Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Frofche.
^urche oder Reptilien.
79
ohne wahre Kiemen. Augen von der Korperhaut
uberzogen.
1. Die geringelte Blindwuhle. (Coecilia annulata.)
Sig. 2343.
Die alteren Zoologen verdienen volle Entschuldigung,
wenn sie dieseS in Brasilien nicht seltene Reptil geradezu
unter die Schlangen stellten, denn nur die anatomische
Untersuchung weist den von ihnen begangenen Jrrthum
nach. Die Blindwuhlen gehbren entschieden zu den
Batrachiern, obwohl sie durch daS Aeuhere bedentend
von ihnen abweichen, denn sie theilen die innere Orga-
nisation derselben. Man wurde schon fruher auf diese
Ansicht gekommen sein, waren ihre Jtiemen minder ver-
ganglicher Art, ihre Jugend eine langer dauernde. Un-
geachtet der Zahl von Eremplaren, die in groheren
Sammlungen bewahrt werden, kennt man sehr wenige,
an welchen die beweisfuhrenden Kiemen noch vorhanden
sind, welche wie schwarzliche, aus Kiemenbogen stehende
Buschel erscheinen und nicht aus dem Kiemenspalt Her-
vorragen. Durch den Hergang der Verwandelung wird
die stuhere Gestalt nicht geandert, vielmehr begreift der-
selbe im Wesentlichen nur die Umbildung der Athmungs-
werkzeuge. — Die geringelte Blindwuhle wird bis
10 Zoll lang und hat besonders tiefe Hautrunzeln, die
als weihe Ringe von der ubrigens schwLrzlichen Ober-
flache abstechen. Dumeril war nicht im Stande, in ihrer
Haut die kletnen, dei anderen Arten nachgewiesenen
Schuppen zu entdecken. Sie hat einen stumpfen Kopf
(Fig. 2343 a.), scharfc, bei aufgesperrtem Rachen (b.)
leicht wahrnehmbare Zahne und abgerundetes Schwanz-
ende (c). Unmittelbar vor dem deutlich durchscheinen-
den Auge liegt eine kleine blinde Grube, ein sogenanntes
falsches Nasenloch. Auf der grohen, fast ringsum ange-
wachsenen Zunge (b) verlaufen astige Furchen.
2. Die zweistreifige Blindwuhle. (Coecilia bivittata.)
gig. 2344. 2345.
An dem Korperdieser zweiten Art zahlt man vom Kopfe
(Fig.2344a.) bis zum Schwanze 340 Hantringe; entfernl
man diese von einander, so kommen die in den Falten lie-
genden kleinen Schuppen (Fig. 2345 a.) zum Borscheine.
Gruben vor den Augen sehlen, die Zunge ist sammet-
artig, die Farbung schwarz bis auf einen jederseits Her-
ablaufenden gelben Langstreifen. Man kennt nur ein
Eremplar, welches in der pariser Sammlung bewahrt
wird und aus Cayenne gekommen sein fod. Die
wurmfdrmige Runzelschleiche (Coecilia lum-
bricoidea), von welcher wir nur den Kopf abbilden (Fig.
2341.), lebt in Surinam, wird an 2 Fuh lang, so dick
wie ein Ganstkiel, Hat nur ganz Hinten 12 — 15 Haut-
ringe, eine durchaus angewachsene Zunge und braun-
liche Farbung.
Vorweltliche Molche.
Der zuricher Professor Joh. Jakob Scheuchzer (starb
1753), welcher das nicht undedeutende Verdienst erwarb,
die Botanik, die in der Schweiz ganz in Verfall gera-
then war, wieder empor zu bringen, und von 1702 an
die Alpen bereiste, gewann durch das von ihm zuerst
wissenschaftlich betriebene Studium fossiler Pstanzen
eine grohe Vorliebe fur alle Ueberreste der untergegan-
genen Schspfung. Als eifriger Sammler trat er mit
vielen Befitzern von Steinbruchen in Verbindung und
erhielt um 1723 von Oeningen eine Platte, welche ein
ziemlich vollstandiges, beinahe drei Fuh langes Skelett
einschloh. Er machte seinen Fund in Len philosophi-
schen Transactionen fur 1726 bekannt, beschrieb die Ske-
letttheile sehr oberflachlich und erklårte sie fur die eines
vorweltlichen Menschen, eines „Zeugen der Sundfluth",
wie er sich ausdruckte, eines „Gliedes jenes von Gott
verstuchten und unter den Gewassern begrabenen Vol-
kes". Dah er den menschlichen Knochenbau ganz aus
dem Gestchte verloren und mindestens durch vorgefahte
LieblingSmeinungen sich habe blenden laffen, wieS ihm
schon Gehner nach , der 1755 eine andere Platte des Oe-
ninger Mergels (aus der von Lyell so genannlen Mio-
ceneperiode) mit gleichen Knochen erhielt. Ein Theil
der Natursorscher sagte sich nun von Scheuchzer'S bis-
her allgemein angenommener Ansicht los und pflichtete
Gehner bei, der indeffen eben auch sehlte, indem er in
jenen Resten einen WelS erkennen wollte. Erst im
Jahre 1787 erklårte Camper, dah das fragliche Skelett
einer Eidechse angehort habe, sand aber keinen rechten
Glauben. Endlich gelangte ein drittes, beffer erhalte-
neS Eremplar in die Hande Ammann's, eines zuricher
Arztes. Es gehbrt jetzt dem britischen Museum an und
ward 1805 von Karg, eincm schwabischen Natursorscher,
wiederum als Wels beschrieben. Endlich entdeckte Cu-
vier, und zwar auf den ersten Blick, dah hier ein molch-
artiges Thier vorliege; er erhielt 1811 Erlaubnih, eine
der Haarlemer Sammlung gehorende Platte der Bear-
beitung zu unterwerfen, legte einem geschickten Stein-
metzen bie Abbildung eineS Salamanderskelettes vor
und Hatte die Genugthuung, das Knochengerust eines
Molchs immer deutlicher Hervortreten zu sehen, je mehr
Stucken der steinigen Umhullung unter dem Meisel ab-
sprangen. AuS der genauen Beschreibung Cuvier's und
den spateren Untersuchungen anderer Palaontologen
geht hervor, dah jener Molch, welcher von Tschudi den
systematischen Namen Andrias erhielt, in einzelnen
Charakteren dem lebenden japanischen Riesensalamander
und dem Hellbender sich nahere. Die allgemeine Aehn-
lichkeit ergiebt sich schon aus den Abbildungen (Fig.
2346. u. 2347.). Verschieden ist jedoch die Wirbelsaule,
indem die Gelenkssachen der Wirbel noch fischLhnlicher
gestaltet find als an dem erwahnten japanischen Riesen-
molche. Man kennt gegenwLrtig wohl funfzehn sammt-
lich von Oeningen stammende, in grohen Sammlungen
zerstreuete Platten, welche mehr oder minder vollstan-
dige Skelette, fungere oder altere Jndividuen enthalten.
Ausgewachsene haben gegen 3 Fuh gemesten und
besahen einen 4 Zoll langen, uber 5 Zoll breiten
Schadel.
Die Fuhspureu des vorweltlichen Chirotherium, de-
ren oben (Bd. I. S. 122.) gedacht ward, find von meh-
reren Forschern mit fossilen Z^hnen und geringen Kno-
chenresten eines molchartigen Thieres in Verbindung ge-
bracht worden, dem Owen wegen des besonderen inne-
ren Zahnbaues den Namen Labhrinthzahn (Labyrin-
thodon) beilegte, nachdem es von deutschen Palaontolo-
gen schon fruher Zitzenzahnechse (Mastodontosau-
rus) genannt worden war. Zahlreiche und schbne Erem-
plare solcher Zahne wurden in der Lettenkohle bei Gail-
dorf entdeckt, einige unvollkommene im Sandstein bei
Warwick aufgefunden. Sie haben keine stumpfhockerigen,
sondern spitzige Kronen und erweisen sich bei starker
Vergroherung feiner Ouerdurchschnitte als zusammen-
gesetzte ZLhne. (Fig. 2348. I. Durchschnitt in natur-
licher Grohe, II. vierter Theil deffelben stark vergrohert,
und zwar a. Knochensubstanz, b. faltensSrmig eintretende,
die Lamellen verbindende Rindensubstanz oder Zahn-
kutt.) Dah sie wirklich einem sehr grohen Reptil der
Vorwelt angehort, geht theils aus ihrem Bane, theils
auch aus den in ihrer Nahe gefundenen Bruchstucken
des Schadels und anderer Knochen hervor. Der Scha-
del muh gegen 3—4 Fuh lang, das ganze Thier daher
ein wahrer Riese in einer Familie gewesen sein, die
nicht von allen Forschern zu den Molchen gestellt, son-
dern als Mittelglied zwischen diesen, den Echsen und
Fischen angesehen wird und als solche in der gegenwar-
tigen Schopfung nicht vertreten sein wurde. Dah diese
Geschbpfe gefrahige Raubthiere gewesen, von Fischen
und Mollusken sich gemlhrt haben mussen, kann kei-
nem Zweifel unterliegen. Ob aber von ihnen die
bald kleineren, bald grbheren Fahrten herruhren, die von
Kaup dem sonst unbekannlen vorweltlichen Handthiere
(Chirotherium) zugeschrieben wurden, und ob dieses
wirklich ein Reptil gewesen, ist noch keineswegs so fest
entschieden, wie Owen eS will. Solche Eindrucke (Bd.
I. Fig. 457.) wurden zuerst bei Hefiberg unweit Hild-
burghausen und zwar in einem Steinbruche entdeckt,
welcher abwechselnde Schichten von grauem Ouarzsand-
steine und rothem Sandsteine darbietet. Die Fahrten er-
scheinen theils vertieft, theils halb erhaben, die letzteren
werden indeffen nur auf der unteren Flache der Platten
gefunden und sind genaue Ausfullungen der unter ihnen
liegenden vertieften Fuhspuren. Auf einer 6 Fuh lan-
gen , 5 Fuh breiten Platte zeigten sich Fahrten von mehr
alS einem Jndividuum und von sehr verschiedenem Nm-
fange. Die groheren 8 Zoll langen (eine maah sogar 12
Zoll) und 5 Zoll breiten glaubt man fur diejenigen der
Hinterfuhe halten zu muffen; etwa 1% Zoll vor ihnen
stehen die kleineren, 4 Zoll langen, 3 Zoll breiten, ver-
muthlich von den Vorderfuhen herruhrenden Eindrucke.
Alle Spuren folgen einander geradlinig und paarweis
in ohngefåhr 14 Zoll Entfernung und lasfen, gleichviel,
ob ste von alteren oder jungeren Jndividuen Hervorge-
bracht worden, einen abstehenden Daumen, Wechselnd
rechts und links, erkennen und gleichen sich in ihren Um-
riffen. Man hat solche Fahrten, nachdem sie die Auf-
merksamkeit einmal auf sich gezogen, auch in anderen
Gegenden entdeckt. Cunningham fand sie 1838 im netten
rothen Sandsteine unfern Liverpool; ursprunglich wa-
ren die Fuhe in einen weichen Thon eingefunken, der
noch jetzt zwischen dem Sandsteine sehr dunne Schichten
bildet. Indem sich auf diesen Vertiefungen Sand abla-
gerte, der nach und nach zum Steine verhartete, entstan-
den ziemlich scharfe Reliefs, die an den Platten noth-
wendig die untere Flache einnahmen. Spater entdecklen
andere Geognosten in ahnlichen Formationen des mitt-
leren und nordlichen Englands und in Schottland
(Dumfriesshire) dieselben Fahrten, konnten aber in ih-
rer Nahe niemals Knochen des geheimnihvollen Thieres,
welches sie verursacht hatte, auffinden. Wie weich der
Boden, auf dem fich dieseS bewegt hatte, gewesen sein
muhte, bewiestn die unverkennbaren, in runden Ver-
tiefungen bestehenden Spuren groher Regentropfen und
die ebenfalls vertieften astigen kleinen Betten, welche
das abfliehende Waffer ausgewafchen hatte. Da auch
die Thierfjhrten felbst mit solchen Tropfenspuren uber-
zogen Waren, so folgerte man, dah das Chirotherium
vor Eintritt des Regens dort voruber gezogen sti, und
konnte aus der schiefen Richtung der Tropsen sogar die
Richtung des Windes bestimmen, welcher das Unwetter
Herbeigetrieben Hatte. Ueberhaupt haben die englischen
Geognosten einen grohen Scharffinn bewiestn bei der
Deutung jener lange ubersehenen Denkmaler inannich-
sacher Vorgange, die in einer unberechenbar entlegenen
Vorzeit stattfanden und uber die Hydrostatik, die Me-
teorologie und die Zoologie jener Schopfungsperiode
Licht verbreiten. In Nordamerika find zwar im neuen
rothen Sandsteine die Fuhspuren einer Menge verschie-
dener, theils riesengroher Vogel entdeckt worden, indes-
fen mengt sich unter sie nirgends ein Abdruck, wie ihn
auf unserer Halbkugel das Chirotherium erzeugte. Noch
bleibt es, wie gesagt, zu beweisen, dah dieses letztere
Thier wirklich ein Reptil und mit dem Labyrinthodon
identisch gewesen, denn in der Heutigen Schopfung kon-
nen nur Affen und Beutelthiere einigermaahen ahnliche
Spuren hervorbringen, nicht aber eines der bekannten
Reptilien. Gegen Owen's erwsihnte Ansicht laht fich
einwenden, dah die bedeutende Schrittweite sehr lange
Fuhe voraussttzt, von welcher es, ausgenommen die
springenden Batrachier, Heutzutage kein Beispiel in der
Claffe der Reptilien giebt, und dah uberhaupt kein Thier