Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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£urd)c oder Reptilien.
Uicrte Vr-nung.
stufen. Sie verlieren entweber die Kiemen, die sie ohne
Unterschied in der ersten Lebensperiode tragen, und wer-
den dann zu lustathmenden Lungenthieren , oder sie be-
Halten dieselben alle Zeit; eine kleine Familie besttzt so-
gar beiderlei Organe gleichzeitig, ohne sie jedoch jugleich
gebrauchen zu tonnen. Sehr wenige erreichen eine etivaS
betr^chilichere Grohe , indessen machen ein paar au8
Amerika und Japan stammende Fischmolche merkwurbige
Audnahme. Sie dilden eine nicht sehr artenreiche, aber
naturliche, uber die milderen, jedoch nicht uber die tro-
pischen Erdgegenden verbreitete Gruppe, welche nach
Beschaffenheit der Athmungdwerkzeuge weiter eingetheilt
wird.
Erste Familie.
Molche.
Die eigentlichen Molche legen theils Eier, theilS ge-
båren sie auSgetragene Junge; sie verlieren durch grab-
weise Verwandelung die Kiemen und unterscheiden stch
hierdurch von anderen geschwanzten Batrachiern. Diese
Umgestaltung ist unler vielen Gesichispunkten von grohem
Interesse und daher durch manche Phystologen sorgfaltig
studirt und erlåutert worden. Sie verhiilt fich im Gan-
zen wie bei den jungen Froschen oder sogenannten Kaul-
guappen. Zum befseren Nerstandnitz de8 Folgenden
entlehnen wir einige Abbildungen (Fig. 2310 — 2315)
auS dem wichtigen Werke Rusconi'S uber die Entwicke-
lung des grohen Wassermolches. Gegen Ende Aprils
und einige Wochen nach erfolgter Paarung legt das
Weibchen seine Eier, nicht in Klumpen oder Schnuren
wie andere Batrachier, sondern hhngt sie einzeln an die
Blotter von Wasserpstanzen an, welche zusammengefaltet
und durch den klebrigen, das Ei umhullenben Schleim
in dieser Lage erhalten werden. Ein solches ist unter
Fig. 2310 abgebildet und auf ihm nicht allein bad Ei in
seinem naturlichen, von Tag zu Tag zunchmenden Um-
fange, sondern auch in der unteren Reihe vergrohert bar-
gestellt. Am zehnten Tage (2. Mai) erkennt man durch
die noch unzerrifsenen Eihaute bereits die Gestalt der
Kaulguappe, in den folgenden Tagen geht die Entwicke-
lung so rasch, dah am 5. Mai nicht allein die Kiemen-
buschel, sondern auch die Bewegungen deS HerzenS leicht
unterschieden werden. Am vierzehnten Tage, am 6.Mai,
schlupft das junge etwa 3 Linien lange Thier aus dem
Eie (Fig. 2311. I. von oben, IL von der Seite, III. von
unten gesehen), beginnt langsam und ziemlich ungeschickt
Hermnzuschwimmen, ermudet bald und hangt sich dann
mit ein paar klebrigen, hinter dem Kopfe angebrachten
cylindrischen Hautlappchen (c) an Wasserpstanzen an,
um auSzuruhen. An dem von unten betrachteten Thiere
erkennt man den noch geschlossenen Mund (a) als eine
stache Vertiefung, zu den Seiten kugelige Hervorragun-
gen (b.b.), aus welchen spaterhin die Augen werden;
endlich die am Hinteren Rande in Blattchen getheilten
Kiemen (d) und die als Warzen vortretenden Vorder-
glieder (e). Nach zwolf Tagen, also am 18. Mai, miht
das Thier gegen Vs Zoll (Fig. 2312), hat langete, in
zwei Zehen gespaltene Vorbetsuhe, grohe mit schwarzer
Pupille und silberfarbener Iris versehene Augen, grunen
Rucken, kammformig getheilte Kiemen und breitgespal-
tenes Maul; es schwimmt jetzt anhaltend und geschickt
und verliert daher die uberflussig gewordenen Haftwerk-
zeuge deS Kopfes (gig. 2311 c). Die gewonnene Selbst-
standigkeit spricht sich auch in anderen Thatigkeiten aus,
benn Wahrenb ber bid bahin gallertartige Darmcanal
bestimmte Form unb Festigkeit erlangt, bie Wirbelfaule
knorpelig wirb , beginnen bie Jagben auf kleine Wasser-
thiere, welche nicht leicht entkommen unb rasch verschlun-
gen werben. Am 28. Mai hat ber Korper bid % Zoll
zugenommen, unb bie weit Hervorgetretenen Vorbetsuhe
Haben vier beutliche Zehen erhalten (Fig. 2313.). Am
12. Juni finb enblich auch bie Hinterfuhe andgebilbet,
bie fehlenbe funfte Zehe unb bas richtige Langenverhalt-
nih zu ben vorberen Fuhen werben spaterhin erlangt.
Die Kiemen finb noch groher unb in mehr Blattchen ge-
theilt, bie Lungen bereitd vorhanden unb burch bie bun-
nen Bebeckungen unterscheibbar (Fig. 2314.), Rucken-
unb Schwanzstosse befitzen angemeffene Grohe. Am 18.
Juli enblich beginnen bie Kiemen einzuschrumpfen (Fig.
2315.), unb am 22. Juli finb nur noch ihre Stiele alS
kleine Warzchen vorhanben, wahrenb bie Kiemenspalte
verwachst unb bie Knochen Hart werben. Gegen Enbe
Juli's, also ziemlich brei Monate nach bem Hervorkom-
men aus bent Ei, hat ber Molch seine Berwanbelung
vollstanbig burchlaufen unb ist zum luftathmenben Thiere
geworben. Der raschere ober langsamere Verlauf ber
Metamorphose hhngt ubrigens von ber auheren Tempe-
ratur ab ; begunstigt wirb er burch Warme.
IX. Wassermolch. (Triton.)
Gattungscharakter: Ohrbruse fehlt. Vorber-
fuhe mit vier, Hinterfuhe mit funf Zehen. Schwanz
seitlich zusammengebruckt, bei bem Mannchen mit einem
auf ber Ruckenfirste fortlaufenben, periobisch schwin-
benben Hautkamme. Die Weibchen legen Eier.
I. Der grope Wassermolch. (Triton cristatus.)
Fig. 2306 a. 2307. 2308.
Deutschlanb befitzt vier verschiebene Arten von Was-
sermolchen, bie, beinahe alle gleich gemein, unsere ste-
Henben Gewasser bewohnen unb bieselben felten ver-
lasten. Die ersten warmen Fruhlingstage locken fie aus
ihren winterlichen Schlafplatzen unb geben ihnen sogleich
bie volle Kraft zuruck. Sie schwimmen schnell unb ton-
nen auch auf bem Lanbe mit leiblicher Gewanbheit lau-
fen, besuchen jeboch nur feuchte Orte, wo Moos unb
hohe schattige Pstanzen bie ausborrenben Sonnenstrah-
len abhalten, finb ganz harmlos, eben nicht scheu, leb-
hafter unb zierlicher aId bie Mehrzahl anberer Batrachier,
zumal aber ber Erbmolche. Lebenszahigkeit unb bas Ver-
mogen, verlorengegangene Theile bed Korperd wieder-
zuersetzen, befitzen sie im hochsten Maahe unb muhten ba-
Her von je unter ber Hanb ber Naturforscher mehr leiben
als anbere Reptilien. Dumåril schnitt einem Wasser-
molch brei Biertheile bed Kopfes ab, unb ungeachtet bed
Verlustes fast allen Hirnes unb ber wichtigsten Sinne
lebte bad verstummelte Thier manche Monate in einem
Wastergefahe unb kam nur burch einen Zufall um. An
Gefrahigkeit ubertreffen biese kleinen Reptilien viele weit
grohere Derwanbte; vor ihnen ist kein schwachered
Wasserthier stcher, benn zwischen Fischbrut, Jnseeten-
larven, Wasserschnecken, jungen Froschen, Fisch- unb
Froschlaich machen sie keinen Unterschieb, fallen, sobalb
sie Hunger fuhlen, fich ingrimmig an, wenn man meh-
rere in bemselbeu Glase gefangen halt, unb tåbten unter
gleichen Nmst^nben einanber sogar im ersten Alter bed
Larvenzustanbes. Wie bei ber grohien Mehrzahl ber
Batrachier begleitet eine mehrmald jahrlich wieberholte
Hautung bas Wachsthum; ber abgestreiften Haut be-
machtigt sich ubrigens ber Naturforscher eben so schwer,
als wenn er mit Frsschen zu thun hat, benn gleich bie-
sen freffen auch bie Wassermolche mit groher Begierbe
bie eigene Hulle, obgleich sie bieselbe, wie viele Beob-
achtungen beweisen, nicht verbauen, sonbern in unge-
trennten Stucken wieber audleeren, ein Ereignih, wel-
ches ben Glauben veranlahte, bah bei Molchen bie
Hautung sich sogar auf ben Darmcanal erstrecke. —
Der grohe Wassermolch wirb bid 6 Zoll lang unb zeich-
net stch somit schon burch seine Natur vor ben anberen
einheimischen Arten aud, ist mit kleinen Warzen besetzt,
wahrenb ber Paarungszeit obenher bunkel olivengrun
schwarzgefleckt, an ben Seiten weih punktirt, am Bauche
auf orangengelbem Grunbe fchwarzgesteckt, an ven Sei-
ten bed Schwanzed mit einem weihlichen Streifen ge-
zeichnet. Das Mannchen (Fig. 2307.) unterscheibet sich
vom Weibchen (Fig. 2308.) burch einen auf bem Nacken
beginnenben, auf bem Kreuze unterbrochenen, stark aus-
gezackten Hautkamm, ber zwar jenem nicht fehlt, allein
gerabe fortiduft unb ziemlich ganzranbig ist. Nach
Verstuh ber Paarungszeit erscheinen alle Farben blaffer
unb anbern zugleich mannichfach ab, unb vom Kamme
ber Mannchen bleibt nur ber auf bem Schwanze befinb-
liche Theil stehen. Man trifftbiesen Molch in ben meisten
mit klarsstem Wasser versehenen Teichen; er schwimmt
in venselben rasch Herum, nsthert sich hstufig ber Ober-
flache, um zu athmen, unb frift Laich ber Fische unb
Frofche unb bie audgekommene Brut berselben, fowie
Jnfectenlarven unb Wafferwurmer. Wassermangel kann
ihn bidweilen veranlassen, einen anberen Wohnort auf-
zufuchen unb eine kurze Lanbreise anzutreten. Den
Winter verbringt er im Schlamme tieferer Teiche, felte-
ner unter Steinen ober Baumwurzeln, bie burch bichted
Moos gegen bie Kalte gefchutzt finb.
2. Der f(eine Wassermolch. (Triton punctatus.) Sig. 2309 a. b.
Von ber eben beschriebenen groheren Art unterschei-
bet fich bie gegenwartige nicht allein burch Statur unb
anbere Kennzeichen, fontern auch burch ihren vorzugd-
weisen Aufenthalt auf bem Lanbe, wenn auch nur an
feuchten Orten; fie wirb sogar in Kellern gefunben. Die
in bie letzteren fich verirrenben trachtigen Weibchen legen
ebenba ihre Eier ab; bie an so unpassenben Orten, in
ihren ersten Entwickelungdstanben gefunbenen Larven
erzeugten ben Glauben, bah ber kleine Wassermolch
nicht wie anbere Gattungdverwanbte im Wasser fich zu
entwickeln gezwungen sei unb also eine lounberbare
Ausnahme mache. Linne, ber eine solche nicht anerkennt
unb bedhalb von bem englischen Zoologen Bell ange-
grissen warb, hat bennoch vblligRecht, benn solche vom
Wasser entfernt, wenn gleich an feuchten Orten vor-
kommenbe Brut ist burch Zufall bahin gerathen. Mag
auch biefer Molch im reifen Zustande bad Lanbleben
vorziehen, so nimmt er boch bie Geschafte ber Fort-
pflanzung allein im Wasser vor unb wirb auch bei an-
Haltenber Hitze unb Trockenheit ein bleibenber Bewoh-
ner besselben. Er liebt besonbers Graben unb Lachen
mit sanbigem Boben unb klarem Wasser , erscheint zeitig
im Fruhjahre, Hantet unb paart stch aldbalb. Die Eier
hangen seltener einzeln als zu zweien bis vieren an ben
Bl^ttern ber Wasserpstanzen unb sinb schon nach 14Ta-
gen reif. Zur Nahrung bienen Jnsectenlarven unb
weichere Jnsecten, welche unter Steinen, MooS unb Ab-
ranm hervorgesucht werben. Wie ber grohe Wasser-
molch lahl auch ber kleine bei ber Beruhrung einen leisen
quickenben Ton horen; einen Htzenben Saft aus ber
Schlsifengegenb Hervorzutreiben vermag er in weit ge-
ringerem Maahe als jener, wirb nur Halb fo lang. Hat
einen langen, zugespitzten Schwanz, glatte, obenher
olivenfarbige Haut, hochgelben, schwarzbraun gefleckten
Bauch, an ben Seiten bed Kopfes fchwarze Streifen;
bas Mannchen (a) befitzt einen gekerbten Kamm, ber,
auf bem Nacken beginnenb, auf bem Schwanze an Hohe
zunimmt, unb ist kleinet alS bas Weibchen (b).
X. Erbmolch. (Salamandra.)
Gattungscharakter: Starke Ohrbruse. Vor-
berfuhe mit viet, Hinterfuhe mit funf Zehen. Schwanz
brehrunb, ohne Kamm. Die Weibchen gebaren ausge-
tragene Junge.
I. Der gesseckte Erdmolch. (Salamandra maculosa.) Fig. 2316. 2317.
Mit bem feit alten Zeiten bekannten Namen Sala-
manber verbinbet bas Volk so zahlteiche abetglaubische
Votstellungen, bah vollstanbige Mittheilung berselben
mehrRaum verlangen wutbe, als sie tierbienen. Es mag
genugen,bie am meisten verbreitete Fabel allein anzufuh-
rett, bah ber Salamanber unverbtennlich sei, sogar bad
Fetier, in welches man ihn gewotfen, losche unb mit