Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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Diese Maßnahmen verboten sich im vorliegenden Falle,
ganz abgesehen von der Umständlichkeit und der Kostspielig-
keit der Verwendung so vieler Brennerwinkel, schon aus
ästhetischen Gründen. Es war immer zu beachten, daß es
sich nicht, wie meist in den früheren Fällen, um eine nur für
einige Abende bestimmte Beleuchtung handelte, bei der auf
die Gebäude als zufällige Träger derselben keinerlei Rücksicht
zu nehmen war, sondern daß vielmehr eine Anlage geschaffen
werden sollte, die hinsichtlich ihrer Ausführung nicht nur mit
derartigen elektrischen Einrichtungen konkurrieren konnte,
sondern vor allem auch die Wirkung der als Ausstellungs-
objekte geltenden Gebäude selbst nicht beeinträchtigte.
Da außerdem bei Verwendung von Schnittbrennern so-
wohl der Übergang von den Geraden zu den zahlreichen in
denselben eingeflochtenen Ornamenten wie auch das Ent-
zünden der oberen in einer Höhe von ungefähr 17 m vom
Beschauer anzubringenden senkrechten Lichtreihen manche
Schwierigkeiten verursacht hätte, endlich aber, dem gegen-
wärtigen Geschmack entsprechend, die aus zahlreichen kleinen
Flämmchen gebildeten sog. »Perlenschnüre« den Vorzug vor
der Aneinanderreihung großer Lichtquellen in weiten Ab-
ständen verdienten, wählte man für die gesamte Illuminations-
anlage die kleinen, senkrecht zu dem Beschauer gerichteten
Einlochflämmchen.
Durch Versuche an Probeeinrichtungen wurde als ge-
eignetster Gasverbrauch ein solcher von 20 bis 22 1 pro Stunde
für jede Flamme ermittelt; als zweckmäßigste Entfernung
der Lichter unter sich ergab sich ein Abstand von ca. 25 mm
bei horizontalen Linien als jener Zwischenraum, bei dem nicht
nur auf ein sicheres Entzünden der Flämmchen aneinander
zu rechnen war, sondern auch jedes Licht, selbst auf größere
Entfernung hin, noch einzeln wirkte, ein Zusammenfließen der
Flammen also vermieden wurde. Bei den senkrechten Linien
dagegen mußte zu diesem Zweck mit Rücksicht auf die Abgase
der unteren Flammen der Abstand derselben stufenweise nach
oben entsprechend vergrößert werden, so zwar, daß beispiels-
weise bei 3 m hohen Senkrechten die oberen Lichter bereits
35 mm voneinander entfernt werden mußten. Im Mittel ergab
sich demnach für den laufenden Meter der Anlage ein Gas-
verbrauch von rd. 1 cbm stündlich, so daß sich allein für die
Fassade der Halle III mit ihren rd. 850 m langen Lichtlinien
und den hierfür nötigen 43 000 Flämmchen ein Gesamtver-
brauch von 800 bis 900 cbm pro Stunde berechnete.
Dieser große Gasverbrauch wie auch die ganze Anord-
nung der Anlage erforderten eine ziemlich umständliche und
vor allem genaue Berechnung der Querschnitte für die ein-
zelnen Leitungsstücke, um so mehr, als sich gröbere Fehler
hierin einerseits durch ungleichmäßige Flammengröße oder
sogar durch gänzliches Ausbleiben des betreffenden Leitungs-
stückes beim Entzünden in störender Weise bemerkbar ge-
macht hätte, während anderseits ein nachträgliches Einfügen
von Verstärkungsleitungen bei der Schwierigkeit der unauf-
fälligen Leitungsverlegung an der glatten Fassade mit den
sich hieran anschließenden steilen Dächern nicht minder un-
schön gewirkt haben würde.
Boten doch lediglich die vorhandenen Regenrohre einiger-
maßen Gelegenheit zur verdeckten Führung der Steigleitungen,
von welchen für die Front der Halle III allein, trotz äußerster
Beschränkung, 8 Rohrstränge, und zwar 2 zu je 3^" und 6
zu je 3" nötig wurden. Die Brennerleitungen selbst aber, die
naturgemäß von allen Seiten sichtbar anzuordnen waren,
konnten nur durch genaues Ausrichten entlang den geraden
Linien des Baues vor störender Wirkung bewahrt werden.
An verschiedenen Stellen mußte dabei von der strengen
Trennung der Speise- und Verbrauchsleitungen, die freilich
den Vorzug verdient haben würde, in der Weise abgesehen
werden, als diese Steigrohre teilweise mit zur Aufnahme von
Flämmchen benutzt werden mußten. Damit ergaben sich nun
für die Lichtstränge Rohrquerschnitte von 3%" bis herab
zu 3/8", und hierdurch wieder bestimmte sich nicht nur das
Material für die gesamten Leitungen, sondern auch jenes für
die Brennerdüsen.
Verbot sich einerseits die Verwendung von Kupfer- oder
Messingrohren nicht nur wegen der Schwierigkeiten der damit
herzustellenden gasdichten Verbindungen, sondern vor allem
schon wegen der hohen Kosten, die die gesamte Leitungs-
anlage in Anbetracht der großen Rohrdimensionen und ihrer
ganzen Länge mit beinahe 950 m verursacht hätte, so war
bei dem Gebrauch von Eisenrohren dagegen infolge ihrer
Wandstärken bis 5 mm bei den größeren das direkte Ein-
bohren der nur 0,6 mm weiten Gasaustrittsöffnungen für die
Flämmchen in die Röhren selbst nicht in rationeller Weise
möglich. Man entschied sich daher für eigene kleine Düsen
und wählte hierfür entsprechend gebohrte, 5 mm starke Speck-
steinbrennerchen, ähnlich den Zündflammenköpfchen der
Hängelichtbrenner, die, mit Außengewinde versehen, in die
Rohre eingeschraubt und gedichtet wurden.
Die Verwendung dieser Brenner an Stelle bloßer Boh-
rungen in den Rohren hatte den weiteren Vorteil, daß sie bei
der sauberen Ausführung durch die Firma J. v. Schwarz,
Nürnberg, weit weniger zu Verstopfungen neigten, als dies
bei den engen und verhältnismäßig langen Kanälen in den
Eisenrohren zu befürchten war, während wirklich eingetretene
Verlegungen durch Ausbrechen der Brenner und Ersatz durch
neue leicht zu beheben waren. Zum Schutze gegen eindringen-
des Regenwasser erhielten sämtliche Brenner eine kleine Nei-
gung nach unten.
Manche Schwierigkeit bot mangels jeder irgendwie vor-
springenden Gebäudeteile, wie Gesimse u. dgl., das Befestigen
des Rohrnetzes an dem Bau, der vollständig aus unverputztem
Eisenbeton, in den oberen Teilen sogar in verhältnismäßig
schwacher Ausführung, hergestellt ist. Dadurch wäre das
Einschlagen von Dübeln, Rohrhaken u. dgl. in genügender
Zahl nicht nur sehr umständlich geworden, es war deren Ver-
wendung, wie überhaupt jede das Gebäude irgendwie beschä-
digende Befestigungsart, bei der Überlassung des Bauwerkes
zur Beleuchtung seitens des Stadtmagistrates auch ausdrück-
lich verboten worden.
Soweit daher die Steigrohre selbst nicht zum Tragen
der übrigen Leitungen verwendet werden konnten, blieb ledig-
lich die Aufhängung an den Dachrinnenträgern, die sich
glücklicherweise hinreichend tragfähig für die recht beträcht-
lichen Lasten erwiesen hatten, mittels verzinkter Eisendrähte
übrig.
Nur soweit das genaue parallele Anbringen der frei hän-
genden Rohre zur Gebäudefront es erforderte — Fehler hierin
machten sich bei direkter Sonnenbestrahlung als schlangen-
förmige Schlagschatten an der weißen Fassade in störender
Weise bemerkbar —, kamen kleine Dübel zu vereinzelter Ver-
wendung. Neben der Einfachheit in der Ausführung und
damit ihrer Billigkeit hatte das Aufhängen der gesamten Lei-
tungen natürlich noch den weiteren Vorteil, daß die Ausdeh-
nung derselben durch die Erwärmung, und diese war besonders
bei der Beheizung durch tiefer liegende Rohrstränge ziemlich
bedeutend, genügenden Spielraum erhielt.
Die bereits erwähnte notwendige Beschränkung in der
Zahl der Steigleitungen hatte den unmittelbaren Anschluß
jedes der 7 voneinander getrennten Illuminationsteile an das
die Ausstellung durchziehende Hauptgasrohr unmöglich ge-
macht, dieselben mußten vielmehr, trotz ihrer verschiedenen
Höhenlagen, an gemeinsame Steigleitungen angeschlossen
werden. Dies nötigte zum Einbauen eigener Regulierhähne
unmittelbar hinter jeder Abzweigung in den verschiedenen
Stockwerken, um bei den infolge des Auftriebes zu erwarten-
den verschiedenen Gasdruckhöhen die Flammen alle durch-
wegs auf gleiche Länge und Helligkeit einstellen zu können.