Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Kchlangen.
Lurche oder Reptilien.
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XIV. Stachelschwauzschlattge. (Acanthophis.)
GattungScharakter: Kops mit verbreiterter,
abgerundcter Schnautze und vorstehenben Kiefernranbern,
obenher mit Schilbern bekleibet, ohne Grube zwischen
Auge und Nasenloch. Gestalt dunner als bei den Vi-
Pern. Schwanz an der Unterseite mit einfachen Schil-
dern (Fig. 2277.), in einen nach oben gekrummten Sta-
chel endend.
1. ®roton’3 Stcichklschwanzschlange. (Acanthophis Brownii.)
Fig. 2278.
Die Arten dieser klejnen Gattung bewohnen auS-
schliehlich Neuholland, gehoren bort zu den weitverbrei-
teten, zahlreichen und sehr gefurchteten Schlangen, find
unter dem Namen der braunen oder schwarzen Schlangen
bekannt, verweilen am Liebsten an sumpfigen Flustufern
und gehen auch in daS Wasser. Sie erreichendie Sånge von
4—5 Fuh und zeichnen fich durch Farbung eben nicht
aus. Ueber ihre Giftigkeit Hort man im Lande selbst
die verschiedensten Angaben. Die Eingeborenen, an
deren Glaubwurdigkeit manche englische Reisende, Wohl
mit Unrecht, stark zweifeln, behaupten, bah Niemand
am Bisse einer solchen Schlange sterbe, bah Gebiffene
hochstenS eine Zeit lang sich unwohl fuhlen und in tie-
fen Schlaf verfallen, allein auch ohne Heilmittel wieder
gesunden. Britische Colonisten verstchern Hingegen,
dah Straflinge bei dem Urbarmachen dichtverwachsener
Buschwalder nicht felten gebissen Worben und meist in-
nerhalb einer Viertelstunde an den Folgen gestorben
seien. Vor allen anderen wird die „Todesschlange"
(Death-adder der Colonisten) gefurchtet, die unfehlbar
zu der in Rede stehcnden Gattung gehort, allein den
Zoologen noch nicht bekannt ist. Die Ureinwohner find
der sonderbaren Meinung, datz fie mit der Harten, kegel-
formigen und nach oben juni Stachel ubergekrummten
Endschuppe des Schwanzes tsdtliche Munden beibringe.
Sie ist im Verhaltnisse zu ihrer Lange von 2 Fust un-
gemein dick, obenher graubraunlich, unten rbthlich, Hat
einen schwarzen Ruckenstreif und ward zuerst von Ben-
nett erwahnr. Alle Stachelschwanzschlangen gleichen
sich durch trages, stumpfes Wesen, gerathen aber durch
Reizung in Heftigen Zorn, eniwickeln dann vieleBehen-
digkeit und setzen sich muthig zur Wehr. Sie leben von
kleinen Saugethieren, Echsen und Jnsecten. Die nach
dem ersten Entdecker, dem beruhmten Botaniker Robert
Brown, gcnannte fletit, nach Cunningham's Verstche-
rung, die giftigste Schlange von Neufudwales dar und
failt vielleichr mit dem noch unbeschriebenen Unthiere
Bennetl'S zusammen. Die Abbildung ihres Kopfes
und Schwanzes (Fig. 2277.) erlSutert den Gattungs-
charakter. In der FLrbung scheint JahreSzeit, Ort,
Alter und Gejchlecht manche Verschiedenheiten zu ver-
anlassen, und moglicherweise Hat Schlegel Recht, wenn
er die drei oder vier unter besonderem Namen beschrie-
benen Stachelschwanzschlangen nur als Spielarten einer
Art anfieht. Gemeinlich ist das Mannchen schwarz-
braun und ungefleckt, das Meibchen Hell orangengelb;
die Lange betragt gegen 3 Fust. Cunningham erzahlt
ein Ereignist, welches eben so sehr die Lebenszahigkeit
als die hohe Giftigkeit dieser Schlange beweist. Ein
Jagdhund stoberte ein Parchen auf; das Meibchen ent-
kam in ein Erdloch, dem Mannchen hieb man den Kopf
ab. Ohngefahr zehn Minuten spater lief ein anderer
Hund im Revieren uber denselben Ort, empfing von dem
abgeschnittenen Kopfe einen Bitz und starb bald darauf
unter den furchtbarsten Zuckungeu.
2. Die gehornte Stachelschwanzschlange. (Acanthophis cerastinus.)
Fig. 2279.
Merrem, der erste Beschreiber, legte dieser Art ihren
noch geltenden shstematischen Namen bei, um die autzere
Aehnlichkeit mit der oben erwLhnten Hornviper anzu-
deuten. Sie ist allerdingS sehr kurz und dick und mistt
nur 13 — 14 Zoll, wovon 3 Zoll auf den Schwanz kom-
men, hat einen gebogenen, 2 Linien langen Schwanzsta-
chel, ist obenher auf blaulich grauem Grunde weihlich
quergeb^ndert, unten gelblich, auf dem Vorderkopfe mit
schwarzen Strichen, auf dem Hinterhaupte mit einem
weisten Streifen gezeichnet; oberhalb des Auges steht ein
Bundel kleiner, aufrechter Schuppen. In Neufudwales
ist sie nichts weniger als felten.
S. Ltsson'S Stachelschwanzschlange. (Acanthophis tortor.) Fig. 2280.
Dle abweichende Kopsbildung dieser Schlange recht-
fertigt die von Mehreren ausgesprochene Anficht, dast sie
zu der Gattung, zu welcher fie in der Regel gezahlt
wird, nicht gehore. Vermuthlich kommt Schlegel der
Wahrheit am Nachsten, wenn er sie zu den Schildvi-
pern stellt. Jhr fehlt nicht allein der Schwanzstachel,
sondern fie entfernt sich auch durch schone und lebhafte
Farbung von den unbezweifelt achten Arten der Gat-
tung, indeni sie obenher sammetschwarz und blauschil-
lernd, an den Seiten auf rosenrothem Grunde schwarz
gezeichnet, unten blastgelb ist. Selbst durch seitliche
Stellung der paarigen Giftzjhne weicht sie ab und
nsthert sich den Brillenschlangen. In Neufudwales ist
fie gemein und selbst in dem Unterholze um Port Jack-
son noch nicht ausgerottet. Die Kolonisten kennen sie
unter dem Namen der „schwarzen Schlange." Sie wird
gegen 3 Fuh lang.
XV. Klapperschlange. (Crotalus.)
Gattungscharakter: Kopf breit, eisormig oder
stumpf breieckig; zwischen den seitlichen Nasenlochern
und dem Auge eine tiefe, mit kleinen Schildern einge-
fastte Grube. Pupille vertical zugespitzt; im Oberkiefer
nur kurze Giftzahne. Schwanz unterhalb mit paarigen
Schildern, am Ende mit einer aus Hornringen bestehen-
den Klapper (Fig. 2281.).
Die nordamerikanische Klapperschlange. (Crotalus durissus.)
Fig. 2282.
Die Gattung Klapperschlange besteht nur aus weni-
gen Arten, uinfaht in Gemeinschaft mit den nahe ver-
Wandten Lanzenvipern (Trigonocephalus) die grostten
oller bekannten Giftschlangen und ist auf Amerika be-
schrankt. Sie besttzt eine eben so besondere Phystogno-
mie wie die Vipern, zeichnet sich au8 durch starke und
Kraft verrathende Formen, verhaltnistmahig kurzen und
runden Kopf, ziemlich dicke, gegen die Spitze hoch ge-
kielte Schuppen, stark zusammengedruckten Rumpf und
scharfkantige Ruckenlinie. Die eigentlich sogenannten
Klapperschlangen tragen auf vem Kopfe keine Schilder,
sondern Schuppen, wie manche Vipern, austerdem am
Schwanzende die bekannten Hornringe, welche ihnen
ihren Namen verschaffen. Die letzteren fehlen einer in
Subamerika heimischen, auf dem Kopfe mit Schildern
bekleideten Art, die nicht mit Unrecht von den meisten
neueren Herpetologen als eine besondere Gattung bil-
dend angesehen wird. Gleich den ubrigen Giftschlangen
gehen die Klapperschlangen nicht auf die Jagd, sondern
erwarten in einem Versteck ihre Bente und beisten nicht,'
ohne beleidigt zu seiu. Fur den Menschen ist eS ein
Gluck, dah fie im Vorzuge einsame, trockene und steinige
Orte bewohnen, wo eine sparsame oder Halbverdorrte
Vegetation allein fortkommt, der Mensch in der Regel
keine Geschafte Hat oder auch die Gefahr zur rechten
Zeit zu erkennen vermag. Fast mochte man glauben,
dah die Natur den Menschen selbst habe fichern Wollen,
indem sie jenen gefahrlichen Thieren ein Werkzeug gab,
durch welches fie den argloS Nahenden warnen, wider-
sprache dieser allerdingS frommen Anficht nicht der Um-
stand, dah die ungleich grohere Zahl anderer Giftschlan-
gen nicht nur nicht durch ein Gerausch, sondern nicht
einmal durch eine Bewegung ihre Gegenwart verra-
then. Die sogenannte Klapper besteht aus einer grohe-
ren oder geringeren Zahl von Hornartigen, etwas elasti-
schen, trockenen Korpern, welche die Gestalt eines leicht
zusammengedruckten hohlen Kegels (Fig. 2281. a) mit
drei ausweudig befindlichen Erhohungen haben; jeder
dieser uneigentlich so genannten Ringe nimmt in seine
Hohlung zwei der drei auheren Erhohungen des vorher-
geheuden Ringes auf (Durchschnitt Fig. 2281. b). Das
Endstuck gleicht in seiner Form dem darunter liegenden
letzten Schwanzwirbel. Da die Verbindung der einzel-
nen Glieder unter einander eine ziemlich lose ist, so be-
wegen und reiben sie fich gegeuseitig, sobald der Schwanz
geschuttelt wird, und bringen dadurch ein niehr schwir-
rendeS als klapperndes Gerausch hervor, welches indes-
sen bis auf 15 und sogar einige 20 Schritte, mindestens
bei ruhigem Wetter, gehort werden kann. Ueber den
BildungShergang dieses Organs ist man noch nicht im
Reinen, indessen durste er jedenfalls ziemlich kunstlich
sein und darauf beruhen, dah bei einer jedeSmaligen
Hautung eine auf dem letzten Schwanzwirbel gebildete,
besonders dicke Hautschicht ubergestulpt, aber nicht abge-
streift wird und ihre Gestalt empfangt, indem sie uber
die schon vorhandenen alteren Kegel oder Ringe Hinuber-
geschoben wird. Dah alljahrlich ein neuer Ring zu den
alten fich geselle, die Gesammtzahl derselben also mit
ziemlicher Mahrscheinlichkeit auf das Alter einer Klap-
perschlange schliehen lasse, weih in Nord- und Sudame-
rika Jedermann. Zm hoheren Alter scheint das Ende der
sogenannten Klapper entweder abzusterben oder verloren
zu gehen, benn es trifft sich nicht felten, bah bieseS Werk-
zeug an unverkennbar alteren Jnbivibuen aus weniger
Gliebern besteht als an weit jungeren. Die grohte
Zahl berselben, nSmlich 42, finbet sich auf einer Abbil-
bung Seba's, welcher vielleicht nicht unbebingt zu
tranen sein burfte, benn gegenivårtig trifft man keine
Klapperschlange mit niehr als 15 — 18 Schwanzringen.
Die gemeine ober norbamerikanische Klapperschlange
bewohnt einen sehr Weiten Bezirk; sie ist in ben letzten
Jahren im sublichen Theile von Ostfloriba, also in ber
Nsthe bes Wenbekreises augetroffen worben uub geht,
wie Kalm vor einem Jahrhunberte nachwieS, nsrblich
dis zum Champlain-See, inbessen nicht uber ben Lorenz-
fluh hinaus; in ben bewalbeten Bergen am Hudson und
Schuhllkill, also in der Mitte ubrigens stark bevslkerter
Gegenden, erlegt man alljahrlich einzelne, in dem Alle-
ghanpgebirge ist sie sehr gewohnlich, und Sah entdeckte
sie sogar am ostlichen Fuhe der Felsgebirge. Dah fie
auch in Merieo wohne, mag aus mauchen Grunden
bezweifelt werden. Ueber ihr Verhalten und ihre Ge-
schichte uberhaupt haben eine Menge von Reisenden und
Naturforschern Berichte erstattet, welche jedoch mit eini-
ger Vorsicht zu benutzen find, indem fie haufig neben
einigem Mahren die gewohnlichen aberglaubischen Ueber-
lieferungen und Uebertreibungen enthalten, die unter
dem Volke umlaufen. Kein besser Unterrichteter kann
z. B. an die Beschreibungen glauben, welche die Klap-
perschlange mit gleicher Leichtigkeit hohe Baume erstei-
gen oder uber breite Flusse schwimmen, Eichhornchen
rasch von Ast zu Ast verfolgen lassen, ihrem Gifte eine
Jahrhunderte nachhaltende Wirksamkeit zuschreiben, den
Schlund des Weibchens zum Schlupfwiukel der fliehen-
den Jungen machen und von der weithin reichenden
Zauberkraft reden, welcher sogar der Mensch nur mit
Schwierigkeit zu widerstehen Vermoge. Man kann,
ohne der Vollstanbigkeit des Bildes zu schaden, derglei-
chen altere Nachrichten mit Schtzeigen ubergehen, be-
sonders seit aufgeklarte Natursorscher, wie Sah, Audu-
bon u. A., ihre genauen Beobachtungen veroffentlicht
haben. Es geht aus einer Zufammenstellung derselben
hervor, dah die Klapperschlange, wie bie Mehrzahl ber
Giftschlangen, ein trageS, nur burch Reizung, freilich
auch burch unabfichtliche Beleibigung gefahrlich Werben-
beS Geschopf sei, bah fie nie zuerst angreife, ruhig ba
liege unb nur bei ernster Bebrohung fich in eine Spi-
rale zusammenrolle, auS beren Mittelpunkte Kopf unb
Schwanz emporgehalten werben, bieser, um zu warnen,
jener, um burch gerabe, aber schnelle AuSstreckung bes
LeibeS bem allzukuhnen Gegner einen Bih beizubringen.
Meistens weicht sie sogar bem Angriffe langsam fort-
kriechenb aus unb giebt fich schlimmsten Falles ein so
furchteinflohenbes Anseheu, bah nur ber Tollkuhnste eS
Wagen wirb, ihr mit unangemeffener Maffe nahe zu