ober grau zu sein, inbesien toeih
man nicht immer, ob bie Beschreiber frische Jnbivibuen
zur Hanb Hatten ober stch ber in Weingeist aufbetoahrten
unb nolhtvenbig mehr ober toeniger emfarbten ober um-
geånberten bebienten. Die Lange betragt 2Vs biS 3
Fuh. Nach CateSby gehort bie Glasschleiche zu ben
gemeinen Reptilien Subcarolina's. Sie scheint uber
ben ganzen Suben ber Ver. Staaten, minbestens uber
bie sogenannten atlantischen Provinzen, von Virginien
bis Ostfioriba, verbreitet zu sein, tomnit im Fruhjahre
tveit zeitiger als irgenb eine Art toahrer Schlangen zum
Vorscheine unb lebt zahlreich in sanbigen Walbern.
Hinstchtlich ber Betoegungsart, Nahrung unb Furcht-
samkeit kommt ste ganz mit ber Panzerschleiche uberein.
Den Namen, „Glasschlange" erhielt ste von ben freilich
nicht zoologisch gebilbeten Lanbleuten Carolina's tvegen
ber tounberbaren Bruchigkeit ihreS ganzen Korpers, be-
sonbers aber beS Schtvanzes, ben ste, wie Say ineint,
sogar willkuhrlich von sich zu schleubern im Stanbe sein
soll. Die Beruhrung einer Hanb, wie vorsichtig sie
auch geschehe, macht sogleich Theile bes Schtvanzes ab-
fallen, unb ein leichter Ruthenstreich genugt, um ahn-
lichen, bann wohl tobtlichen Bruch bes Rumpfes Her-
vorzubringen. Nnverletzte Eremplare gehdren baher
in Sammlungen zu ben Seltenheiten.
Zweite Familie.
Glanzschleichen.
Korper meist sehr verlangert, schlangenahnlich, stets
mit glatten, glanzenben Schuppen bebeckt. Ohr ge-
wohnlich stchtbar, mit vertieftem Trommelfelle, felten
von ber Ksrperhaut uberzogen. Zunge kurz, vom
schmal, ausgeranbet. Beine kurz, bisweilen fehleub.
Die Glanzschleichen bilben von einer anberen Seite
her ebenfo einen Uebergang zu ben Schlangen toie bie
Seitenfalter. Auch an ihnen lågt sich bie allmalige
Umgestaltung ber Echse in eine Schlange nachweisen,
benn toie ber Leib immer langstreckiger toirb, so ver-
lieren bie Fuhe an Vollkoinmenheit, toerben zu Stuin-
nieln, verschtvinben zuerst vorn, enblich auch Hinten
unb toerben nur burch innere Knochenanfange alS von
ber Natur angebeutete erkanut. Jnbem bie Korperhaut
sogar baS Trommelfell uberziehi, tritt ber Charakter
ber Echsen immer mehr zurnck, um beinjenigen ber
Schlangen Platz zu inachen. Die Glanzschleichen Haben
immer einen kleinen, von bem Halse nicht nnterscheib-
baren Kopf, ber mit eckigen, an ben Ranbern genau
zusammenstohenben Platten bebeckt ist, einen mehr ober
minber cylinbrischen, ohne Absatz in ben meist langen
Schwanz ubergehenben Rumpf, Schuppen, bie bei ver-
anberlicher Grohe unb Form, inbesien immer detracht-
licher, biStoeilen fast knochiger Harte stch wie Dach-
ziegel becken unb zu einanber im Quineunr stehen,
Seiten ohne Falte, platten Bauch, burchaus glatte unb
glanzenbe, toohl sogar spiegelnbe Bebeckinigen. Stets
ist bie Rachenspalte von sehr geringer Weite, itnb ba
zugleich bie Zahne toeber groh noch start toerben, so
mussen Glanzschleichen sich mit kleinen Thieren als
Beute begnugen. Es ist eine nicht unbebeutenbe Zahl
von Arten bekannt, von toelchen seboch keine sich burch
schsne Fårbung auszeichnet. Mehr ulS in anberen
Familien ber Echsen kommt Hier Vertheilung ber Far-
ben in abivechselnb bunkelii unb Hellen LangSstreifen
vor. Die geographische Berbreitung ber Glanzschleichen
toirb ztoar burch tattere Klimate nicht so beichrankt,
wie es in anberen Familien ber Reptilien geschieht, benn
bie hierher zu rechnenbe Blinbschleiche lebt sogar noch
im norblichen Schweben, allein bie grohte Zahl toirb
zu ben Thieren zu rechnen sein, welche bie charakteristische
Fauna ber burrsten unb bem Menschen unbewohnbarsten
Wusten zusammensetzen. In Neuhollanb, beffen Zn-
neres bekanntlich fast ganz aus toafferlosen Einoben be-
steht unb nie eine fleihige Bevolkerung nåhren toirb,
lebt von ben biSher beschriebenen, uber ben ganzen
WeltkreiS verstreueten einhunbert Arten gegen ein Drit-
theil unb auherbem noch eine ober ztoei Species, bie
man auch auf ben sublichsten Jnseln Asiens enlbeckt Hat.
XXIV. Glanzschleiche. (Scincus.)
Gattung s charakter' Vier Fuhe, alle mit funf
ungleichen, gefranzten, tief gespaltenen Zehen (Fig.
2169, a.); Schtoanz kegelformig, spitzig. Schnautze
flach, keilfhrmig, mit verlangertem Oberkiefer; Gau-
menzåhne ber Lange nach gefurcht; Kieferzahne einfach
kegelformig, stumpf; Trommelfell fichtbar mit vor-
1stehenden Schuppen umgnben. Schuppenkleib fa st toie
bei Fischen.
* 1. Die gebr^uchliche Glanzschleiche. (Scincus officinaUs.)
Fig. 2169. 2170.
Wenige Echsen, etton bie Chamaleon ausgenommen,
geniehen so viele Beruhintheit roie ber gebrauchliche
Scink. Mag bieser gegenivartig minbestens in Europa
vergesseit sein, so gab es boch eine Zeit, too ihn jeber
Arzt kannte, ben Reicheren gern verschrieb alS untrug-
liches Mittel, unb too sein getrockneter Korper biS-
toeilen wohl mit bem gleichen Gewichte an Golb bezahlt
warb. Welcher Umstanb ihm ben Ruf verschafft, bah
er, in Pulver ober in Abkochung genoffen, bie Schwache,
welche als Strafe auf AuSschweifungen folgt, Heile,
bah er sogar vollkonnnen erfchopfte Constitutionen von
Neuem zu kraftigen vermoge, mag Niemanb leicht ent-
rårhseln, benn svlcher Glaube burfte alter sein, als man
>veih. Schoit PliniuS ertoahnt, bah man nach Rom
bie Seinke als Waare brachte, ihre Kuple unb Fuhe,
in toeihem Weine gesotten, einnahm ober bie eingesal-
zenen Korper speiste; Belon war noch 1551 Zeuge, bah
ber Glaube an ben Gebrauch ber Scinken in ber letzten
Form ben Untergang bes RomerreicheS unb zahllose
anbere Umtvalzungen uberbauert hatte. Apelles fort,
nach Plinius' Berichie, dereitS jene Echsen als befieS
Heilmittel ber mit vergisieten Pfeilen beigedrachien
Wunben empfohlen haben. Unnoihig toirb es sein,
zu erivahnen, bah Heutzutage jene eingetrockneten Kor-
per aus bem Vorrathe gebrauchlicher Heilmittel ver-
fcktounben sinb, und bah man nur in sehr alten Apo-
theken hin unb toieber ein als Seltenheit betoahrtes
Eremplar antreffen kann. Unter ben nicht minber uber«
glaubischen, als Ausschtveifungen ergebenen Mahoine-
banern AsienS unb Afrika's scheint baS Vertrauen auf
bie Wunbertoirkung bes Seink sich noch am Langsten
erhallen zu haben, feboch nunmehr ebenfalls geschivnuben
zu sein. Das Vaterlanb bieser vielbesprochenen Echse
scheint toeit ausgebehnter zu sein, alS man ehebem
>vuhte. Die Alten glaubten, ber Scink sei nur in
Aegypten unb ini Wunberlande Arabien zu HauS;
neuere Forschungen haben betoiesen, bah er auch in
Nubien, Abysfinieu unb am Senegal sehr gernein sei;
ob bie in ben Ruinen von Baalbec zuTausenben Herum-
streisenbe Echse mit bem gebrauchlichen Scink ibentisch
sei, toie Bruce meinte, toirb toeiter zu untersuchen sein.
Ein franzhsischer Naturforscher, Aler. Lesebure, sah i. I.
1828 zahlreiche Scinke in ber Oase von Barieh, auf ben
kleinen Flugsanbhugeln, ivelche ber Subtoinb zusam-
mentreibt unb am Fuhe ber angebauete Laubereien be-
schutzenben Hecken aufhauft. Sie fonnten sich mil arter
Ruhe im gluhenden Strahle unb sprangen bistveilen auf,
um einen Kafer ober irgenb ein anberes voruberlaufenbeS
Insect zu erhaschen. Bei arter Ruhe vergahen fle ge-
toshnliche Vorsicht nicht, sonbern suchteu burch rafche
Flucht bei geringster Bebrohung sich zu retten; Hart
gebrangt, vergruben sie sich in ben Sanb unb zwar mit
folcher Schnerte, bah sie nach wenigen Augenblicken biS
einige Fuh unter bie Oberstache gelangten. Ergriffen
strebten sie zu entfommen, verfuchten aber nie, toeber
vom Gebisse noch ben Krarten Gebrauch zu machen. —
Der gebråuchliche Scink ist fpannenlang, bicker als ein
MannSbaumen, obenher strohgelb mit acht bunkleren,
gleichweit von einanber abstehenben Gurteln, auf bem
Kopfe braunlich; ubrigens wechfelt bie Fårbung nach
Alter unb Gefchlecht, vierteicht auch nach JahreSzeit
ober Vaterlanb, benn, unbebeutenbere Abanberungen
ungerechnet, sinb minbestens brei sehr charakteristische
Varietaten von ben neuesten Herpetologen beschrieben
toorben.
XXV. Kcilschiiantzschleiche. (Sphenops.)
Gattungscharakter: Vier Fuhe, bie Hinteren
langer, arte funfzehig unb in eine stache Seitensurche