Emil Chr. Hansen 5 Særtryk 1901-1909
Forfatter: Emil Chr. Hansen
År: 1909
Sider: 98
UDK: TB Gl. 663.6 Sm
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Emil C hr. Hansen,
sei, eine Auffassung, welcher die Forschung der Gegenwart sich
im Wesentlichen angeschlossen hat. Gegen seine Aufstellung der
Arten wurden dagegen gewichtige Einwände erhoben, und es wurde
nach und nach den experimentierenden Gärungsphysiologen klar, daß
die sicheren Ausgangspunkte hier vollständig fehlten. Reess war
kein Experimentator, sondern ein beschreibender Botaniker; er
machte keinen Versuch, reine Kulturen darzustellen, sondern be-
schränkte sich auf eine Beschreibung der Zellen, wie sie ihm in
den unreinen Hefemassen, welche er zu seinen Untersuchungen be-
nutzte, vorlagen. Die Gestalt und Größe der Hefezellen und die
Größe der Sporen waren die Merkmale, die er in seiner Beschrei-
bung heranzog. Wiewohl er also in dieser Beziehung von un-
richtigen Gesichtspunkten ausging, ist seine Arbeit dennoch eine
für seine Zeit höchst verdienstvolle, wie ich dies auch schon bei
einer anderen Gelegenheit begründet und hervorgehoben habe.
Selbst noch heutigen Tags gibt es übrigens Botaniker, welche
nicht weiter gelangt sind als er; so begegnet man in systemati-
schen Handbüchern noch immer hier und da einer Beschreibung
von neuen und alten Arten, welche nicht über das von Reess
gegebene Muster hinausreicht.
Da der von Reess eingeschlagene Weg nicht zum Ziele führen
konnte, mußte die Aufgabe hervortreten, eine experimentelle Unter-
suchung mit absolut reinen Kulturen als Ausgangspunkt vor-
zunehmen. Es war mir das Los beschieden, in dieser Richtung
den Anfang zu machen. In meinen im Jahre 1882 und namentlich
1883 erschienenen Abhandlungen teilte ich eine Reihe Aufschlüsse
betreffend die Physiologie einiger der erwähnten Arten mit, wo-
durch die letzteren auch von neuen Gesichtspunkten aus charak-
terisiert wurden. Danach folgten ähnliche Untersuchungen meh-
rerer anderer Forscher. Unser Wissen über die Physiologie und
Morphologie der Saccharomyceten wurde in weitem Umfange be-
reichert und eine große Anzahl Arten wurde bekannt. Das rein
systematische Interesse war jedoch auf eine lange Zeit in den
Hintergrund getreten. Zumeist gaben sich die forscher nicht ein-
mal die Mühe, den Arten besondere Namen zu geben.
Dies gilt z. B. auch von den sechs Saccharomyces-Formen,
mit welchen ich im Jahre 1883 eine Reihe von experimentellen
Untersuchungen anfing; diese sechs Formen tragen in meinen ver-
schiedenen Schriften sowie auch anderswo in der Literatur immer
noch die provisorischen Namen:
Saccharomyces cerevisiae
1 Pastorianus I
77 • i T
„ ellipsoideus 1
’’ „ II.
Zur Zeit, als ich sie aufstellte, war ich noch nicht darüber
klar, ob sie als Species oder als Varietäten aufgefaßt werden
sollten. In den folgenden Jahren wurden die gefundenen Charaktere
hier im Laboratorium und anderswo genau geprüft und mehrere