Krupp 1812-1912
Forfatter: Friedrich Krupp
År: 1912
Forlag: Friederik Krupp A. G.
Sted: Essen-Ruhr
Sider: 447
UDK: St.f. 061.5(43)Kru
Zum 100 Jährigen Bestehen Der Firma Krupp Und Der Gusstahlfabrik Zu Essen-Ruhr
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mehr Zeit gewidmet, als dem Numeri der Fabrik zuträglich war, und auch in feiner
gefchäftlichen Tätigkeit zeigte (ich bald eine gewiffe, mit dem Verfall feiner Gefundheit
zunehmende Llnftetigkeit. Mehr und mehr bemächtigte (ich feiner eine nervöfe Unruhe :
er fprang von einem Gegenftand zum andern, begann da und dort neue technifcheVer-
fuche, um fie bald wieder aufzugeben. Diefer Mangel an Selbftbefchränkung und Stetig-
keit hat erheblich dazu beigetragen, daß Friedrich Krupp feine Fähigkeiten, die einft nichts
Geringes von ihm hoffen ließen, ohne nachhaltigen Erfolg fo rafch erfchöpfte. Er war feit
dem Jahre 1823 ein körperlich gebrochener Mann und hatte für feine Perfon keine Hoff-
nung mehr. Aber das große Ziel feines Lebens, das ihm einft fo greifbar nahe erfchienen
war und ihm je^t in immer weitere Ferne entfchwand, hielt er dennoch mit einer Art
von Enthufiasmus feft. Den Gedanken, die Fabrik gänzlich wieder aufzugeben, wenn
er ihn je erwog, hat er frets abgelehnt; noch am Rande des Grabes blieb ihm die Hoffnung
treu auf eine beflere Zukunft für die Seinen und fein Werk. Und damit behielt er ebenfo
recht wie mit feinem Glauben an die große Bedeutung der von ihm begründeten Sache.
Es liegt die Frage nahe, wie es kam, daß dem Sohne Friedrichs gelang, was diefem
felbft verfagt geblieben ift. Willman dem Begründer der Gußftahlfabrik gerecht werden,
fo muß man zugeben, daß die ZeitverhältnifTe dem neu gegründeten Unternehmen wenig
günftig waren. Als diefes über die erften Verfuche noch nicht hinaus war, fiel mit der
Beteiligung der Kontinentalfperre und dem Wiedereintritt des mächtigen englifchen
Wettbewerbs fchon eine wefentliche Vorausfetjung des Gelingens fort. Nach dem
Friedensfchluß verhinderte die völlige Erfchöpfung der wirtfchaftlichen Kräfte auf lange
Zeit ein rafches Aufblühen der Induftrie. Inzwifchen hatten die Enttäufchungen, die
Friedrich Krupp mit feinen Teilhabern erlebte, feine Mittel erfchöpft, fo daß fich gleich-
zeitig mit den erften Erfolgen fchon die finanziellen Sorgen einftellten. Aber auch
Alfred Krupp hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, und wenn fich die
Zeitumftände für ihn allmählich beffer geftalteten, fo war doch feine Lage bei der
gänzlichen Zerrüttung des väterlichen NachlafTes für lange Zeit nicht günftiger als in
den lebten Jahren des Vaters. Ein Glück war es für das Werk, daß Alfreds Gefundheit,
trotzdem fie nicht immer gut war, allen Anftrengungen und Sorgen doch immer wieder
ftandhielt, während dem Vater die Kraft bald verfagte. Aber der tieffte Grund für das
Verhängnis, dem Friedrich Krupp erlag, ift doch in ihm felber zu fuchen. Bei all feinen
reichen Gaben war er nicht der Mann, das einmal ins Auge gefaßte Ziel unverrückbar
feftzuhalten, und der Mangel an Ausdauer und Vorficht, an Stetigkeit und Selbft-
befchränkung ließ ihm das Erreichte wieder unter den Händen zerrinnen. In Alfred Krupp
kehren die glänzenden Anlagen und das hoffnungsfreudige Temperament feines Vaters
wohl in erhöhtem Maße wieder, vor allem feine Entfchlußkraft und fein Wagemut, feine
Unternehmungsluft und feine lebhafte Phantafie. Aber während diefe Eigenfchaften bei
Friedrich Krupp fo überwogen, daß fie ihn aus dem Gleichgewicht brachten, bewahrte
Alfred Krupp ftets den Blick für das Erreichbare und ließ es an der gebotenen Vorficht,
befonders bei technifchen Neuerungen, nicht fehlen. Was dem Vater nicht gegeben war,
die Befchränkung der Kraft auf die eine große Aufgabe, die nie erlahmende Beharr-
lichkeit, die Schritt für Schritt dem vorgefteckten Ziele zuftrebt, der anhaltende Fleiß
auch in den kleinen Dingen, gerade das waren hervorragende Eigenfchaften des Sohnes.
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