Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Schlangen.
Lurche oder Aeptilien.
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bie schwersten Proben gestellt worden und haben sich nie-
mals betrogen. Lane meint, bah fle burch Sinnen-
fcharfe, burch Geruch ober Gehor bie Anwesenheit von
Schlangen erkennen, unb bah bei einiger Uebung bie
verwunberten Zuschauer baffelbe leisten wfirben, zumal
wenn fie, statt burch taschenspielenbes Nedenwerk fich
irre leiten zu lasten, ihre Aufmerksamkeit auf Wesentli-
ches allein richteten. Johnson geht noch weiter, wenn
er, obgleich wohl mit Unrecht, in bem Verfahren jener
Jnbier nichts AnbereS als einen Hanbgreislichen Betrug
fieht unb sogar bie aus ben Felsspalten Hervorgelockten
Schlangen fur zahme erklart, bie man vor bem Versnche
bort versteckt habe. In Ceylon tåbtet kein Eingeborener
eine Brillenschlange, inbem fie biese fur ein geheiligtes,
einer anberen Welt angehorenbes, bie unsere nur von
Zeit zu Zeit besuchenbes Wesen Halten, welches mit ben
Gottern in genauem Verkehr stehe. Die Mythologie
ber Singalesen fibertrisst an phantastischer Geschmacklo-
figkeit biejenige ber Hinbus um ein Bebeutenbes; eS er-
forberl viele Gebulb, auch nur ben Abrih beS Gewebes
von religiofem Unstnn zu lefen, welchen Davy mitge-
theilt hat. Schlangen spielen in biesen Glauben eine
groheRolle, unb bahermag es nicht zu verwunbern sein,
wenn bie in bubbhistischen Tempeln Cehlon's gepflegten
unb mit Zucker unb Milch gefutterten Brillenschlangen
so zahm werben, bah sie wie anbere Hausthiere auf ge-
wisse Zeichen herbeikommen unb ihre Nahrung aus ber
barreichenben Hanb in Empfang nehmen. UebrigenS
vermsgen bieselben, in gewohnlicher Gefangenschaft ge-
Halten, Monate lang zu Hungern. Nach Europa finb
fie noch nicht lebenb gebracht worben, benn geringe
Temperaturen finb ihnen schnell tobtlich. Ihre Bente
tdbten fie, wie alle Giftschlangen, nicht burch Umschnfi-
rung, sonbern burch einen Bih, unb niemals verschlin-
gen fie bas Opfer eher, als nach voller Wirkung beS
GifteS, welches kleinere Sfingethiere unb Vogel in
10 —15 Minuten, grohe Hunbe in 1 —1% Stunbe,
Menschen in 2—4 Stunben fast unfehlbar tobtet.
Man finbet bie gewohnliche Brillenschlange in ganz
Subasien, vom Fuhe ber Himalaia bis Java unb von
Malabar biS nach ben Philippinen. Sie ist bie grohte
ihrer Gattung unb scheint in mehrere Farbenvarietaten
zu zerfallen, benn in Ceylon unterscheibet man zwischen
einer Hellgefarbten, bie einer hsheren Kaste angehbren
soll, unb einer mehr bunkeln, niebrigeren Herkommens.
Auf Java giebt eS eine beinahe schwarze Spielart, wel-
che nur im Jugenbalter bie erwhhnte charakteristische
Zeichnung bes Hinterhalses besitzt. Die gewohnliche
ist braun, balb ganz gleichformig, balb burch schmale,
schiefgestellte Binben unterbrochen. Bon ben auf Java
unb Sumatra beobachteten Brillenschlangen steht fest,
bah fie fich vorzuglich von Froschen nahren.
2. Di- afrikanisch- Schildvip-r. (Naja Haje.) Fig. 2263—2266.
Den Alten war biese Schilbviper unter bem Namen
Aspis bekannt; sie ist nicht allein mit ber sogenannten
Cleopatra-Schlange ibentisch, sonbern auch ben alten
Aegyptern heilig, minbestens ein Symbol gewesen, wel-
ches sich auf vieten hieroglyphischen Denkmalern wieber-
hott. Wie Geoffroy St. Hilaire bemerkte, mag fie alS
Zeichen ber Wachsamkeit gebient, vielleicht sogar als
Schutzerin ber Welt gegolten haben, benn immer finbet
fie fich paarweis zu beiben Seiten einer Weltkugel auf
ben Portalen ber Tempel bargestellt. Vielleicht trug
bie Sitte, bie sie mit ber Brillenschlange theilt, sich mit
bem Vorberleibe aufzurichten unb umher zu blicken, fo-
balb irgenb etwas ihre Aufmerksamkeit erregt, zu jener
Deutung bei. Allein fie genoh noch grohere Ehren,
benn fie bezeichnete bie hochste Wurbe bes StaateS unb
ziert bie Vorberseite ber Tiara fast aller Statuen alt-
agyptischer Gotter unb Konige. Plinius spricht von
ihr unb mengt, wie gewshnlich, Wahrheit mit Fabeln,
inbem er versichert, bah bie Aspis, bie ihren Hals weit
ausbehne unb Bisse versetze, gegen beren Wirkung allein
unmittelbare Amputation bes GliebeS schutze, eine merk-
wurbige Gattenliebe auhere, inbem nicht nur Mannchen
unb Weibchen einanber entschlossen vertheibigen, sonbern
auch ber fiberlebenbe Theil bes Paares bes anberen Tob
wuthenb zu rachen suche, ben Mbrber beS Genossen aus
bem bicksten Bolkshaufen heraussinbe, ihn verfolge unb
ficherlich ergreife, wenn er nicht jenseitS eines raschstro-
menben Flusses Rettung finbe. Er setzt Hinzu, bah bie
seitliche Stellung bes Auges bie AspiS Hinbere, gerabe
aus zu sehen, unb bah sie baher Haufig von Entgegen-
kommenben zertreten werbe. Eine Wiberlegung bes
ersten TheileS ber Fabel scheint unnolhig; in Hinsicht
beS zweiten ist zu bemerken, bah ungeachtet bes aller-
bings seitlich angebrachten Auges bie Schilbvipern vor-
warts zu sehen vermogen unb burch rasche Bewegung
biese Fahigkeit auher Zweifel setzen. Die agyptische
Schilbviper, bie sich als Art von ber eapischen bestimmt
nicht unterscheibet, bewohnt besonberS bie Ritzen unb
Lscher alter Trummern; wo', was in Aegypten felten,
alte Baume ihre Wurzeln fiber ben Boben hin erstrecken,
mag man immer bie Gegenwart beS Habscheh Nascher,
wie bie Araber biese Schlange heihen, zu furchten Haven.
Als Species unterscheibet sie fich von ber vorhergehenben
inbischen Brillenschlange theils burch Mangel ber Zeich-
nung auf bem Hinterhalse, theils burch viel weniger
ausbehnbaren Hals unb mehr kegelformigen Kopf.
Ihre Farbung ist je nach ber geographischen Breite unb
bem Alter ben mannichfachsten Wechseln unterworfen.
Bei ber Mehrzahl ist sie braunlich, mit untermischten
balb bunkleren, balb helleren Flecken. Ueber bie in
Subafrika vorkommenbe Barietat, bie beinahe von allen
Reisenben als gewohnlich, jeboch sehr geffirchlet erwahnt
wirb, verbankt man A. Smith umstanbliche Nachrichten.
Sie erscheint in vielerlei Farbungen, von ber strohgel-
ben bis zur purpurbraunen, unb bisweilen ist sogar an
bemselben Jnbivibuum bie Oberseite von letzterer, bie
Unterseite von ersterer Farbe. Junge finb gelblich,
mit zwei rothbraunen Halsbanbern. Ein eigentlicher
Artenunterschieb besteht nicht zwischen jenen zahlreichen
Barietaten, in welche bie agyptische Schilbviper zerfallt.
Einer sehr bunklen, im Jnneren ber Capeolonie leben-
ben Spielart, ber Spuugh - slang ber Hollanbischen
Bauern (Fig. 2265.), wirb bie Fahigkeit zugeschrieben,
ihr Gift weit von sich auf ben Angreifer zu speien.
Smith hat beobachtet, bah bie subafrikanischen Schilb-
vipern, wenn fle gereizt, aber am Beihen verhinbert
werben, Gift so reichlich absonbern, bah einzelne Tropfen
von ben Zahnen Herabfallen; er erklart bie Fahigkeit
ber Schlange, baS austretenbe Gift auf ben Feinb zu
schleubern, fur eine Fabel. Die Colonisten sinb ber ent-
gegengesetzten Meinung. Alle furchten bas Ausspeien
bes Giftes, welches, zumal wenn ber Winb bieselbe Rich-
tung hat, einige Fuh weit reichen soll, unb verstchern,
bah bie geringste Menge, in baS Auge gelangenb, ge-
fahrliche Entzunbungen veranlasse, bie mit Blinbheit
enben konnen. Legt man auch solchen Fabeln kein
Gewicht bei, so bleibt bie afrikanische Schilbviper ben-
noch ein sehr furchtbares Thier. Vielfache traurige
Veispiele haben bewiesen, bah bas Grausen, welches fie
ben Colonisten einfloht, sehr wohl begrunbet sei, benn
wenn auch ihr Bih ben Tob nicht unfehlbar herbeiffihrt,
so zieht er boch lange bauernbe, Hochst schmerzliche unb
bebenkliche Folgen nach flch. Sie ist wilb unb kuhn,
wibersetzt sich bem Angreifer nicht allein mit auherstem
Grimm, sonbern verwanbelt bie Vertheibigung in einen
Angriff, ber bei ihrer Gewanbtheit viel BebenklicheS Hat,
unb siieht niemals. Haufig steigt sie auf ®åume unb
geht wohl auch freiwillig in bas Wasser, in welchem fie
sich nur langsam, unb ohne je ben Kopf unterzutauchen,
bewegt. Im Zorne behnt sie ben Hals nach ben Seiten
Hin zur ovalen Scheibe aus unb gleicht bann, vom
Mangel ber Zeichnung abgesehen, ben inbischen Brillen-
schlangen. Kleinen Saugethieren, Vogeln unb ihren
Eiern unb Jungen stellen fie lieber auf Vaumen als an
ebener @rbe nach. Alte Jnbivibnen messen 3 —3% Fuh.
XII. Felsschlange. (Bungarus.)
Gattungscharakter.'Kopf kurz, mit grohen
Schilbern bekleibet, nach hinten wenig abgesetzt, weniger
breit als bei anberen Giftschlangen. Grohe, sechSeckige
Schilbschuppen auf ber erhabenen Ruckenfirste. Bauch-
schilber einfach, Schwanzschilber paarig.
1. Tie geringelte Felsschlange. (Bungarus annularis.) Fig. 2267.
Die Felsschlangen fihneln burch Umriffe beS Kor-
pers ben Schilbvipern, ubertreffen biese jeboch bebentenb
an Grohe, inbem bie bekannten Arten 6—8 Fuh lang
Werben. Sie bewohnen baS Festlanb von Jnbien, Cey-
lon unb bie Sunbainseln unb gehoren barum zu ben ge-
fahrlichsten Giftschlangen jener Lanber, weil ihr Aeuhe-
res minber wiberlich unb Verbacht erregenb ist als bei
ber Mehrzahl ihrer furchtbaren Verwanbten, von wel-
chen fie auch burch dunte Farbung abweichen, inbem fie
auf Hellgelbem Grunde schwarze, bisweilen in Blau
schillernbe Ringe tragen. Zum Wohnorte ziehen sie
felsige Bergwalber ben bewalbeten Nieberungen vor.
Man erklart fie fur auherorbentlich giftig unb behaup-
tet, bah gebissene Menschen hochst felten mit bem Leben
entkommen, mehrentheils sogar in ben ersten Stunben
nach ber Verwunbung sterben sollen. Das Vorkommen
einer bunkelblauen Sårbung an ber einen Art (B. coe-
ruleus) bilbet, obgleich es nicht uber bie Korperringe
Hinausgeht, eine seltene Ausnahme von ber oben er-
Wahnten Thatsache, bah Schlangen, wenn auch noch so
bunt, boch niemals vollig blau sinb. Die geringelte
Felsschlange wirb gegen 8 Fuh lang, hat einen sehr
bicken, stumpfen, obenher scharf gekielten Schwanz, auf
bem Kopfe zwei unter einent spitzigen Win kel fich ver-
binbenbe, schwarze Streifen, um ben gelben Rumpf eine
Zahl breiter, ganz herumreichenber, schwarzer Ringe.
Zweite Familie.
Vipern.
Kopf hinten sehr breit unb stark abgesetzt, schuppig
ober mit kleinen unb unregelmahigen Schilbern bebeckt;
Pupille langlich, senkrecht; Oberkiefer mit Giftzfihnen,
ohne irgenb anbere, unburchbohrte Zahne. Keine Gru-
ben zwischen Auge unb ^asenloch. Schwanz kurz,
runblich, untenher mit paarigen Schilbern.
XIII. Biper. (Vipera.)
Gattungscharakter bemjenigen ber Familie,
entsprechenb.
1. Die g-m-in- Viper. (Vipera berus.) Sig, 2243. a. 2268 - 2270.
Obgleich bie Vipern in Tracht unb Lebensweise sehr
genau fibereinkommen, so bieten sie boch einen fiuheren
Unterschieb, ber, wenn auch fur bie Lebensbeziehungen
des Thieres von keiner Bebeutung, ben Systematikern
willkommen gewesen ist, um Abtheilungen ber eden nicht
artenreichen Gattung zu begrunben. Bei einer Gruppe
namlich fiberziehen kleine Schilber ben Vorberkopf
(Fig. 2268.), bei anberen finben sich nur kleine, theil-
weis fast kornige Schuppen. Zur ersteren gehort bie
einzige in Deutschlanb gemeinere Giftschlange, bie Vi-
per ober Kreuzotter, bie felten tånger als zwei Fuh unb
etwa 1 Zoll bick wirb, aber burch ihre Korpergestalt
bem oben entworfenen Bilbe ber Giftschlangen, wenn
auch im Kleinen, ziemlich vollkommen entspricht, zwi-
schen ben Augen brei kleine Sternschilber hat, im Gan-
zen gran unb entlang bem Rficken mit einem schwarzen
Zickzackbanbe gezeichnet ist, welches aus unregelmahigen,
burch gleichbreite Streifen verbunbenen Flecken besteht.
ES giebt einige gerabe nicht auffallige Varietfiten, bei
welchen jene Flecke verbunben stehen. Bechstein be-
merkte bereits vor vielen Jahren, bah bas Geschlecht
eine Ungleichheit ber Farbung nach fich ziehe, unb Lenz
Hat Farbenveranberungen nachgewiefen, welche, von ber
Jahreszeit abhfingig, im Mannchen sich anbers zeigen
alS im Weibchen. Diese unterliegen ber Farbenanbe-
rung fiberhaupt mehr als jene, finb minber bunkel unb
mehr brfiunlich als grau gefarbt, werben gegen Enbe
bes zweiten Lebensjahres beinahe zimmetbraun, im
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