ForsideBøgerDie Deutsche Ausstellung …, im Haus und im Gewerbe

Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe

År: 1916

Forlag: R. Oldenbourg

Sted: München

Sider: 176

UDK: St.f 622.74 Gas

Mit 444 Abbildungen Im Text

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Side af 192 Forrige Næste
— 170 — Diese Maßnahmen verboten sich im vorliegenden Falle, ganz abgesehen von der Umständlichkeit und der Kostspielig- keit der Verwendung so vieler Brennerwinkel, schon aus ästhetischen Gründen. Es war immer zu beachten, daß es sich nicht, wie meist in den früheren Fällen, um eine nur für einige Abende bestimmte Beleuchtung handelte, bei der auf die Gebäude als zufällige Träger derselben keinerlei Rücksicht zu nehmen war, sondern daß vielmehr eine Anlage geschaffen werden sollte, die hinsichtlich ihrer Ausführung nicht nur mit derartigen elektrischen Einrichtungen konkurrieren konnte, sondern vor allem auch die Wirkung der als Ausstellungs- objekte geltenden Gebäude selbst nicht beeinträchtigte. Da außerdem bei Verwendung von Schnittbrennern so- wohl der Übergang von den Geraden zu den zahlreichen in denselben eingeflochtenen Ornamenten wie auch das Ent- zünden der oberen in einer Höhe von ungefähr 17 m vom Beschauer anzubringenden senkrechten Lichtreihen manche Schwierigkeiten verursacht hätte, endlich aber, dem gegen- wärtigen Geschmack entsprechend, die aus zahlreichen kleinen Flämmchen gebildeten sog. »Perlenschnüre« den Vorzug vor der Aneinanderreihung großer Lichtquellen in weiten Ab- ständen verdienten, wählte man für die gesamte Illuminations- anlage die kleinen, senkrecht zu dem Beschauer gerichteten Einlochflämmchen. Durch Versuche an Probeeinrichtungen wurde als ge- eignetster Gasverbrauch ein solcher von 20 bis 22 1 pro Stunde für jede Flamme ermittelt; als zweckmäßigste Entfernung der Lichter unter sich ergab sich ein Abstand von ca. 25 mm bei horizontalen Linien als jener Zwischenraum, bei dem nicht nur auf ein sicheres Entzünden der Flämmchen aneinander zu rechnen war, sondern auch jedes Licht, selbst auf größere Entfernung hin, noch einzeln wirkte, ein Zusammenfließen der Flammen also vermieden wurde. Bei den senkrechten Linien dagegen mußte zu diesem Zweck mit Rücksicht auf die Abgase der unteren Flammen der Abstand derselben stufenweise nach oben entsprechend vergrößert werden, so zwar, daß beispiels- weise bei 3 m hohen Senkrechten die oberen Lichter bereits 35 mm voneinander entfernt werden mußten. Im Mittel ergab sich demnach für den laufenden Meter der Anlage ein Gas- verbrauch von rd. 1 cbm stündlich, so daß sich allein für die Fassade der Halle III mit ihren rd. 850 m langen Lichtlinien und den hierfür nötigen 43 000 Flämmchen ein Gesamtver- brauch von 800 bis 900 cbm pro Stunde berechnete. Dieser große Gasverbrauch wie auch die ganze Anord- nung der Anlage erforderten eine ziemlich umständliche und vor allem genaue Berechnung der Querschnitte für die ein- zelnen Leitungsstücke, um so mehr, als sich gröbere Fehler hierin einerseits durch ungleichmäßige Flammengröße oder sogar durch gänzliches Ausbleiben des betreffenden Leitungs- stückes beim Entzünden in störender Weise bemerkbar ge- macht hätte, während anderseits ein nachträgliches Einfügen von Verstärkungsleitungen bei der Schwierigkeit der unauf- fälligen Leitungsverlegung an der glatten Fassade mit den sich hieran anschließenden steilen Dächern nicht minder un- schön gewirkt haben würde. Boten doch lediglich die vorhandenen Regenrohre einiger- maßen Gelegenheit zur verdeckten Führung der Steigleitungen, von welchen für die Front der Halle III allein, trotz äußerster Beschränkung, 8 Rohrstränge, und zwar 2 zu je 3^" und 6 zu je 3" nötig wurden. Die Brennerleitungen selbst aber, die naturgemäß von allen Seiten sichtbar anzuordnen waren, konnten nur durch genaues Ausrichten entlang den geraden Linien des Baues vor störender Wirkung bewahrt werden. An verschiedenen Stellen mußte dabei von der strengen Trennung der Speise- und Verbrauchsleitungen, die freilich den Vorzug verdient haben würde, in der Weise abgesehen werden, als diese Steigrohre teilweise mit zur Aufnahme von Flämmchen benutzt werden mußten. Damit ergaben sich nun für die Lichtstränge Rohrquerschnitte von 3%" bis herab zu 3/8", und hierdurch wieder bestimmte sich nicht nur das Material für die gesamten Leitungen, sondern auch jenes für die Brennerdüsen. Verbot sich einerseits die Verwendung von Kupfer- oder Messingrohren nicht nur wegen der Schwierigkeiten der damit herzustellenden gasdichten Verbindungen, sondern vor allem schon wegen der hohen Kosten, die die gesamte Leitungs- anlage in Anbetracht der großen Rohrdimensionen und ihrer ganzen Länge mit beinahe 950 m verursacht hätte, so war bei dem Gebrauch von Eisenrohren dagegen infolge ihrer Wandstärken bis 5 mm bei den größeren das direkte Ein- bohren der nur 0,6 mm weiten Gasaustrittsöffnungen für die Flämmchen in die Röhren selbst nicht in rationeller Weise möglich. Man entschied sich daher für eigene kleine Düsen und wählte hierfür entsprechend gebohrte, 5 mm starke Speck- steinbrennerchen, ähnlich den Zündflammenköpfchen der Hängelichtbrenner, die, mit Außengewinde versehen, in die Rohre eingeschraubt und gedichtet wurden. Die Verwendung dieser Brenner an Stelle bloßer Boh- rungen in den Rohren hatte den weiteren Vorteil, daß sie bei der sauberen Ausführung durch die Firma J. v. Schwarz, Nürnberg, weit weniger zu Verstopfungen neigten, als dies bei den engen und verhältnismäßig langen Kanälen in den Eisenrohren zu befürchten war, während wirklich eingetretene Verlegungen durch Ausbrechen der Brenner und Ersatz durch neue leicht zu beheben waren. Zum Schutze gegen eindringen- des Regenwasser erhielten sämtliche Brenner eine kleine Nei- gung nach unten. Manche Schwierigkeit bot mangels jeder irgendwie vor- springenden Gebäudeteile, wie Gesimse u. dgl., das Befestigen des Rohrnetzes an dem Bau, der vollständig aus unverputztem Eisenbeton, in den oberen Teilen sogar in verhältnismäßig schwacher Ausführung, hergestellt ist. Dadurch wäre das Einschlagen von Dübeln, Rohrhaken u. dgl. in genügender Zahl nicht nur sehr umständlich geworden, es war deren Ver- wendung, wie überhaupt jede das Gebäude irgendwie beschä- digende Befestigungsart, bei der Überlassung des Bauwerkes zur Beleuchtung seitens des Stadtmagistrates auch ausdrück- lich verboten worden. Soweit daher die Steigrohre selbst nicht zum Tragen der übrigen Leitungen verwendet werden konnten, blieb ledig- lich die Aufhängung an den Dachrinnenträgern, die sich glücklicherweise hinreichend tragfähig für die recht beträcht- lichen Lasten erwiesen hatten, mittels verzinkter Eisendrähte übrig. Nur soweit das genaue parallele Anbringen der frei hän- genden Rohre zur Gebäudefront es erforderte — Fehler hierin machten sich bei direkter Sonnenbestrahlung als schlangen- förmige Schlagschatten an der weißen Fassade in störender Weise bemerkbar —, kamen kleine Dübel zu vereinzelter Ver- wendung. Neben der Einfachheit in der Ausführung und damit ihrer Billigkeit hatte das Aufhängen der gesamten Lei- tungen natürlich noch den weiteren Vorteil, daß die Ausdeh- nung derselben durch die Erwärmung, und diese war besonders bei der Beheizung durch tiefer liegende Rohrstränge ziemlich bedeutend, genügenden Spielraum erhielt. Die bereits erwähnte notwendige Beschränkung in der Zahl der Steigleitungen hatte den unmittelbaren Anschluß jedes der 7 voneinander getrennten Illuminationsteile an das die Ausstellung durchziehende Hauptgasrohr unmöglich ge- macht, dieselben mußten vielmehr, trotz ihrer verschiedenen Höhenlagen, an gemeinsame Steigleitungen angeschlossen werden. Dies nötigte zum Einbauen eigener Regulierhähne unmittelbar hinter jeder Abzweigung in den verschiedenen Stockwerken, um bei den infolge des Auftriebes zu erwarten- den verschiedenen Gasdruckhöhen die Flammen alle durch- wegs auf gleiche Länge und Helligkeit einstellen zu können.