Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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118
Voge l.
Zweite Vr-iiuiig.
er sich nicht fiberall unter demselben Zwange und mag
in einem Lande regelmahig forizlehen, in einem anderen,
nahegelegenen als Standvogel verweilen. So »erlagt er
z. B. Irland stets gegen Ende Septembers und kehrt erst
im nachsten Frfihjahre zuruck; in England »erbringt er
hingegen den Winter und nimmt sich dann als Strich-
vogel. Im nordlichen Deutschland psiegt er Anfangs
Marz eiitzulreffen und im Oetober in Schwarmen nach
dem Silden zu entfliehen. Gegen Kalte scheint er nicht
sehr empfindlich zu sein und achtet zeitig einfallende
rauhe Witterung nicht, wenn nur an Futter tein Man-
gel stattfindet. Gegen Gebirge Verralh er Abneigung
und wird daher in der Schweiz und anderen Alpenlan-
dern nur in den Thalern, und auch da nicht aller Orlen,
noch in solchen Mengen gesehen, wie auf den Ebenen
Norddeutschlands. Zu seinem Wohlbefinden gehort
Wasserreichthum des Bodens; der liebste Aufenthalt
ist ihm ein Wald, mit Teichen und feuchten Wiesen unter-
brochen. Nur in der Paarungszeit giebt er seiner natur«
lichen Neigung zur Geselligkeit nicht nach und beschrankt
, sich dann auf seine Familie; ist jene Periode verstricheit,
so zerfallen die Haushallungett, und die Einzelnen ver=
einigen sich alsbald zu sehr grosen Schwarmen. Alles
geschieht dann gesellig und mit vieler Uebereinstimmung;
der Schwarm erhebt sich gleichzeitig aus dem Rohre der
Teichufer, in welchem am liebsten die Nacht zugebracht
wird, und stiegt rasch und in gedrangler Ordnung nach
der Stelle, wo er seine Nahrung zu suchen gewohut ist.
Diese besteht meisteus aus Jnsecten und ihren Larven,
die am Boden zusammengelesen werden, im Spaljahre
aus mancherlei Beeren. Solche Gesellschasten mischen
sich ganz surchtlos unter grasende Heerden, und einzelne
Staare lassen sich wohl auch auf dem Rucken der Kuhe
und Ochsen nieder, um Ungeziefer aufzusuchen. Abends
kehrt dann der Schwarm nach seiner Schlafstatte unter
vielem Larmen zuruck und setzt denselben bis zum Ein-
tritte der Duntelheit fort. Ueberhaupt hat der Staar
einen lebhaften und munteren Charakter, er beweist
Klugheit und List, wird ost sehr muthwillig, lernt leicht
freulde Melodien nachahmen und fogar Worte itachspre-
chen; Eigenschasten, welche es veranlassen, das man ihn
gern als Zimmervogel halt. Die Paarung sindet zwei-
mal in einem Jahre Statt, im April und Juni. Das
Nest liegt stets in einer Hohle oder Bertiefung von
Baumstammen, Mauern, Felsen u. s. w. und ist wenig
mehr als cine los aufgethurmte Menge von Strohhal-
men, Blattern, Wolle und Federn. Das Weibchen
legt 4— 6 niatt graugrune Eier. 3c nach dem Alter
andert die Farbung des Gefieders. Das erwachsene
Mannchen ist stahlgrun und purpurschillernd, weihlich
gefleckt, der junge Vogel braungrau mit weiser Kehle.
Vollkommen ausgefarbt ist der Staar erst im dritlen
Jahre; er erbalt dann einen gelben Schnabel und an
der Brust schmale, lanzettformige Federn.
XLVIIL Trupial. Gilbvogel. (Icterus.)
Gattungscharakter: Schnabel verlangert kegel-
formig, seitlich zusammengedruckt, spitzig; Oberkiefer
an der Wurzel turz in die Stirn auslaufend; Nafett-
locher vertieft, durch eine Haut Halbgeschlofsen.
1. Der Reis - Trupial. (Icterus acripennis.) Fig. 1493.
Die amerikanischen Staare, welche durch die Syste-
matiker in ziemlich viele Gattungen vertheilt worden
sind, gleichen in ihrem Wesen, namentlich durch eben
so bemerklichen Geselligkeitstrieb gar sehr bent europai-
schen Staar, spielen jedoch, dem fleisigen Landmanne
gegenuber, eine viel weniger unschuldige Rolle als
dieser. Die Mehrzahl nahrt sich nur wahrend des
Fruhjahres von Jnsecten, hingegen in den ubrigen Mv-
naten von Saamen verfcbiedener Pflauzen, zumal der
Graser und daher im Vorzuge von Getreidearten. Das
Klima ubt hierbei keinen Einsius, benn bie Trupiale
bes tropischen Subamerika plunbern bie Psianzungen
jenes minber angebaueten Welttheiles ebenso, wie ber 1
berfichtigte „Kornbieb" (Icterus phoeniceus) bie ttn-
ubersehlichen Maisfelber ber Vereinigten Staaken. Sie
sind im Norden Zugvogel, die, ihren Aufenthalt regel-
masig wechselnd, von Canada bis nach Westindien watt-
dern; in Brasilien und anderen wartnen Landern des
Sfidens verhalten sie sich als Strichvogel. Alle zeich-
uen sich durch Fruchlbarkeit aus und halten in saft zahl-
losen Schwarmen zusammen, die selbst in der Paarungs-
zeit sich nicht vollig trennen, sonderit ihre theilweis sehr
kfinstllchen Nester coloniienweis anlegen. Der Reisvogel
(Kice - bird) der Nordamerikaner i ft vom Saskalche-
wanstuffe bis Merico jedem Landbewohner nur zu be-
kannt. Im Februar verlatzt er seine Winlerguartiere auf
den westindischen Jnfelit, landet in dichlen Schwarmen
in Florida und Louisiana und verbreilel sich uber die
Wiesen, die Savannen und die neu gepflfiglen Aecker,
Wv er an Jnsecten und ihren Larven reichliche Nahrung
sindet, dennvch aber die jungen Cerealien Heimsucht.
Ohngefahr um die Milte Mai erreichen diese langsam
wandernden Tausende den Staat Neuyork und beretten
sich svgleich zur Paarung. Unter lautem Gesange wer-
den die Nefter am Boden, zwischen Gras und Hohen
Pflauzen, aus Halmen, lodten Baumlaube und zusatn-
mengelefenen Federn erbauet. Das Weibchen legt funf
malt blaulichweitze, braunschwarz punklirle Eier und
brfitel 14 Tage. Im Juli sind die Jungen reif und dann
vereinigen sich die bis dahin getrennt gewesenen Familien
zu unglaublich gropen Schwarmen und beginnen die
Vertofistung der Fruchtfelder. Keine Kornerart ist vor
ihnen sicher, in Canada fallen sie her uber den Watzen
und die Gerste, in ben Vereinigten Staalen fiber ben
Mats, desfen noch junge und milchende Korner sie auf
das Geschickteste ablosen, und im Sfidett zerstbren sie die
Reisfelder. In dem Verhaltnisse, wie das Gelpeide
Hart wird und reift, ziehen sie sich langsam sfidwarls,
erscheinen im September auf der Wanderung in Carolina
und im Oetober in Cuba. Wo Fruchtfelder fehlen,
lafsen sie sich auf gewisse hohe Graser (Zizania) nieder,
welche die Sfimpfe und Flusufer einfaffen und glelchfalls
mehlige Saamenkorner darbielen. Der Laudmann sieht
sie nirgends ohne Besorgnitz eintreffen, benn follten, wie
bies bisweilen geschieht, mehrere grose Schwarme ge-
rabe seine Besitzung zur Plfinberung ausersehen, so
bleibt ihm leicht nur bie Halfle seines Eriitesegens. Auf
bie Verminberung biefer rauberischen Gefellschaften
fcheiiit bie allgemeine Verfolgung wenig einzuwirken.
Ungezahlte Taufenbe toerben in ber Zeit ihres Zufant-
menlretens vom Juli bis September niebergefchoffen,
boch bleibt bie Menge sich gleich. Die Gelodlelen sind
glficklichertoeife nicht nutzlos; sie toerben bes tvohl-
fchmeckenben Fleisches toegen gefchatzl und von Neuyork
bis Cuba und Jamaita bringt man sie als gefuchte
Waare in erstaunlichen Mengett auf die Markte. —
Die Farbung anderl in Fvlge einer jahrlich ztveimal
toiederhollett Maufer. Im Sommerkleide Hal das
Mannchen fchwarzen Kopf, Vorderrficken, Flfigel und
Unterfeite, grauen Unterrficken, toeihe Schullerfedern
und Schwanzdeckeit, braungelben Nacken, blaulich-
fchtvarzen Schnabel; im Winlerkleide toird das Schtoarz
des Gefieders zum Brautt, dunkelgestreift; der Schna-
bel ist rothlich, bie Unterfeite gelblich. Das Weib-j
chen unb junge Mannchen gleicht bent alten Mannchen
im Winterkleibe. Die Schtvanzfeberit bieses Vogels
laufen tote am Spechte in scharfe Spitzen aus, ein Unt-
stanb, ber Stoaiitson veranlahte, ffir jetten eine neue Gal-
tung (Dolichonyx) zu begrunben. Lindere haben ben
Reisbieb tinter bie Ammern ober bie Finken gestellt.
2. Ter Baltimore, Trupial. (Icterus Baltimore.) Sig. 1494. 1495.
Der Name biefer Art bezieht sich nicht auf ihr geo-
graphifches Vorkommeit, fonbern, toie Catesby anffihrl,
auf ihre glanzend fchwarze unb orangengelbe Fa^oung,
welche mit bent Wappett unb ber Livrse ber abeligen
Familie Baltimore fibereinkomnil, bie vor ber Unab-
hangigkeit . Staalen bie Provin; Marylanb
als Lehen ber britifchen Krone befah. Jener Trupial
ist vielmehr eben so verbreilel, toie bie Mehrzahl anbe-
rer Arten, unb toanberl ztoifchen Canaba unb Brasilien
Hin unb her. Den Menfcheit fcheuet er nicht unb ist
fogar gegen bas Gerausch groher Stable gleichgfistig;
nach Wilfott betvohnl er in Menge die italienifchen
Pappeln, mit tvelchen titan feit ettoa 40 Jahren die
breiten Slrahen unb Platze ber norbamerikanischen
Kttstenstadle einzufassen angefangen Hal. Er last burch
ben getoaltigen Larmen ber sich brangenben unb tha-
tigen Bevokerung feitten laulen unb schmelzenben Gefang
erschallen, unbekfinimerlbarum, ob er gehort werde, unb
nur dann in ungewohttlich rauhe Totte ausbrechenb,
toenn eine Katze ben Battttt, toelcher bas Nest tragt, zu
ersteigen verfuchl. Wie bie meisteit achlett Trupiale bauet
auch ber Baltimorevogel ein recht kfinstliches Nest unb
fibertriffl fogar bie anberen burch Darlegung feitteS
Kunsttrlebes. Er versteht es, fo grohe Mengen von
Hanf unb Flachsfafern aufzufinben, als bie Herstellung
eittes beutelformigen fechs bis siebett Zoll langen, unge-
mein geitatt gewebten unb gleichfam verfilzten Nestes
verlangt, ivelches mit iveichen Stoffen ausgepolstert
unb millels eittes langen, forgfallig geflvchtenen Slran-
ges an bas horizontale Gabelenbe eittes Vaumziveiges
aufgehangt toirb. Nicht nur ist biefer Bau sehr fest,
bicht unb toarm, fonbern auch gegen ben Regen burch
bie natfirliche Blatlerbecke toohlgefchfitzt. Attbttbott be-
merkt, das bie Battarl diefes Nestes je nach dem Klima
des Landes einigen Abanderungen untertoorfen fei; in
den heisen Sfidprovinzen, in Louisiana, den Floridas
und Georgien besteht es aus einem zwar festen, aber der
Luft tttehr 3ugang gestallenden Getoebe von fogenann-
tem fpanischen Aloofe (Tillandsia usneoidcs), toelches
alle dfirre Bauitte offener Gegenden als Parasit beklei-
del, tind enthalt nicht jene Menge toelcher und fehr
toarmer Ausffitlerungsstoffe, die derfelbe Vogel zufain-
ntenlragt, toenn er unter dem mehr veranderlichett Him-
mel der nordlichen Staalen sich zur Brfilung einrichlel.
Es stehl dahin, ob man, ohne in zu Handgreifliche
Teleologie zu verfallen, anttehinen dfirfe, das der Bal-
timorevogel sein Nest nur in der Abstcht aufhange, um
sich und feine Nachkoinmelt vor Schlangen zu sichern.
EigentlicheBaumschlangen giebt es kaum iiiNordamerika ;
nur die fchivarze Nalter (Coluber constriclor) foK ge-
legentlich emporsteigen und Vogeln uachstellen. Natur-
beschreiber jenes Landes Haben sich darin gefallen, den
Kampf ztoifchen einer fvlchen und dem Trupial abzubil-
den, der fein Nest zu vertheidigen fuchl. Den Frucht-
feldent fugt der Baltimorevogel keinen Schaden zu, um
fo mehr aber den Garten, too keine ffitze und iveiche
Frucht von der Feige bis zur Stachelbeere vor ihm zu
sichern ist. Auherdem frist er auch Jnsecten und sucht
diese auf den Zweigen, an tvelchen er mit vielent Gefchick
und Leichtigkeit rasch hin und her lauft. Sein Flug ist
schnell und gewandt. Das Mannchen erlangl erst im
dritlen Jahre seine volle glauzende Farbung; Kvpf,
Kehle, Vorderrficken und Flfigel sind glanzendfchwarz,
Unterrficken und gattze Unterfeite von lebhaftestem, an
der Brust in Roth ziehendeit Orangengelb, Flfigel-
deckett und Schwingfedern toeih eingefapt, Steuerfedern
schtoarz und vrange. Am Weibchen Hal das Gelb viel
ivettiger Jnlensital, und bas Schtoarz bes Nfickens zieht
in Olivenbrautt. Die Korperlange betragt 8 Zoll.
3. Der Viehstaar, Kuhtrupial. (Icterus pecoris.) Fig. 1496.
Anser betit europaischen Kttkuk Haben, soviel man
toeitz, nur noch ztoei Vogel bie Gewohnheil, ihre
Eier in frentbe Nester zu legen unb bie Ausbrttlung und
Auferziehung ihrer Jungen anberen Vogeln aufzuburden..
Beibe gehoren ber Galtung ber Trupiale an, ivelche in
burchaus keiner Vertoanbtschast zu bent Kutuk steht, unb
gallen ehebent ffir blefelbe Art. Der minber bekanttle
toarb von Azara in Paraguay entbeckl und von Dartoin
in gropen Flfigen bei Maldonado toledergesehen; fiber
den anderen, den Viehstaar Nordamerika's, fehlt es