Vienna Exhibition 1873
Group VII.
År: 1873
Forlag: Elkington & Co.
Sider: 80
UDK: St.f. 739.1 Elk
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CLOISONNÉ UND CHAMP-LEVÉ.
8 ist allgemein bekannt, daß die Kunst
,W Metall-Emaillirens eine sehr alte
$ und wenn auch bis zur neuesten Zeit
?A äZ^^noch keine westliche Nation es zu einer
ÀFertigkeit hierin bringen konnte, war
im Osten fortwährend mit Anfer-
Å! tigung kunstreicher Arbeiten in dieser
Branche beschäftigt.
So z. B. üben die Chinesen und
‘ Japanesen jetzt noch diese Kunst; doch
haben allem Anscheine nach die Letzteren ihr Geheimniß
verloren, das sie in den Stand setzte, ihren Fabrikaten
eine so geschinackvotte Feinheit beizugeben, für welche ihre
vor zwei oder drei Hundert Jahren gefertigten Emails
eine so große Berühmtheit erlangten.
Elkington & Co. haben seit geraumer Zeit diesem
Fache besondere Aufmerksamkeit zugewandt, das Mittel
zu einem reichen Felde vielartiger Erzeugnisse bot, deren
künstlerische Schönheit wohl unvergänglich genannt
werden kann.
Schon im Jahre 1862 erregten ihre Emailarbeiten
in der Londoner Weltausstellung großes Aufsehen und
außerordentliche Bewunderung; doch nicht zufrieden mit
dem damaligen Erfolg in Erzeugung von Werken,
welche un Vergleich zum Cloisonné leicht genannt
werden dürfen, trachteten sie, wenn möglich, den alt
japanesischen Künstlern darin gleichzukommen ; und indem
sie ihre Farben sorgfältig analisirten und mit unend-
licher Mühe einen besonderen Weg zur Ausarbeitung
fanden, gelangten sie zn einem Resultate, das voll-
ständig befriedigend für sie war, und von dem das
Publikum urtheilen mag, nachdem es ihre Waaren
in der jetzigen Weltausstellung besichtigt Hat.
Einige Bemerkungen bezüglich Anfertigung der
Emails mögen wohl von Interesse sein.
Emails im Allgemeinen können in zwei Hauptclassen
eingetheilt werden, und zwar in Cloisonnés und
Champ-levés.
Beide Ausdrücke, die dem Französischen entnommen
sind, kann man wörtlich übersetzen durch pannellirt und
erhabene Felver. Diese Ausdrücke bezeichnen auch so
ziemlich die Prozesse, die man anwendet, um das Metall
zur Aufnahmen der Farben oder besser gesagt Emails
vorzubereiten.
Das Cloisonné ist weitaus das am meisten geschätzte
Email, da dessen Erzeugung größere Geschicklichkeit und
auch außerdem mehr Geduld seitens der 9(r6eiter erfor-
dert. Nimmt man z. B. ein Plateau, das auf diese
Weise emaillirt werden soll, so wird zuerst auf dem
Metalle die Zeichnung (Blumen, Vögel u. dergl.) sehr
fein aufgetragen und dann sehr dünner Gold- oder anderer
Draht, mit der Hand vermittelst Zängelchen genau so
gebogen, wie die Linien der Verzierungen gezeichnet sind.
Der auf diese Weise zu einer Form gebogene Draht
wird dann auf das Plateau gelöthet, um auch der Zeich-
nung in ihrer ganzen Schwierigkeit zu folgen, was
eine große Sicherheit der Hand erheischt, da von der
Genauigkeit der Drahtlinien das ganze Zustandebringen
des Dessins abhängt. Das Plateau ist soweit zum
Eniaittiren fertig, und müssen sodann alle die kleinen
Fächer, welche vermittelst des Drahtes von einander
geschieden wurden, eingefüllt werden.
Die Farben, chemisch gemengt, werden alsdann zu
einem dünnen Leim gerührt und in die verschiedenen
Zellen oder Beete eingejüllt. Hiernach wird das Plateau
in einem eigens hierzu hergerichteten Ofen einem hohen
Grade Hitze ausgesetzt, bis alle Farben vollständig
geschmolzen sind, wonach es alsdann herausgenommen
und gekühlt wird. Dieser Theil des Prozesses wiro zu
vielen Malen wiederholt, denn es bedarf mehrmaligen
Schmelzens bis die Zellen oder Beete vollständig ausge-
füllt sind.
Nachdem man dies endlich erreicht hat, wird der
Proceß dadurch vollendet, daß man, um eine gleich-
mäßig ebene Oberfläche des Ganzen herzustellen, das
Email glatt streicht und polirt.
' Beim Champ-levé Prozeß wirv kein Draht ange-
wandt, sondern man schneidet die Felder, die man mit
Email füllen will, mit Grabstichel im Metall aus, und
verfährt sodann ganz so, wie beim Cloisonné Prozeß.
Die gegebenen Abbildungen zeigen beide Arten des
Emails, und zwar eine Auswahl Gegenstände des
Champ-levé Prozesses sowie auch mehrere Gegenstände,
die im Cloisonné Prozeß gefertigt wurden.
Die Zeichnungen hierzu wurden von verschiedenen
Artisten der Finna entworfen.