Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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für gewöhnlich geschlossene Leitung miteinander verbunden
wurden; hierdurch war in gewisser Beziehung eine vierfache
Reserve gebildet, da jeder der vier Kompressoren im Notfälle
imstande gewesen wäre, die Innen- und Außenbeleuchtung,
wenigstens zum größten Teile, zu betreiben.
Fig. 438.
Auch an den Lampen, wie vor allem auch an den damit
versehenen Fernzündungen, waren erfreulicherweise keine
größeren Störungen zu konstatieren, obwohl gerade die Fern-
zündung infolge der häufigen Inbetriebnahme der Fest-
beleuchtung, während welcher die Preßgaslampen außer Be-
trieb genommen werden mußten, stark beansprucht wurde.
Der vorzeitige Ausstellungsschluß hatte leider die für
den August vorgesehenen eingehenden Messungen bezüglich
des Gasverbrauches, der gesamten Betriebskosten, wie der
Lichtausbeute der beiden Anlagen vereitelt, was um so mehr
deshalb zu bedauern war, weil sie interessante ziffermäßige
Vergleiche mit der nach dem Ausstellungsschlusse wieder
herzustellenden, unter genau denselben Bedingungen brennen-
den Bogenlampenbeleuchtung geboten hätten.
Das Publikum wenigstens schien sich in seiner größten
Mehrheit für die Preßgasbeleuchtung entschieden zu haben;
denn allgemein war das Bedauern, daß diese prächtige Be-
leuchtung, die rd. 248000 HK umfaßte und manche Mühe,
den beteiligten Firmen aber auch beträchtliche Kosten ver-
ursacht hatte, wieder entfernt werden mußte. Die städtischen
Elektriker zwar hatten sich redlich Mühe gegeben, den Ein-
druck der Gasbeleuchtung dadurch abzuschwächen, daß sie
in letzter Stunde vor Ausstellungseröffnung nicht nur die
Nachbarstraßen im Ausstellungspark selbst sondern auch die
Zufahrtstraßen zur Ausstellung mit neuen, hochkerzigen
Halbwattlampen versahen. Aber wohl jedem Besucher wird
die Lichtfülle der Colonia-Lampen, die ihn beim Betreten der
Ausstellung gefangen nahm, wie nicht minder die ruhige,
gleichmäßige Wirkung der Graetzin-Lampen an den sechs-
armigen Kandelabern vor Halle I und entlang dieser Halle
bis zum Hauptrestaurant unvergeßlich bleiben.
Festbeleuchtung.
Ausstellung und Festbeleuchtung sind im Laufe der letz-
ten Jahre derart zusammengehörige Begriffe geworden, daß
wir uns kaum mehr eine Ausstellung größeren Stiles ohne die
gleichzeitig damit verbundene Vorführung der mannigfachsten
Beleuchtungseinrichtungen vorzustellen vermögen. Die wenig-
sten aber werden beim Betrachten der Fassaden- und Kon-
turenbeleuchtungen, der Leuchtfontänen und all der andern
Lichtkünste, die wir in den letzten Jahren bewundern konn-
ten, daran sich erinnern, daß es ursprünglich nicht diese
Lichteffekte an sich, sondern daß es vielmehr die Flamme
war, die unseren Feststimmungen Ausdruck verlieh.
Gerade das sich stets ändernde Bild der Flamme aber ist
es, das wir bei der elektrischen Beleuchtung, und diese ist in
letzter Zeit so ziemlich die Alleinherrscherin auf dem Gebiete
der Festbeleuchtungen geworden, vergeblich suchen, vielmehr
sind bekanntlich alle ihre Lichtwirkungen mehr oder minder
an die starre Form glühender Körper gebunden. Es war daher
für eine Gasausstellung ohne weiteres naheliegend, eine Fest-
beleuchtung in ihrer ursprünglichsten und vielleicht auch
wirkungsvollsten Form, nämlich als mächtig jodernde Flam-
men, darzustellen.
Aber auch die fast zum Überdruß gesehene Fassaden-
und Konturenbeleuchtung ließ bei Verwendung sich ständig
bewegender Gasflämmchen statt starrer Glühlampen neue
Wirkungen erwarten.
Der Raum, den der Architekt der Gasausstellung, Herr
Stadtbaurat Rehlen, für die Festbeleuchtung gewählt hatte,
nämlich der unmittelbar hinter dem Haupteingang Theresien-
höhe gelegene Platz vor Halle III, kam diesen beiden Aus-
führungsformen insofern sehr zustatten, als er einerseits die
wirkungsvolle Aufstellung großer Gasfackeln in zwei par-
allelen Reihen entlang der Hauptauffahrtsstraße des Ausstel-
lungsareals ermöglichte, anderseits aber infolge seiner Be-
grenzung im Norden durch das über 100 m lange und beinahe
30 m hohe Gebäude der Halle III die Vorführung der Fas-
sadenbeleuchtung in ausgiebigster Weise erlaubte (Fig. 439).
An den sich hieran anschließenden niederen Bauwerken des
Verbindungsbaues (Fig. 440) sowie des Café- und Basar-
gebäudes, welche das Ausstellungstheater halbkreisförmig flan-
kieren (Fig. 441), fand diese Fassadenbeleuchtung als Linien-
beleuchtung entlang den horizontalen Gesimsen dieser Bauten
eine natürliche, den ganzen Platz umsäumende Fortsetzung.
Die niederen, flachen Dächer dieser letzterwähnten Gebäude
boten überdies erwünschte Gelegenheit, diese Linienbeleuch-
tung durch Aufstellung von 28 kleineren Oriflammen ent-
sprechend zu betonen.
Bei den erwähnten Größenverhältnissen der Halle und
ihren oberen, nur durch Fenster unterbrochenen Wandflächen
war es von vornherein zu übersehen, daß nur eine entsprechend
reiche Verwendung der Feuerlinien, vor allem auch, ent-
sprechend der Gliederung des Baues, in senkrechter Anord-
nung und als Ornamente, zu denen der Architekt die Motive
geschickt den vorhandenen Bauformen entnommen hatte,
irgendwelche Wirkung versprach.
Dadurch unterschied sich die zu schaffende Beleuchtung
aber wesentlich von ihren Vorbildern, den in früheren Jahr-
zehnten oft gesehenen Illuminationseinrichtungen, bei welchen
fast ausschließlich horizontale Lichtketten, meist entlang den
Gesimsen der ersten Stockwerke, gebildet wurden, die durch
in eiserne Rohre parallel zur Gebäudewand eingesetzte Schnitt-
brenner ohne Schwierigkeiten zu erzielen waren, während
Ornamente, soweit solche verwendet waren, durch senkrecht
zur Hauswand an entsprechend gebogenen und mit Bohrungen
versehenen Messing- oder Kupferröhren brennende Stich-
flämmchen zur Darstellung gebracht wurden. Selten dagegen
waren senkrechte Lichtreihen zu sehen, und zwar nicht nur
wegen der Umständlichkeit ihrer Herstellung, indem jede
Flamme in einem eigenen Brennerwinkel zu montieren war,
sondern vor allem auch wegen der Schwierigkeiten im Betrieb,
da sich die Flammen einerseits wegen der nötigen großen
Abstände nicht selbst aneinander entzündeten, anderseits aber
die oberen Lichter von den sie beeinträchtigenden Abgasen
der tiefer stehenden entsprechend geschützt werden mußten,
was entweder durch starkes Neigen der Rohre gegen den
Beschauer zu oder aber durch Umhüllung der einzelnen Flam-
men mit korbartigen Sieben erreicht werden konnte.