Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
Mit 492 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
78
urch c oder Reptilien.
Vicrte Ordnung.
gehalten wird, gegen das Licht schfitzen, benn ein ein-
fallender Strahl versetzt ihn in heftige Unruhe, und
schnel lsucht er den dunkelsten Winkel und nimmt bei
långerer Einwirkung deS Lichtes cine violette Farbe an.
Dah er durch langsame Steigerung des EindruckS end-
lich an ein mahigeS Licht gewohnt werden konne, wie
Einige gemeint haben, mochte sehr zu bezweifeln sein.
Worin die Nahrung besteht, ist eden so menig mit Si-
cherheit bekannt als der Hergang der Fortpflanzung.
In den kalten und dunkeln Gewaffern, die im Schoohe
der Krainer Kalkgebirge einen unbekannt grohen Raum
einnehmen und vielen Flussen als Onelle dienen, ^iebt
es keine Fische, sehr menige Thiere und Pstanzen der
niedrigsten Classen und nur einige mikroskopische Wfir-
mer und Algen. In reinem Wasser, und vor Licht ge-
schutzt, haben gefangene Olme ohne alle Nahrung bis-
weilen lange Zeit und sogar bis zwei Jahre gelebt. Bei
dem grohen Interesse, melcheS diese Thiere fur den Na-
turforscher haben, und bei der Schwierigkeit, ihrer ohne
Beihfilst anderer, mit ihrem Ausenthaltsorte vertrauter
Personen habhaft zu werden, dienen sie den Bauern ei-
niger krainischen Dorfer alS nicht unbedeutender Han-
delSgegenstand.
XVI. Armmolch. (Siren.)
GattungScharakter: Korper aalformig ver-
långert. Vorderfuhe sehr klein und unvollkommen, mit
drei oder vier Zehen; Hinterffihe sehlen. (Fig. 2335.)
Oberkiefer und Zwischenkiefer zahnlos; Gaumen mit
vielen im Quincunr stehenden Zfihnchen besetzt (Fig.
2336 c.); jederseitS drei Kiemenbfischel. (Fig. 2338 a.)
1. Der gestreifte Armmolch. (Siren striata.) Sig. 2335—2339.
An den Armmolchen tritt der Uebergang in die Fisch-
gestalt, wie sie bei Aaalen und Neunaugen erscheint,
noch deutlicher hervor als an demOlm. Die Verwanbt-
schaft mit den Fischen offenbart sich auherdem auch im
inneren Bane, z. B. am Skelett, defsen Wirbel nicht
die gewohnlichen ebenen Gelenkstachen haben, sondern
ebenda kegelformige mit Knorpel erfullte Bertiefungen
haben, wie bei den Fischen. (Fig. 2336 a. Wirbel von
hinten, b. von vorn gesehen.) Die Hintersuhe sind nicht
einmal am Skelett (Fig. 2335.) durch irgend einen un=
vollkommenen Anfang angedeutet, die Vorderfuhe (Fig.
2336.) fur die Zwecke der OrtSbewegung zu kurz. Man
lennt gegenwartig drei, nur in Sumpfen von Sudcaro-
lina und Georgien wohnende, ehedem verwechselte Arten.
Am Langsten bekannt ist der echsenartige Armmolch
(Siren lacertina), welchen Garden 1765 zuerst beschrieb
und Linne fur die Kaulquappe eines im vollkommenen
Zustande noch unbekanntcn BatrachierS erklarte. Er
wird gegen 3 Fuh lang und hat an den Vorderfuhen
vier Zehen (Fig. 2336.), verlaht bisweilen den Sumpf,
kriecht auf dem Lande Herum und friht Wurmer und
Jnsecten. Seine Vewegungen erinnern an den Aal,
doch Verrath er roenig Lebhaftigkeit. Nordamerikanische
Naturforscher haben seine Fortpflanzungsgeschichte auf-
zuklaren noch nicht vermocht. Lebende Eremplare sind
mehrmals (1825, 1841) nach England gebracht roorden
und haben mehrere Jahre in der Gefangenschaft ausge-
Halten und dabei gegen das kaltere Klima viel roeniger
Empfindlichkeit verrathen, als man geffirchtet Hatte.
Man Hielt sie in mit Wasser und Schlamm erfullten
Kubeln und futterte sie mit Regenrourmern, Froschlar-
ven und Satzfischen. Der gestreifte Armmolch (Fig.
2338.) Hingegen wird nicht langer alS 9 Zoll, hatdreizehige
Vorderfuhe und schwårzliche Farbung; kenntlich ist er
durch zwei gelbe an den Seiten Hinablaufende Lang-
streifen. Unter dem phyfiologischen Geflchtspnnkte er-
scheint die Thatsache sehr interessant, dah die Armmolche,
wie uberhaupt die als unvollkommenere Thiere zu be-
trachtenden Kiemenmolche, weit grohere Blutkugelchen
besitzen, als alle andere Wirbelthiere. Wagner, Dan
der Hoeven, Owen und andere Anatomen haben sich
mit der Untersuchung derselben viel beschaftigt. Oroen
gab die an diesem Orte (Fig. 2337.) copirten Abbilbun-
gen. Die dargestellten Blutkugelchen sind bei einer li-
nearen Vergroherung von 700 gezeichnet und lassen den
Vergleich zu zroischen: a. Blutkugelchen deS Menschen
von oben, a.'denselben von der Seite, b. deS Arm-
molchS, b.' denselben von der Seite.
XVII. Schuppcnmolch. (Lepidosiren.)
GattungScharakter: Korper fischformig, be-
schuppt, mit Hautiger Rficken- und Schroanzflosse. Vier
die Fuhe vertretende, fadenformige Anhange, mit oder
ohne innere gegliederte Knorpel. Kiemen in einer
Kiemenspalte liegend, auherlich nicht vortretend; zu-
gleich Lungen. Nasenlficher in den Lippen blinde Sacke
bildend, den Gaumen nicht durchbohrend.
1. Der afrikanische Schuprenmolch. (Lepidosiren annectens.)
Sig. 2340.
Schroerlich haben unter den vielen in neueren Zeiten
entdeckten Thieren irgend roelche die Zoologen in eben
so grvhe Verlegenheit gesetzt als die Schuppenmolche.
Vermoge ihres åuheren und nicht minder ihres inneren
Banes konnen sie eben so wohl zu den Fischen als zu
den Reptilien gerechnet roerden, jedoch entsprechen sie
nicht den strengen Begriffen, auf welchen die Begranzung
beider Classen beruht. Sie find Mittelwesen der son-
derbarsten Art, in welchen immer ein die systeniatische
Stellung bestimmender Charakter von dem anderen anf-
gehoben wird. 3m Aeuheren haben sie, bei Bekleidung
mit grohen Schuppen, Aehnlichkeit mit den Fischen,
jedoch vier deutliche, wenn gleich unvollkommene Fuhe
oder gewissermaahen Anfange zur Bildung solcher. Jhre
gesammten Knochen sind knorpelig, die Wirbel zu ei-
nem Gesammtkorper verwachsen, Rippen, unvollkom-
mene Schulterblatter und Andeutungen eines Beckens
vorhanben; der amerikanischen Art fehlen die in der
afrikanischen aufgefundenen Knorpel der ungetheilten
und fadenformig verjungten Fuhe. Neben den vier oder
ffinf gezahnten Kiemenbogen besteht ein bis zum Schwanz
reichender, hautiger, kaum zelliger Lungensack. Die
Augen uberzieht eine dicke Haut, die Nasenlocher ver-
hatten sich wie bei den Fischen und haden mit den Ath-
mungsorganen keine Verbindung. Im Zwischenkiefer
stehen zwei scharfe, spitzige, rfickwårts gekrummteZahne;
der Hintere Theil beider Kiefern tragt eine starke, schnei-
dende, aufgewachsene Platte, die, der Lange nach durch
eine oder zwei tiefe Furchen getheilt, an ahnliche Bil-
dungen bei Fischen granzt, Wahrenb die Vorberzahne
denjenigen eines Sangethieres ahneln. Starke Muskeln
denten an, dah dieses Gebih kraftig zu wirken bestimmt
sei. Gaumenzahne fehlen. Die lange Rfickenfloffe wird
nicht durch eigentliche Strahlen gestutzt, wie bei den
Fischen; eine wahre, vertieal ausgebreitete Schwanz-
flosse fehlt zwar, doch tragt die Unterseite des Schwan-
zes eine åhnliche Hautfloffe wie der Rucken. An den
Seiten des Karpers verlauft die an den Fischen geroohn-
liche sogenannte Seitenlinie, und wie bei renen fehlt
ein auherer Gehorgang. Die Geschlechtsorgane der
Weibchen verhatten sich wie bei Haien, der Kehlkopf
wie bei vielen Lurchen. DieAnatomie ber Verbanungs-
werkzeuge, der Muskeln und deS Herzens liefert weitere
Beweise fur die Ansicht, dah die Schuppenmolche weder
wahre Fische noch auch eigentliche Reptilien find und
die Kennzeichen beider in fich vereinigen. — Es sind
zwei Arten von Schuppenmolchen bekannt. Die grohere
ward von Natterer 1835 in den wenigfliehenden Seiten-
armen deS AmazonenstromeS entdeckt und scheint bort
sehr felten zu sein ober boch ben Fischern nicht oft in
bie Hanbe zu fallen, inbem sie wahrscheinlich im Schlam-
nie verweitt. Rur zwei Eremplare gelangten nach Eu-
ropa. Nach Natterer's Ansicht nahrt sie sich von
Pstanzen. Sie ist bunkel braungrau, mit bunkleren, aber
unbeutlichen Flecken uberstreuet unb gegen 3 Fuh lang.
Die zweite Art warb 1835 im Gambiaflusse aufgefunben
unb 1837 nach Englanb gebracht. Man erhielt bie
Eremplare an einem Orte, wo nur 18 Zoll Wasser uber
bem Uferschlamme stanben, ber wahrenb 9Monaten bes
Jahres vollkommen anStrocknet unb zu ststem Lehm ver-
hfirtet. Aus biesem Lager aufgegrabene Jnbivibuen
scheinen im Schlafe zu liegen, erlangen jeboch in frischem
Wasser sogleich volle Lebenbigkeit, schwimmen nach Art
ber Aale unb bienen ben Eingeborenen zur Nahrung.
Die Lange betrågt gegen 14 Zoll, bie Farbung ist bun-
kelgrau in Olivengrfin ziehenb. Sehr genau untersucht
unb beschrieben warb ber Bau ber amerikanischen Art
burch Natterer unb Bischoff, ber afrikanischen burch
Owen.
Dritte Unlerordnung.
Schleichenmolche.
Die Schleichenmolche haben einen langen, Wurmffir-
migen, brehrunben, fuhlosen, ungefchwanzten Korper,
vor besstn stumpfem Enbe bas After mfinbet. (Fig.
2343 c. 2344 b.) Der Kopf verlauft mit bem Rumpfe
in einer Flucht. Soroohl fiber Auge alS Ohr er-
streckt sich bie allgemeine Korperhaut. ' (Fig. 2343 a-)
An Kiefern unb Gaumen bilben spitzige Zahne parallele
Halbkreise (Fig. 2341a.). In ber Jugenb finb Kiemen
vorhanben, bie jeboch zeitig abwelken unb niemalS aus
ben Kiemenspalten vorhangen; im reisen Alter Lungen,
von welchen inbeffen nur ber eine Flfigel zur Ausbilbung
gelangt. Aeuherlich gleichen bie Schleichenmolche ben
Blinbschleichen ober auch ben Doppelschleichen, Haben
eine glatte, schleimig-klebrige, mit Ringfurchen versehene
Haut, zwischen beren Schichten sehr kleine, in regelmahige
Querreihen gestellte Schuppen verborgen liegen. Die
Augen sinb sthrklein. Der kurze Unterkiefer (Fig.2341 b.)
verbinbet sich mit bem platten Schfibel burch ein einfaches
Gelenk (Fig. 2342 II. a.) ; zwei auf ber bicken, runben,
steischigen, obenher sammetweichen Zunge stehenbe Er-
hohungen konnen von Jnnen bie Nastneanale absperren.
(Fig.2342b.) Das Skelett erlangtniemalsvolleKnochen-
Hårle, bas Brustbein fehlt, bie Rippen bleiben so kurz,
bah sie nicht um ben Rumpf Herumreichen. Bis jetzt
kennt man nur acht Arten von Schleichenmvlchen, welche
in vier Gattungen zerfallen unb bie warmeren Lanber
von Amerika, Ostinbien unb Afrika bewohnen. Sie
gebahren ausgebilbete Junge unb zwar, wie Leprieur
verfichert, sechs bis sieben auf Einmal. Jhren Aufent-
halt nehmen sie unter der Erde in leichtem, lockeren
Pstanzenboden, wfihlen da wie Regenwfirmer, vertiefen
fich bisweilen mehrere Fuh, werden auch im Schlamme
halbausgetrockneter Moraste gefunden und fressen Wfir-
mer und Jnsectenlarven. In dem Magen einiger ana«
tonurten Jndividuen fano Cuvier auch Pstanzenreste,
Sand und Schlamm. Auf bem festen Boben kriechen
fie langsarn, im Wasser schwimmen fie burch Seitenve-
wegungen ber hinteren Korperhalfte. Es fehlt fibrigens
an genauen Beobachtungen fiber ihre Sitten unb Fort-
pflanzungsart. Die Systematik anlangenb mag zu be-
merken sein, bah neuere Herpetologen bie ehemalige
Gattnng Blinbwfihle (Coecilia) in vier besonbere
Gattungen getheilt haben, bie inbeffen auf so unbebeu-
tenben Unterschieben beruhen, bah man fie in allgemei-
neren Werken ffiglich unberfickfichtigt lassen kann.
XVIII. Blinbwnhle. (Coecilia.)
GattungScharakter: Korper rourmformig,
brehrunb, fuhlos, auherlich mit Ringelfurchen. Im
reifen Alter kleine Kiemenspalten unb Kiemenbogen