ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Vartveltliche Echsen. ^ur d )£ oder Aeptilien. 39 gehalten haben. Dah fie von anderen Thieren lebten und nameutlich groven Fischen nachjagten, ergiebt fich nu8 mehreren Zeichen. Die Schnautze ist lang und spitzig, und die bei einigen gut erhaltenen Jndividuen die Zahl von 180 erreichenden, in einer Furche des Kiefer- knochens stehenden Zahne tourben, eben so toie bei dem Krokobil, durch andere ersetzt, die, in der Hohle der alte- ren verborgen, alsbald hervortouchsen, sobald sene durch irgend eine auhere Gewalt abbrachen. Man darf ver- niuthen, bah auch ohne auhere Nolhtoendigkeit die alle- ren Zahne durch die nachtoachsenden gelockert und abge- stoheu tourden, und dah hierdurch zu jeder Zeil das Ge- bih seine furchtbare Beschaffenheit behielt. Der zermal- menden Gewalt der zusamnienschlagenden Kiefern toider- stand getoih kein getoohnlicher Thierkorper; keinem Ge- fangenen konnte es gelingen, durch Strauben sich von dem schrecklichen Gebifse loszumachen. Der Anblick des riestgen mit reihender Schnelle sein Opfer verfolgenden Jchthyosaurus muh grausenhaft gewesen seiu, benn ficher- lich leuchtete aus seineni ungeheuer grohen Auge jene Wilbheit unb Bosheit, bie ben Blick ber jetzt lebenben Krokoblle ben meisten Menschen unertraglich macht. Durch bie erstaunliche Muskelkrast, toelche aus Gier unb Grimm bei bem Zuschnappen enttoickelt tourbe, mogcn bie sehr langen unb baher nicht allzustarken Kleferkno- chen biSmeilen gesahrbet gewesen sein. Jhrem Zerbre- chen war inbessen burch eine Vorrichiung vorgebeugt, welche Bucklanb zuerst bemerkte, unb bie an keinem Thiere ber Gegenwart fich finbet. Jeber Ast ber Kiefern besteht namlich aus sechs Stucken von ungleicher Lange, bie ohngefahr in berselben 91rt uber einanber liegen toie bie Stahlbugel, aus welchen bie jetzt gebrauchlichen Febern von Kutschwagen bestehen. Von jenen platten Knochen- stucken liegen bie meisten unb starksten in ber Gegenb ber Kiefer, too ber Druck bei Muskelbetoegung am heftigsten Wirkt; fie verlieren an Zahl und Starke gegen das Bor- derende des Kiefers. Deutlich tritt diese besondere Bil- dung Hervor an der nicht schraffirten Seitenanficht des Schabels Fig. 2200 und der Skizze des Unterkiefers Fig. 2203. Einen toeiteren BeweiS — roenn solcher uberhaupt nothig Ware — von ber Raubthiernatur ber Fischechsen liefern bie in Meyge zwischen ben Rippen ihrer Skelette vorkommenben Kroprolithen (Fig. 2205.), bie nichts Anberes alS versteinerte E.rcremente»sinb. Sie messen nicht felten 10—12 Zoll in ber Lqstge unb las- sen burch ihre Form aus einen Ban bes DarmcanalS schliehen, toie er an Haifischen vorkommt. Dem grohten Thelle nach bestehen sie nus Schuppen von ebenfalls nicht mehr eristirenben Arten groher Fische, beson- bers eines (Pholidophorus limbalus), ber einer burch viele fossile Species vertretenen Gattung angehorte, welche zwar von regelmahiger Gestalt, allein zur schnel- len Betoegung toenig befahigt toar, folglich ben Meeres- ungeheuern vorzugsweis zur Nahrung biente. In ber That finbet man bie Schuppen (Fig. 2205 a. lunere Seite vergrohert, b. auhere Seite) nicht allein in jenen Berbauungsresten, fonbern burch ben ganzen Raum ber Leibeshohle ber Jchthyosaurenskelette verstreuet. Seit Home (1812) zuerst eine Fischechse genau beschrieb, ist eine bebeutenbe Zahl von Arten entbeckt unb unter- sucht toorben. Man kennt bereits gegen 20 Species unb befitzt von vielen ziemlich vollstanbige Skelette, von anberen freilich nur einzelne Knochen. VI. Halsechse. (Plesiosaurus.) ®er auffallenbste Charakter ber Halsechsen liegt in ber beilplellosen Lange ihres Halses, ber je nach ber Species aus 35—40 Wirbeln besteht, einer Zahl, bie in keinem ber jetztlebenben Thiere erreicht roirb. Der Schabel war klein, ber Schroanz nicht sehr lang unb ber Rumpf eben nicht im Verhaltnisst zu anberen Kor- pertheilen. Die ganze Gestalt hat so viel Eigenthum- liches, bah sie mit kelner anberen ber vorweltlichen Schopfung verwechselt werben kann. Die Plesiosauren erreichten zum Theile eine sehr ansehnliche Grohe unb bewohnten im Anfange ber Juraperiobe bie Meere Eu- ropas. Man kennt bie Reste von mehr als 20 Arten, von einigen vollstanbige Skelette. I. Conybeare's Halsechse. (Plesiosaurus doiichodeirus.) Fig. 2206—2216. Das erste Skelett bieses wunberbaren Thieres warb 1823 bei Lynie Regis in Englanb zwischen Schiefern gefunben, welche zwischen Schichten von Liaskalk liegen. Es war mittelmahig vollstanbig, aber fast plattgebruckt burch bie Last bes uberliegenben Gesteins; vorzuglich Hatten bie unnaturlich gekrummten unb zerriffenen Kno- chen bes Rumpfes burch bie Katastrophe gelitten, welche jene Kalkschichten Hervorbrachten. Den kleinen Kopf, sehr langen Hals, ben kurzen Schwanz unb bie vier grohen Ruberfuhe konnte man wohl erkennen, allein bie ubrigen Wirbel, Rippen unb Brustknochen lagen in solcher Unorbnung unb Zertrummerung burch einan- ber, bah bie ganze Gebulb unb osteologische Kenntnih bes Entbeckers, Conhbeare, erforbert warb, um alle Bruchstucke zu beuten unb sich bieselben zusammengesetzt zu benken. Die Richtigkeit ber nach solchem Material entworfenen Jbealzeichnung (Fig. 2207. 2208.) ergab sich, als man spater beffer erhaltene Eremplare ber bort verbruckten Knochen bes Rumpfes unb sehr schone-unb * vollstanbige Skelette nahe verwanbter Art»n 'aliffanb, auf welche man Schluffe zu banen vermochte. Das von C^nybeare entbeckte Knochengerust hatte einem Thiere von 10 Fuh Lsinge angehort ; deist 'erwachsene Jnbivibuen bpppelt so viel maahen, beweist ein in Schonen ausge- grabenep, »on Nilson beschriebener Schabel. Dieser glich in seinen 'tkmriffen '(Fig. 2209.) bemjenigen eines Krokobils, war aber im Verhaltnisse zum Karper weit Heiner unb entsprach unter osteologischem Gesichtspunkte mehr ber bei ben eigentlichen Eibechsen ber Jetztzeit ge- wohnlichen Bilbung; bie Nasenlocher lagen unmittelbar vor ben Augenhohlen. Am Unterkiefer erweitert sich bas Zahnstuck im vorberen Theile auffallenb (Fig. 2210 a. Unterkiefer von oben b. von ber Seite, c von unten); seine Aeste welchen nach Hinten welt von einanber. Bon ben ziemlich schlanken Zahnen (Fig. 2211. etwas vergrohert) Hat man bis einhunbert in elnem Kiefern- paare gezahlt. Die Rippen stohen unten nicht an bas Brustbein, sonbern verbinben sich burch ein besonbereS Sekenstuck (Fig. 2212.) mit ben starken Bauchrippen, bie entlang ber Mittellinie liegen, eine Bilbung, bie auch bei Krokobileu (s. oben S. 12. Fig. 2076.) jebeS Rip- penpaar zu einem geschlossenen, ben Rumpf vollstan- big uingebenben Gurtel macht. Das Brustbein (Fig. 2213 aa.) unb Bie mit ihm zunachst verbunbenen Kno- chen zeichnen sich aus burch ungemelne Stærke unb zumal burch ble unverhaltnlhmahlge Grohe ber Raben- schnabelknochen (bb.) unb ber Schlusselbeine(co.). Das Becken tttit selnem kurzen, starken Darmbelne (Fig. 2213. a), dem brelten Hustbeitte (bb.) unb Schoohbelne (cc.) erinnert an ble Schilbkroten, bie Bilbung ber Glieber an bie Fischechsen. — Mit Recht sagt Bucklanb, bah ble Entbeckung bes Plesiosaurus fur ble verglel- chettbe Anatonsie von grshter Wichtigkelt gewesen, In- bem eine Berschmelzung ber unahnlichsten Korperformen, toie sie hier bargeboten wirb, an kelnem Thiere ber jetzt- lebenben Schopfung auch ttur attgebeutet erscheint. Mit bem Kopfe einer eigentlichen Elbechse steht hier baS Ge- bih bes Krokobils in Berbinbung, bazu gesellt sich eln Hals, ber, abgetrennt, burch seine Gestalt unb Lange toie Bruchstuck einer Schlange erschlenen sein muhte, unb ein Rumpf unb Schwanz, welche in ben Nmrissen, nicht aber im Knochenbau sich toenig anbers verhalten alS bel einem normal gebllbeten Ssugethlere, enblich bie Rippen eines Chamaleon unb ble Finnen bes Wal- fisches. Gerabe ble verglelchenbe Anatomle glebt Hin- reichenbe Mittel an ble Hanb, um auS. jeney Resten auf bie Lebenstoelfe ber Halsechsen.zu -schliehen. Die brelten Ruberfuhe tourben bas im Meere lebenbe Thier verrathen, auch toenn man bie neben ben Knochen eln- gebetteten Trummern unbezwelfelter Seernuscheln als betoelsenb nicht anerfennen Wollte. Eine Schtoierlgkelt bletet allerbings ber unverhsiltnlhmåhlg lange unb bunne Hals, ber mit bem raschen Schtoimtnen in groheren Tie- st n sich nicht vertragen haben tourbe. Man barf toohl annehinen, bah ble Plesiosauren nach Art ber Schilbkro- ten melstens an ber Oberflache sich aufgehalten, bah fie vielleicht toie bie neuhollanbische Schlangenschilbkrote (Fig. 2069.) Hauptsachlich am sumpfigen llfer roeilten unb aus bem Dersteck mit einem Male auf nahenbe Thiere, toie eine Schlange, ben langen Hals Hervor- schnellen liehen. Vielleicht besuchten sie von Zeit zu Zeit, minbestens um ihrer Eler fich zu entleblgen, bas Festlanb unb schoben fich bort, auf ble brelten Finnen gestutzt, langsam unb unbeholfen vorwarts, toie unter ahnlichen Uinstanben unstre Seeschilbkroten es thun. Aber auch in blesent Falle muhte ihnen ber Hals burch ungefuge Lange eln Hinbernih getoesen sein, unb eben barum 1st es toohl am Einfachsten, anzunehmen, dah sie sich in Untiefen aufhlelten, too Wasserpflanzen touchsett, berett in getolssen G^stelttschichien nicht feltene Abbrucke uns in Erst^t^n?n setzen unb von bem nach allen Seiten gelVnbeif Riestntnaahstabe der untergegangenen Schopf- ung Zeugnih ablegen. Was ihnen an Starke abging, tttogen sie vollkomtnett ersetzt haben burch Behenbigkelt unb mehr ttoch burch gebulbigeS Lauertt, unb schtoerlich toerbett ihnen geeignete unb beztolttgbare Thiere, bie in ihre Nhhe zu gerathen bas Ungluck Hatten, entgangen sein. Von ihrer auheren Bekleibung vermogen mir uttS vor ber Hanb noch kelnett Begriff zu tnachen. Obglelch -n vielett Orten ihre Knochen einzeln ober auch in Skelettverbinbung gefunben worben, so hat man boch nirgenbs einett Rest ober auch nur einen vertoischten Ab- bruck ihrer auheren Bebeckungen in bem untgebenbett Gestein zu unterschelben vermocht. AuS Zeichen, ble jeber gewohnliche Beobachter ubersehen tourbe, haben Owen unb Bucklanb mit grohent Scharfsinne gefolgert, bah alle Plefiosauren eing eben so nackte ttttb panzerlose Haut besessen, tole bie Fischechsen unb ble Wale ber Jetztzeit. Die sotoelt beschriehenen vortoeltlichen Saurier bil- ben freilich nur einen sehr kleinen Theil ber burch ben menschlichen Forschungsgelst zu Tage geforberten unb in zahlrelchen Werken beschriebenen, inbessen relchen fie hin zu einem allgemeinen Bilbe einer Schopfung, toelche mit ber gegentoartig unS umgebenben fast keine Aehn- lichkeit hatte. Der bamalige Erbkreis tvar nicht allein fur ben Astuschen, sonbern auch fur ble Mehrzahl ber warmblutigen Thiere unbewohnbar, benn toahrenb ble 1n ber ersten Erbperiobe entstanbenen Felfenberge in schreckenber Kahlhelt uber bas Meer Hervorragten, brel- teten fich nirgenbs Festlanber sehr toeit unb ununterbro- chen aus; ber Boben Hatte nur an toenigen Orten voll- kommene Dichtlgkeit, sonbern mehrentheils eine Halb- sumpfige Beschaffenheit. Man barf unter Anberem schon aus ber Art ber Vegetation biesen Schluh ziehen, benn bie auf uns gekommenen Reste berselben gehoren Pflan- zen an, ble ztoar zum Thell nach eben so riestgem Maah- stabe gebilbet toaren, toie bie batttallge Thiertoelt, unb toohl auch Familien auSutachen, bie jetzt nicht mehr ver- treten finb, allein vermuthlich nur auf sehr stuchtem Boben, too nicht im Moraste selbst emportouchsen. Zwischen ihnen wanberte ber furchtbare Megalosaurus unb ahnliche Riesen, boch schwerlich Saugethiere unb Vogel, bie, wenn sie bamals uberhaupt eristirten, nur in geringer Zahl gewiffe beschrankte Striche bewohnten. Sie erhielten passenbe Wohnorte erst bann, als eine nette Revolution bie Oberflache veranbert hatte. - Die weit ausgebrelteteu Gewaffer wimnielten von ntaiutlch- fachen Thieren, Schilbkroten, Fisken, Ammoniten, Nautilus, unb ben attgewachsetten Crinoiben, ble stellen- wels, einer Pstanzenschlcht »ergleichbar, ben Meeresbo- ben uberzogen. Jchthhosauren unb Plesiosauren burch-