Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Lurchc oder Neptilien.
Writte Grdnung.
und allenfalls auch in popularen Schristen fur fte ge-
wohnliche Name Anaconda ist im Ganzen nicht richtig,
indem er, indischen UrfprungS, sich auf einen in Asten
Heimischen Python bezieht. Von underen verwandten
Arten unterscheidet sie sich durch die mit Schildern be-
kleideten Lippen und Schuautze, die nach oben gerichie-
ten, also daS Wasserthier andeutenden Augen und Na-
senldcher und die branne Grundfarbe des KorperS, von
Welcher zwei auf dem Rucken stehende Reihen kreisfor-
miger schwarzer Flecken und jederseitS eine Doppelreihe
tiefer unten angebrachter Augenstecke sich scharf ab-
schneiden.
3. Die Hundskopfige Riesenschlange. (Boa canina.) Fig. 2234. 2235.
tinter den amerikanischen Riesenschlangen ist diese
eine der seltensten. Jhr Vaterland scheintnur einen kleinen
Theil des norbostlichen Sudamerika zu begreifen, das
Flachland namlich von Guyana und die Niederungen
des nordlichen Brasiliens. Jhren Namen verdankt sie
der Gestalt ihres KopfeS (Fig.2235.) und besonderS der
ungemeinen Lange ihrer vorderen Zahne, die beinahe
% Zoll messen und dabei so spitzig und Hart find, bah sie
eine nichtS weniger als verachiliche Waffe barstellen. In
Brasilien Heiht sie Bojobi. Sie lebt meist auf dem
Festlande und scheint nur auS Noihwenbigkeit zu
schwimmen, niemals im Waffer liegend ihrer Beute
aufzulauern und wird, ungereizt, dem Menschen nie
gefjhrlich. Sehr kenntlich ist fie an ihrer grutten
Grundfarbe und den rautenfsrmigen Weihen Flecken,
welche entlang dem Rucken eine Reihe bilden. Untenher
ist sie gelblich, und ebenso sind auch die Jungen gefcirbt.
Ein wesentlicher, wenn auch ihr nicht allein zukommen-
der Charakier besteht in den stark vertieften, die Mitte
jedeS LippenschildeS einnehmenden Gruben (Fig.2235.).
4, Die geringelte Riesenschlange. (Boa cenchria.) Fig. 2236.
In allen wesentlichen Beziehungeu der Sitten und
Lebensart kommi diese Boa, die bisweilen auch Aboma
geheihen wird, uberein mit der vorher beschriebenen.
Auch sie begiebt sich niemalS in das Wasser, klettert aber
Haufig auf hohe Baume und uberrascht dort Affen und
andere Saugethiere mittler Grohe. Die Brasilier bele-
gen sie mit dem Namen Jiboya, welcher auch der gemeinen
Riesenschlangen gegeben wird. Sie scheint felten lan-
ger als 6 Fuh zu werden, hat beschuppieu, ovalen Kopf,
mit Schildern bekleidete Schnautze, seitliche, weit offene
Nasenlocher und kurzen Schwanz, ist von gelblich roth-
brauner Farbe und tragt auf dem Rucken eine Doppel-
reihe kreisrunder, hellgelber, schwarz eingefahier Flecken,
an jeder Seite drei Reihen kleinerer schwarzbrauner
Flecken.
III. Pythouschlauge. (Python.)
Gattungscharakter. 'Kopfverlaugert, eiformig ;
Maul weit; Zahne im Zwischenkiefer ; Ruffelschild und
vordere Lippenschilder mit tiefen, dreieckigen Gruben;
Kdrper zusammengedruckt. Schwanz an der Unterseite
mit paarigen Schildern.
Die Pythonschlangen gleichen int Ganzen den Rie-
senschlangen, leben auch auf ahnliche Art, bewohnen
aber nur die warmen Lander der ostlichen Halbkugel,
namentlich Indien, Afrika und Australien. Sie erreichen
eine ansehuliche Grohe, entsprechen aber darum noch kei-
neswegs den abenteuerlichen, auf ihre Rechnung erfun-
denenen Sagen, die zum Theil schon unter Griechen und
Romern umliefen und wohl auch von Reisenden unse-
rer Zeit glaubig wiederholt werden. Plinius meint
sie, wenn er von Schlangen Indiens spricht, welche im
Stande waren, Hirsche und Ochsen zu verschlingen, und
ValeriuS Marimus bezieht sich auf diefe Angabe des rsmi-
schen Polyhistors, bei Erzahlung des Schreckens, den un-
ter dem romischen Heere des Regulus eine Riesenschlange
verbreitete, welche den Nebergang uber den nordafrikani-
schen Fluh Bagradas vertheidigte, gegen gewohnliche
Massen unverwundbar sich erwies und durch Steinmaffen
beigeschasster Schleudermaschinen erlegt werden muhie.
Sie soll 123romische Ellen lang gewesen sein. Hat nun
auch Regulus, tote hinzugesetzt wird, die Kiefern und
die abgestreifte Haut als Trophae nach Rom gebracht
und in einent Tempel aufgehangt, tvo beide bis zur Zeit
deS numantinischen Krieges beivahrt tourben, so muh
man doch eine solche Korpergrohe an einem Reptil der
gegenwartigen Schopfung sur unmoglich erklaren.
Glaublicher, wenn auch ettoas uberirieben, ist der Be-
richt des Diodorus von einer Schlange, die in Aegypteit
mit Aufopferung mehrerer Menschenleben beflegt ward
und 30 romische Fuh gemessen haben soll. Man kennt
jetzt Nordafrika mit groher Genauigkeit und besitzt
Berichte uber die dortige Thiertoelt von einer Menge
sehr gebildeter Reisender, allein keiner gedenkt des Vor-
kommens von einem Python in senen Gegenden. Da
nun die Cultur dort nichts toeniger als vorwarts ge-
gangen, viele einst stark betoohnte Landstriche sogar zu
Wildniffen gemorden sind und daher an eine durch die
Bevolkerung geschehene Ausrottung von Riesenschlangen
nicht gedacht werden kann, so wird man sene r6mi=
schen und griechischen Ueberlieferungen ohne vieles
Bedenken unter die Fabeln stellen dstrfen. Von keinem
der vielen Raturforscher, welche in den letzten Jahrzehu-
ten Indien besucht haben, wird die auherste Lange aus-
gewachsener und sehr alter Pythonschlangen zu mehr als
30 Fuh angegeben; sie setzen sogar mehrentheils Hinzu,
dah Jndividuen von solcher Grohe nicht ihnen, sondern
nur Eingeborenen vorgekommett, und dah 15—18 Fuh
etwa der Sånge der von ihnen untersuchten grohien In-
dividuelt vollkommen entsprechen tourde. Hinfichtlich
der Art, wie Pythonen erfahte Thiere durch Umschlingen
erwurgen, erinnern alle Schilderungen an sene uber die
amerikanische Boa zahlreich vorhandenen. Auch Hat
man in den letzten Jahren in Europa oft Gelegenheit
gehabt, die Python lebend zu beobachten, denn bei einiger
Vorsicht halt es nicht schwer, die auf Java gemeine
zweistreifige Pythouschlauge gegen das verderbliche Klima
unseres NordeuS zu schutzen. Dah fle von demselben
dennoch unangeuehm beruhrt tverde, beweist die allge-
meiue Lethargie der in Menagerieu bewahrteu, die oft
erfl durch Reizuugeu dahiu gebracht werden konneu, ein
zum Futter dargebrachtes Thier mit den Zahuen zu er-
fassen. Jst dieses jedoch eiiimal geschehen, so erwacht
die naturliche Gier, und das Opfer stirbt, ware es auch
von der Grohe eineS Haasen, nach einigen Augeublicken
unter den ringeluden Zusammenziehungen der Schlange
und wird dann in der oben beschriebenen sehr langsamen
Weise und stetS mit dem Kopfe voraus verschluugen.
Mae Leod, ein englischer Seeoffizier, welcher die Ent-
deckuugsreise des Kriegsschiffes Aleeste beschrieb, gab eine
in viele Sprachen ubersetzte, einen unaitgenehmen Ein-
druck machende Schilderuug der Todtung einer Ziege
durch einen 16 Fuh langen, in einem Kafig bewahrteu
Python. Jeues Saugethier ward nicht allein durch
Umschnurung vor ben Augen ber Schiffsmannschaft
getobtet, sonbern ungetheilt Hintergewurgt. Mae Leob
setzt hinzu, bah er, toahreub einer mehrmonatlichen Ge-
faugenschaft in Dahomey an ber afrikanischen Westkuste,
Pythonen gesehen, welche Thiere von viel ausehnlicherer
Grohe zu verschlingen im Staube waren. Sowohl in
Afrika als in Jnbien kennt man Beispiele von Augriffen
bieser Schlangen auf Menschen. Abson, welcher 37
Jahre als Gouverneur in Fort William au ber Guinea-
kuste lebte, war mehrmals Zeuge bes Kampfes von
Pythonen mit sehr grohen Saugethieren, bie stets uu-
terlagen; er besah einen als Hirten angestellten Neger-
sclaven, ber, von einer bieser Riesenschlangen in einen
Walb verfolgt, dem Umstande sein Leben verdaukte, dah
das Ungeheuer, bei dem Versuche, ihn zu umstricken,
zwischeu uahestehendeu Baumstammen fich verwickelte.
Der Neger benutzte ben Augeublick, unt mit seinem
Messer ber Schlange eine Menge tiefer unb enblich tobt-
licher Munben au ber Kehle unb bettt Bauche beizubrin-
gen, behielt aber zeitlebens in Folge erhalteuer Bisse
unb bes erlittenen Drucks einen steifen Schenkel unb
Unterfuh. Er wurbe, ware ber Schlange bie Umschlin-
guug gelungen, sogleich ben Gebrauch seiner Arme ver-
loren haben unb unter bem zermalmenbeu Drucke ge-
storben sein. Der beruhmte Maler inbischer Natur-
seenen, W. Daniell, hat auf einem grohen, Haufig
copirten Oelbilbe eine als vollig wahr verburgte Ge-
schichte bargestellt (Fig. 2237.). Der Capitan eines
inbischen Kustenfahrers, ber fich in ben SuuberbunbS,
bem aus vielen Jnseln besteheuben Delta bes GaugeS,
defanb, fenbete ein Boot mit einigen Laskaren in einen
ber zahllosen kleinen Fluharme, unt Fruchte einzuhan-
beln, benn ungeachtet seiues tobtlicheu Klima's unv ber
Menge reiheuber Raubthiere unb giftiger Reptilien
unb Jnseeten, bie bort hausen, haben fich in jenem Ar-
chipel einige EingebHene Bengalens niebergelassen.
Als Wache blieb im Boote ein Laskar zuruck, ber fich
bem Schlafe uberlieh. Schon Hatte ein aus bem
Dickicht Herbeigeschlichener Python ihn zu umzingeln
begounen unb wurbe in wenig Augeublicken ihn zer-
quetscht haben, als bie anberen Ruberer Herbeikamen
unb burch einen muthigen Augriff, zumal burch Ab-
Hauen bes SchwanzeS, bas Uugeihum zur Flucht un-
fahig machten. Die nach Calcutta gebrachte Haut soll
62 Fuh lang gewesen sein. Darf man nun auch mit
allem Rechte an ber Wahrheit ber letzteren Angabe
zweifeln, so destatigen boch uieberlaubische Naturfor-
scher, bah in unbewohnten Gegeubeu ber inbischen Ju-
seln, zumal auf Celebes, 30 Fuh lange Python, bie bort
Ular-Sawa heihen, bisweilen, wenn auch felten, vor-
kouimen, unb bah burch fie allerbiugs Menschen getobtet
worben sinb. Es kann baher nicht in Verwuuberuug
setzen, bah solche Schlangen in mauchen Gegeubeu,
z. B. au ber Guineakuste, abgottisch verehrt werben.
Ein fruherer Reisenber, Bosman, faub sie in Tempeln
unter ber Pflege von Negerpriestern, bie einen so voll-
kommenen Einstuh zu erlaugen getouht haben, bah zu
gewiffen Jahreszeiten bas Volk, vom Konig bis zum
Geringsten Hinab, sich einfinben, unt ben zur Schlange
geroorbenen Gott anzubeten unb ihm Geschettke aller
Art unb ost von vielem Werthe barzubringen.
1. Die Tiger - Pythønschlange. (Python Tigris.) Fig. 2238. 2239.
Unter ben inbischen Arten von Python scheint biese
auf Java vorzuglich gewohulich zu fein. Sie wird
nicht felten nach Europa ledenb gebracht unb unter
allerlei wuuberlichen Namen zur Schau gestellt, wirb
gegen 15 Fuh lang unb Hat auf braunlich gelbetn Gruttbe
einen fchwarzen Ruckeustreifen, ber weiterhiu mit aube-
reu zu einer netzformigen Zeichuuug sich verbinbet, unb
fpitzigen, mit ziemlich eutwickelten Schilbern uberzogenen
Kopf. Sie ist uberhaupt schmachtiger unb niemals fo
groft als ber zweistreifige Python (Python bivit-
tatus), ber nicht allein in Jnbien, sonbern auch in Afrika
lebt, ebenfalls in Menagerien haufig ist unb, von ber
Farbung abgeseheu, stch wesentlich baburch uuterscheibet,
bah er nicht auf allen, sonbern uur ben zwei vorberen
Lippeuschilbern Gruben tragt. Die Hauptfarbe ber Tiger-
Pythouschlauge ist gelblich; auf bem Rucken stehen zwei
Reihen mit einanber wechselnber bunkelbrauner, groher
Flecken.
2. Die sndasrikanische Pythonschtange. (Python natalensis.) Fig.2240.
Der Eutbecker bieser Schlange, A. Smith, bemerkt,
bah fie einen Beweis liefere, wie burch zunehmeube Cul-
tur unb Bevolkerung Thiere ganz aus ihrem Vaterlaube
verbrangt werben konneu. Vor etwa 60 Jahren lebte
sener Python noch im Gebiete ber Capcolonie, vor 100
Jahren in ber Nahe bes VorgebirgeS ber guten Hoffnung
selbst, allein jetzt wirb er nicht westlich von ber Granze
bes KafferulanbeS angetroffen unb scheint nur noch in
Port Natal toirklich zahlreich zu sein. Unter ben Hot-
tentotten haben sich inbessen noch Ueberlieferungen er-
halteu, bie ihm bie wunberbarsten Eigeuschaften zuschrei-
beu. Die Kafferu von Natal erblicken ihn nur mit
Graufen, benn sie schreiben ihm Einfluh auf meuschliche
Schicksale zu unb tourben unter keiner Bebingung ihn