ForsideBøgerDie Deutsche Ausstellung …, im Haus und im Gewerbe

Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe

År: 1916

Forlag: R. Oldenbourg

Sted: München

Sider: 176

UDK: St.f 622.74 Gas

Mit 444 Abbildungen Im Text

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Side af 192 Forrige Næste
— 155 — 15. Erdgas. An der kleinen Abteilung der Ausstellung, die sich mit der Gewinnung und Verwertung von Erdgas (Naturgas) be- faßte, waren beteiligt: Der Staat Hamburg, die Stadtge- meinde Wels (Oberösterreich), die Erdgas-Industrie-Gesell- schaft m. b. H. Boryslaw in Galizien, die Galizische Naphtha- Aktiengesellschaft »Galicia«, Wien-Drohobycz, und die Natur- DruckwaiseNul'ünruog : •^Spüiwasserabiduf ^1 Gelände Harschkiai u Sano 18.A Sesch-ebemergel _ 8630 Sand u Kies 91.20 Glimmersand Mergel u Ton Fig. 415. Neuengamme: Bohrung vor dem Gasausbruch. gas-Ges. m. b. H. Lemberg, von denen die letzteren drei Städte Schauplatz der ruhmreichen Kämpfe des inzwischen entbrannten Welt- krieges geworden sind und leider auch in ihrer Erdgasgewinnung unter der Zerstörung durch die Russen zu leiden hatten. Es lag in der Natur der Sache, daß sich dieser Teil der Ausstellung im wesentlichen auf Pläne, Zeich- nungen und Photographien be- schränken mußte, doch konnte das Hamburger Erdgas auch in natura gezeigt werden, indem von der Deutschen Gasglühlicht-Akt.-Ges. Berlin Kochapparate und Beleuch- tungskörper ausgestellt waren, die aus Bomben mit diesem Erdgas ge- speist wurden. Über Naturgas ist eine umfang- reiche Literatur vorhanden1), und es würde zu weit führen, hier auf dieses interessante Gebiet des näheren einzugehen. Immerhin möge einzelnes aus dem auf der Ausstel- lung dargebotenen Material kurz be- sprochen werden. • Das Erdgasvorkommen bei Wels ist seit langem bekannt. Oberösterreich hat in seinem Mittelteil hauptsächlich Schlier unter seinen Füßen. Dieser Schlier tritt aus dem fernen Westen über Bayern und Salzburg in Oberösterreich ein und setzt sich östlich über Nieder- österreich bis nach Mähren und Schlesien fort. In den Karpathenländern, in Rumänien und in der Krim kommt er wieder zum Vorschein und kann dann über das Kaspische Meer hinaus bis tief nach Asien verfolgt werden. In diesem Schlier, der das Hauptgestein des oberösterreichi- schen Tertiärbeckens bildet, und das Sediment eines Meeres von den Alpen bis zu den Karpathen dar- stellen dürfte, finden sich zahlreiche Jod- und Kochsalzquellen, unter denen die des Jodbades Bad-Hall und die Salzlager des Salzkammer- gutes weltbekannt sind. Die Kennt- nis der Jodquelle in Bad-Hall geht bis ins 8. Jahrhundert zurück. In allen diesen Gebieten wurden schon besitzer im Stadtgebiet einen artesischen Brunnen graben wollte. Im Verlauf von wenigen Jahren wurden mehr als 100 Gasbrunnen niedergebracht; die Ausnutzung des Welser Erdgasfeldes scheint aber immer noch erweiterungsfähig zu sein, und deshalb sucht die rührige Stadtgemeinde durch besondere Vergünstigungen neue Industrien dort anzusiedeln. Die beiden Bilder Fig. 413 u. 414 zeigen, wie dort das Erdgas mittels Gestänge in einem Bohrturm, ähnlich wie bei Bohrung nach Petroleum, erbohrt wird. Die Fontäne auf dem zweiten Bild ist Wasser, das infolge des Druckes des empordringenden Gases in die Luft geworfen wird. Über das Erdgasvorkommen und die Erschließung der Erdgasquellen bei Neuengamme in den Vierlanden bei Hamburg stellte das Hamburger Gas- und Wasserwerk zahl- reiche Pläne und Bilder aus, von denen einige der interessan- testen nebst einem Bericht des Direktors der Hamburger Fig. 416. Neuengamme: Gasausströmung nach dem ersten AbschluBversuch. seit Jahrhunderten Erdgase nachgewiesen. Diejenigen in Wels wurden durch Zufall entdeckt, als im Jahre 1891 ein Haus- x) Journ. î. Gasbel. u. Wasserversorg. 1915, S. 348, mit wei- teren Literaturangaben. Wasserwerke, Schertel1), über die zur Fassung dieser Quelle vorgenommenen Arbeiten hier wiedergegeben werden soll. Schertel schreibt: »Von hervorragendem Interesse ist das Ergebnis einer neuen, ebenfalls zum Zwecke der Gewinnung von Wasser für die Versorgung Hamburgs am Kirchwärder Landweg zwischen Bergedorf und Zollenspieker ausgeführten Tief- bohrung, bei der am 3. Nov. 1910 in der Nähe von Neuen- gamme eine Gasquelle von sehr großer Ergiebigkeit erschlossen wurde, und die wegen ihres in dieser Beziehung ganz außer- ordentlichen Erfolges in einigen wesentlichen Einzelheiten näherer Beschreibung wert erscheint. Die Bohrung Fig. 415 war in Ton und feinem Sande als offene Spülbohrung betrieben worden, d. h. in das aus Rohren bestehende Gestänge eines Fallmeißels wurde Druckwasser eingeführt, das aus einer Öffnung des Meißels austrat und unter Mitnahme des von diesem gelösten Tones oder Sandes in dem oben offenen 264 mm weiten Bohrrohr wieder hoch- stieg. Eine in diesem Wasser eingetretene, allmählich sich steigernde Blasenbildung gab Anlaß zum Abschluß des Bohr- rohres durch einen das Meißelgestänge mittels einer Stopf- büchse umfassenden Spülkopf mit zwei in Spiralschläuche auslaufenden seitlichen Abgängen Fig. 416, der aber mißlang, weil die Schläuche dem auf sie wirkenden, nach und nach sehr hoch gestiegenen Druck nicht standhielten und Ein- richtungen für eine andere Art des Verschlusses nicht schnell genug beschafft werden konnten. Der Vorgang erwies sich in seinem weiteren Verlaufe als ein äußerst heftiger, von ohrenbetäubendem, weithin hörbarem Zischen begleiteter i) »Hamburg und seine Bauten«, Festschrift des Hamburger Architekten- und Ingenieur-Vereins.