ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

Mit 492 Ubbildungen

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Side af 166 Forrige Næste
62 £urd) c oderNep1 i 1 ie n. Zmeite Ordnung. reiferen Alter sehr dunkel graubraun, mit schwarzmar- morirtem Bauch und Weihlichen Sippen und haben nach Umstanben falbe oder hochrothe JriS. Wie alle Gat- tungSverwanbte bewohnt die gemeine vom mittleren Schweben bis nach Oberitalien, vom Ural bis nach Spanien verbreitete Viper niemalS sumpfige und schat- tige Nieberungen, sondern nur trockene, hbher gelegene Walber oder offene, sanbige, mit niederem Gestrupp be- deckte Abhange. Sie ist daher vorzugsweis zu furchten zwischen Heidelbeergestrauche, zwischen Anflug junger Birken und an den mit isl^ndischem Moose bewachse- nen Orten felsiger, aber nicht ganz unfruchtbarer Berg- seiten. Meistens lebt fie einsam, ost liegt fie regungsloS zusammengerollt auf einem von der Sonne durchwLrm- ten Steine, andere Male wohl auch unter den erwahn- ten Pstanzen verborgen. So faul fie im gewohnlichen Zustande fich betragt, so kann fie durch abfichtliche Rei- zung zur plotzlichen Wuth aufgestachelt werden und beiht dann ohne ein warnendeS Zeichen. Als die ein- zige ihrer gefahrlichen Sippschaft wird fie zwar in Deutschland sehr gefurchtet, indefsen entspricht gluckli- cherwetse ihre Giftigkeit nicht dem meitverbreiteten Glau- ben. Einmal ist sie keineswegs sehr hsiufig, benn in mancher umfangreichen Provinz kennt man sie kaum, und anderseits stirbt hochst felten Jemand an einem von ihr erhaltenen Bisse. Jhr Giftzahn dringt bei seiner Kurze kaum eine Linie ties ein, und bei der Kleinheit des Kopfes und der Giftbrusen ist die Menge deS uber« getragenen Giftes so gering, bah ein sehr unglucklicher Zufall, vielleicht die Verletzung eines oberflachlichen Gefahes, besondere Reizbarkeit, Kranklichkeit oder sehr jugendlicheS Alter dazu gehoren, Wenn der Gebissene in ernste Gefahr gerathen soll. Kleine, Warmblutige Wirbelthiere sterben schnell nach einem Viperbifse, Msiuse fast im Augenblicke, Sperlinge und ahnliche Vs- gel nach einigett Minuten ; kaltblutige Wirbelthiere scheinen durch denselben sehr wenig zu leiden und Wir- bellose, wie Schnecken und Blutegel, ihn gar nicht zu beachten. Gegen Fische haben Vipern einen offenba- ren Widerwillen, vermeiden sie zu beihen, auch wenn fie hingeworfen und zur Austeizung gebraucht worden sind, beihen fich gegenseitig kaum in blindester Wuth und allezeit ohne tobtliche Wirkung. Ueber die Ein- wirkung des Vipernbiffes stellte der fleihige Lenz viele und stnnreiche Versuche an, die Dafselbe beweisen , was schon fruher Fontana und Nedi, die freilich der weit gistigeren italienischen Viper (V. Redi) sich bedienten, ergrundet haben. Wie alle Wahre Giftschlangen be- machtigt fich die Viper niemals durch rustige Versol- gung ihrer Beute; sie liegt ruhig da und wartet, bis Zufall oder eigene Unvorfichtigkeit ein kleines Thier in ihren Bereich bringen, welches nach Empfang des Bis- ses zu fliehen vergiht, stirbt und langsam verschlungen wird. Haufiger noch als andere Schlangen scheinen sich Vipern an allzugrohe Bissen zu wagen, benn gerabe fie liefern am Ersten ben Sammlungen Beweise von ber Gefrahigkeit, bie baS Zerreihen ber Kiefern, baS Auf- platzen bes Leibes herbeifuhrt. Nachbem im Fruhjahre in kurzen Zwischenraumen zwei Hsiutungen einanber gefolgt, treten bie Paare zusammen; spater, bis Septem- ber, folgen noch zwei bis brei Hautungen. Die 12—20 Eier haben einige Hautige Schale, reihen aber schon im Leibe ber Mutter, so bah bie vollig ausgebilbeten, sogar mit Spuren von GiftzLhnen versehenen, 4—5 Zoll langen Jungen vollig enthullt zur Welt kommen. Der Winter wirb unter Steinhaufen, in Lochern alten Ge- mauerS, unter Baumwurzeln, in Maulwurfslochern unb ahnlichen Schlupfwinkeln verbracht, in welche ber Frost nicht einbringt. Ein Winterschlaf tritt allerbingS ein, boch nie in Gestalt vollkommener Lethargie, ber.n ge- ringe Erhohung ber Suheren Temperatur ober starke Storungen bringen Vipern leicht zum Erwachen. Nicht sekten liegen mehrere in einen Knaul zusammengewun- ben in bemselben Loche. Dah bie debrohten Jungen ber Mutter in ben Rachen kriechen unb bort Sicherheit finben, ist trotz ber vielfachsten Wieberholung unb zahl- reicher Aussagen eine Fabel. Ein anberer uralter Aberglaube schreibt ben Vipern mebieinische Krafte zu. Nicht allein glaubte man, bah bie aus ihnen gewonnene Fleischbruhe bie Auszehrung heile, sonbern man erklarte bie Vipernkopfe fur einen wichtigen Bestanbtheil bes Theriak, eines wunberlichen Gemisches ber verschieben- artigsten Stoffe, welches unter Nero vom eretischen Arzte Anbromachus erfunben unb im Mittelalter in allen grohen Stabten Europa'S unter offentlichen Feier- lichkeiten verfertigt warb. Hentzntage bereitet man ben Theriak nur in einigen italienischen Stabten; in Neapel steht eine von ber Regiernng angelegte Fabrik unter Aufsicht beS beruhmten unb um bie Kenntnih nie- berer Seethiere sehr verbienten Delle Chiaje. Sie verbraucht alljahrlich mehrere Tausenbe von Vipern, zumal ber um Neapel gemeinen Aspis (V. Aspis), wel- che von besonberS eingeubten Schlangenfangern in Kor- ben lebenb herbeigebracht werben. Siebolb erzahlt, bah man in China unb Japan eine Art von Theriak Haufig anwenbe, unb bah man auf ben Jnseln Liu-kiu aus einer giftigen Seeschlange (Hydrophis colubrina) Heilmittel berette. In Deutschland hat man glucklicher- weise die Zeiten hinter sich, in welchen dergleichen Stoffen eine Heilkraft beigemessen ward, welche sie naturgemah nicht besitzen konnen. 2. Die dg^ytif^e Hornviper. (Vipera Cerastes.) 8ig. 2271. 2272. Die Abtrennung der Hornvipern von den ubrigen Vipern und ihre Erhebung zu einer besonderen Gattung ist nicht zu rechtfertigen, indem sie allein auf Beruckfich- tigung eines Paares kleiner, spitziger, oberhalb der Au- gen entspringenden Horner beruht. Diese haben burch- auS kein wiffenschaftlicheS Interesse, indem fie in der Lebensweise jener Vipern nichtS andern und nur auS einer besonders stark entwickelten, am Rande eingeschnit- tenen Schuppe bestehen. Dem Volke find fie Hingegen seit den filtenen Zeiten alS etwas sehr Merkwurdiges erschienen und galten stets als Anzeichen gewiffer ver- borgener Eigenschasten. Hornvipern unterscheiden fich aber in keiner wesentlichen anheren oder inneren Bezie- Hung von den ubrigen Vipern. Die figyptische Horn- viper bewohnt die grohen sonnenverbrannten Sand- wusten des nbrdlichen Asrika, von der Kuste bis Darfur und Senegal. Sie tragt die Farbe ihrer Aufenthalts- orte unb gleicht bem pflanzenlosen Boben, inbem fie obenher bleichgelb, stellenweis graubraun unb mit 5—6 Reihen etwas bunklerer, nicht beutlicher Flecken gezeichnet ist. Die Schwanzspitze ist haufig schwarz. Die Lfinge betragt lVs — 2 Fuh. Den Alten war biese Schlange wohl bekannt; bie alten Aegypter bilbeten fie auf ihren Denkmalern haufig ab, unb Herobot meint fie unverkennbar, wenn er von Schlangen spricht, bie in ber Gegenb von Theben fur geheiligt galten, bem Menschen nie Schaben thaien, zwei Horner trugen, geringe Grohe erreichten unb im Tempel bes Ammon begraben tourben. Dah bie Priester burch sorgfaltigeS Ansziehen ber Giftzahne fle unschablich gemacht Hatten, versteht fich von selbst. Neuere Reisenbe beschreibeit fie als sehr geffihrlich, toeil fie, in ber Sonne baliegenb unb kaum unterscheibbar von bem Erbboben, nicht flieht, sonbern bem ungewarnt ihr nahe kommenben Wanberer einen Bih versetzt. Bruee erzahlt, fie liebe bie W^rme so sehr, bah fie aus Unvorficht in bie Erblocher gerieth, in welchen bie Begleiter jenes Reisenben Holzkohlen zubereiteten; er glaubt, bah allnachtlich 5—6 Stuck fich selbst verbrannten. Er setzt Hinzu, bah jebe Horn- viper eine im Verhaltnifse zu ihrer Korpergrohe unge- meine Menge von Gift, einen reichlichen Tropfen in jeber Druse, bewahre, unb bah eine gefangene burch Rei- zung bahin gebracht werben konnte, nach einanber 18 Tauben zu beihen, bie alle in ziemlich gleichen Zwi- schenrsiumen starben. Sie vermag mit groher Schnel- ligkeit fich vorwartS, ruckwartS unb seitwarts zu be- wegen unb fpringt sogar aus einiger Entfernung auf ihren Gegner, was minbestens Bruee beobachtet Haben will. Derselbe Reisenbe War Augenzeuge von ber Gleichgultigkeit, mit welcher agyptische Bezauberer bie Hornvipern behanbelten; er sah, bah ein Mann einen blutenben Bih an ber Hanb erhielt, ihn nicht achtete unb keinen Schaben erlitt, obgleich bieselbe Viper einen grohen Pelikan burch einen Bih nach breizehn Minuten tobtete. Noch einige anbere biesem Berichte zugefugte, schwer glaubliche Dinge rechtfertigen bie Vermuthung Cloquet's, bah Bruee fich habe burch geubte Gaukler betrugen lassen. Er scheint ubrigens sehr grohe Furcht vor ber Hornviper gehabt zu haben, benn er scheuete fich, ihre Giftwerkzeuge genau zu untersuchen, unb warnt, ehrlich genug, bie Leser, in seine Angaben uber jene Schlangen ein unbebingtes Vertrauen zu setzen. 3. Die sudafrikanische Hornviper. (Vipera caudalis.) Fig. 2273.2274. Die Kenntnih bieser zweiten Art von Hornviper verbankt man bem schon ost genannten A. Smith. Sie bewohnt trockene unb sanbige Gegenben unb verrsith bieselbe Faulheit unb Gleichgultigkeit gegen Gefahren, wie alle Gattungsverwanbte. Tagelang kann fie auf berselben Stelle ruhig bleiben, ohne Herbeikommenben auszuweichen, aber immer bereit, bie leiseste Beruhrung mit einem lebensgefahrlichen Bisse zu rachen. Vom plotzlichsten Zorne ergriffen bewegt fie fich mit vieler Schnelligkeit unb hangt an bem einmal gepackten Geg- ner mit so vieler Hartnackigkeit unb Kraft, bah meist einige Anstrengung erforbert wirb, um fie loSzumachen. Von ben Eingeborenen Subafrika'S wirb fie baher mehr gefurchtet als anbere Giftschlangen. Sie wirb nur 14 — 15 Zoll lang, Hat an bem ungemein kurzen Schwanze Schuppen, mit scharfen, abstehenben Spitzen (Fig. 2273.) unb ist obenher auf rothgelbem Grunbe mit allerlei braunen Zeichnungen unb Flecken geziert, am Bauche rothlich mit Perlmutterglanz. Ueber jebem Auge steht ein kurzeS Horn. 4. Die Effah-Viper. (Vipera Echis.) Fig. 2275. Das im alten Testamente vorkommenbe Wort Ephah ist ganz richtig mit Otter (in ber Vebeutung „Gift- schlange") ubersetzt worben, benn noch setzt bezeichnen bie Araber uber ganz Norbafrika mit bem Namen Effah eine Viper, bie sogar uber einen ansehnlichen Theil Sub- afienS verbreitet unb namentlich auf ber inbischen Halb- insel gemein ist. Sie bleibt ziemlich klein, hat einen kurzen, untenher mit einfachen Schilbern bekleibeten Schwanz, am Leibe stark gekielte Schuppen, br^unlich gelbe Oberseite, mit bunkeren Flecken, bie balb zusam- menfliehen unb eine Kette bilben, anbere Male gesonbert stehen unb uberhaupt auherorbentlich veranberlich finb. Die hier mitgetheilte Abbilbung ist auS Jackson's Werk uber Maroeeo eopirt, barf aber auf strenge naturhisto- rische Treue keinen Anspruch machen, wenn gleich fie von Riley, bem unglucklichen, aber unwiffenschastlichen Reisenben, geruhmt warb. Nach Jackson ist bie Effah- Viper in ber Wuste von Susa gemein unb Fuhgangern sehr gefahrlich. Sie soll fich in Erblochern aufhalten, im Zorne fich aufblsihen unb bann bie Luft sehr kraftig unb mit weithin Horbarem Gerausch auSstohen. 5. Die nngefleckte Viper. (Vipera inornata.) Fig. 2276. Ueber bie Sitten bieser in Subafrika Heimischen Vi- per weih man wenig; bas allenfalls Bekannte beweist bie genaue Verwanbtschaft mir ben anberen Arten ber Gattung. Smith erwahnt, bah bie Vipern unb eine ober zwei Arten von Giftnattern bie AnuLherung von Menschen ruhig erwarten, wahrenb bie anberen entweber fliehen ober eine vertheibigenbe Stellung annehmen. Von anberen Vipern unterscheibet stch jene burch Man- gel an Flecken auf ber einfach gelblich braunen Ober- flache; nur an ber schmutzig gelben Unterseite stehen braune Punkte bunn verstreuet. Die Lange betragt 14 Zoll.