Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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Gasausbruch, der, etwa 15 Stunden nach
Beginn in seiner Großartigkeit dadurch
noch wesentlich gesteigert wurde, daß
sich das Gas auf irgendéine Weise ent-
zündet hatte und dann nach schneller
Zerstörung des Bohrturmes und seiner
ganzen inneren Einrichtung (Fig. 417) mit
drei gewaltigen, bis zu 18 m langen
Flammen sichtbar in Erscheinung trat
und nachts meilenweit sich bemerkbar
machte (Fig. 418).
Die anfängliche, auch von Geologen
vertretene Meinung, daß die Gasausströ-
mung bald nachlassen und in absehbarer
Zeit ganz wieder ausfhören und daß es
vom Kostenstandpunkt aus das richtigste
sein werde, das Gas bis zu seiner Er-
schöpfung verbrennen zu lassen, mußte,
nachdem auch nach einer Woche nocli
Flammengröße und Geräusch unvermin-
dert waren, fallen gelassen werden. Zu
der Rücksicht auf die durch das Zischen des ausströmenden
Gases sehr belästigte Gemeinde Neuengamme kam die Er-
wägung, daß das nach der ersten Analyse aus über 90%
Methan bestehende und danach sehr wertvolle Gas nach
Möglichkeit für eine nutzbare Verwendung erhalten werden
müsse. Es war Sache der Direktion der Stadtwasserkunst,
möglichst schnell den sicheren Abschluß der mächtigen
Gasquelle zu bewirken, und dies ist in folgender Weise ge-
schehen: In der Erkenntnis, daß mit der Zugänglichmachung
der Ausströmungsquelle durch Löschung der Flammen und
Abkühlung der in ihrem Bereich liegenden, bis zur Weißglut
erhitzten Eisenteile nicht viel gewonnen, sondern daß es
ein Gebot unbedingter Notwendigkeit sei, die an den Ab-
schließmaßnahmen Beschäftigten gegen Verbrennung infolge
plötzlicher Wiederentflammung des schon durch einen Hammer
schlagfunken entzündbaren Gases zu schützen, mußte in
erster Linie eine Verlegung der seitlichen Gasausströmungen
ins Auge gefaßt werden. Nachdem es nach vielen Bemühungen
Fig. 413. Neuengamme: Erdgasnammo.
gelungen war, die Flammen vorübergehend durch eine große
Dampfspritze zu löschen, d. h. sie durch die beim Anspritzen
sich bildenden, den Zutritt der nötigen Verbrennungsluft
hindernden mächtigen Dampfwolken zu ersticken, wurden
über die Ausströmungsstützen 35 m lange, 185 mm weite
Rohre geschoben und auf diese Weise die durch absichtliche
Entzündung des Gases wiederhergestellten seitlichen Flammen
um das gleiche Maß von dem Herd des Gases entfernt.
Neuengamme: Zerstörung des Bohrturmes nach Gasausbruch.
Dem Gase, das durch die Öffnung des Spülmeißels in dessen
Rohrgestänge hochstieg und die mittlere der drei Flammen
bildete, wurde durch Verstöpselung des Rohres nach Löschung
der Flammen der Austritt versperrt. Hierauf erfolgte in
Rücksicht auf den nach der erreichten Bohrtiefe von 248 m
auf mindestens 25 Atmosphären zu schätzenden Gasdruck
eine gegenseitige Längsverankerung der mit — zunächst
offenen, dem Gase den Weg freilassenden — Abschluß-
schiebern ausgestatteten Überschiebrohre. Alsdann wurde
ein die Enden dieser Rohre und das Bohrrohr umfassender
eiserner Kasten hergestellt und dieser nach Verankerung
mit dem Bohrrohr und den dieses umgebenden drei Hilfs-
bohrrohren zur Sicherung gegen Abheben voll Blei gegossen.
Durch Schließung der Schieber war die Bewältigung und
Fassung des Gases vollzogen.
An die Stelle dieses vorläufigen, nicht in allen Teilen
ganz dichten Verschlusses, dessen Ausführung etwa 3 Wochen
erfordert hat, ist einige Monate später ein endgültiger, voll-
ständig dichter Verschluß
mit drei die Entnahme
von Gas in beliebigen
Mengen gestattenden Ven-
tilen getreten (Fig. 419
u. 420). Auch diese bei
dem hohen Gasdruck von
27 Atm. immerhin ein ge-
wisses Wagnis darstel-
lende Auswechslung er-
folgte, wie alle vorher-
gehenden Arbeiten, ohne
die geringste Beschädi-
gung von Menschen. Die
daran Beteiligten wurden
vorübergehend mit einem
Regen feinen Tonschlam-
mes überschüttet, der im
Augenblick des durch
Drehung bewirkten Ab-
hebens des Bleikopfes ein-
setzte. In der Zwiscnenzeit haben Messungen der aus den
50 mm weiten seitlichen Öffnungen des ersten Verschlusses
ausströmenden Gasmengen stattgefunden, und zwar durch
Messungen der Strömungsgeschwindigkeit mittels sog. Stau-
doppelrohre in den 185 mm weiten Rohren und mittels Anemo-
meter. Das letztere Meßverfahren erforderte eine Vermin-
derung der Geschwindigkeit durch Überführung des Gases in
weitere Rohre. Nach diesen Messungen sind der Bohrung vor