Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
Mit 950 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
106
Voge l.
Zweite Ordnung.
pflegen fle vor ben ausgebehnien unb dunkeln Hvchwal-
bern ben Vorzug zu geben, verrathen in ber Regel nicht
viel Scheu vor bem Menfchen, haben sich thm bisweilen
vbllig angeschlossen (z. B. ber Sperling), sinb lebhast,
leben in zartlichster Monogamie unb banen ihre Nester
mit gewifser Sorgfalt, felten mit Kunst.
XXXVIII. Lerche. (Alauda).
Gattungscharakter: Schnabel mittellang, ver-
langert kegelformig; Oberkiefer mit schwach gewolbter
Firste, leicht ubergebogener Spitze; Rasenlocher an ber
Schnabelrourzel, eirunb, burch kleine Febern bebeckt.
Spaltfnhe; Nagel ber Hinterzehe spornahnlich gerabe
ober schwach gebvgen, an Lange ber Zehe fast gleich.
Erste Schwingfeber sehr kurz, britte unb vierte bie lang-
sten. Schwanz kurz. Gefieber gelblich- ober braun-
lichaschgrau, bie einzelnen Febern helt gesanmt, an ben
Jungen einfach gelbgrau.
1. Die Feldlerche. (Alauda arvensis.) Fig. 1420 e.
Die freunbliche unb frvhzeitige Verkunberin bes
Fruhjahres ist in Europa so gewohnlich unb so be-
kannt, bah eine weitlaustge Entwickelung ihrer Ge-
schichte fast uberflussig scheint. In gut angebaueten
Lanbern auf Ackerfelbern wohnenb unb nistenb, degnugt
sie sich in ben unbewohnten Wilbnifsen Norbasiens unb
Norbafrika's mit offenen Flachen unb in bem arg ver-
nachlassigten Jrlanb mit ben moorigen Haiben, welche
grohen Raum einnehmen. Wenige Vogel behaupten
einen eben so umfanglichen Verbreitungsbezirk, als
befsen Grenzen man Kamtschatka unb Portugal, bas
norbliche Schweben unb ben Atlas annehmen kann.
Die Felblerche gehort zu ben echten Zugvogeln, welche
bei Eintritt ber ranhen Jahreszeit ben Norben mit bem
Suben vertauschen, ohne jeboch von einem Ertrem zu
bem anberen uberzugehen; bie in Deutschlanb brutenben
ziehen bis an bas Mittelmeer, bie in Subeuropa Heimi-
schen uach Afrika. Schon im Anfange bes Februars
kehrt bie Felblerche zu uns zuruck unb jubelt an sonni-
gen Tagen bem noch fernen Eintritte bes eigentlichen
Fruhjahres freubig singenb entgegen. Jebermann Weih,
bah fle vermag, in so enger Spirale emporzusteigen, bah
es fast aussteht, als stiege sie senkrecht empor, unb bah
sie in Hohen, wo bas geubteste Auge sie nicht entbeckt,
geraume Zeit sich schwebenb erhalt, unter lautem unb
lange fortgesetzten, bie tiefen Regionen erreichenben Ge-
sange. Ungeachtet bes scheinbar ungunstigen Flugel-
baues fliegt sie nicht allein geschickt, sonbern auch schnell,
vermag sich unter zitternber Bewegung ber Schwingen
geraume Zeit auf bemselben Punkte zu erhalten, sinkt
Anfangs langsam Herab, legt aber bie letzten 60—80
Fuh mitsolcher Schnelle unb so gerablinig Herabschiehenb
zuruck, bah man meinen konnte, einen Stein fallen zu
sehen. Auf ber Wanberung ziehen bie Fluge nahe an
ber Erbe in weiten Bogen hin, fast immer singenb. Kein
einheimischerVogel entwickelt gleich grohe Ilnermublich-
keit im Singen, verbunben mit Kraft unb Annehmlichkeit
bes Tones unb Mannichfaltigkeit bes Liebes. Dah bie-
ser Gesang in ber Regel nur aus grohen Hohen Herab-
schallt unb felten im Sitzen auf niebrigen Erbschollen
hervorgebracht wirb, verleiht ihm einen eigenthumlichen
Reiz. Kenner unb Liebhaber bes Gesanges ber ungluck-
lichen Stubenvhgel unterscheiben auch unter ben Felb-
lerchen mehrere Stufen ber Befahigung, Wenn auch
nicht mit ber systematischen Genauigkeit, welche auf
Finken angewenbet wirb. Zur Nahrung bienen im
Spatsommer unb Herbste bie Saamen einer unenblichen
Menge wilber Pstanzen, inbessen auch bes Hirsen unb
Mohns. Die Lerche zupft bieselben aus ben untgefalle-
nen Rispen hervor unb setzt sich nicht auf bie aufrechten
Stengel, wie anbere kornerfressenbe Vogel. Im Fruh-
jahre gentest sie bie jungen Triebe niebriger Gewachse,
im Sonnner ziemlich jebe Art von nicht Hartschaaligen
Jnseeten, bie jeboch nicht im Fluge erhascht, sonbern am
Boben zusammengesucht Werben. Im Herbste unb uach
Bollenbung bes Geschafts ber Fortpflanzung gesellen
sich Tausenbe zusammen, um bie Stoppelfelber ober bie
mit Ruben unb bergleichen spaten Pstanzen bestanbenen
Aecker zu burchstreifen. Zu bieser Zeit broht ihnen bie
grohte Gefahr, benn ihre zahlreichen Feinbe benutzen
biese Geselligkeit, um auf sie bei geringer Muhe reich
lohnenbe Jagben anzustellen. Nicht nur sinb bann alle
Raubvogel mit ber Verfolgung ber kleinen, zum Weg-
znge sich rustenben Wanberer beschaftigt, sonbern auch
ber Mensch richtet mit seinen Netzen unb burch shstema-
tisch unb im Grohen betriebenen Fang erstaunliche Ver-
roustungen unter ihnen an. Die Geroohnheit, nach Auf-
losung ber Haushaltungen in grohen Zahlen vereint bie
Nacht zwischen Stoppeln zuzubringen, Wirb ihnen ver-
berblich; saft alle Methvben bieses im Dunkeln vor-
zugsweis ergiebigen Fanges ober bes sogenannten Ler-
chenstriches grunben sich auf jene Sitte unb bie Abnei-
gung ber Lerche, in finsterer Nacht burch rasches Auf-
fliegen sich zu retten. Die Zahl ber eingefangenen er-
reicht allein im nsrblichen Deutschlanb jahrlich manche
Millionen; Hollanb unb anbere Kustenlanber liefern
bem lonboner Markte in jebeni Herbste an brei Millionen
Lerchen. Das Fleisch ist bekanntlich ungemein wohl-
schmeckenb unb gilt uberall fur eine Leckerei. So unge-
Heuere Zerstorungen muhten nothwenbig Ausrottung
zur Folge haben, entsprache ihnen nicht bie Fruchtbar-
keit ber Art. Die Lerche erzieht in einem Sommer
wenigstens zwei, ost sogar brei Bruten, wovon bie
erste zahlreicher als bie folgenben ist, alle zusammen
wohl 11 — 12 Junge ausmachen konnen. Kurz nach
ber Anknnft gesellen sich bie Paare, nehmen von einem
gewifsen Platze Besitz, in bessen unmittelbarer Nahe sie
kein anberes Paar bulben, unb erbauen in einer Vertie-
fung bes Bobens, in einem Huftritte ober unter einer
Hochliegenben Erbscholle ohne viele Kunst bas Nest.
Zusammengetragene Halme unb bergleichen Stoffe Wer-
ben zur Ausfutterung ber sorgfaltig vertieften unb ge-
runbeten Grube verwenbet. Die Eier (Fig. 1447.) sinb
gelblich ober rothlich weih, grau gezeichnet, punktirt
ober marmorirt unb ziemlich groh. — Die Felblerche
tragt bas allgemeine, oben angefuhrte braungraue Kleib
ihrer Gattung unb unterscheibet sich von ahnlichen Arten
baburch, bah bie auhere Schwanzfeber bis aus einen
schwarzlichen Streif ber Jnnenseite ganz weih ist, einen
weihen Schaft hat, bie zweite Schwanzfeber an ber
Auhenfahne allein weih ist unb braunen Schaft zeigt.
Mannchen unb Meibchen gleichen sich auherlich so sehr,
bah nur sehr geubte Ornithologen sie unterscheiben
khnnen. Die Korperlange betragt 7% Zoll.
2. Die Haidekerche. (Alauda arborea.) Fig. 1420 b.
Zwischen ber Haibelerche unb ber Felblerche besteht
nicht allein im Aeuheren, sonbern auch in ben Sitten
mancher Unterschieb. Jene ist im Allgemeinen weniger
haufig unb vereint sich im Herbste nicht zu grohen Flu-
gen, sonbern nur zu kleinen Gesellschasten von etwa 10
bis 15 Stuck, um bie Wanberung anzutreten, liebt
uberhaupt bie Einsamkeit, verrathet grohere Empfinb-
lichkeit gegen niebrige Temperaturen, wahlt weniger bie
offenen Aecker zum Wohnsitz als burre Haiben, auf
welchen Hin unb Wieber Kieferwalber sich erheben, kehrt
im Fruhjahre um einen Monat spater zuruck als bie
Felblerche unb hat einen sehr verschiebenen, weniger
schmetternben unb mehr flotenben Gesang. Ueter bie un-
fruchtbaren Haiben, welche einen grohenTheil bes norb-
lichen Deutschlanb bebecken, verbreitet sie allein einen
Reiz, ber mit ber abstohenben Armseligkeit jener Natur
versohnen kann, benn Wahrenb ber Sommernachte, beren
Stille in so unbewohnten Einoben kein Laut unterbricht,
laht sie Stunbenlang ihr suhes, obwohl melancholisches
Lieb ertonen unb ersetzt bie Nachtigal, welche biese
Gegenben flieht, beren llnfruchtbarkeit bie gebulbigsten
Anstrengungen bes Lanbmannes vereitelt. Sie lebt,
gleich ihren Berwanbten, am Boben, nistet unb sucht
ihre Nahrung auf bemselben, unb nur bas Mannchen
nimml gelegentlich Platz auf ber Spitze einer Kiefer, um
zu singen. Auch im Fluge unterscheibet sie ber geubte
Kenner, inbeni sie mehr flattert als bie Felblerche, ber
sie jeboch an Fahigkeit, in ber Luft schwebenb laut unb
lange Zeit zu singen, nicht uachsteht. Jnseeten zieht sie
ben Samereien als Nahrung vor, scharrt eine flache
Grube zwischen bem Haibekraute unb anberem ben Sanb-
boben beckenben Gestrupp unb erbauet bas Nest ohne
besonbere Kunst aus Grashalmen, Wurzelfasern unb
Moos. Die 4—6 Eier sinb gelblich ober rothlich weih-
grau, bunkler gesteckt ober marmorirt. In ber allge-
meinen Farbung gleicht sie ber Felblerche, ist aber kleiner
unb hat eine runbliche Haube ober Holle auf bem Kopfe
unb an ber zweiten, britten nnb vierten Schwanzfeber
einen enbstanbigen weihen Fleck. Man trifft sie im
grohten Theile von Europa, inbessen nicht ganz soweit
norblich als bie Felblerche, inbem sie uber bas subliche
Schweben kaum hinaufgeht. — Auher biesen beschrie-
benen Arten besitzt Deutschlanb noch vier Lerchen; bie
Haubenlerche (A. cristata), kenntlich burch bie spitz-
feberige Haube bes Kopfes, burch bie auherste an ber
Auhenfahne rostgelbe Schwanzfeber, bie untenher roth-
lichgelben Flugel; bie kurzzehige Lerche (A. bra-
chydactyla) VON blah isabellgelber Farbung mit einem
schwarzen Fleck an ben Seiten bes Halses unb kurzen
Zehen; sie gehort zu ben felteneren unb erfcheint ebenfo
wie bie solgenbe nur bisweilen im sublichen Deutsch-
lanb; bie Kalanberlerche(A. valandra), bie eigentlich
bem Suben angehort unb norblich von ben Alpen kaum
brutet, burch bicken Schnabel, kurzen Schwanz, grvhen
Seitenfleck bes Halses unb schmale, weihe Flugelbinbe
sich unterscheibet; bie Berglerche (A. alpestris),
welche, in Norbasien heimisch, bisweilen im norbostli-
chen Deutschlanb angetroffen wirb, einen zweitheiligen
Feberschopf auf bemKopfe tragt, gelbe Stirn unb Kehle
unb schwarzen Gurgelsteck Hat.
XXXIX. Ammer. (Emberiza.)
Gattungscharakter: Schnabel verkurzt kegel-
formig, spitzig, vorn zusammengebruckt, bie Schnabel-
ranber, besonbers biejenigen bes Oberkiefers, stark nach
innen gezogen; Gaunien mit Hervorragenbem Quer-
hhcker; Munbwinkel schief Herabgezogen (Fig. 1448.);
Nasenlocher an ber Schnabelwurzel oval, mit Borsten-
febern bebeckt. Spaltfnhe mit gekrummter Kralle ber
Hinterzehe. Flugel mittelmahig, bie erste Schwingfeber
wenig kurzer als bie zweite unb britte, welche bie lang-
sten sinb.
1. Die Rohrammer. (Emberiza schoeniclus.) Fig. 1449 d.
Die Ammern, von welchen Deutschlanb allein sechs
Arten aufzuweisen hat, sinb kraftig gebauete, rustige
unb lebhafte Bbgel, laufen ziemlich schnell und fliegeir
gut, ungeachtet bes nicht gunstigen Anscheines ihrer Be-
wegung. Man trifft sie in allen milberen Breiten, selten
in ber heihen Zone; burch Vermengung bes Jnsecten-
futters mit Samereien gleichen sie ben ubrigen Korner-
fressern. Die bentschen Arten haben ein vberhalb braun-
liches ober gelbbraunlich graues Gefieber, bessen einzelne
Febern auf ber Mitte schwarzbraun sinb, bie auslanbi-
schen hingegen glanzen nicht selten in recht angenehmen
Farben. Man bringt sie in zwei bem Umfange nach sehr
ungleiche Abtheilungen; bie uuachten A nt mern
ober Lerchenammern entbehren ben Hervortretenben
Gaumenhocker unb haben an ber Hinterzehe eine wenig
gebogene, ber Zehe selbst an Lange gleichkommenbe Kralle;
an ben ach ten Ammern finbet sich von biesen Kenn-
zeichen bas Gegentheil. Zu ber ersten Abtheilung gehort
bie Schneeammer (E. nivalis), welche bie Polar-
lanber bewohnt unb zu uns in Gesellschaft bes Kreuz-
schnabels nur im Winter koimnt. Die zweite Gruppe
Vertreten mehrere wirklich einheimische, in Deutschlanb
brutenbe Arten. Die zuerst anzufuhrenve Rohrammer
Wirb von Italien bis Schweben uberall angetroffen, roo
weite Marschlanber sich erstrecken, bie von Sumpfen