ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Dritter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 150

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische

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Side af 166 Forrige Næste
64 Lurche oder Neptilien. Drille Grbnung. kommen. Dann plattet sie den Kops ab, dehnt bensel- ben durch Ausblåhung seitlich auS, offnet den Rachen und zeigt die langvorstehenden Giftzahne, wåhrenb der Korper unter dem Einflusse deS anhersten Zornes ab- wechselnd anschwillt und zusammensinkt. Dennoch mag man fle mit tuchtigen Steinwfirfen oder mit Stangen, die freilich 8—10 Fuh lang sein muffen, ohne eigene Gefahr erlegen, indem fie auf den Feind niemals los- gehl. In grohe Wuth gerathen, verbreitet ste einen ungemein ubeln Geruch, der entfernt an Ammonium erinnert und wesentlich einer salbenartigen Fenchlig- keit beiwohnt, welche von gewissen, um das Af- ter gelegene Drfisen bereitet wird. Dah sle, mie ver- fichert worden, aufgefundene todte VLgel sreffe, muh je- denfalls bezweifelt toerben, indem fie in der Gefangen- schaft, auch bei finherstern Hunger, solche Nahrung ver- schmåhi. Kleinen Saugethieren, Ratten und Måusen giebt fie den Vorzug vor Vogeln, versetzt ihnen einen Bih und erwartet dann in vollkommener RegungSlofigkeit die innerhalb einer oder ztoei Minuten unfehlbar eintre- tende tbdtliche Wirkung deS GifteS. Haufig angestellte Versuche haben betoiesen, bah eine MauS schon 30 Se- eunden nach empfangenem Biffe aufgeschwollen unter einigen Zuckungen stirbt. An Frssche und Kroten toagt fich die Klapperschlange niemals, fie scheint sogar vor den ersteren eine getoisse Furcht zu fuhlen, und mit AuSnahme der allerdingS sehr gistigen Mockafin- Schlange scheinen andere Schlangen vor ihr flcher zu sein. Ungeachtet ihrer Haufigkeit richtet sie in den Vereinigten Staaten nicht viel Ungluck an, benn theilS Verrålh sie fich selbst, theilS kennen bie Lanbleule bie Orte, bie fie gern besucht, gehen bort mit Vorstcht unb schreiten z. B. niemals uber einen liegenben Baumstamm, sonbern fiberspringen ober umgehen ihn, toeil an solchen Stellen bie Schlange fich gern aushalt. Auch ist ihr Bih bem Menschen nicht unbebingl tLbtlich; schnelle chirurgische Hfilfe toenbet in ber Regel ben schlimmsten AuSgang ab. Wenigstens leben Gebiffene mehrere Stunden unb gewahren baher ber firztlichen Behanblung einige Zeit. Auf keines ber zahllosen innerlich zu neh- menben Gegenmittel ist fibrigenS Vertrauen zu setzen, wie affe aufgeklarte norbamerikanische Aerzte bebauernb zugeben; wesentlich bestimmt toirb ber Erfolg ber åuher- lichen Behanblung burch bie Richtung, toelche ber Gifl- zahn genommen, benn ist er in einen stark muskulosen Theil gebrungen, so treten bie Zeichen ber Vergiftung weit langsamer unb unvollstanbiger ein alS bann, wenn an einem minber fleischigen Orte ein oberflachlicheS Blulgefah verletzt warb. Die im fernsten Westen ben Pelzthieren nachgehenben halbtoilben, aber kraftigen Jager befolgen jebenfaffs baS zweckmahigste, toenn gleich sehr rohe Mittel, inbem fie, nach Empfang eines Bisses, ohne frembe Hilfe abzutoarten, bie Stelle mit bem Jagb- meffer tief auSschneiben unb bie grohe Wunbe burch starke Mengen aufgeschfitteten Schiehpulvers wieberholt ausbrennen. Gesellig stnb bie Klapperschlangen nur im Winter; fie verbergen fich bann gemeinsam in Erblo- chern unb verfallen in einen gewhhnlichen, keineswegeS vollig lethargischen Schlaf, auS toelchem fie bei geringen Beranlassungen erwachen, finb fibrigenS nicht, wie bas Bolk glaudt, am Geffihrlichsten, toenn sie im Frfihjahre Hervorkommen, sonbern vielmehr zur Zeit ber stfirksten Sommerhitze. Die Paarung fafft auf bie ersten Lenz- monate, bie Zahl ber Jungen ist bebeutenb, unb biese Fruchtbarkeit erklart am Ersten bie noch immer grohe Haufigkeit von Klapperschlangen in alten unb bichtbe- bevolkerten Colonien, toie im ostlichen Pensylvanien, Neuyork u. s. w., wo Jebermann auf fie Jagb macht unb keiner bas Leben geschenkt toirb. Die Lange alter Jnbivibuen betragt 4—5Fuh, hochstenS 6 Fuh; Erem- plare von 8 Fuh Lange unb 9 Pfunb Gewicht, toie Ca- tesby in Carolina eine sah, gehsren zu ben seltensten Ungeheuern. Von ber mit ihr ost verwechselien unb ahnlichen sfibamerikanischen Klapperschlange (Crotalus horridus) unterscheibet fich bie norbamerikanische burch ein ober ztoei kleine Schilber auf ber Schnautze unb burch schwacher Hervortretenbe Kiele ber Schuppen. Sie ist obenher braungelb mit 20 — 24 unregelmfihigen, ge- zackten, stellenweiS zusammenfliehenben Binben, am Schtoanze ganz schwarz, am Bauche gelblich toeih, schtoarz gefleckt. Den Klapperschlagen burch KLrperform unb sogar Farbung fihnlich ist bie Gattung Lanzenviper (Tri- gonocephalus ober Lachesis), beren in Sfibamerika unb Westinbien allein Heimischen Arten einen beschuppten Kopf, allein keine Klapper haben. Sie halten fich, je nach ber Species, in ben Walbern auf, wie ber furcht- bare „Buschmeister" ber Hollfinbischen Colonisten in Surinam (Lachesis rhombeata), theilS auch an bfirren unb steinigen Orten, toie bie eigentlich sogenannte Lan- zenviper (Trigonocephalus lanceolatus), toelche auf Martinique unb ber nahen Jnsel S. Lucia eine unauS- rottbare, im fibrigen Westinbien unbekannte Lanbplage bilbet, toerben 7—8 Fuh lang unb fibertreffen an Gif- tigkeit — toahrscheinlich in Folge bes tropischen Kli- ma's ihrer Heimathen — bie Klapperschlangen um ein BebeutenbeS. Weit zornmfithiger als biese, vertheibigen ste fich nicht allein, sonbern gehen auf ben Angreifer loS, toarnen niemals burch irgenb eine Bewegung ben arg- los Vorfibergeheuben, steigen in ben Walbern bis auf bie Hochsten Baumgipfel, um bort bie Vogelnester zu erreichen, von welchen fie biStoeilen, bequem ansruhenb, Befitz nehmen, nachbem fie bie Bewohner verschlungen, lanern aber auch am Boben kleinen Nagethieren auf. In Sfibamerika giebt eS minbestenS brei beutlich ver- verschiebene Arten, bie fiber alle niebrigere Lanbstriche verbreitet finb, unb von welchen eine ziemlich hoch an bem sstlichen Abhange ber Anbeskette emporsteigt. UeberaK werben fie geffirchtet, benn ohne schleunige Hfilfe stirbt fast immer ber von ihnen Gebiffene. Spe- cifische Wirkung gegen bas Gift scheint allen Berichten nach bem frischen Safte eines kletternben StraucheS mit zusammengesetzten Blumen (Mikania Guaco) beizu- wohnen. Auf Martinique werben defonberS bie Zucker- rohrfelber burch bie oben erwahnte Lanzenviper unficher gemacht. Ihr fallen jahrlich mehrere Negersclaven al8 Opfer. Muthiger als alle anbere Giftschlangen, bie Schilbvipern ausgenommen, stfirzt fie auf Borfiberge- Henbe. Der burch Schristen bekannte Arzt, Moreau be Jonnes, rettete mit genauer Mfihe sein Leben, alS er, auf bem Gipfel bes 5000 Fuh hohen St. Petersberges auf Martinique fiuherst ermfibet ankommenb, von einer sener grohen Schlangen angefallen Warb. Der Ban ber Giftzahne verhalt fich ganz normal unb ist oben (S. 55. Fig. 2256.) erlåutert worben. Trotz beS Wi- berlichen ober auch Ffirchierlichen, waS eine Gistschlange auch nach bem Tobe fur bie meisten Menschen hat, wer- ben boch sowohl bie westinbischen als bie sfibamerikani- schen Arten, sene von ben Negern, biese von ben Jnbiern gern gegessen. Ihr weihes Fleisch soff nicht unschmack- hast sein. An Lange unb Ninfang fibertreffen fibrigenS bie Lanzenvipern, wenn sie ausgewachsen finb, bie Klap- perschlangen. Dritte Familie. Seeschlange n. Rumpf stark zusammengebrfickt, an ber Bauchseite mit Schuppen, seltener mit Schilbern bekleibet; kurzer, stark zusammengebrfickter, verticaler Ruberschwanz. Kops mit Schilbern; Nasenlocher nach oben geoffnet; Gistzåhne im Oberkiefer vor mehreren unburchbohrten Zahnen stehenb. Die Seeschlangen, beren Naturgeschichte noch sehr im Dunkeln liegt, unb bie meist in ben Meeren ber ostlichen Halbkugel unb innerhalb ber Wenbekreise vorkommen, finb offenbar ffir bas Wafferleben bestimmt. Entbehr- ten sie nicht Flossen, so wfirbe man fie auf ben ersten Blick leicht genug mit Aalen verwechseln konnen. 3r ber Thai kommen fie hochst felten, vielleicht nie an baS Lanb, finb besonberS zahlreich in ben breiten MeereSar- men zwischen grohen Archipeln, gehen aber nicht auf baS hohe Meer hinauS, benn bie bisweilen in groh- ter Ferne von jebem Lande angetroffenen finb offenbar burch Stfirme verfchlagen worben, ein Schicksal, welcheS bisweilen ganze Schwårme tressen kann. Die britifchen Colonisten von Neuseelanb tourben 1837 hschst unan- genehm fiberrafcht burch eine Menge solcher, ben See- fahrern als sehr giftig bekannten, inbischen Seeschlangen, bie inbeffen in kurzer Zeit ber nieberen Temperatur er- lagen unb verschtoanben. Die nåhere Kenntnih bieser Schlangen verbankt man ben Bemfihungen ber Natur- forscher innerhalb ber letzten Jahre. Man Hatte von ihnen zu Linné'S Zeiten noch keinen Begriff, kannte bis 1815 nur brei Arten, toåhrenb bie Zahl ber bis jetzt entbeckten unb beschriebenen auf 50 steigt, von welchen ettoa 20 im inbischen Ocean, 16 in ben mit MeereStoas- ser erffillten Canalen unb Graben bes sfibafiatischen Kfistenlanbes unb 6 an ahnlichen Orten in Sfibamerika leben. Dah einzelne Seeschlangen gelegentlich an baS Lanb kommen, ist zwar verfichert worben, inbeffen fehlt es hierfiber an glaubwfirbigen Beobachtungen. Ersah- rung lehrt vielmehr, bah alle auherhalb ihres eigentli- chen Elements nur kurze Zeit leben konnen, unb Ruffell bemerkt in feinem grohen Werke fiber bie inbischen Schlangen, bah bie in ben Flfiffen, weit oberhalb ihrer Mfinbungen, gelegentlich gesehenen Seeschlangen burch bie Fluth bahin gebracht werben unb im Sfihwaffer sehr balb sterben. Naturforscher verschaffen fich biesel- ben mit einiger Schivierigkeit, benn bie Fischer anhern vor ihnen eine sehr grohe unb wohlbegrfinbete Furcht unb suchen bie in ben Netzen heraufgezogenen so schnell als nioglich los zu werben. Sie gehoren in ben Samrn- lungen zu ben selteneren Reptilien unb bieten auch Hin- sichtlich ihrer Naturgeschichte ber Forschung ein sehr weiteS Felb. Schon ber Umstanb, bah bie meisten Arten nicht unrnittelbar an ber Kfiste mohnen, Hinbert bie Be- obachtung. Den Alten scheinen inbeffen einige, im ara- bischen unb perstschen Meerbusen lebenbe bekannt ge- wesen zu sein, bie jeboch mit ben Aalfischen beS MeereS verwechselt tourben. Allerbings haben sie mit biesen auf ben ersten Blick ziemlich viele Aehnlichkeit, schtoimmen mittelS berselben Art von Bewegungen unb enttoickeln gleiche Schnelligkeit. Jhre Grohe wechselt nach ber SpecieS; eS giebt einige, bie kauni langer als 2% Fuh toerben, anbere boppelt so grohe. Zwischen Mannchen unb Weibchen befteht kein anherer Unterschieb, Junge erkennt man an ber weit lebhasteren Fårbung, bie jeboch im Ganzen weit bestanbiger ist alS bei anberen Schlan- gen, so dah baher Varietaten kanin vorkommen. Die meisten haben eine gelbliche Grunbfarbe, bie balb in Blau, balb in Grfin ober Weih zieht, unb von welcher breite Ringe ober grohe rantensormige Flecke von bunk- ler Farbung scharf abstechen. Der ganze Van verråth, bah Seeschlangen ihren bleibenben Aufenthalt im Was- ser nehmen sollen; ein nach beiben Enben zugespitzter Korper, zusammengebrfickter, ost mit einem scharfen Kiel versehener Bauch, sehr bfinner, hoher, einer Floffe glei- chenber Schwanz, ber zugleich bie Vorwartsbewegung Hervorbringt unb ihre Richtung regelt, machen zwar rascheS Schwimmen moglich, gestalten aber auf bem Lanbe nur ein sehr langsames unb anstrengenbes Krie- chen. Die nach vorn unb etwas nach obeil angebrachten Augen gewahren ben Seeschlangen einen Weiten Umblick, sei es, um ihre Bente zu gewahren, ober um ben Gefah- ren zu entgehen, welche jebes schwachere Thier beS Meeres unaufhorlich bebrohen. Die Nasenlocher stehen neden einanber aufber Spitze ber Schnautze, unb baher branchen jene Reptilien bei bem Athmen nur bie letztere einen Augen- blick fiber bie Wafferflachezu erheben. Gegen bas Einbrin- gen bes Wassers finb bie Nasenlocher burch Klappen, ber Rachen burch genau schliehenbe, zackig in einanber ein- greifenbe Lippenranber gesichert. Den Korper debecken