Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Lurcheoder Neptilien.
Vierte Vrdnuiig.
Art auf, welche unter tiner 3 Fuh dicken Schicht eines
wie Mortel verharteten Schlammes verborgen lagen.
In Florida Heisten beide Arten bei den Negern Congo-
Schlangen und toerben, toenngleich mit Unrecht, als
giftig betrachtet und sehr gefurchtet. Die zweizehige
toird nur 20 — 24 Zoll, die dreizehige gegen 3 Fuh
lang. Beide find von dusterer Farve.
XIII. Kiemenmoleh. (Siredon.)
GattungScharakter: Kopf 6reit, abgerundet;
Zahne in beiden Kiefern und am Gaumen, in zahlreichen
parallelen Reihen; Augen klein, liderlos, von der Kor-
perhaut uberzogen. Drei groste, das Leben Hindurch
bestehende Kiemenbuschel auf jeder Seite des Halses
hinter dem Kopfe unter einem Hautigen Vorhange; vier
Kiemenspalten ; Vordersuhe vier-, Hinierfuhe funfzehig.
Schwanz seitlich zusammengedruckt, unten und oben mit
breit vorragendem Hautkamme.
1. Der mericanische Kiemenmolch. (Siredon pisciformis.)
Fig. 2327 — 2329.
Schon Hernandez, der bereitS mehrmals erwahnte
noch immer nutzliche Befchreiber Merieo'S auS dem 16.
Jahrhunderte, gedenkt deS KiemenmolchS unter dem
Namen Arolotl und erzahlt von ihm ziemlich dieselben
Thatsachen wie die Reisenden der Gegentoart. In ver-
gangenen Zeiten muhte man fich mit jenen Notizen be-
gnugen, und bald gerieth daher der Kiemenmolch in Ber-
gessenheit. Auch nachdem die beschreibende Zoologie ei-
nen befferen Weg eingeschlagen, toagte lange Zeil Nie-
mand dem unvollkommen bekannten Thiere ini Systeme
einen Platz anzutoeisen. Jm letzten Jahrzehent des vori-
gen JahrhundertS erhielt Shaw in England zuerst ein
Weingeisteremplar und erkannte in ihm den Repra-
sentanten einer neuen und intereffanten Gattung. Hum-
boldt sammelte spater einige Cremplare, welche Cuvier
untersuchte. Manches Jahr hindurch blieb es ungewih,
ob der Kiemenmolch ein auSgewachsenes Thier oder nur
eine Kaulquappe sei, die spater ihre Kiemen ablegen
toerde. Schon Hernandez hatte ihn fur ein unentwickeltes
Thier gehalten. Genaue, in unseren Zeiten an Ort und
Stelle moglich getoordene Beobachtungen Haben jene
Zweifel vollig aufgeklart und bewiesen, dah der Kiemen-
molch niemals seine Kiemen verliere und also als aus-
gebildeteS Thier anzusehen sei. Er gleicht an Grbhe
einem Erdsalamander, erscheint aber toegen des Plattge-
druckten Rumpfes toeit breiter alS jener, ist dunkelbraun,
schwarzgesteckt und fein Weihpunktirt, glatt und tourzel-
loS. Der Schwanzsaum beginnt schon auf dem Vorder-
rucken als schmale Kante und getoinnt nach Hinten immer
mehr an Hohe, bis er endlich dem Schwanze eine ruder-
fårmige Gestalt giebt. Die an der Spitze freie Zunge
und die kleinen, wie bei Fischen in ein raspelfdrmiges
Gebild vereinten ZZhne erkennt man deutlich bei Auf-
sperrung des Maules (Fig. 2329 a.). Die astigen Kie-
men (Fig. 2329 b.) stehen auf den vordersten der vier
Kiemenbbgen und ireten hervor durch gesonderte, sehr
toeite Kiemenspalten. Man fangt diesen sonderbaren
Batrachier nicht allein in den Seen um die Hauptstadt
Merico, sondern auch in toeit hoher gelegenen Gebirgs-
wassern und bringt ihn regelutihig zu Markte, indem
er von allen Claffen der Bevolkerung gern gegefsen toird.
Jm Geschmack soll er dem Aaale ahnlich sein und auf
gleiche Art zubereitet toerden. Hernandez erktirt ihn
fur eine toohlschmeckende und gesunde Speise, welche
aber, wie er Hinzusetzt, zu seiner Zeit von den Spaniern
verachtet und den Indiern uberlassen ward. Die Sånge
des Kiemenmolchs betragt fast einen Fust; er ist dunkel
graubraun und mit kleinen, runden, schwarzen Flecken
dicht bestreuet.
XIV. Furchenmolch. (Menobranchus.)
Gattungscharakter: Kopf breit, eiformig;
Zsthne in beiden Kiefern, am Gaumen eine einfache
kurze Reihe; Augen klein, liderloS. Drei daS Leben
hindurch bestehende Kiemenbuschel; zwei Kiemenspalten.
Fuste kurz, vierzehig. Schwanz seitlich zusammengedruckt.
I. Der gewohnliche Furchenmolch. (Menobranchus lateralis.)
F g. 2330.
Die angegebenen Kennzeichen unterscheiden zur Ge-
nuge den Furchenmolch von der vorhergehenden und
nachstfolgenden Gattung ; mit dem Kiemenmolche kommt
er im Aeuheren uberein und bewohnt gleichfallS grohere
Seen, gehort aber den kalteren Gegenden Nordamerika's
an, namentlich Canada und dem Nordwesten der Staaten
Neuyork und Pennsylvanien. Er scheint fich in grofjeren
Tiefen aufzuhalten und wird selten gefangen, mindestens
kennen ihn viele Bewohner jener Gegenden gar nicht,
W^hrend die Fischer ihn fur giftig erklaren und demge-
mah furchten. Sein Ansehen ist widerlich. Bei einer
Lange von2—3 Fuh Hal er einen plumpen, mit unzah-
lichen Poren besetzten, Schleim ausschwitzenden Leib, sehr
kurze und schwache Fuste, hochrothe Kiemen, olivenbraun-
liche, schwarzgesteckte Oberseite, schwarzen, braungefleckten
Bauch, einen schwarzen Slreif, der, von den die Dippen
durchbohrenden Nasenlochern entspringend, durch die
Augen, den Seiten entlang bis zum Schwanze lauft,
und auf dem Rucken einen schmalen,gezahnten, auS einer
Furche Hervorragenden Hautkamm. Seine Naturge-
schichte bleibt noch zu erforschen. In Sammlungen wird
er nicht Haufig angetroffen.
XV. Olm. (Proteus.)
Gattungscharakter: Kopf verlangert; Zahne
in beiden Kiefern, keine am Gaumen; Augen klein, li-
derlos, von der Korperhaut uberzogen, durchscheinend.
JederseitS ein das ganze Leben hindurch bestehender, drei-
theiliger Kiemenbuschel; zwei Kiemenspalten. Fuste
kurz, die vorderen drei-, die hinteren zweizehig. Schwanz
seitlich zusammengedruckt.
1. Der gemelne Olm. (Proteus anguineus.) Fig. 2331—2334.
Die Entdeckung dieseS sehr merkwurdigen Thieres
hat zwar zur Erforschung der Naturgeschichte der Fa-
milie der Kiemenmolche nichts beigetragen, indeffen dvch
die Untersuchung des Baues gestattet, die bei der Sel-
tenheit der anderen, schiimtlich auslandischen Verwandten
groste Schwierigkeiten haben muhte. Der Olm erscheint
als der einzige Vertreter seiner Familie in unserem Welt-
theile und f6nimt, sonderbarerweise, nur auf einem sehr
beschtinkten Gebiete vor, namlich in den unterirdischen
Gewaffern der Krain und vielleicht auch, wie Davy be-
merkt, in der Tiefe der Hhhlen sieilischer Kalkge-
birge. Die erste Kenntnih von ihm erhielt man 1768
durch Laurenti, einen verdienten Herpetologen, genauere
Untersuchungen aber find erst seit Anfang unsereS Jahr-
Hunderts vorgenommen worden. Mit Recht zog er die
Aufmerksamkeit ver Naturforscher auf fich, venil trotz
der genauesten und ausdauerndsten Forschungen blieb er
geraume Zeit ein rathselhaftes Geschopf, von Welchem
man nicht wustte, ob es fur eine Larve oder fur
vollig ausgebildet zu halten sei. Der Olm wird 10—
13 Zoll lang; seine Gestalt ist verlangert, der Rumpf
fast genau eylindrisch, reichlich anderthalbmal so lang
als der seitlich zusammengedruckie Schwanz, mit glatter,
zarter, am Bauche beinahe durchscheinender Haut be-
kleidet und durch vier toeit von einander gestellte, kurze
Fuste so toenig gestutzt, dast er nothtoendig am Boden
hinschleift. Zwischen ihm und dem Halse findet kein
merklicher Unterschied statt, der verlangerte, stunipf-
spitzige, etwas platte Kopf setzt Hingegen vom Halse et-
toaS ab. Die Farbung scheint vom Alter, von der Oert-
lichkeit und zumal vom Einfluffe des Lichtes abzuhangen,
benn bie frisch aus ben unterirbischen Wasserbecken ge-
nommenen Jnbivibuen haven mehrentheils eine Vleiche
Fleischfarve, bie bei langerer, inbessen leicht tobtlich
wirkenber Aussetzung gegen baS Licht zur bunkeln, meist
blauschtoarzen toirb. Unzahlige feine, Schleim aus-
sonbernbe Poren erkennt man selbst mit unvetoaffnetem
Auge an allen Theilen der Oberflache. Das Maul fann
ziemlich toeit aufgesperrt toerben, seine Bewehrung be-
steht jeboch in sehr kleinen unb ungefahrlichen Zahnen.
Ueber bie Augen zieht bie Korperhaut, ohne bie Sehe-
f^higkeit aufzuheben, benn ber in einem Gefaste Vewahrte
Olm weicht ber nahenben Hanb zeitig aus. Das Ge-
Hororgan liegt gleichfalls unter ber Haul verborgen unb
scheint sehr stumpf zu sein, bie Riechfahigkeit aber auf
hoher Stufe zu stehen. Reben ben lebhaft gefarbten
Kiemen bestehen wahre Lungen, bie an eine kleine, einen
toahren Kehlkopf enlbehrenbe Luftrohre befestigt stnb.
Das Skelett (Fig. 2331.) Hat Aehnlichkeit mit bemjenigen
anberer Molche, zeigt 31 Ruckenwirbel, 25 Schwanz-
Wirbel unb 6 sehr kleine, vom zweilen Wirbel anfangenbe
Rippen; bie Vordersuhe (a.) messen kanin 1 Zoll in ber
Lange, bestehen aus Ober- unb Unterarm unb brei
Zehen ohne Nagel, bie Hinterfutze (b.) stnb kurzer unb
zweizehig. Der Kopf (Fig. 2332 a. von unten , b von
oben) gleicht bemjenigen bes Aals unb Hat weber ge-
schlossene Augenhohle noch Jochbogen; an>Zungenbeine
Hangen Hinten ein paar Horner (a. 1.), unb iveiterhin
staben fich brei knocherne Kiemenbogen (a. 2.) ohne freie
Betoeglichkeit. Wie bei allen steischfressenben Thieren
erreicht ber Darm keine erhebliche Ldnge, unb zugleich
bleiben bie Wanbungen bes Magens bunnhautig. Das
Herz besteht aus zwei Abtheilungen. Der Bau ber
Foripflanzungswerkzeuge blieb ben fruheren Untersuchern
bunkel, woher bann auch bie Vermuthung entstanb, bah
ber Olm kein reifeS, sonbern in einer EntwickelungS-
periobe befinbliches Thier sei. Gegenwartig kennt man
minbestens bie toeiblichen Organe mit Genauigkeit; fie
toerben, wie Aehnliches bei vielen anberen Thieren vor-
kvmmt, nur perivbisch besonbers sichtbar. Dah ber
beutsche Anatom Wagner in ihnen ausgebilbete Eier
entbeckte, beenbet ben Streit uber bie Geltung bes Olm
uberhaupt unb zum Theil auch jenen uber bie Art seiner
Fortpflanzung, benn aller Wahrscheinlichkeit nach toer-
ben biese Eier gelegt, finken in ben pfianzenlosen, unter-
irbischen Gewassern zu Boben unb kommen bort aus.
Ehebem toarb bie Vermuthung aufgestellt, bah ber Olm
lebenbig gebarenb sei. Auf feuchtem Sanbe ober auf
Felsen kriecht er langsam unb ungeschickt, auf bem Boben
ber unterirbischen Gentisser fleht man ihn meistens be-
wegungSloS baliegen; er schwimmt mit mittelmahiger
Schnelligkeit burch schlangelnde Bewegung bes KorperS
unb Schivanzes. Mit boppelten Athmungsiverkzeugen
versehen, vermag er sowol im Wasser alS auherhalb des-
selben auSzubauern, inbessen ist sein eigentlicher Aufent-
Halt nicht auf dem Lande. MittelS der allerdings un-
vollkommenen Lungen athmet er wirklich Luft, zieht diese,
nachdem er die Schnautze der Wasseroberstache genahert,
unter gurgelndem Gerausch ein und stoht fie in Gestalt
deutlich erkennbarer Luftblasen unter dem Wasser durch
die Kiemenoffnung auS. Bei gezwungenem Aufenthalte
unter dem Wasser athmet er, wie ein Fisch, durch die
Kiemen und vermag bei dieser unvollkommenen Ath-
mung um so tinger zu bestehen, je reiner und titter das
Wasser i st. Die Temperatur der ihn beherbergenden
unterirdischen Gewasser steigt selten uber 9° R., und
daher mag es kommen, dah er in ber Gefangenschaft,
zumal im Sommer, leicht stirbt, bei 240 offenbar sehr
leidet und bei einer versuchSweiS auf 300 erhhhten Was-
sertemperatur in Zuckungen verfallt und auch durch
rasche Zuruckoersetzung in kaltes Wasser felten gerettet
toerden kanii. Eine nicht minder groste Empfindlichkeit
vertith er gegen daS Licht, von welchem er in den sehr
tief unter ver Erde gelegenen Wasserbecken, die ihm zum
naturlichen Wohnorte dienen, niemals beruhrt werden
tinn. Man muh die Gefaste, in welchen er gefangen