Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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pocher.
D ø g C L
119
nicht an guten Beobachtungen. Er erscheint als Zng-
vogel zu Anfang Aprils in den mittleren und nordlichen
Staaten der Union und geht im October znruck nach
Suden. In vielen seiner Sitten gleicht er den anderen
Staaren und wird nie einzeln , sondern nur in grohen
Schwarmen gesehen ; er scheint selbst in der Fortpflan-
znngszeit stch nicht zu Paaren zu trennen und uberhaupt
von jenen Gesuhlen nicht beruhrt zn werden, welche bei
anderen Vogeln als nachste Folge der Monogamie stch
darlegen. Wenn das Weibchen den Drang zum Tier-
legen fnhlt, so verliert es die gewohnliche muthwillige
Lanne; offenbar gedruckt durch den Nichtbesitz eines
schutzenden Nestes und vom korperlichen Mihbehagen
ergriffen, trennt es stch von den zahlreichen Genossen,
irrt einige Zeit rastlos umher und verliert stch in das
dichte Geholz. Sorgsaltig jeden Busch beachtend, ent-
deckt es bald ein von dem Erbaner eben und auf kurze
Zeit verlaffenes Nest, benutzt den gunstigen Augenblick,
schlupst Hinein, kommt nach wenigen Minuten wieder
zum Vorschein und tritt, sichtbar erleichtert und ziisrie-
den, eilig den Ruckweg an zu dem elgenen Schwarme.
Ehedem meinte man, dah bei der Wahl des fremden
Nestes strenge Vorstcht geubt werde, Nuttall Hat jedoch
eine ziemliche Zahl von Vogeln aus den Gattungen der
Sanger, der Drosseln und Finken aufgefuhrt, die alle
von dem Viehstaar zu Erziehern ausgedrungener Kinder
ersehen werden. Findet eine Bevorzugung statt, so mochte
ste am Ersten noch einen olivengrunen Fliegen>chnapper
(Muscicapa olivacea) tressen. Wenn der Viehstaar
nur ein Ei in ein noch leeres Nest legt, so wird dasselbe
nicht ausgebrutet; das fremde Weibchen laht nur dann
stch tauschen, wenn es eigene Eier benutzt. Gewohnlich
wird das Ei des Viehstaars um einen bis zwei Tage
sruher ausgebrutet, als die von Rechtswegen im Neste
befindlichen, eine Sonderbarkeit, die Nuttall dadurch
erklart, dah er annimmt, das grohere Ei des Staars
komme in nahere Beruhrung mit dem brutenden Korper
als die anderen, weit kleineren. Die auskommenden
legitimen Kinder werden durch den schwerfalligen Ein-
dringling erdruckt oder sterben aus Mangel anNahrung,
denn unerklarlich blind, pstegt das Weibchen den Frent-
den mit vorzugsweis groher Zartlichkeit, futtert ihn zu-
erst und achtet nicht das Geschrei der eigenen Nachkom-
men. Sterben diese endlich, so tragt die Mutter ihre
Korper fern von dem Neste; dah man diese kleinen
Leichen nie unter oder neben dem Neste findet, beweist,
dah der Kuhtrupial mit Nnrecht der Todtung seiner
schwacheren Nachbarn angeklagt worden ist. Nuttall
behauptet vielmehr, dah er nie feindlich gegen diese ver-
sahre, aber indirect ihren Tod herbeisuhre, indem er die
Aufmerksamkeit der Pflegerin unablassig in Anspruch
nimmt. Er lohnt dieser mit Undank und verlaht ste
gleichgultig, sobald er flugge geworden, beweist uber-
haupt stin ganzes Leben hindurch einen schlauen, uber-
aus selbstsuchtigen Charakter und laht, da ihindie eigent-
liche Veranlassung fehlt, felten seinen unbedeutenden
Gesang horen. Als Zugvog^l kommt er in den mitt-
leren und nordlichern Staaten der Union Anfang Aprils
an und kehrt im October nach dem Suden zuruck. Das
Mannchen ist, ausgenommen den braunen Kopf und
Hals, glanzend schwarz, auf dem Rucken mit grunli-
chem, an der Brust mit violettem Schiller. Das Weib-
chen und das junge Mannchen stnd obenher rothbraun,
unten etwas heller. Auf der Abbildung stellt die obere
Figur das Weibchen, die mittlere das Mannchen, die
nittere den jungen Vogel dar.
Von dem blauen Trupial (Icterus cayanus)
Fig. 1497. ist wenig mehr bekannt als Gestalt und Vater-
land. Er erreicht die Grohe einer Ammer, ist Hellblau,
am Bauche weih, Hat Stirn, Zugel, Nackeit und
Schwingen schwarz und wird in vielen Gegenden des
tropischen Amerika angetroffen. Kleine Statur und
ein kurzer, kegelformiger und ziemlich spitziger Schnabel
unterscheiden ihn von den eigentlichen Trupialen und
haben Cuvier veranlaht, ihn zum Repråsentunten einer
besonderen Gattung (Dacnis) zu erheben.
XLIX. MadenHacker. (Buphaga.)
Gattungscharukter: Schnabel dick, stark, mit-
tellang, fast vierkantig; Oberkiefer mit gewolbter
Kuppe; Unterkiefer vom stumpfen Kinnwinkel aufstei-
gend; Nasenlocher an der Schnabelwurzel, halb ge-
schlofsen. Fuhe mittelmahig; Lanse langer als Mit-
telzehe; Krallen stark, gekrummt. Flugel mittelmahig;
erste Schwingfeder sehr knrz, zweite und dritte die
langsten. Gefieder locker, braunlich gran.
1. Der rothschnlbetige Madentzacker. (Buphaga erythrorhyncha.)
Sig. 1498.
Die Madenhacker bilden eine kleine, vor der Hand
nur ans zwei Arten bestehende Gattnng und leben in
Afrika. Ihre systematischeStellung ist noch nicht ganz
im Klaren, indefsen passen ste am Ersten unter die
Staare. Ihren Namen verdanken ste der Sitte, auf
dem Rucken groher Wiederkauer, besonders gern auf
Ochsen stch niederzulassen, fest anzuklammern und die
geschwollenen Hautstellen, unter welchen eine schrnuro-
tzende Made stch aushalt, mit dem Schnabel so stark zu
drucken, dah diese herausgequetscht wird. Solche Larven
dienen ihnen wesentlich zur Nahrnng. Die Ochsen
fennen die Wichtigkeit des ihnen erwiesenen Dienstes
und halten still wahrend der Operalion. Im Uebrigen
sind jene Vogel scheu und bilden nur kleine, 6—8
Sluck zahlende Gesellschasten. Die abgebildele Art iniht
7 Zoll in der Lange, ist oben aschgrau-bråunlich, unten
blah rostgelb und hat einen corallenrothen Schnabel.
Dritte Familie.
Naben.
Die Rabenvogel haben einen starken, kegelformigen,
vorn zusammengedruckten, meist grohen Schnabel, dessen
Firste nicht selten gewblbt erscheint; ihre Nasenlocher
stnd fast immer mit borstenartigen oder auch mit sam-
metartig weichen Stirnfedern bedeckt; der Mundwinkel
verlauft geradlinig. Die Familie umfaht eine unsehn-
liche Menge von theilweis ziemlich grohen Vogeln, die
der Mehrzahl nach, als eigentliche Omnivoren, zwischen
thierischer und pflanzlicher Kost keinen Unterschied ttta-
chen, einen kuhnen, bisweilen rauberischen Charakter
verrathen, durch Klugheit und Ncugierde sich auszeich-
nen und zum Theil einen hoheren Grad von Gelehrig-
keit besitzen als andere, derselben grohen Ordnung unge-
horende Vogel. Ihre Verbreilung begreift die ganze
bewohnbare Erde; diejenigen der kalteren Lunder sind
mehrenlheils dunkel und einfach gesurbt, indessen Haufig
durch den Melullglanz des Gefieders verschonert, unter
den in tropischen Landern heimischen giebt eS Hingegen
viele, die mun unbedenklich zu den prachtvollsten Vogeln
zablen darf.
L. Mino. (Eulabes.)
Gattungscharukter: Schnubel kraftig, vorn
sturk zusammengedruckt, sonst fast dreikantig; Unterkie-
fer stark, von gleicher Hohe mit dem an der Spitze uber-
gebogenen Oberkiefer; Nasenlocher seitlich in der Schna-
belmitte, durch die Stirnfedern hald verdeckl. Fuhe sturk;
Zehen kruftig. Flugel mittelmahig; erste Schwingfeder
ausnehmend klein, die zweite etwas kurzer als die dritte.
l. Der indische Mino; Mainatte. (Eulabes indicus.) Fig. 1499.
Unter den besonderen Anhungen, welche bei Hockern
den Kops uberuus selten verzieren, hingegen bei Huhner-
vogeln eine sehr hohe Entwickelung etlungen, ist der
doppelte Hautluppen, welcher am Hinterkopfe des itt-
dischen Mino herabhangt, einer der merkwurdigsten.'
Ob er uufrichtbar sei, weih man nicht; er giebt dem
Vogel ubrigens ein sehr eigenthuntliches, nicht leicht zu
vergessendes Ansehen. In Sitten und Wahl seines
Futters erinnert der Mino an unsere Staare, liebt,
gleich diesen, die Nahe der Menschen und bewohnt
furchtlos grohe Gebuude und Tempel. In Indien und
auf den indischen Jnseln schatzt man ihn toegen seiner
besonderen Gelehrigkeit und der Gabe, nicht allein den
Ton der menschlichen Stimme genau nuchzuuhmen, son-
dern auch ganze Zeilen uustoendig zu lernen und mit
tuuschendem Klange nachzusprechen. Er soll in dieser
Beziehung alle Papuguien bei Weilem ubertreffen und
auch sonst durch freundliches Wesen, Zutraulichkeil und
Heiterkeit sich zum Zimmervogel empfehlen. Das Klima
Europa's ertrugt er bei einigermahen sorgsumer Pflege
ohne allen Schaden. Llbgesehen von einem toeihen
Fleck an dem unteren Ende jeder Schtoingfeder ist er
durchuus glanzend dunkelschtourz; die Befiederung des
Kopfes gleicht gerissenem Summet. Schnabel und
Fuhe sind gelb, die nackte Llugenhuut und die Nucken-
luppen orungenfarbig. Die Grohe kommt derjenigen
einer Drossel gleich.
2. Ter javanische Minu. (Eulabes javanus.) gig. 1500.
Lebensart und Nuhrungsweise sollen bei der zweiten
Art der Guttung Mino sich verhullen ivie bei der vorher
beschriebenen; Korpergrohe und Farbung sind im All-
gemeineii dieselben, indessen fehlen die toeihen, eine
Binde darstellenden Flecken der Schwingen, der Schna-
bel ist minder gekrummt, der nackte Augenkreis von ge-
ringerem Umfange und die Hautluppen des Hinterkopfes
erhulten ein warzenurtigeS Ansehen. Das Vaterland
ist Java. Bei aller unverkennburen Vertoandtschast
mit der vorhergehenden Art und fast gleichem Ansehen
Hat der javanische Mino dennoch einen sehr verschieden
gebildeten Schnabel, eine Unregelniahigkeit, welche die
Systematiker unter den Ornithologen in nicht geringe
Verlegenheit setzt.
LI. Wurgerkrahe. (Barita.)
Gattungscharukter: Schnubel groh, kegelsor-
mig, gerude, an der Wurzel rund; Oberkiefer mit ab-
gerundeter Firste, an den Seilen zusammengedruckt, vor
der Haarigen Spitze mit flachem Ausschnitte; Nasenlocher
seitlich, spaltformig, klein. Fuhe sturk; Laus kurzer uls
die Mittelzehe, Seitenzehen von ungleicher Lange; Hin-
terzehe lang und sturk. Flugel mittelmahig 'oder lang;
die ersten vier Schtoingfedern abgestuft, die funfte die
langste.
1. Dik rfeifente Wurgerkrnhc. (Barita Tibicen.) Fig. 1501.
Der zusammengesetzle Nanie dieser Gatlung deutet
uusVerwandtschaft mit zwei von den Systemutikern weit
getrennten, indessen in ihren Sitten sich nicht sehr fern-
stehenden Familien, denjenigen derWurger (S. 69.) und
der Rabenvogel. Die Wurgerkruhen sind mehrentheils
grohe, Indien, Neuhollund und Polynesien angehorende
Vogel, die ohne Unterschied Fruchte, saftige Knospen,
Jnsecten, Wurmer und vielleicht selbst kleine Såuge-
thiere und Reptilien fresien, Muth und Rustigkeit ver-
rathen, gesellig leben und vielen Larm machen, uber-
haupt an unsere gemeinen Kruhen erinnern und, soweit
sie Neuhollund ungehoren, schwarz und weih gesurbt
sind, Hingegen uufNeuguinea und den naheit Jnseln be-
reits den Purudiesvogeln sich nahern, durch Gestalt und
seltene Prucht des Gefieders. Die abgebildete Art heiht
in Neuhollund Pfeifkruhe (piping-crow), bewohnt die
bluuen Berge von Neusudwules, bauet, wie Caley, auf
Aussugen der Eingeboriten gestutzt, erzuhlt, ihr Nest
aus Baunte und bedient sich Hierzu ullerlei trockener
Reiser, die, ziemlich sorglos aufgeschichtet, eine Hohle
freilassen, welche mit GraS unsgefuttert wird. Sie soll
nicht wandern, des Morgens aus Baunten fitzend eine
laute, pfeifende Stimilte ertonen lussen, in der Gefan-
genschuft durch ihr Tulent zur komischen Nuchahmnng
menschlicher Laute und des Geschreies der Thiere Luchen
erregen, indessen auch Melodien lunt tind angenehm
pfeifen lernen. AnKorpergrohe kommt sie der gemeinen
Kruhe nicht vollig gleich; sie ist schwarz, ausgenommen
auf Hinterhals, Rucken, Schultern und oberen Flugel-
decken, welche gran sind.