Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Rocker.
Vogel.
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und kleinen Teichen unterbrochen und Hinunbwieber mit
Weibenbaumen , Pappeln und Erlen besetzt sind, Orte,
jenen ganz ahnlich, welche die oben beschriebenen Nohr-
sanger zur Wohnung erwahlen. Sie wandert theils als
eigentlicher Zugvogel, theils streift sie als Strichdogel
Herum und verlaht in dieser Abstcht shren Bruteort im
September oder October. Im Fruhjahre wird sie im
Marz bemerklich, indeni sie, einzeln zuruckkehrenb,
ihrem beliebten Anfenthaltsorte auf langere Zeit sich
wieder zuwendet. Auf Hohere Baume setzt sie sich nicht
und verlaht das Gerohrig im Herbste, um auf offenen
Aeckern die Nahrung aufzusuchen, welche ihr die ent-
laubten Sumpfpsianzen oder durr gewordenen Rohr-
stengel nicht mehr bieten. Im Sommer friht sie namlich
solche Jnsecten, die mit ihr dieselben Orte bewohnen,
im Winter degnugt sie sich mit ven Saamen sehr verschie-
dener Psianzen, kommt indefsen nicht leicht in Garten.
Ihr Nest ist Haufig mit demjenigen der Rohrsanger ver-
wechselt worden, von Welchem es schon dadurch sehr ab-
weicht, bah es nie in der Schwebe und zwischen Rohr-
stangeln aufgehangl, sondern immer dicht am Boden
angelegt wird. Es ist sorglos gebauet, besteht aus Gras-
Halmen und Moos und enthalt 4— 5 rothliche oder
weihliche, in der Grundfarbe sehr veranderliche, verschie-
denllich gesteckte, gestrichelte oder marmorirte Eier,
welche in 14 Tagen ausgebrutet werden. Die Paare ver-
rathen viele gegenseitige Anhanglichkeit und erziehen in
jedem Sommer zwei Bruten. Die Rohrammer ist sonst
von lebhaftem, Heiteren Charakter, singt nicht unange-
nehm und zwar den ganzen Sommer hindurch. Das
Gefieder ist im Allgemeinen obenher gelbbraunlich, jede
Feder mit schwarzem Mittelflecke, am Unterleibe weih,
die autzerste Schwanzseder ist bis uber die Halfte weih;
am Mannchen sind Haube, Wange und Vorderhals ties
schwarz, am Meibchen ist die Kehle weihlich, Mangen
und ein Streif zum Mundwinkel sind dunkelbraun.
2. Die Grauammer. (Emberiza miliaria.) Fig. 1449 a.
Unter den deutschen Arten ist die Grauammer die
gropte. Sie zeigt im Allgemeinen mit der Feldlerche viele
fiuhere Aehnlichkeit, ist obenher aschgrau mit schwarz-
braunen Flecken, an der Unterseite weihlich, auf Brust
und Seiten braun gestrichelt und hat vier Schwanzfedern
von gleicher brauner Farbung und ohne den sonst ge-
wohnlichen weihen Fleck. Auch sie sindet sich in ganz
Europa, zumal in weiten, wohl angebaueten Ebenen,
nicht aber in Gebirgen. Zu niedrigen, wasserreichen
Gegenden, wo Wiesen und Marschlander mit Acker-
feldern wechseln, fuhlt sie sich besonders Hingezogen und
ist deshalb im nordlichen Deutschland und Holland uber-
aus haufig. Ob sie eigentlich wandere, bleibt noch zu
entscheiden, denn man kennt sie an den meisten Orten
nur als Strichvogel oder Standvogel, der entweder gar
nicht verschwindet oder im Fruhjahre und Herbste ein-
zeln oder auch in mittelmahigen Flugen auf einmal
irgendwo ankommt und ohnebemerklichen Grund sich wie-
der entfernt, den Menschen nicht sehr scheuet und toah-
rend seiner Herbstzuge in Hecken verweilt oder auf ge-
råumige Hose landlicher Mohnungen nieberfallt, im
Winter die Dungerhofe besucht oder auf frischgedung-
ten Aeckern seiner Nahrung nachgeht. Im Fruhjahre
losen sich diese Gesellschaften zu Paaren auf, die niemals
in Walber einbringen, nicht einmal auf dichtbelaubte
grohe Baume sich niederlassen, sondern vorzugsweis
gern in der Nahe von lebhasten Feldwegen und Lanb-
strahen sich aufhalten und auf offenen Feldern und Wie-
sen nisten. Das Nest wird gemeinlich sehr nahe an der
Erde aus den gewohnlichen Stoffen erbauet, die, eben
nur los verbunden, eine innere, mit Pferdehaaren und
dergleichen ausgefutterte Vertiefung umgeden. Im April
Werden4—6 Eiergelegt, welche aufgraulich oder rothlich
Weihem Grunde violettgrau punktirt und am dicken
Ende mit groheren schwarzbraunen Flecken gezcichnet
find. Die Jungen der ersten Brut besttzen Ende Mai's
bereits ihr vollstandiges Gefieder; unmittelbar nach
Trennung von ihnen schreiten die Alten zur zweiten
Brut, die gegen Anfang Juli ihre Reife erlangt. Das
Mannchen singt fast den ganzen Sommer Hindurch,
bringt aber keine besonders angenehmen Tone Hervor
und ist daher als Stubenvogel nicht beliebt. Wie alle
Ammern wird auch diese ungemein fett und besitzt ein
sehr wohlschmeckendes Fleisch, Eigenschaften, die ihr
viele Verfolgungen zuziehen.
3. Die Goldammer. (Emberiza citrinella.) Fig. 1449 b. c. 1450. 1451.
Die Goldammer gehort zu den wenigen Standvsgeln
des nordlichen Europa, die man recht eigentlich Winter-
vogelnennen kann, weil sie, durch die Harte und den Nah-
rungsmangel der Jahreszeir gedrfingt, sich furchtlos den
menschlichen Wohnungen nahern und da nicht selten
gern gesehen werden oder die Schonung erfahrcn, welche
der Nordlander willig den wenigen Harmlosen Thieren
angedeihen laht, die allein Lebenszeichen geben in der
Mitte einer erstorbenen Natur. Jedermann kennt die
Zutraulichkeit der Goldammerder Haubenlerche und
des Feldsperlings und gonut ihnen den Schutz, den sie
auf Hofen finden, und die eben dort muhsam zusammen-
gelesene Nahrung. Im Fruhjahre eilt die Goldammer
in das Freie, bleibt zwar immer in der Nahe der Dor-
fer, Wahlt aber zum bleibenden Aufenthalte und zur
Brutung lichte Laubholzer und vereinzelt auf Wiesen
und an Gewaffern liegende Gebusche. Im Sommer ledt
sie von Jnsecten, in den ubrigen Jahreszeiten von
Saamenkornern der verschiedensten Psianzen. Beide
Nahrungsstoffe werden nur am Boden zusammenge-
lesen, die Jnsecten nie im Fluge ergriffen noch die
Saamen aus der an schwankenden Stengeln befestigten
Kapseln Herorgezogen. Unter sich und gegen andere kleine
Vogel beweisen Goldammern viel zankisches Wesen,
legen sonst keine Scheu zu Tage, laufen im Winter
furchtlos herum auf den besuchtesten Landstrahen und
am Ausgange groher Stadte und verlieren ihre Zu-
traulichkeit selbst im Sommer nur wenig. Sie fliegen
gut, fingen sehr mittelmahig, nisten zwischen Gebusch,
bauen Nester und legen ahnlich gesarbte Eier wie die
vorhergehende Art. Am Mannchen sind Vorderkopf,
Kehle und Mittelbauch citrongelb, der Burzel rostroth,
die Oberseite ist rothlich braun in Olivenfarbe; am
Weibchen verschwindet das Gelb unter den braun ge-
farbten Federspitzen und Schaftstrichen.
4. Die Gartenammer. Ortolan. (Emberiza hortulana.) Fig. 1452.
Das eigentliche Vaterland der Gartenammer ist Sud-
europa, Nordafrika und das mittlere und sudliche Asien ;
Sykes fuhrt sie auf unter den Vogeln von Deccan,
Strickland sah sie haufig um Smyrna; in Italien, Sud-
spanien, Griechenland und um das schwarze Meer ist
sie uberall sehr gemein, norblich von den Alpen selten, in
Scandinavien wohl mir als versiogener Vogel zu be-
trachten und ward in England nie angetroffen. In eini-
gen Provinzen Deutschlands, z. B. in Schlefien und der
Niederlausitz, scheint sie allein in etwas groheren Zahlen
vorzukommen; aus manchen anderen Gegenden, wo
altere Ornithologen sie beobachteten, hat sie sich ganz
weggewendet. Sie kommt auf dem Zuge im Mai an,
verweilt nur bis Ende August und psiegt sich zwischen
niedrigem, die Wiesen und Flusse einfassenden Gebusche
aufzuhalten und, wie die ubrigen Ammern, feuchten
und wasserreichen Gegenden ben Vorzug zu geben. Im
Sommer friht fle Jnsecten, zu anderen Jahreszeiten
Saamenkorner; in Nordafrika soll sie die grohen Hirse-
felder in Menge besuchen. Im Nesterbau verfahrt sie wie
die anderen Ammern und legt 4—5 grauweihe, schwarz-
braun punktirte und gestrichelte Eier. Sie gitt als
feiner Leckerbissen, wird auf besonderen Vogelheerden
gefangen, aus Sudfrankreich und Griechenland fast nach
Art der Seefische marinirt verschickt und in Sudeuropa
in eigenthumlichen Behaltern gemastet. Das Mannchen
ist an Kopf und Hals Hellgrau, an der Kehle gelblich,
dem Burzel braungrau, der Unterseite rostroth, das
Weibchen unten rostgelb.
XL. Fink. (Fringilla.)
Gattungscharakter: Schnabel kurz, kegelfor-
mig, gewolbt; Oberkiefer ohne Hakige Spitze, mit ab-
gerundeter, selten schwach gebogener Firste; Nasenlocher
an der Schnabelwurzel, rund, durch kurze Federn ver-
deckt. Wandelsuhe mit kurzem, der Mittelzehe gleichen
Laufe. Flugel mittelmahig, abgerundet oder spitzig
toegen toechselnder Lange der Schtoingfedern. Schtoanz
bald kurz, bald langer, ausgeschnitten oder abgestutzt.
ErsteGruppe. Kernbeiher. Schnabel
ausnehmend kurz, kegelformig. Dritte Schtoingseder die
langste. Schtoanz kurz.
1. Der Kirschkernbeitzer. (Fringilla Coccothraustes.) Fig. 1453.
Der Kernbeiher reprasentirt besser als irgend ein an-
derer einheimischer Vogel die Familie der Kornerfresser,
indem an ihm in voltiger Reinheit bie Form bes Schna-
bels Hervortritt, welcher jene bezeichnet. Man kann sich
kein vollkommeneres Werkzeug benfen zur Enthulsung
sehr Hartschaaliger Saamen, mag es sich nun um Ent-
toickelung groher Kraft ober um bie Mittel zum Fest-
hallen bes ergriffenen glatten Korpers Hanbeln. Der
Schnabel ist nicht allein knochiger unb baher fester als
bei anberen Kornersressern, sonbern auch burch bie Hohe
bes Oberkiefers unb bie breieckige Gestalt bes Unter-
kiefers ausgezeichnet; ber Gaumen tragt theils in ber
Lange laufenbe, theils guergestellte Erhohungen, toelche
bas Austoeichen eines gefahten Saamens verhin-
bern, toahrenb bie scharfen Kiesernranber toie Scheeren-
blatter toirken. Mit biefem Jnstrumente vermag ber
Kernbeiher ohne grohe Muhe bie Harten Kerne ber Kir-
schen zu zerbeihen, beren Fleisch er verschmaht. Immer
toeih er Steinfruchte so zu toenben, bah ber Druck bes
Bisses auf bie Linie ber Nahte fallt, toelche bie ztoei
Halften verbinbet, bie bann gleichsormig spalten unb ben
eigentlichen Saamenkern frei lassen. In manchen Gegen-
ben fugt er ben Kirschpflanzungen bebeutenben Schaben
zu, besucht auch Gartenbeete unb beraubt bie Gemuse-
pflanzen unb Hulsengetoachse ber reifenben Saamen. In
ben Walbern sinb ihm ziemlich alle Arten von harten
Baumsaamen toillkommen, unb selbst bie hartesten leisten
ihm keinen langen Wiberstanb. Im Sommer, zumal
toahrenb ber Brutezeit, rnubt er auch hartschaalige Jn-
secten unb fangt sogar bie fliegenben Maikafer. Seinem
plumpen Aeuheren entspricht ein ettoas phlegmatischer
Charakter ober minbestens Abneigung gegen anhalten-
ben Flug. Er gefallt sich am Meisten in ben Kronen
bichtbelaubter Fruchtbaume, too ihm bie Erlangung ber
Nahrung keine Anstrengung kostet, unb verlaht sie nicht
ohne Noth. In ber Paarungszeit verrathet er grohere
Lebhaftigkeit unb laht bann seinen Gesang horen, ben
man ubrigens nicht toohlklingenb heihen kann. Gegen
Kalte nicht sehr empfinblich, scheint er nur im norb-
licheren Europa Zugvogel zu sein; iu Deutfchlanb psiegt
er oft zu ubertointern unb gehort ba zu ben Strich-
vogeln, bie, nach vollenbeter Brutung, sich in kleine
Gesellschaften vereinigen unb im engeren ober weiteren
Umkreise, je toie Nahrung sich barbieten mag, Herum-
streifen. Sein Verbreitungsbezirk reicht von ben Apen-
ninen bis tief nach Schweben, von bem mittleren Frank-
reich bis an ben Ural unb, toie es scheint, stellentoeis
bis an ben Altai. Ueberall erscheint er als Betoohner
tonibiger Lanber, vermeibet bie Nabelholzer unb giebt
vor allen solchen Gegenben ben Vorzug, too mit ben
Holzungen gut angebauete, an Garten unb Obstbaum-
pflanzungen reiche Striche wechseln. Er nistet in ben-
selben Walbern, zu welchen er auch auher ber Fort-
pflanzungszeit jeben Abenb zuruckkehrt, um zu schlafen,
leibet keine Nachbarn um sein Nest, welches, hoher ober
tiefer auf bem Aste eines Baumes angelegt, aus Stuck-
chen von burren Zweigen, Grashalmen unb Psianzen-
stengeln besteht unb mit feineren Wurzelzqsern, Wolle
unb Thierhaaren ausgepolstert unb uberhaupt sorgfaltig
gebauet ist. Die 3— 4 Eier sinb blah graugrunlich unb
sparsam gefleckt. — Der Kernbeiher ist auf bem Kopfe,
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