ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Schlangen. Furche oder Neptilien. 47 Die Riesenschlangen erreichen mcistens eine viel an- sehnlichere Grohe als die ubrigen Schlangen; fie toerben burch bie dupere Form beS Leibes unb bie grohe Beweg- lichkeit ihrer Wirbelsdule in Stanb gesetzt, sich um frembe Gegenstanbe Herumzuschlingen, unb enttoickeln babei eine autzerorbentliche Muskelkraft. Auf bem Oberkopfe haben fle niemals so regelmahig gebilbete Schilber toie bie Nattern; ihre kleinen Augen unb bie nach oben ge- richtete Oeffnung ihrer Nasenlocher beuten auf bie Fa- Higkeit zum toechselnben Aufenthalte im Waffer ober auf bem Festlanbe. Die bereits als charakteristisch ertoahn- ten Afterfpornen bienen nicht zur OrtSbetoegung, son- bern zur besseren Beftfligung bes KorperS, bem sie einen unveranberlichen Stutzpunkt wahrenb bes UmschlingenS gewahren. Sie treten als leicht bemerkbare Hornige Spitzen (Fig. 2229.) zu ben Seiten bes AfterS auS ein haar kleinen Gruben hervor unb stnb nichts Anberes als unvollenbet gebliebene, stummelformige Hinterfuhe. Bei forgfaltigerAnatomirung erkennt man, bah sie nicht nur aus einer Reihe von Knochen bestehen, sonbern auch burch starke Muskeln in Bewegung gesetzt toerben. BeibeS ist auf ben hierher gehorenben Abbilbungen beutlich bargestellt. Auf Fig. 2230. erscheint links ein Fuhstummel von vorn, rechtS von hinten; er be- steht aus einem Schienbeine (a), bem auheren (b) unb bem inneren Fersenknochen (c), einem Mittelfuhknochen (d) unb einem Nagelgliebe (e). Fig. 2231. stellt einen Fuh bar in seiner naturlichen Lage unb Verbinbung unb burch einen baS Aster (a) spaltenben Langschnitt offen gelegt. Man erkennt ben Hornigen Sporn (b), ber eigentlich fur eine Kralle gelten sollte unb toie eine solche auf ber Spitze bes Nagelgliebes (Fig. 2230 e.) festgetoachsen ist; ber Rest ber Stummelknochen toirb burch mehrere Muskeln (f) verbeckt, bie bas Ausstrecken, also bas Hervortreten bes Stummels veranlassen, wah- renb anbere (g. h.) benselben nach hinten unb innen zu- ruckziehen. Durch ben Schnitt stnb bie Rippen unb Ztoischenrippenmuskeln (d) getrennt unb ber Quermus- kel bes Bauches (c) blosgelegt. Soviel Krast auch bie Riesenschlangen in ihre Betoegungen zu legen im Stanbe finb, so kann man sie boch nicht fur schnelle Thiere er- klaren; ben Augenblick ausgenommen, too sie sich aus bem Bersteck auf ein arglos nahenbes Thier sturzen, gefallen sie sich mehrentheils in trager Ruhe, kriechen nicht ohne Nothwenbigkeit unb niemals mit Schnellig- keit von einem Orte zum anberen. Daffelbe Phlegma bleibt ihnen sogar in ber bie meisten toilben Thiere er- bitternben Gefangenschaft, benn in ber Regel konnen selbst geringe Reizungen fie nicht bahin bringen, von ihrem Gebisse Gebrauch zu machen. Ohne Gesahr kann man bie in Herumziehenben Menagerien sehr gewohnlichen inbischen Riesenschlangen (Python) betasten, bie fich von ihren Wartern eine ost ziemliche rauhe Be- Hanblung gefallen lasten. Es scheint Hunger allein biese Thiere zu grLherer Energie aufstacheln zu konnen, benn gesattigt liegen fie im halb lethargischen Zustanbe an schattigen unb feuchten Orten tropischer Urtoalber, versuchen es nicht, ben zufdllig Herbeikommenben Men- schen burch raschen Angriff zuruckzuschrecken, unb entfer- nen fich langsam unb ohne auf Kampf einzugehen, toenn man fie selbst bebroht. Ueberhaupt bestehen gerabe uber biese Familie ber Schlangen mehr Fabeln, alS uber viele anbere zusammengenommen. Fast von allen Reisenben toirb, alS herrschte eine allgemeine Verabre- bung unter ihnen, vie Grohe ber Riesenschlangen fiber- trieben, vielleicht nur barum, toeil jene es vorzogen, ben Aussagen ungebilbeter unb Wunber liebenber Eingebo- rener zu glauben, statt selbst zu forschen. Alle Welt spricht von ber furchtbaren Grohe ber toeltbekannien ge- meinen Riesenschlange (Boa Constrictor), bie Hochst felten ldnger alS 5 10 Schuh toirb. Die grohien aller bekannten Schlangen, zwei inbische Python (P. Schneideri unb P. bivittatus) unb eine in Brasilien ge- meine Aboma ober Boigu -ayu (Boa marina), erreichen im duhersten Falle bieLange von 25—30 Fuh; Hollan- bische Naturforscher toaren auf Java Zeugen, toie selbst Eingeborene einen eben geiobteten 26 Fuh langen Py- thon fur ein beispielloses Ungeheuer erklarten. Nicht minber finben bie gransigen Seenen keine Bestdiigung, in toelchen bie ihre Bente verzehrenben Riesenschlangen eine grohe Rolle spielen, unb bie nicht allein mit Auf- wanb bichterischer Phrasen beschrieben, sonbern toohl auch abgebilbet toorben finb. Das Verschlingen ge- schieht in berselben Art toie bei jeber anberen Schlange, benn ber Ban bes Schabels unb ber toeichen Theile bes Rachens verhdlt fich bei einer Boa nicht anbers als bei einer gemeinen Kragennatter. Grohe Hirsche zu ver- schlingen vermag keine Riesenschlange, unb hochst abge- schmackt muffen jene Erzahlungen heihen, toelche ber Boa bie Fahigkeit zufchreiben, ein grohes Saugethier so toeit zu verschlingen, bah sein vorberer, in ben Magen hinabreichenber Theil bereits bem BerbanungSproceffe untertoorfen sti, todhrenb ber Hintere aus bem Rachen Hervorhange, um in ben enblich entstehenben leeren Raum ebenfalls Hinabzugleiten. Die allgemein erzdhlte Siile ber Boa, ihre erwfirgie Beute mit einem bie fan- lige Zersetzung rasch herbeiffihrenben Geifer zu uberzie- Hen, ist ebenfalls in ber Wahrheit nicht begrunbet, benn Drfistn, toelche zur Hervorbringung solcher Mengen von Flfisfigkeit einen angemessenen Umfang haben mfihten, finb noch an keiner Riesenschlange gesunben toorben. — Die Verbreitung ber Thiere bieser Familie reicht fiber alle tropischen Lanber; bie dchten Arten ber Gattung gehoren allein ber neuen Welt an unb toerben auf ber ostlichen Halbkugel burch bie Python vertreten. Meh- rere ber gerabe nicht zahlreichen Arten besttzen eine lebhafte, nach bem Tobe sehr an Glanz verlierenbe unb burch Betoahrung in Weingeist beinahe gauz verloren gehenbe Farbung. Einige finb auf braunem Grunbe gelb gezeichnet, anbere gelb mit bunkeln Augenstecken, bei anberen Herrscht Roth vor, unb toenige finb schon grfin. Es giebt keine festen auheren Kennzeichen zur Unterscheibung ber Mannchen von ben Weibchen. Einige Arten legen Eier, anbere bringen vollkommen enttoickelte Junge zur Welt. Alle vermeiben ostene unb trockene Gegenben unb bewohnen meist bie mit bichtem Urtoalb bebeckien Fluhufer bes tropischen Amerika ober schattige unb unzugangliche Moraste. Versteckt unter fiberhangenben Bfischen, liegen fie mit Halbem Leibe auf bem Wasser unb behaupten ihren Platz, inbem fie mit bem Wickelschtoanze einen Baumstamm bes Ufers um- fassen, ober fie Hdngen von Baumen regungslos Herab unb ergreifen bie groheren, arglos vorfibergehenben Thiere. Mehrere schtoimmen mit groher Schnelligkeit, unb einige vermsgen, toenn fie ihre Bente belauern toollen, geraume Zeit unter bem Wasser auszuhalten. Naht fich, um zu trinken, ein Reh, ein Wasstrschwein ober irgenb ein mittelgrohes Raubthier bem Ranbe, so stfirzen fie blitzschnell hervor, schlagen ihre langen unb krummen Zdhne in bie Rase ober bie Lippen bes Opfers, welches ertrdnft' ober unter ben schrecklichen Zusammenschnurungen bes furchtbaren Gegners erstickt toirb, ohne Wiberstanb leisten zu konnen. Dah eine Boa nuf Menschen Angriffe unternommen, mag trotz aller abenteuerlichen Erzahlungen alterer Reisenber gar sehr bezweifelt toerben, benn sowohl amerikanische Rie- senschlangen als inbische Python ffirchten ben Menschen. Sie erliegen fibrigens leichter als anbere Schlangen starken Pertounbungen unb konnen sogar, ihrer Grohe ungeachtet, burch toohlgezielte Schrotschfisse getobtet toer- ben. Aus ihrer gegerbten Haut verfertigen bie Jnbier allerlei Gerdthe, bem Fett schreib^n fie kraftige Wirkun- gen zu gegen Glirberschmerzen, allein bas Fleisch ver- zehren nur Botoeuben unb bat on gelaufene, ein tofistes Walbleben fuhrenbe Neger. Lah grohe Haute in alte- ren Sammlungen, unb zumal als altmobische Zierrath in Droguenhanblungen Europa'S, nicht selten sinb, bfirfte bekannt fein. 1. Die gewohnliche Riesenschlange. (Boa constrictor.) Fig. 2232. Der von Linne aufgebrachte, jetzt in viele europdische Sprachen unveranbert fibergegangene systematische Name Boa Constrictor steht bei ber Mehrzahl ber ihn Horen- ben mit ber Jbee bes Ungeheueren unb baher Furchier- lichen in enger Verbinbung. Man halt biese Schlange fur ein Riesenthier, glaubt an ihre unersattliche Ge- frdhigkeit unb tounbert fich nicht toenig, toenn bie pomphaft angepriesenen Jnbivibuen Herumziehenber Menagerien nur armsbick unb 8—10 Fuh lang sinb. Das Vaterlanb ber gemeinen Riesenschlange ist bas tro- pische Amerika; sie kommt nicht allein in allen mehr nie- brigen unb betoalbeten Gegenben bes Festlanbes, sonbern auch auf einigen ber Antillen vor. Die besten unb zuverlassigsten Nachrichten fiber sie lieferte ber Ffirst von Neutoieb, ber sie im ostlichen Brasilien fast uberall, be- sonbers aber um Cap Frio antraf. Je nach Umstanben Hangt sie an Baumen herab unb lauert in solcher Stel- tung auf ihre Bettte, ober sie liegt verbauenb unb in regungsloser Tragheii in Felsspalten unb unter ben Wurzeln hohler Baume, bilbet wohl/tuch bistoeilen mit anberen eine kleine Gesellschaft. Unter bem Namen Jiboya allgemein bekannt, toirb fie von Niemanb ge- ffirchtet unb oft erschlagen, benn selbst Knaben greifen sie mit Knfitteln an. Den Glauben ber Europaer, bah bie Boa Menschen fiberfalle, verspotten bie brastli- schen Jager, bie Hingegen verstchern, bah Jagbhunbe vor ihr nicht sicher sinb, unb bah kleinere Saugethiere unb sogar Rehe ihre gewohnliche Nahrung ausmachen. Auch soll fie anbere Reptilien freffen, inbeffen, toie ein anberer Beobachter, Dieperink in Surinam, versichert, niemals Jnbivibuen ihrer eigenen Art unb nicht einmal Riesenschlangen anberer Species angreifen. Vogeleier liebt fie sehr; sie kann minbestens in ber Gefangenschaft 6—8 Monate hinburch ohne Nahrung bestehen. In bas Wasser geht sie niemals, sonbern entzieht fich ber Verfolgung burch Verkriechen in Erblocher; fie scheint fich auS einem gewissen Bezirk nicht zu entfernen unb Haufig an benselben Orten Zuflucht zu suchen ober aus- zuruhen, benn gemeinlich sinb bie Zugange ihrer Schlupftoinkel, zumal va, wo ber Boben lehmiger Be- schaffenheit ist, vollkommen gegldttet burch Hin- unb Herkriechen. Selten soll fie langer als 12 — 13 Fuh toerben. Der Herzformige Kopf unb ber ganze Korper finb mit glatten Schuppen bekleibet; aus bem rothlich- gelben Grunbe ihrer Rucken- unb Seitenflache stehen ovale, burch Streifen getrennte Flecke, bie zum Theil mit einanber verfliehen unb von rothbrauner Farbe stnb. 2. Die Anaconda-Niesenschlange. (Boa murina.) Fig. 2233. Wahrenb bie vorhergehenbe Art ausschliehlich auf bem festen Lanbe fich aufhdlt, verbringt biese, bie Cucu- riuba ber Brafilier, einen Theil bes Tages auf unb in bem Waffer, inbem fie balb selbstthatig schtoimmt, balb burch bie Stromung fich fortfuhren laht, wohl auch untergetaucht in ber Tiefe unfichtbar toeilt. Sie be- sonberS Hat bie Gewohnheit, an Aesten aufgehangt bie gewshnlichen Tranken ber Walbthiere zu betoachen, unb soll mehr als alle anbere ben Rehen gefdhrlich sein, in- bem fie biesen, toenn fie in ben Strom flfichten, solgt unb fie schnell unb geschickt ergreist. Uebrigens ist sie sehr furchisam, entzieht sich feber Gesahr burch fruhzei- tige Fluchi unb kann nur vurch Zufall fiberraschi toer- ben. Da fie auf bent Festlanbe fich sehr langsam be- toegt, so toirb fie leicht uberholt, aber schtoer getobtet, toeil fie auSnahmStoeise eine auherorbentliche LebenS- zdhigkeit besitzt. In ben ivasserreichen Gegenben Sub- amerika'S, in Surinam unb in ben Nieberungen bes Amazonenstromes ist sie gemeiner noch als ber Constric- tor unb toirb toeit groher. Man kennt in verschiebenen Sammlungen bewahrte, gegen 20 Fuh lange Haute unb bars einigen ber neueren Reisenben wohl glauben, toelche ber Cucuriuba bis 24 Fuh Lange zuschreiben. Sie tourbe sonach so ziemlich bie grohte aller jetztleben- ’ ben Schlangenarten barstellen. Der in Menagerien