Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Frosche.
Lurche oder Neptilien.
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mehren die Summe dieser wiberlichen Eigenschafteu.
Von allen andern Batrachiern unterscheiden fich die Wa-
benkrsten auch noch durch die Besetzung ihrer Haut mit
kleinen schuppenahnlichen Komchen, zwischen welchen
andere, kegelfonnige, beinahe hornharte Erhohungen
emporstreben. An jeder Seite des Oberkiefers steht ein
kurzer Bartfaden, und vom Mundwinkel Hangt ein klei-
ner Lappen Herab, den man irrig fur eine Art von au-
Herern Ohr genommen hat. Durch Mangel oder sehr
geringe Grhhe der Augenlider wird die Starrheit deS
Blickes noch erhoht. Am Mannchen trirt die Verschmel-
zung deS KopfeS mit dem Leibe noch mehr hervor als
am Weibchen, indem sein unformlicher Kehltopf, welcher
einer dreieckigen, knochigen Buchse gleicht und zwei be-
wegliche, auf den Laut der Stimme einwirkende Kno-
chen enthalt, dem Rumpfe an Breite nichts nachgiebt.
Jhre Beruhmtheit verdankt die Wabenkrote wesentlich
der schon vor anderthalbhunderr Jahren genauer unter-
suchten und von der beruhmten Merian zuerst abgebil-
deten Eigenthumlichkeit ihrer Fortpflanzung. Nachdem
das Weibchen, auf gleiche Art mie alle andere Kroten,
ihreS LaicheS int Wasser sich entledigt hat, wird ihm
derfelbe durch daS Mannchen auf den Rucken gestrichen.
Die Haut fcheint durch die Beruhrung des Laiches in
einen erregten, vielleicht entzundlichen Zustand zu gera-
then, benn wahrscheinlich versinken die Eier sehr bald in
die Zellen oder kleinen Gruben, die durch jenen Hergang
in der Haut entstehen und mit der Zeit einen zunehmen-
den Umfang erlangen. Jede Zelle enthalt ein einzelnes
Ei und ist an der Mundung enger als gcgen den Bo-
den, waS erst nach der Spaltung der Oberhaut mittelS
des anatomischen Messers deutlich Hervortritt. (Ver-
groherte und geossnete Zelle Fig. 2291.) In diesen
Behaltern werden nicht allein die Eier ausgebrutet, son-
dern in ihnen durchlaufen auch die Jungen alle Stufen
der Verwandlung (Fig. 2292.). Wie diese sich nahren,
ist noch unbekannt, benn bah fie ihre Zellen nicht als
gelegentliche Schlupfwinkel benutzen, sondern fle uber-
Haupt nie verlaffen, barf man au5 manchen Nebenum-
stanben folgern. Wahrscheinlich bietet ihnen bas Sumps-
masser, in welcheS ihre Mutter sich gern versenken, Hin-
reichenbe Nahrungsstoffe bar. — Die Wabenkrote stellt
bie einzige Art ihrer Gattung bar unb bewohnt ben ost-
lichen Theil Subamerika'S, von Surinam bis Rio Ja-
neiro. Sie fuhrt ein einsames, nachiliches Leben unb
wirb baher weniger bemerkt als anbere Batrachier ber-
selben Gegenben. Zur Paarungszeit verr^th sich bas
Mannchen burch einen bumpfen, jeboch ziemlich weit
horbaren Ruf; von bem Weibchen, welches bis 8 Zoll
lang unb 4 Zoll breit werben kann, unterscheibet es sich
burch geringere Grohe. Beibe Geschlechter sinb bun-
kelbraun.
II. Kralleufrosch. (Dactyletlira.)
Gattungscharakter: Oberkiefer mit Zahnen,
Gaumen zahnlos. Zehen ber Vorberfusie einfach zu-
gespitzt; Zehen ber Hinterfuhe burch Schwimmhaut
verbunben, bie brei ersten mit kleinen kegelformigen Na-
geln versehen.
Von ben Krallenfroschen kennt man nur eine am
Vorgebirge ber guten Hoffnung eben nicht seltene Art.
Sie gleicht in ihren allgemeinen Korperuinrissen etnent
gewohnlichen Frosche, hat jeboch einen platteren Kopf
unb Rumpf. Die sehr grohen unb kraftigen Hinterfuhe
denten auf Fertigkeit im Schwimmen. Die Zunge fehlt
vollkommen. Kleine, fast Hufahnliche Nagel an einigen
Zehen ber Hinterfuhe (Sig. 2289.) bilben ein sehr be-
sonberes Kennzeichen; ihre Bestimmung ist noch unbe-
kannt. Die Farbung ist obenher etwas unbestanbig,
balb mehr gran, balb mehr braun unb bunkler geabert,
unten allezeit Weih.
Zweite Familie.
Frosche.
Die Frosche, im eigentlichen Sinne, Haben im Ober-
kiefer unb Gaumen Zahne, feltener auch im Unterkiefer,
eine fleischige, balb nur vorn, balb an ihrer ganzen Fla-
che angewachseneZunge unb verhaltnihmahig sehr lange
Hinterbeine. Die aufgetriebenen, bei ben Krbien an
ben Seiten beS Kopfes gelegenen Drusen (Ohrenbrusen)
fehlen ihnen. Sie machen eine sehr artenreiche, weit
verbreitete Gruppe aus, bie fuglich in Laubfrosche unb
Wasserfrosche getheilt werben kann, inbem biese burch bie
Fuhbildung sehr von einanber abweichen.
III. Laubfrosch. (Hyla.)
Gattungscharakter: Scheibenformige Erwei-
terungen unter ben Zehen; Vorberzehen frei, Hinterze-
Hen burch Schwimmhaute verbunben.
1. Der gemeine Laubfrosch. (Hyla viridis.) Fig. 2293.
Die Laubfrosche gleichen Hinfichtlich ihres inneren
Banes ganz ben Wasserfroschen, allein ihrer Bestimmung,
zwischen ben Blatterkronen ber Baume zu leben, Hatten
sie uutSupen, wie eben jene befitzen, nicht genugen kon-
nen. Sie verlaffen ihre luftigen Wohnorte nur in ber
Zeit ber Paarung unb bes LaichenS, heften sich entweber
fest an bie glatten Blattflachen ober springen mit wun-
berbarer Schnelligkeit von Ast zu Ast, je nachbem sie ge-
bulbig auf voruberziehenbe Jnseeten lauern ober bie flie-
henben verfolgen- Alle haben an ber Unterseite ber
Zehen eine Art von Kissen, bie an Umfang, Zahl unb
gegenseitiger Stellung zwar nicht in allen Gattungen
ubereinkommen, inbeffen immer wie ansaugenbe Schropf-
kopfe wirken unb bie Befestigung beS Korpers sogar in
verkehrter Stellung unb an nassen Blattern moglich ma-
chen. Willkuhrlich hebt ubrigens ber Laubfrosch in
einem Augenblicke bie Verbinbung auf unb entspringt,
sobalb Gefahren brohen, welchen er allerbings ebenso
oft burch Verbergen an ber Unterseite eines breiten Blåt-
tes als burch feine Farbung entgehen mag. Die meisten
Arten bieser unb ber verwanbten Gattungen sinb nam-
lich grun ober besitzen minbestens bie Fahigkeit, mit
uberraschenber Schnelligkeit ihre Farbe zu wechseln, ben
Untgebungen anzupaffen unb hierburch bem Feinbe sich
unsichtbar zu machen. Von ben Wasserfroschen entfernen
sich bie Laubfrbsche noch burch bie sehr verschiebene Be-
schaffenheit ihrer Bauchhaut, welche, anstatt glatt zu
sein, eine grohe Menge kornerartiger Drusen unb feiner
Oeffnungen tragt unb vermuthlich bie an ben Blattern
klebenben Thautropfen aussaugt. Eine solche Einrich-
tung erscheint um so nothiger, als bie Laubfrosche gro-
Here Mengen von Flussigkeiten schwerlich auf ben Bau-
men antreffen unb burch anhaltenbe Trockenheit, wie bie
an gefangenen angestellten Erfahrungen beweisen, unge-
mein letben. — Wahrend in ben heihen Erbgegenben,
soweit sie mit Walbern uberzogen sinb, unb zwar beson-
berS in Subamerika, eine grohe Zahl beutlich Verschiebe-
ner Arten von Laubfroschen lebt, besttzt Europa eine
einzige, bie jeboch nicht biS Schweben vorbringt, so-
gar in manchen Gegenben des norblichen Deutschlanb
zu ben Seltenheiten gehort, sublich bis nach Algier unb
Tunis sich ausbreitet und sonderbarer Weise auch Japan
bewohnt. Fruher im Jahre als einer seiner Verwand-
ten erscheint unser Laubfrosch, minbestens verrath er
unter allen zuerst seine Wieberkehr aus bem Schlainme,
in bem er uberwintert hat, burch ein schwer zu beschrei-
benbes, inbeffen von der Stimme anderer Frosche leicht
zu unterscheidenbes Quacken. Je nach bem fruheren
ober spZteren Eintritte bes Fruhlings tomnit auch ber
Laubfrosch nicht immer zu berselben Zeit Hervor, allein
man kann im Allgemeinen fur Deutschlanb sein Erwa-
chen auf bie letzten Tage Aprils setzen. Kurz nachbem
bas etica spater sich einstellenbe Weibchen erschienen, ge-
sellen fich bie Paare. Der unformliche Klumpen bil-
benbe Laich sinkt im Wasser zu Boben, inbessen reihen
bie Eier schon nach 10—12 Tagen. Die Jungen mes-
sen in ben ersten Stunben ihres Lebens wenige Linien,
schwimmen schnell umher unb beginnen nach wenigen
Tagen mit unverkennbarer Schnelligkeit zu wachsen.
Jhre vollkommene Grohe erlangen sie nach 10 Wochen,
bie schwanzlose Gestalt erst zu Anfang bes funften Le-
benSmonatS. Ueberhaupt geschieht bie Enlwickelung
langsam, benn erst im vierten Jahre scheint ber Laub-
frosch vollig ausgewachsen zu sein. Auf seine Bente
lauert ber Laubfrosch nach Katzenart, inbem er sich nie-
berbuckt unb ganz unbeweglich verhalt, aber burch bie
blitzschnell herausfahrenbe Zunge ober burch einen un-
erwarteten Sprung bas unbesorgte Opfer erhascht.
Wo Jnseeten Hausig unb sehr beweglich sinb, entwickelt
er eine angemessene Lebhastigkeit, springt schneller alS
ein Vogel zwischen ben Zweigen Herum unb scheint ber
Jagb nicht mube zu werben. Bei gewiffen Witterungs-
stanben, nicht aber bei brohenbem Regen, wie Viele mei-
nen, laht er seine Stimme lunter unb anhaltenber er-
scheinen unb lockt hierburch zahlreiche Genoffen,ihm bei-
zustimmen. DaS Mannchen besitzt einen erftaunlich
behnbaren Kehlsack unb ist baher im Stanbe, Tone Her-
vorzubringen, bie zu seiner Korpergrohe burchaus nicht
im Verhaltnisse stehen. Die Farbung HSngt von ber
Jahreszeit ab. Jnt Fruhlinge, gewissermaahen im Hoch-
zeitkleibe, ist ber Laubfrosch untenher weih, obenher schon
grun; von ben Schlafen entlang ben Seiten unb bis zu
ben Hinterfuhen verlauft ein gelber, violettschwarz ein-
gefahter Streif, ber nach vorn einen auch an ben Vor-
berfuhen Hinabreichenben Streif abgiebt. Im Sommer
wirb bieses schone Kleib zum braunen, int Spatjahre
zum granen, braun marmorirten, zuletzt zum grau-
blauen. Das Grun kehrt vor bem Fruhjahre nicht
wieber zuruck. Die Lange bes Korpers betragt nur
1% Zoll.
2. Der zweifarbige Laubfrosch. (Hyla bicolor.) Fig. 2294.
Die neueren Herpetologen erheben biesen Laubfrosch
zum Vertreter einer besonberen Gattung, weil er bie
Fahigkeit besitzt, bie erste feiner Vorberzehen und bie
erste unb zweite feiner Hinterzehen ben ubrigen entge-
genzusetzen unb hierburch ein hanbartigeS Werkzeug
hervorzubringen, welches naturlich baS llmfaffen kleiner
Zweige sehr erleichtern wirb. Er ist in Guyana .und
Brasilien ziemlich gernein, verlaht die Nrwalber nicht
unb lebt nach Art feines bei unS einheimischen Gattungs-
verwanbten, ubertrisst ihn aber burch Grohe unb Far-
benglanz. Er ist obenher schon grunblau, an ben Sei-
ten mit weihen, kaftanienbraun eingefahten Flecken unb
einem Weihen Streif gezeichnet, untenher weih, braun
marmorirt. Der Korper ntihi 4 Zoll, mit auSgestreck-
ten Fuhen an I0 Zoll.
IV. Wasserfrosch. (Rana.)
Gattungscharakter: Zehen ohne scheibenfor-
mige Erweiterungen, bie Hinteren burch ganze Schwimm-
Hante verbunben. Trommelfell auherlich sichtbar, Zunge
hinten frei, nach vorn herauSzuklappen, nur an ben
Kiniiwinkeln angeheftet.
1. Der grime Wass-rfrosch. (Rana esculenta.) Fig. 2295.
Der grune, allgemein bekannte Wasserfrosch gehort
zu ben wenigen Reptilien, welche selbst bie kurzen Som-
mer unb bie niebrige Temperatur fehr norblicher Gegen-
bett nicht furchten, benn sogar in Laplanb begruht er mit
vielstimmigem Chore bie warnten Abenbe. Sublich
geht et bis Sicilien unb scheint in Subeuropa nur burch
bie strichweis vorherrschenbe Wasserarmuth an Verbrei-
tung gehinbert zu werben. In welchen Myriaben er
bie Teiche Deutschlanbs bewohne, unb wie er sich int All-
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