Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Lurche oder Nepti1ien.
Vierte Vrdirung.
gemeinen benehme, wirb fauni ju erwåhnen fein, benn
wenn auch nicht ohne Scheu und Vorficht, vermeibet er
doch ben Menschen nicht, scheint wohl sogar bie in ber
Nahe von Dorfern gelegenen Teiche ben einsamen von
Walb unb Felb nmgebenen Seen vorzuziehen. Jm
April verlagt er sein Winterguartier, ben Schlamm
tiefer Teiche, sucht begierig bie Strahlen ber FruhlingS-
sonne anf unb beginnt, wenn anberS vornbergehenb
rauheS Wetter ihn nicht znrnckscheucht, Anfang Mai
sein bekannieS Concert, welchem im Juni bie Paarung
solgt. Der Laich finkt zu Boben unb bilbet Klumpen,
bie bis 1000 Eier enthalten fånnen. Am sechsten Tage
burchbricht baS Junge seine Hulle, Wachst bann so schnell,
bag eS schon am 14. Tage % Zoll in ber Lange migt,
unb verliert ben Schwanz gegen Anfang bes britten Mo-
natS. Schaben fugt er ben Fischteichen keineswegeS ;u
unb frigt weber junge Enten noch kleine Hechte, wie
Unwiffenbe wohl meinen, sonbern vertilgt vielmehr sehr
viele Jnseeten. Fur ben Kuchengebrauch giebt man
ihm ben Borzug vor bem braunen, schwarzgefleckten,
am schwarzen Streifen vom Ohr zum Auge kennt-
lichen Grasfrosche, ber mehr auf bem Lanbe als
im Wasser lebt unb in Europa uberall zu Haus ist.
Der Mafferfrosch ist schongrun, mit gelben LangSbinben
unb schwarzen Flecken gezeichnet, unb migt mit ausge-
streckten Fugen gegen 8 Zoll. Das Mannchen erkennt man
augerlich burch bie grogen kugeligen Luftblasen, bie mit-
tels eines Spaltes mit ber Mnnbhohle zusammenhan-
gen unb bei bem Schreien an ben Munbwinkeln Her-
vortreten.
2. Der nordamerikanische Wasserfrosch. (Rana halecina.) Sig. 2206.
Die schon von Kalm vor langer als einem Jahr-
Hunberte mitgetheilte Geschichte bieses uber Norbamerika
sehr verbreiteten FroscheS beweist, bag zwischen ihm
unb bem eben beschriebenen europaischen GraSfrosche
wenig anbere als Farbenunterschiebe bestehen. Nur
fehlen ber amerikanischen Art bie baS Mannchen aus-
zeichnenben Luftsacke bes Kopfes. Man sagt, bag fie
alle europaische burch Muskelkraft ubertreffe unb Sprun-
ge von 8—10 Fug Meite ohne Schwierigkeit auSfuhre ; ste
guackt nicht, sonbern vermag nur einen zwitschernben
Ton wie ein Vogel Hervorzubringen. Die Farbe ist
braun ober olivengelb, biSweilen grunlich; auf bem
Rucken stehen runbe, schwarze, gelb eingefagte Flecken,
vom Auge zur Schnautzenspitze verlanst ein schwarzer
Streif, ein zweiter uber bas Paukenfell, ein britter, ga-
belformiger uber bie Schulter. Auch auf ben Hinier-
fugen stehen schwarze, weig eingefagte Flecken.
3. Der Ochsenfrosch. (Rana mugiens.) Fig. 2297.
Es ist schon oben von biesem riesigsten aller Batra-
chier bie Rebe gewesen, ber an breiviertel Pfunb schwer
wirb, mit ausgestreckten Fugen gegen 18 Zoll migt unb
einen 8 Zoll langen Leib hat. In seinem Baterlaube,
ben ostlichen ber Vereinigten Staaten, ist er zwar nir-
genbs unbekannt, aber auch nirgenbS sehr gemein, zu-
mal nicht gesellig. Gemeinlich lebt er paarweiS in
Duetten ober wohlbeschatteten, klaren Vachen, verlagt
bie einmal gewahlte Stelle ungern, kehrt, obgleich mehr-
mals vertrieben, balb borthin zuruck, geht selten auf
bas Lanb unb verbirgt fich bei ber geringsten Gefahr in
eine Hohle ober Spalte bes llfers, bie er mittels elge-
ner Anstrengung erweitert unb zum gewohnlichen
Schlupfwinkel umgestaltet. Ausnehmenb gefragig unb
burch bebeutenbe Korperstarke unterstutzt, fallt er ziem-
lich groge Thiere an unb wirb besonbers ben jungen
Enten gefahrlich. Mancher Lanbwirth leibet burch biese
Raubereien unb bemstht fich umsonst, ben vermutheten,
aber ungemein vorfichtigen Thater zu erhaschen, unb
ost bleibt nichts ubrig, als in ber Nahe beS Schlupf-
winkels fich mit Feuergewehr auf bie Lauer zu legen,
um ben gewaltigen Frosch zu erschiegen, sobalb er, fich
anger Gefahr meinenb, ben Kopf hervorstreckt. Am
Lanbe verfolgt, legt er Beweise ber grogten MuSkelkraft
ab; benn ohne Muhe springt er uber vier Fug hohe
Einfaffungen unb Zanne. Jm Sommer hort man bis
in groge Fernen seine brohnenbe, bem fernen Ochsenge-
brull gleichenbe Stimme, inbessen huthet er fich, biese
verratherischen Laute hervorzubringen, sobalb er Men-
schen in ber Nahe merkt. In ben milben Breiten ber
snblichen Staaten Norbamerika'S verfattt er nicht in
Winterschlaf unb lågt fich zu atten JahreSzeiten, vor-
zugsweis aber im Frnhling unb Sommer horen. Au-
bubon verfichert, bag baS zarte unb weige Fleisch ber
Hinterschenkel ein sehr schmackhastes Gericht liefere.
In Westinbien erzieht man eine verwanbte, ebenfattS
sehr groge Art (Rana ocellata) in umschlossenen Teichen
fur ben Kuchengebrauch.
V. Blllltfrosch. (Discoglossus.)
GattnngScharakter: Zunge abgerunbet breieckig,
am Hinteren Ranbe frei; Ganmenzahne in einfacher
Qnerreihe; Paukenfell unter ber Haut versteckt. Dru-
fige Hantfalten an ben Seiten bes HalseS unb ben
Schultern. Zehen ohne scheibenformige Erweiterungen,
bie vorberen funf ganz frei, eine bavon ein unvollkom-
mener Hocker; Schwimmhaute ber Hinterzehen kurz.
Mannchen ohne Munbblasen.
1. Der sudliche Buntfrosch. (Discoglossus pictus.) Fig. 2298.
Durch seine Naturgeschichte scheint bieser Frosch nicht
verschieben zu sein von ben bei unS vorkommenben Ar-
ten, inbessen verbient er barum Erwahnung, weil er zu
ben sehr wenigen in Afrika einheimischen gehort. In
Sicilien lebt er in benselben Teichen mit bem grutten
Wasserfrosche, bewohnt ben Nil in groger Zahl unb
wirb uberhaupt in atten Kustenlanbern beS Mittelmeeres
gefunben. Er frigt Spinnen, Lanb- unb Wasserschne-
cken unb Jnseeten. In ber Farbung erweist er fich
unbestanbig; am Gewhhnlichsten erscheint er obenher
auf grauem ober olivengrunem Grunb braun marmorirt
unb Hat einen weigen Ruckenstreif.
VI. Horrisrosch. (Ceratopbrys.)
Gattungscharakter: Zunge Herzfbrmig, Hin-
ten frei; Ganmenzahne zwei Gruppen bilbenb; Pauken-
fett versteckt; oberes Augenlib zur Hornigen Spitze ver-
langert. Vier ganz freie Vorberzehen, ohne schei-
benformige Erweiterungen. Hinterzehen mit Halber
Schwimmhaut. Ruckenhaut mit Harten Warzen besetzt,
bie biSweilen zu ein er hornigen Platte verschmelzen.
1. Boie's Hornfrosch. (Ceratophrys Boiei.) Fig. 2299.
Die Hornfrosche finb Hochst abenteuerlich gebilbete
Gefchhpfe, von atten berselben Familie angehorenben
Verwanbten burch ihr Aeugeres verschieben unb nur in
Subamerika zu Haus. Sie erreichen keine betrachtliche
Groge, haben groge, mit Harten Hervorragungen unb
Leisten bebeckte Kopfe unb auf bem Rucken entweber
Hornige Warzen (wie bie abgebilbete Art) ober Harte
Plattchen, bie aus ber Oberhaut entstehen unb zu einem
kleinen Panzer verwachsen. Sie leben in bunkeln unb
feuchten Urwalbern, mehr in Morasten als in Teichen,
niemals in Flussen, kommen bisweilen auch auf ben an-
gebaueten Lanbereien zum Vorscheine, schwimmen schlecht,
springen aber weit unb lassen gegen Abenb ein sehr ein-
thniges Quacken Horen. Munbblasen finben fich nur
an einer ber brei beschriebenen Arten. Der von bem
Prinzen von Neuwieb entbeckte unb bem Anbenken bes
fleigigen Forschers Boie gewibmete Hornfrosch bewohnt
Guyana unb Brasilien; er wirb wenig groger als un-
ser Wasserfrosch unb tragt zwei auf ben Augenlibern
wurzelnbe, Hornige Spitzen, bie nach hinten in ein paar
Harte, bis fast an bas After reichenbe Leisten auslaufen
unb burch braune Einfassung von ber sonsthellgelblichen
Farbung bes ganzen Korpers etwas abstechen.
Dritte Familie.
Kroten.
Die wesentlichen Kennzeichen ber Krbten bestehen in
bem Mangel von Zahnen im Ober- unb Unterkiefer,
einer grogen wulstigen, hinter bem Ohre gelegenen
Drufe, ber ziemlich gleichen Lange ber Vorber- unb
Hinterfuge. Die Zunge fehlt niemals, anbert aber in
ihrer Gestalt je nach ber Gattung. Die bekannte Ge-
stalt ber gemeinen Krote kann als Muster fur alle anbere
Kroten gelten, obwohl biese nicht immer von gleicher
Groge finb. Aile verrathen in ihren Bewegungen
eine gewiffe Schwerfalligkeit, benn nicht nur Haben fie
einen plumpen Leib, sonbern auch kurze ober boch sehr
ungleiche Fuge, bie nur zum Kriechen, faunt zum
Springen bienen konnen. Mehrentheils bleiben auch
bie Zehen kurz ober haben eine im Verhaltnisse so un-
vollkommene Schwimmhaut, bag selbst bas Schwimmen
langsam unb ungeschickt von Statten geht. Einige
auslånbische, ben Laubfroschen fich nahernbe Gattungen
Haben unter ben Zehen scheibenformige, baS Haften an
glatten Flachen erleichternbe Erweiterungen. Bei eini-
gen ist bie Haut volikommen glatt, bei anberen mit
ziemlich harten Warzen besetzt, bie in vielen Fallen bie
Munbungen tiefer liegenber Drusen barstellen; von bie-
sen liegen bie beiben grågten an ben Seiten beS Kopfes
unb ergiegen burch unzahlige Poren einen schleimigen
Saft. Man nennt fie Ohrenbrusen (eigentlich Backen-
brusen, Parotiben) unb legt auf sie alS systematische
Kennzeichen einigen Werth. Nur in ber Laichzeit gehen
achte Kroten in baS Waffer, fie leben sonst auf bem
Lanbe unter Steinen, Baumwurzeln unb MooS, uber-
haupt an feuchten unb bunfeln Orten. Ihr Leben ist ein
nachtliches unb einsameS, ihre Gestalt Haglich, ihre
Haut migfarbig, ber Geruch, ben ste, erschreckt ober ge-
peinigt, verbreiten, fallt wiberlich auf, Eigenthumlich-
keiten, bie hinreichenb ben Abscheu erklaren, ben baS
Zusammentreffen mit ihneit in ben meisten Menschen
erweckt. Sie finb ubrigens Weber giftig, noch sonst
schablich unb gehen bes Nachts ihrer Nahrung nach, bie
in Schnecken, Wurmern unb Jnseeten besteht.
Vil. Krvtc. (Bufo.)
Gattungscharakter: Zunge runblich, born ge-
Heftet; keine Ganmenzahne; Trommelfell augerlich ficht-
bar; wulstige Ohrenbrusen. Bier freie Vorberzehen,
funf burch Halbe Schwimmhaut verbunbene Hinterzehen.
1. Die gcmeinc Arvte. (Uufo cinereus.) Fig. 2300.
Europa besttzt nur zwei Arten von Krbten unb nicht
einmal ausschlieglich, inbem beibe auch in Asten leben.
Die sogenannte grane ober gemeine Krote gehort zn
biesen unb ist zugleich eine ber grogten ber ganzen Fa-
milie. Der oben erwahnte Abscheu trifft ste im Vorzuge,
weil fie baS Ungluck hat, burch ihre Gestalt unb Farbe
noch weit mehr abznstogen als bie weiterhin zn beschrei-
benbe Kreuzkrote. So sehr fie bie Einsamkeit liebt unb
an bunkeln, theils auch schmutzigen Orten im Vorzuge
Weilt, so verliert sie fich boch bisweilen in bas Jnnere
ber lanblichen Wohnungen unb setzt bann burch ihre
unvermuthete Erscheinnng ben ganzen HauShalt in Anf-
ruhr. Unbeholfen, wie fie ist, scheint fie baS Grausen,
welches ihr Anblick erregt, zu fennen unb zur eignen
Rettnng zn benutzen, benn bem Angreifenben broht sie
mit anfgesperrtem, obwohl zahnlosem Rachen, ste blaht
sich auf zum Zeichen ber Wuth, bie fie allerbings zn er-
futten scheint, unb schwitzt einen gelben, ubelriechenben
Saft anS ben grogeren Warzen ihrer haglichen Haut.
Dennoch ist fie eigentlich wehrlos, unb selbst baS soge-
nannte Gift, eine mit bem Urin nicht zn verwechselnbe
Flusfigkeit, Welche fie anf ihre Gegner spritzt, scheint
nnr in sehr besonberen Fallen schlimmen Hautreiz
erzengen zn konnen. Zur Vertheibigung bient ihr Hin-