Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Dritter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 150
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Reptilen und der Fische
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Jllustrirte
Naturgeschichte des Thierreichs.
Vierte Classe.
F i s ch e.
Eilllritung.
ilter dem Namen der Fische begreift man eine sehr
grosie Classe von kastblutigen, Wasser athmenden, da-
her nicht mit Lungen, sondern mit Kiemen versehenen,
der Mehrzahl nach Eier legenden, die Gewasser natur-
gemLH bewohnenden, mittels Flossen schwimmenden,
niemals achte Zehen besitzenden, haar- und federlosen,
meist beschupplen Wirbelthieren. Fische unterscheiden
sich demgemasi mit Scharfe von den ubrigen Knochen-
thieren, flehen aber mit den im Shsteme vorhergehen-
den Reptilien mittels gewiffer niedriger, zu den Ba-
trachiern gehorender Formen in Verbindung, von wel-
chen sie aber, wie groh auch die ausiere Aehnlichkeit sein
moge, durch den Bau des Riechorganes abweichen, wel-
ches aus blinden Hohlen besteht, die wie gewohnlich am
vorderen Ende des Kopfes liegen, jedoch niemals durch
einen inneren Canal mit der Mundhole Verbindung Ha-
ben. Bei der Bestandigkeit der angegebenen allgemeinen
Kennzeichen ist die Korperform den mannichfachsten Ab-
anderungen unterworfen. Sie erscheint als normale und
Haufigste so, wie wir ste an unseren gewohnlichen Flusi-
fischen beodachten, als abweichende an manchen Bewoh-
nern warmerer Meere, wie den Kugelfischen und den
Kofferfischen oder auch an den platten, inder Umfangs-
linie rhombischen oder ovalen Rochen und ihren Ver-
wandten. In der vorwaltenden gewohnlichen Gestalt,
wo der Korper sich dem Cylinder nahert, seitlich mehr
oder Weniger zusammengedruckt ist und nach beiden En-
den langsam zur Spitze auslauft, liegt nicht allein die
hohere Schonheit, sondern auch die vorzugsweise BefLhi-
gung zur Bewegung in einem dichten Elemente, wel-
ches den Korper nach allen Richtungen gleichmahig um-
giebt und diesem an Schwere beinahe gleichkommt.
Wahrend man bei einiger Ausmerksamkeit die ausier-
ordentliche Zweckmasiigkeit des BaueS und der Gestalt
an jedem normal gesormten Fische ohne Schwierigkeit
erkennt, kann man sich nicht verbergen, dasi in derBestim-
mung zum Wasserleben der Grund einer gewissermaahen
einfacheren Organisation und daher einer im Verhalt-
niffe zu anderen Wirbelthieren niedrigeren Stellung liege.
Die Bewegung im Wasser erheischt nSmlich, bei ange-
meffener Organisation, einen weit geringeren Aufwand
von Muskelkraft und macht jene zusammengesetzten,
grosien und kunstlichen Glieder stberflusfig, die dem in
der dunnen und leichten Luft schwimmenden Vogel nicht
III. Band.
fehlen durften. Da die Gewasser an Organismen weit
reicher find als das Land und die Fische daher ohne Muhe
die angemessene Nahrung in genugenderMenge erlangen
konnen, so bedurfen fie weit weniger jene durch viele
Scharfe ausgezeichneten SinneSorgane und den bis an
Berechnung anstreifenden Jnstinet, welche den aufKosten
ihrer Mitgeschopfe fich nahrenden Landthieren verliehen
find. Das am wenigsten entbehrliche Auge erreicht zwar
mehr als die anderen Sinneswerkzeuge einen hoheren
Grad der Ausbildung, indessen bleibt er bei solchen Arten
unvollkommener, die in ansehnlichen,dem Lichtstrahleun-
zuganglichen Tiefen wohnen. Das ausierlich nicht erkenn-
bare Ohr vermag bei den wenigsten Fischen feinere Tone
zu vernehmen, denn Scharfe des Horfinnes kbnnte Ge-
schopfen wenig Nutzen bringen, die oft an Orten ver-
weilen, wohin selbst der Donner des Seesturmes nicht
dringt, und die niemals eine eigentliche Stimme besitzen
und felten durch andere Laute sich gegenseitig verstandigen
konnen. Da die Nahrung fast immer schnell ergriffen
und unzerkauet verschlungen wird, so fallt die Noth-
wendigkeit des SchmecksinneS weg und beinahe im glei-
chen Grad diejenige eines scharferen Geruchs, abgesehen
davon, dasi das Wasser uberhaupt weit weniger alS die
Luft geeignet ist, riechende Theilchen fremder Kbrper in
sich aufzunehmen und in weiter Verbreitung zu erhal-
ten. Die mehrentheils Harte Bekleidung des Korpers
verhindert feineres Fuhlen, und fur die aetiven Aeusie-
rungen dieses Sinnes, das Tasten, fehlen, mit wenigen
Ausnahmen, die allerdings auch entbehrlichen Werk-
zeuge. Erscheinen sonach die Mittel, durch welche Ver-
bindung mit der Ausienwelt hergestellt wird, sehr be-
schrankt, so konnen auch die intelleetuellen Fahigkeiten
der Fische nicht anders als sehr niedrig sein und die
Thatigkeiten deS Lebens bei ihnen sich auf wenig mehr
alS die Selbsterhaltung beziehen. In der That giebt es
auch unter den Wirbelthieren keine Gruppe von nur
entfernt gleichem Umfange, die ebenso ungesellig, so
theilnahmelos, so ohne Leidenschast ware. Findet sich
doch sogar, einige kaum nennenswerthe AuSnahmen un-
gerechnet, unter den Tausenden von Arten kein Beispiel
geschlechtlicher Zuneigung, gemeinsamen Haushaltes und
vorsorglicher Pstege der Nachkommen.
Die Classe der Fische ist schon vor vielen Jahren in
die zwei Hauptabtheilungen der Knochen- und Knor-
pelfische zerfallt worden. L^ge der Unterschied zwischen
beiden allein in der grbsieren oder geringeren Festigkeit
ihres KnochengerusteS, so wurde, wegen der moglichen
Zwischenstufen, eine solche Eintheilung keinen prakti-
schen Werth haben; sie erlangt diesen dadurch, dasi mit
der angedeuteten besonderen Beschaffenheit des Skeletts
stets Umgestaltung anderer sehr wesentlicher Organe ver-
bunden einhergeht. Das Skelett der Knochenfische,
welche die zahlreichste Abtheilung bilden, ist das voll-
kommenere und dem der anderen Wirbelthiere ahnlichere
und musi daher zuerst, wenn auch in Kurze, beschrieben
Werden. Da Fische in einem Elemente leben, dessen
specisische Schwere derjenigen ihrer eigenen Korper ziem-
lich gleichkommt, bisweilen dieselbe ist, so bedurfen sie
teinet sehr starren, zum Widerstande befahigten Wirbel-
saule, vielmehr liegt in dem Mechanismus des Schwim-
mens die Nothmendigkeit, dasi jene eine ansehnliche seit-
liche Beweglichkeit besttze. Die Wirbelkorper gleichen
daher dicken, durch eine Knorpelschicht getrennten Schei-
ben, deren deide Flashen kegelfdrmig vertieft sind und
in dem so entstandenen leeren Raum einen gallertartigen
Stoff einschliesien, endlich auch untereinander durch ela-
stische ringformige Bander zusammenhangen. Man
kann, weil ein eigentlicher Hals und Becken fehlen, nur
zwei Arten von Wirbeln unterscheiden, Ruckenwirbel
(Fig. 2351. aa.) und Schwanzwirbel (bb.),bie sich dadurch
unterscheiden, dasi die ersteren nur obenher die gewshn-
lichen Dornfortsatze (cc.) tragen, diese auch an der un-
teren Seite mit dergleichen (dd.) versehen sind und
ausierdem auch keine oder nur sehr undeutliche Quer-
forts^tze haben. Je nach der Gestalt des Fisches wech-
selt auch die Zahl der Wirbel; der langstreckige, schlan-
genformige Aal hat bis 115, der indische Zebrafisch
(Chaetodon Zebra) nur 21. Die Rippen bestehen aus
dunnen Knochen; jede steht nur mit einem Wirbel in
Verbindung. Sie umschliesien, indem die AthmungS-
organe am Kopfe angebracht sind, nicht eine eigentliche
Brusthvhle, sondern die ganze Leibeshohle und liegen
zwischen dem grosien, die Bewegung Hauptsachlich be-
stimmenden, vom Kopfe bis zum Schwanze reichenden,
aus vielen sich kreuzenden Bundeln zusammengewachse-
nen Seitenmuskel. Wo die obere Halfte dieses Muskels
mit der unteren verfliesit, enisteht bei Knochenfischen
eine faden- oder bandfsrmige, aber schmale, sehnige Aus-
breitung, die ausierlich durch eine verschieden beschuppte
oder sonst bemerkliche Linie, die sogenannte Seitenlinie,
angedeutet wird. Da nun die vorderen Rippen gegen das
untere Ende gablig getheilt sind, ausierdem auch bei vielen
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