Die Deutsche Ausstellung 'Das Gas'
Seine Erzeugung und seine Verwendung in der Gemeinde, im Haus und im Gewerbe
År: 1916
Forlag: R. Oldenbourg
Sted: München
Sider: 176
UDK: St.f 622.74 Gas
Mit 444 Abbildungen Im Text
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Eröffnung* der Deutschen Ausstellung »Das Gas«
München 1914.
Am Mittwoch, den 1. Juli, dem Eröffnungstag der 55.
Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas- und
Wasserfachmännern, wurde zu ungewohnter Abendstunde in
den glänzend beleuchteten Hallen des Palastes auf der
Theresienhöhe die Gasausstellung feierlich eröffnet.
In dem Repräsentationsraum der Halle 1 hatte sich eine
auserlesene Versammlung von Ehrengästen und Fachgenossen
zusammengefunden: die Spitzen der Staatsbehörden, Bürger-
meister der Stadt, Mitglieder der städtischen Kollegien, Ver-
treter von Wissenschaft und Kunst, Technik und Industrie,
Handel und Gewerbe, der Vorstand des Deutschen Vereins
von Gas- und Wasserfachmännern mit den Vertretern unserer
Fachrichtungen aus allen Teilen der Welt.
Um 8(2 Uhr betrat Ministerpräsident Graf v. Hertling,
geführt von dem Präsidium der Gasausstellung, unter den
Klängen des Huldigungsmarsches den Raum. Sodann ergriff
der I. Vorsitzende des Ausstellungspräsidiums, Geheimer
Kommerzienrat J.Pschorr, Präsident der Handelskammer
München, das Wort. Er gab dem Bedauern über den jähen
Schicksalsschlag, der auch das bayerische Königshaus schwer
betroffen hat, Ausdruck, führte aus, wie es die Ausstellungs-
leitung mit doppeltem Schmerz berühre, daß durch diese
Wendung vereitelt sei, dem Allerhöchsten Protektor der Gas-
ausstellung, dem König, die beabsichtigte Huldigung darzu-
bringen, begrüßte Ministerpräsident Graf Hertling als den
hohen Vertreter des Königs sowie die anwesenden Festgäste
und fuhr dann fort:
»Als wir mit unserem Kennwort »Das Gas« vor die
Öffentlichkeit traten, da hat — wir wissen es wohl —
manch einer verwundert den Kopf geschüttelt, sich fragend:
,Ist man auf der Suche nach Ausstellungsmotiven dahin
gekommen, Altes, längst Abgetanes wieder hervorzukramen,
um es etwa neu frisiert der Welt vorzuführen? — Hat
denn das Gas heutzutage, seit die Elektrizität ihren Sieges-
zug durch alle Welt angetreten hat, noch irgendwelche
Bedeutung?1 Doch solche Vorkritik wäre eine völlige
Verkennung von Tatsachen, und nur ein flüchtiger Blick
in unsere Hallen würde solche Zweifler eines Besseren
belehren. Der nie rastende menschliche Geist schafft wohl
ständig Neues, meist Besseres, indem er das Ältere, Lang-
bewährte häufig verdrängt; doch dieser Kreislauf nimmt
kein Ende.
Was man nun unter Gas in unserer Zeit im weitesten
Sinne des Wortes versteht, was seine Technik und seine
Wissenschaft bedeutet, was alles damit im Zusammenhange
steht und welche Weltmacht es dadurch bedeutet, das soll
unsere Ausstellung zeigen. Gern überlasse ich es beredterem,
sachverständigem Munde, sich hierüber weiter zu verbreiten.
Ich erachte es aber als eine Ehrenpflicht, allen schon heute
herzlichst zu danken, die zusammengewirkt haben, diese
Ausstellung zu schaffen, die wir trotz ihres Umfanges und
trotz unglaublich kurzer, kaum vierwöchiger Einbauzeit
stolz eine fertige nennen dürfen.
In erster Linie aber sei unserem Allergnädigsten König
untertänigster Dank dargebracht, daß Se. Majestät die
Gnade hatten, das Protektorat über unsere Ausstellung zu
übernehmen. Welch mächtiger Impuls dadurch gegeben,
davon zeugt die Reichhaltigkeit und der Umfang dieser Aus-
stellung. Sr. Majestät der König aber haben dadurch
wieder vor aller Welt uns Bayern beglückend einen neuen
Beweis gegeben nie versiegenden Interesses für die Förderung
von Wissenschaft, Technik, Industrie und Handel. Als
Zeichen unseres untertänigsten Dankes für diese Gnade und
zur Huldigung vor Se. Majestät bitte ich die Festversamm-
lung, einstimmen zu wollen in den Ruf: Se. Majestät, unser
Allergnädigster König, Ludwig III., lebe hoch!«
Mit Begeisterung nahm die stattliche Festversammlung
den Ruf auf, worauf die Musik die Königshymne intonierte.
Dann bestieg Geheimer Rat Bunte, Karlsruhe, das
Rednerpult zu folgender Ansprache:
Eure Exzellenz! Hochansehnliche Versammlung!
Meine Damen und Herren!
Unter dem Protektorat Seiner Majestät König Ludwigs III.
von Bayern hat zum erstenmal die gesamte deutsche
Gasindustrie sich zusammengeschlossen mit den
ihr nahestehenden Kreisen der Wissenschaft
und Technik, um ein umfassendes Bild ihres gegenwärtigen
Standes und ihrer Bedeutung für unser ganzes modernes
Leben sinnfällig darzustellen.
Die mächtigen Hallen dieses Ausstellungspalastes sind
bereit, eine auserlesene Versammlung zu empfangen; es soll
sich zeigen, daß das »alte« Leuchtgas in ernstem Wett-
bewerb seine Kräfte verjüngt, den neuzeitlichen Fortschritten
von Wissenschaft und Technik aufmerksam folgt und ein
völlig neues geworden ist, das auch in Zukunft den
Anforderungen einer fortschreitenden Kultur voll gerecht zu
werden vermag.
Zu einer gerechten Würdigung der Gegenwart und des
in der Ausstellung Gebotenen wird wohl am
besten ein flüchtiger Blick in die Vergangenheit dienen, und