ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
Schlangen. Lurche oder Aeptilien. 59 bie schwersten Proben gestellt worden und haben sich nie- mals betrogen. Lane meint, bah fle burch Sinnen- fcharfe, burch Geruch ober Gehor bie Anwesenheit von Schlangen erkennen, unb bah bei einiger Uebung bie verwunberten Zuschauer baffelbe leisten wfirben, zumal wenn fie, statt burch taschenspielenbes Nedenwerk fich irre leiten zu lasten, ihre Aufmerksamkeit auf Wesentli- ches allein richteten. Johnson geht noch weiter, wenn er, obgleich wohl mit Unrecht, in bem Verfahren jener Jnbier nichts AnbereS als einen Hanbgreislichen Betrug fieht unb sogar bie aus ben Felsspalten Hervorgelockten Schlangen fur zahme erklart, bie man vor bem Versnche bort versteckt habe. In Ceylon tåbtet kein Eingeborener eine Brillenschlange, inbem fie biese fur ein geheiligtes, einer anberen Welt angehorenbes, bie unsere nur von Zeit zu Zeit besuchenbes Wesen Halten, welches mit ben Gottern in genauem Verkehr stehe. Die Mythologie ber Singalesen fibertrisst an phantastischer Geschmacklo- figkeit biejenige ber Hinbus um ein Bebeutenbes; eS er- forberl viele Gebulb, auch nur ben Abrih beS Gewebes von religiofem Unstnn zu lefen, welchen Davy mitge- theilt hat. Schlangen spielen in biesen Glauben eine groheRolle, unb bahermag es nicht zu verwunbern sein, wenn bie in bubbhistischen Tempeln Cehlon's gepflegten unb mit Zucker unb Milch gefutterten Brillenschlangen so zahm werben, bah sie wie anbere Hausthiere auf ge- wisse Zeichen herbeikommen unb ihre Nahrung aus ber barreichenben Hanb in Empfang nehmen. UebrigenS vermsgen bieselben, in gewohnlicher Gefangenschaft ge- Halten, Monate lang zu Hungern. Nach Europa finb fie noch nicht lebenb gebracht worben, benn geringe Temperaturen finb ihnen schnell tobtlich. Ihre Bente tdbten fie, wie alle Giftschlangen, nicht burch Umschnfi- rung, sonbern burch einen Bih, unb niemals verschlin- gen fie bas Opfer eher, als nach voller Wirkung beS GifteS, welches kleinere Sfingethiere unb Vogel in 10 —15 Minuten, grohe Hunbe in 1 —1% Stunbe, Menschen in 2—4 Stunben fast unfehlbar tobtet. Man finbet bie gewohnliche Brillenschlange in ganz Subasien, vom Fuhe ber Himalaia bis Java unb von Malabar biS nach ben Philippinen. Sie ist bie grohte ihrer Gattung unb scheint in mehrere Farbenvarietaten zu zerfallen, benn in Ceylon unterscheibet man zwischen einer Hellgefarbten, bie einer hsheren Kaste angehbren soll, unb einer mehr bunkeln, niebrigeren Herkommens. Auf Java giebt eS eine beinahe schwarze Spielart, wel- che nur im Jugenbalter bie erwhhnte charakteristische Zeichnung bes Hinterhalses besitzt. Die gewohnliche ist braun, balb ganz gleichformig, balb burch schmale, schiefgestellte Binben unterbrochen. Bon ben auf Java unb Sumatra beobachteten Brillenschlangen steht fest, bah fie fich vorzuglich von Froschen nahren. 2. Di- afrikanisch- Schildvip-r. (Naja Haje.) Fig. 2263—2266. Den Alten war biese Schilbviper unter bem Namen Aspis bekannt; sie ist nicht allein mit ber sogenannten Cleopatra-Schlange ibentisch, sonbern auch ben alten Aegyptern heilig, minbestens ein Symbol gewesen, wel- ches sich auf vieten hieroglyphischen Denkmalern wieber- hott. Wie Geoffroy St. Hilaire bemerkte, mag fie alS Zeichen ber Wachsamkeit gebient, vielleicht sogar als Schutzerin ber Welt gegolten haben, benn immer finbet fie fich paarweis zu beiben Seiten einer Weltkugel auf ben Portalen ber Tempel bargestellt. Vielleicht trug bie Sitte, bie sie mit ber Brillenschlange theilt, sich mit bem Vorberleibe aufzurichten unb umher zu blicken, fo- balb irgenb etwas ihre Aufmerksamkeit erregt, zu jener Deutung bei. Allein fie genoh noch grohere Ehren, benn fie bezeichnete bie hochste Wurbe bes StaateS unb ziert bie Vorberseite ber Tiara fast aller Statuen alt- agyptischer Gotter unb Konige. Plinius spricht von ihr unb mengt, wie gewshnlich, Wahrheit mit Fabeln, inbem er versichert, bah bie Aspis, bie ihren Hals weit ausbehne unb Bisse versetze, gegen beren Wirkung allein unmittelbare Amputation bes GliebeS schutze, eine merk- wurbige Gattenliebe auhere, inbem nicht nur Mannchen unb Weibchen einanber entschlossen vertheibigen, sonbern auch ber fiberlebenbe Theil bes Paares bes anberen Tob wuthenb zu rachen suche, ben Mbrber beS Genossen aus bem bicksten Bolkshaufen heraussinbe, ihn verfolge unb ficherlich ergreife, wenn er nicht jenseitS eines raschstro- menben Flusses Rettung finbe. Er setzt Hinzu, bah bie seitliche Stellung bes Auges bie AspiS Hinbere, gerabe aus zu sehen, unb bah sie baher Haufig von Entgegen- kommenben zertreten werbe. Eine Wiberlegung bes ersten TheileS ber Fabel scheint unnolhig; in Hinsicht beS zweiten ist zu bemerken, bah ungeachtet bes aller- bings seitlich angebrachten Auges bie Schilbvipern vor- warts zu sehen vermogen unb burch rasche Bewegung biese Fahigkeit auher Zweifel setzen. Die agyptische Schilbviper, bie sich als Art von ber eapischen bestimmt nicht unterscheibet, bewohnt besonberS bie Ritzen unb Lscher alter Trummern; wo', was in Aegypten felten, alte Baume ihre Wurzeln fiber ben Boben hin erstrecken, mag man immer bie Gegenwart beS Habscheh Nascher, wie bie Araber biese Schlange heihen, zu furchten Haven. Als Species unterscheibet sie fich von ber vorhergehenben inbischen Brillenschlange theils burch Mangel ber Zeich- nung auf bem Hinterhalse, theils burch viel weniger ausbehnbaren Hals unb mehr kegelformigen Kopf. Ihre Farbung ist je nach ber geographischen Breite unb bem Alter ben mannichfachsten Wechseln unterworfen. Bei ber Mehrzahl ist sie braunlich, mit untermischten balb bunkleren, balb helleren Flecken. Ueber bie in Subafrika vorkommenbe Barietat, bie beinahe von allen Reisenben als gewohnlich, jeboch sehr geffirchlet erwahnt wirb, verbankt man A. Smith umstanbliche Nachrichten. Sie erscheint in vielerlei Farbungen, von ber strohgel- ben bis zur purpurbraunen, unb bisweilen ist sogar an bemselben Jnbivibuum bie Oberseite von letzterer, bie Unterseite von ersterer Farbe. Junge finb gelblich, mit zwei rothbraunen Halsbanbern. Ein eigentlicher Artenunterschieb besteht nicht zwischen jenen zahlreichen Barietaten, in welche bie agyptische Schilbviper zerfallt. Einer sehr bunklen, im Jnneren ber Capeolonie leben- ben Spielart, ber Spuugh - slang ber Hollanbischen Bauern (Fig. 2265.), wirb bie Fahigkeit zugeschrieben, ihr Gift weit von sich auf ben Angreifer zu speien. Smith hat beobachtet, bah bie subafrikanischen Schilb- vipern, wenn fle gereizt, aber am Beihen verhinbert werben, Gift so reichlich absonbern, bah einzelne Tropfen von ben Zahnen Herabfallen; er erklart bie Fahigkeit ber Schlange, baS austretenbe Gift auf ben Feinb zu schleubern, fur eine Fabel. Die Colonisten sinb ber ent- gegengesetzten Meinung. Alle furchten bas Ausspeien bes Giftes, welches, zumal wenn ber Winb bieselbe Rich- tung hat, einige Fuh weit reichen soll, unb verstchern, bah bie geringste Menge, in baS Auge gelangenb, ge- fahrliche Entzunbungen veranlasse, bie mit Blinbheit enben konnen. Legt man auch solchen Fabeln kein Gewicht bei, so bleibt bie afrikanische Schilbviper ben- noch ein sehr furchtbares Thier. Vielfache traurige Veispiele haben bewiesen, bah bas Grausen, welches fie ben Colonisten einfloht, sehr wohl begrunbet sei, benn wenn auch ihr Bih ben Tob nicht unfehlbar herbeiffihrt, so zieht er boch lange bauernbe, Hochst schmerzliche unb bebenkliche Folgen nach flch. Sie ist wilb unb kuhn, wibersetzt sich bem Angreifer nicht allein mit auherstem Grimm, sonbern verwanbelt bie Vertheibigung in einen Angriff, ber bei ihrer Gewanbtheit viel BebenklicheS Hat, unb siieht niemals. Haufig steigt sie auf ®åume unb geht wohl auch freiwillig in bas Wasser, in welchem fie sich nur langsam, unb ohne je ben Kopf unterzutauchen, bewegt. Im Zorne behnt sie ben Hals nach ben Seiten Hin zur ovalen Scheibe aus unb gleicht bann, vom Mangel ber Zeichnung abgesehen, ben inbischen Brillen- schlangen. Kleinen Saugethieren, Vogeln unb ihren Eiern unb Jungen stellen fie lieber auf Vaumen als an ebener @rbe nach. Alte Jnbivibnen messen 3 —3% Fuh. XII. Felsschlange. (Bungarus.) Gattungscharakter.'Kopf kurz, mit grohen Schilbern bekleibet, nach hinten wenig abgesetzt, weniger breit als bei anberen Giftschlangen. Grohe, sechSeckige Schilbschuppen auf ber erhabenen Ruckenfirste. Bauch- schilber einfach, Schwanzschilber paarig. 1. Tie geringelte Felsschlange. (Bungarus annularis.) Fig. 2267. Die Felsschlangen fihneln burch Umriffe beS Kor- pers ben Schilbvipern, ubertreffen biese jeboch bebentenb an Grohe, inbem bie bekannten Arten 6—8 Fuh lang Werben. Sie bewohnen baS Festlanb von Jnbien, Cey- lon unb bie Sunbainseln unb gehoren barum zu ben ge- fahrlichsten Giftschlangen jener Lanber, weil ihr Aeuhe- res minber wiberlich unb Verbacht erregenb ist als bei ber Mehrzahl ihrer furchtbaren Verwanbten, von wel- chen fie auch burch dunte Farbung abweichen, inbem fie auf Hellgelbem Grunde schwarze, bisweilen in Blau schillernbe Ringe tragen. Zum Wohnorte ziehen sie felsige Bergwalber ben bewalbeten Nieberungen vor. Man erklart fie fur auherorbentlich giftig unb behaup- tet, bah gebissene Menschen hochst felten mit bem Leben entkommen, mehrentheils sogar in ben ersten Stunben nach ber Verwunbung sterben sollen. Das Vorkommen einer bunkelblauen Sårbung an ber einen Art (B. coe- ruleus) bilbet, obgleich es nicht uber bie Korperringe Hinausgeht, eine seltene Ausnahme von ber oben er- Wahnten Thatsache, bah Schlangen, wenn auch noch so bunt, boch niemals vollig blau sinb. Die geringelte Felsschlange wirb gegen 8 Fuh lang, hat einen sehr bicken, stumpfen, obenher scharf gekielten Schwanz, auf bem Kopfe zwei unter einent spitzigen Win kel fich ver- binbenbe, schwarze Streifen, um ben gelben Rumpf eine Zahl breiter, ganz herumreichenber, schwarzer Ringe. Zweite Familie. Vipern. Kopf hinten sehr breit unb stark abgesetzt, schuppig ober mit kleinen unb unregelmahigen Schilbern bebeckt; Pupille langlich, senkrecht; Oberkiefer mit Giftzfihnen, ohne irgenb anbere, unburchbohrte Zahne. Keine Gru- ben zwischen Auge unb ^asenloch. Schwanz kurz, runblich, untenher mit paarigen Schilbern. XIII. Biper. (Vipera.) Gattungscharakter bemjenigen ber Familie, entsprechenb. 1. Die g-m-in- Viper. (Vipera berus.) Sig, 2243. a. 2268 - 2270. Obgleich bie Vipern in Tracht unb Lebensweise sehr genau fibereinkommen, so bieten sie boch einen fiuheren Unterschieb, ber, wenn auch fur bie Lebensbeziehungen des Thieres von keiner Bebeutung, ben Systematikern willkommen gewesen ist, um Abtheilungen ber eden nicht artenreichen Gattung zu begrunben. Bei einer Gruppe namlich fiberziehen kleine Schilber ben Vorberkopf (Fig. 2268.), bei anberen finben sich nur kleine, theil- weis fast kornige Schuppen. Zur ersteren gehort bie einzige in Deutschlanb gemeinere Giftschlange, bie Vi- per ober Kreuzotter, bie felten tånger als zwei Fuh unb etwa 1 Zoll bick wirb, aber burch ihre Korpergestalt bem oben entworfenen Bilbe ber Giftschlangen, wenn auch im Kleinen, ziemlich vollkommen entspricht, zwi- schen ben Augen brei kleine Sternschilber hat, im Gan- zen gran unb entlang bem Rficken mit einem schwarzen Zickzackbanbe gezeichnet ist, welches aus unregelmahigen, burch gleichbreite Streifen verbunbenen Flecken besteht. ES giebt einige gerabe nicht auffallige Varietfiten, bei welchen jene Flecke verbunben stehen. Bechstein be- merkte bereits vor vielen Jahren, bah bas Geschlecht eine Ungleichheit ber Farbung nach fich ziehe, unb Lenz Hat Farbenveranberungen nachgewiefen, welche, von ber Jahreszeit abhfingig, im Mannchen sich anbers zeigen alS im Weibchen. Diese unterliegen ber Farbenanbe- rung fiberhaupt mehr als jene, finb minber bunkel unb mehr brfiunlich als grau gefarbt, werben gegen Enbe bes zweiten Lebensjahres beinahe zimmetbraun, im 8 *