Emil Chr. Hansen 5 Særtryk 1901-1909
Forfatter: Emil Chr. Hansen
År: 1909
Sider: 98
UDK: TB Gl. 663.6 Sm
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Grundlinien zur Systematik der Saccharomyceten.
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Bei einer Art, welche ich 1891 unter dem Namen Saccha-
romyces anomalus beschrieb, beobachtete ich, daß die Sporen
eine sehr eigentümliche Form hatten. Dieselben sind nämlich
mehr oder minder halbkugelförmig, mit einer von der Grundfläche
hervorspringenden Leiste, so daß sie Aehnlichkeit mit einem Hut
mit Krempe bekommen. Gleich zu Anfang der Gärung erregt
dieser Hefepilz eine kräftige Aether- und Hautbildung. Derselbe
ist ein ochter Kalimhautbildner, ebenso wie Saccharomyces
membranaefaciens, und alles, was betreffs der Hautbildun0,
dieser Art gesagt wurde, gilt auch hier.
Diese drei Arten unterscheiden sich also durch scharf aus-
geprägte Merkmale voneinander und von den übrigen, bisher der
Gattung Saccharomyces beigezählten Arten. Die angegebenen
Merkmale sind sogar schärfer als jene, durch welche gewöhnlich
die Gattungen in der Mykologie voneinander unterschieden werden.
Jetzt, wo es sich darum handelt, sämtliche bis heute bekannte
Saccharomyceten in ein System zu bringen, halte ich es für das
Richtigste, die drei Arten als Typen von drei neuen Gattungen
aufzustellen. Es wurde schon bei früheren Gelegenheiten nicht
allein von mir, sondern auch von P. Lindner und Anderen da-
rauf hingewiesen, daß es bei einer systematischen Revision sich
herausstellen würde, daß ihnen der angegebene systematische Wert
zukomme. Die hauptsächliche Ursache, warum diese Revision erst
jetzt vorgenommen wird, habe ich oben an gedeutet.
Für die zweite der hier in Rede stehenden Gattungen schlage
ich den Namen Saccharomycodes vor, durch welchen ihre nahe
Verwandtschaft mit Saccharomyces angedeutet ist. An die
beiden anderen möchte ich mir erlauben, die Namen zweier höchst
verdienstvoller Kollegen zu knüpfen, indem ich Saccharomyces
anomalus und die dieser sich anschließenden Arten mit dem
Gattungsnamen Wtllia, Sacch. membranaefaciens nebst den
um sie sich gruppierenden mit dem Gattungsnamen Pichia belegen
werde. Prof. Dr. H. Will hat nicht nur zu einem frühen Zeit-
punkt Arten beobachtet, welche zu der nach ihm benannten Gat-
tung gehören, sondern von seinem Laboratorium sind auch die
ausführlichsten Untersuchungen über diesen Gegenstand ausgegan-
gen; und Prof. Dr. Pichi verdanken wir, wie bekannt, vorzügliche
Untersuchungen, Beschreibungen und Abbildungen von Arten, welche
mit der von mir entdeckten nahe verwandt sind.
Im Jahre 1893 stellte P. Lindner eine neue Gattung auf,
welche er mit Recht als einen „durchaus eigenartigen Typus unter
den Hefenk‘ bezeichnete. Er gab ihr den Namen „Schizosaccharo-
myces“ (Spalthefe), weil ihre vegetative Vermehrung lediglich da-
durch vor sich geht, daß in jeder Zelle eine oder mehrere scharfe
Querwände sich bilden, wonach die so entstandenen Glieder durch
eine Spaltung frei gemacht werden. Diese Vermehrungsweise be-
sitzt große Aehnlichkeit mit der bei Oidium und vielen Bakterien
beobachteten. Von einer Sproßbildung ist keine Spur nachweisbar.
Die einzige morphologische Uebereinstimmung zwischen dieser Form
und Saccharomyces ist die, daß beide eine Endosporenbildung