Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Voge l.
103
Der Kopf ist klein, der Schnabel an der Wurzel dtei-
eckig, »orn zufnmtitengedtuckt und spitzig; am Hinter-
kopfe des Maunchens steht ein Federkamm. Abgeriindete,
kurze und gewolbte Flugel, schwache und nachgiebige
Schwingfederil verrathen das geringe Flugvermogen.
Der Name Leiervogel beruht aus der sehr eigenthum-
lichen Gestalt des schonen, zwei Fuh langen Schwanzes
des Alannchen. Die meisten Steuerfedern haben zu
beiden Seiteti, wie gewohnlich, Fahnen, allein diese find
tion weichem, nachgiebigen Gelvebe; an der auhersten
Schwingfeder (Fig. 1445.) Hat die auhere Fahnenhalfte
titel mehr Breite als die sehr schmale innere. Die mitt-
lcren Steuerfedern sind mit weit aus einander stehenden,
weichen Fasern besetzt; in allen Fallen sind die Schafte
dunn und elastisch. Das Weibchen entbehrt diesen scho-
nen Schmuck, der auch am Mannchen nicht zu feder
Jahreszeit gleich entwickelt gefunden wird, indem die
jungen Fevern im Februar und Marz Hervorkommen,
im Juni reif sind und nur tiier Monate vollkommen
bleiben. Spater sind ste zerstosien oder in. unvollstan-
diger Zahl vorhanden und fehlen bisweilen bis auf
tvenige. Im Allgemcinen ist das Gefieder dicht, weich
und dunenartig, nuf der Oberseite des Karpers umbra-
braun, in Olitienbraun ziehend, etwas rostfarbig^an den
Flugeln und der Kehle, an der Unterfeiie aschgrau. Die
mittleren Schwanzfedern sind braun, die auheren grau,
an den Spitzen fchwarz, rostroth gesaumt und auf der
tuneren Fahnenseite mit durchscheinenden dnnkeln Ouer-
binden gezeichnet, welche dreieckig und mit der Spitze nach
unten gerichtet erscheinen.
Neunte Familie.
Tangaras.
Alle dieser Familie angehorende Vogel sind in Ame-
rika zn Hans und durchschnittlich nicht titel groher als
Sperlinge. Bei den meisten Arten glanzen die Mann-
chen in dem lebhaftesten Farbenschmucke, wahrend die
Weibchen oliveugrunlich, braun oder sonst matt gefarbt
erscheinen. Sie nahren sich tion Jnfeeten, tion Beeren
und tion Snamenkornern, halten zusammen, bilden bis-
tveilen kleine, den Pflanzungen verderbliche Schmarme
und zeichnen sich zum Theil durch angenehme Tone, sek-
ten durch eigentlichen modulirten Gesang aus. Der
Schnabel ist im Allgemeinen kegelformig, bald langer,
bald auch sehr kurz, stumpf, dreikantig, auf der Firste
schwach gebogen, der Oberkiefer vor der Spitze schwach
geketbl; die Fuhe sind Watidelfithe. Der Charakter der
Familie erscheint ubrigens nicht hinreichend scharf be-
grenzt, obgleich die Tracht der Tangaras eine solche ist,
dah man diese mit anderen Vogeln nicht leicht verwech-
selt. Aus dieser Unsicherheit erflårt sich das Herum-
Werfen der Tangaras in sehr tierschiedenen Familien,
durch altere und neuere Ornithologen.
XXXVII. Tangara. (Tanagra.)
Gattungscharakter: Schnabel kegelformig,
spitzig, an der Wurzel fast dreieckig; Oberkiefer auf der
Firste gekrummt, ror der Spitze leicht ausgerandet;
Kieferrander etwas einwarts gerollt; Unterkiefer gerad,
gegen die Mitte leicht aufgetrieben ; Nasenlocher klein,
in einer flachen Vertiefung. Fsthe mittelmahig ; Lauf
tion der Lange der Mittelzehe; auhere Zehe an der
Wurzel mit der mittleren tierbuuden. Flugel mittel-
mahig; erste Schwingfeder etwas kurzer als die zweite
und dritte.
1. Die rothe Tangara. (Tanagra rubra.) Fig. 1446.
Als Beispiel einer eben so umfanglichen als glanz-
tiollen Gattung fuhren wir eine einzige Art auf, die fast
uber ganz Nordamerika tierbreitet und dort unter dem
Namen des „Sommer-Rothvogels" bekannt ist. Die
eigenthumliche Schmucklosigkeit des Weibchens, die, wie
oben schon erwahnt, in dieser Gattung festftehend ist,
erstreckt sich bei der rothen Tangara, wenn auch nur
periodisch, selbst auf das Mannchen. 3m Hochsommer,
um Mitte August, zieht dieses sein schones rothes Kleid
aus und erhalt durch die Mauser ein schmutziggelblich
olitiengrunes Gefieder, tauchfchwatzliche Schwingen und
Steuerfedern; in voller Pracht erscheint es uberhaupt
nur etion tiier Monate lang, tion Mitte Aprils an ge-
rechnet, in nordlichen Gegenden noch kurzere Zeit. Den
Winter tierbringt die rothe Tangara im tropischen Ame-
rika, erscheint im Suden der Vereinigten Stnaten im
April, im Mai in Pennsyltianien und nach kurzer Zeit
auch in Canada, indem sie der Witterung und der je
nach den Breitegraden spater sich entwickelnden Vegeta-
tion solgt und, wie man glaubt, sogar bis in das kalte
Neuschottland vordringt. Scheu und tiorsichtig, wie alle
Tangaras, ungeseilig und uberaus mihtrauisch, schlagt sie
sogleich nach der Ankunft ihre Wohnung in einem dich-
ten und dnnkeln Walde nuf, wo sie ungern sich erblicken
laht und, Menschen gewnhrend, blitzschnell zwnr, indefsen
durch Farbung auffallig tion Ast zu Ast schiehi und
tinter dem Laube sich zu tierbergen sucht. Die Pnrchen
sind mit dem gegenseitigen Umgnnge tiollig zufrieden,
tiermeiden nicht nllein nndere ihres eigenen Stammes,
sondern uberhaupt alle nndere Vogel. Dns schonge-
schmuckte Mannchen scheint die Gefnhr zu ahnen, welche
auhere Schonheit ihm zuzieht, und entwickelt noch mehr
Scheu als das Weibchen; selten unhert es sich den
menschlichen Wohnungxn, kommt Hochstens an die
Zauiie der Obstgnrien und wngt tion dn aus einen eili-
gen und vorstchtigen Angrifs auf die nachststehenden, mit
Fruhkirschen beladenen Bnume. Im Allgemeinen nicht
von lebhattem Temperamente, pflegt es stundenlang nuf
demselben Aste neben dem Neste des brutenden Weibchens
zu sitzen und diesetn sein mnnnichfnches, jedoch nicht rei-
zendes Lied tiorzutrngeu, ivelches freilich oon notdame-
rikanischeit Nnturbeschreibern gelobt wird, indefsen in
Etiropn, wo rothe Tnngnras als Zimmetoogel nicht
selten gehalten werden, hinreichend bekannt ist, um ein
entgegengesetztes Urtheil der an befsere Melodien ge-
wohnten Horer zu rechtsertigen. Der einformige, aus
einer sehr kurzen Strophe bestehende, dabei ziemlich
laute Lockton kann durch seine endlose Fortsetznng leicht
lastig werden. Um Mitte Mai wird das Nest gebaut
und zwnr allezeit int Schniten dichtbelaubter Batttitkro-
nen , bald auf den breiten Aesten einer alten Eiche, bald
auf anderen Waldbnunten, selten in einem Obstgarten.
Es besteht aus leicht und kunstlos zusammengefugten
Reisern von allerlei Buschen, oon Fichten und Nuh-
baumen, die durch schmale Streifen von Jndianer-Hanf
(Apocynum), durch Grasblntter und geivifse Schling-
pflanzen (Amphicarpa) und ahnliche Stoffe zusam-
mengehalten werden. Gewohnlich ist das Innere mit
den braunen, dunnen, drathgleichen Zweigen det eaita-
dischen Cistrose (Helianthemum) oder mit feinen Fich-
tennadeln ausgefuttert; alle Mnterialien des Nestes,
fowohl nn der inneren als auheren Seite, sind so wenig
genau verbunden, dah Luft und Licht ubetalt durch die
Maschen des losen Gewebes hindurchgehen. Die 3—4
Eier sind schmutzigblau und gegen das dickere Ende in
zwei bis drei Abstufungett braun oder purpurgesteckt.
Dns Weibchen verrathet, nach Nutall, die auherste Zart-
lichkeit fur die Nachkommenschaft, welche in einem
Sommer nur eiitmal ausgebrutet wird, und gerath in
grohte Aufregung und Angst, wenn sie einen Menschen
in der Nahe gewahrt. Selbst dns Mannchen legt seine
gewohnliche Scheu ab; sobald die etwas erwachseneren
Jungen seines Beistandes bedurfen, vergiht es, den spn-
Henden Blicken Herumstreifeiider Jager sich zu entziehen,
und giebt sich ntuthig den Verfolgungen preis, die das
schone Kleid ihm zuzieht. Man weih Beispiele, dah
ein Parchen ganz furchtlos den aus dem Neste genont-
menen Jungen gefolgt ist, bis auf eine Halbe Meile
Entfernung, auf dem Wege unermudlich fortgefahren
Hat, die Gefangenen durch vie Drnthe des Knfigs zu
futtern, und zuletzt auf Bauuten sich niederlieh, von
wo es das Gefnngnih der Nachkommen erblicken konnte.
Das Futter der rothen Tnngara besteht in gestugel-
ten Jnfeeten, Wefpen, Hornissen, wilden Bienen und
kleineren Kafern. Man glaubt, dah sie bisweilen Sa-
tnereien zu demselben fetze, und weih mit Gewihheit, dah
sie Brombeeren sehr liebt. Das Mannchen im Hoch-
zeitkleide ist fcharlachroth mit fchwarzen Flugeln und
Schwanz; im Spcttfommer erhalt es die schon oben be-
fchriebene olitiengtune Farbung des Weibchens. Die
Lange betragt 6% Zoll.
Dritte Unterordnung.
Kegelschnable r.
Die fystematische Gruppe der mit Kegelschnabeln ver-
sehenen Hocker begreift eine gtohe Menge von Gattungen
und Arten, die zwar durch allgenteine Form des Schna-
bels an die tiorhetgehenden Familien der zweiten Unter-
otditung attstreifen, allein durch den Mangel einer Kerbe
oder eines Zahttes vor der Spitze des Oberkiesers sich
genugend auszeichnen. Sonst ist freilich der Schnabel
manchen Formwechseln unterworfen, indem et, obwohl
immer kegelformig, doch in tierschiedenen Gattungen ver-
schiedene Lange und Breite hat. Zur Enthulsung der
Saamenkorner, welche in der Familie der Kornerfreffer
die gewohnliche Nahrung dilden, ist ein fo eingerichteter
Schnabel tion grohent Nutzen ; spitzig genug, um kleine
Gegenstande zu erfassen, kann er zugleich Hinreichende
Kraft eitiwickelu, um nicht allein die lederartige Hulle
des Saamens zn entfernen, sondern auch den Hatten
Jtthalt vollstnudig zu zetkleinern. Viele Kegeychnabler
freffen auch Jnsecten, einige nur bisiveilen, z. B. in det
Fortpsianzungszeit, und atzen dann ihre Jungen mit fol-
chent Futter, andere das ganze Leben Hindurch. Manche
Gattungen nehmen animalische und pflanzliche Nah-
rung, wie reife Beeren u. s. w., in gleicher Menge zu
sich, andere geben sogar thierischen Stoffen den Vorzug
und tontinen Raubtiogeln oder Geiertiogeln ziemlich nah,
wie gewisse Rabenvogel, die ubrigens an Grohe alle an-
dere ubertressen. Man begegnet den Kegelschnablern nuf
der gnnzen Erde; naturlich sind sie weiter nach Norden
immer iveniger znhlreich. Sie zerfallen in mehrere Fa-
milien.
Erste Familie.
Kornerfrefser.
Zu den Kornerfressern gehoren die Gattungen Lerche,
Ammer, Fink u. f. w., welche alle hinsichtlich der allge-
meinen Form des Schnabels ubereinkommen, indefsen
im Einzelnen nicht unbedeutende Verschiedenheiten ge-
wahren laffen, zum Theil so umfangreich sind, dah man
sie in Untergattungen zu spalten gezwungen gewefen ist,
in allen Erdgegenden angetroffen und auch im mittleren
und nordlichen Europa durch zahlreiche, ost recht ange-
nehiil gefarbte Arten tiertreten werden. Viele wandern
regelmahig hin und Her, einige furchten den Winter
nicht und sind Stnndtiogel, welche in der Hariesten Jnh-
reszeit sich zufamntengesellen, gemeinschaftlich ihr Futtet
suchen und nicht selten, mit anderen Arten tiermengt,
grohe Fluge bilden. Zur Nahrung wahlen sie die
Saainen sehr mannichfaltiger Vflanzen, von den nie-
drigen Unkrautern bis zur Distel, fugen aber auch den
Garten und Feldern Schnden zu, indem sie Weizen,
Erbsen und uberhaupt Hulsenfruchte nnfnllen, sogar
saftige Fruchte gern naschen und Jnfeeten nur wahrend
einer kurzen Zeit freffen. Die meisten besttzen laute
Stimmen, tiiele singen fehr angenehm und sind daher,
und weil sie sich an die Gefnitgeuschnst meist ziemlich leicht
gewohnen, als Stubentiogel beliebt und gewohnlick.
Offenen Gegenden, leicht bebufchten Wiefen und kleinen,
mit Ackerfeldern und Garten wechseluden Waldern,