Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1848
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 282
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichtes der Vögel
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Kollier.
Voge l.
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Gerausch gewshnt fein sollten. Ihre krachzenbe Stimme
zu beschreiben Wiirbe uberflussig fein, benn 3eber kennt
biese Laute, bie ini vielstimmigen Chor, unb ber bustern
Winterlanbschaft entsprechenb, bis lange nach Eintritt
bes Dunkels ans ben entlaubten Baumen Herabschallen
unb, wie Viele meinen, eine tvetterverkunbenbe Beben-
tung haben. Die Nahrung befteht, je nach ber Jahres-
zeit, ans Jnseeten, Schaalthieren unb Nachtschnecken,
Aas, Fischen, kleinen Saugethieren, Giern anberer
Vogel, reifen Beeren, Kirschen unb Herbstlichen Obst-
sorten. Treibt Hunger bie Nebelkrahe, so fallt sie nber
Nestvogel her ober frist selbst Kohl unb Salatblatter,
zeigt stch uberhaupt nie als Kostverachter unb entwickelt
eine Gefrahigkeit, bie zu Haufigen Kampfen mit anberen
Krahen Veranlassnng giebt. Jhr Nest banet ste anf
hohen Baumen an Wiesenranbern ober in kleinen Felb-
Holzern ; sie versucht es, zusammengetragene Reiser burch
Lehni so genau zu verbinben, bah ber auherlich hah-
liche Ban nicht geringe Festigkeit erhalt, unb futtert bas
Jnnere micMoos unb Thierhaaren ans. Haufig bezieht
sie basselbe Nest mehrere Jahre hintereinanber unb
nimmt bann im Fruhjahre bie nothwenbigen Verbeffe-
rungen vor. Weibchen unb Mannchen bebruten abwech-
selnb unb brei Wochen lang ihre 3—4 grunlichen,
bunkelbrann gefleckien Gier; sie suttern ihre blinb ge-
borenen, erst gegen ben funften Tag zum Sehen fahig
toerbenben Jungen mit Wurmern, Stucken von verfaul-
tem Fleische ober jungen Vogeln, bie ste geraubt haben.
Die offentliche Meinung stempelt sie zu schablichen
Thieren, unb Gesetze gestatten ihre Verfolgung, ohne
Hierburch eine bebeutenbe Verminbernng ihrer Zahlen zu
veranlassen; bie List ber Krahe gegennber bem Schutzen
unb ihre Fruchtbarkeit vereiteln bie Versuche ber Aus-
rottung, bie ubrigens von keinem Verstanbigen gutge-
heihen tuerben konnen, ba bie Krahe ben Lanbmirth nicht
allein berandt, sonbern ihm jebenfalls anch burch Ver-
tilgung vieler Jnseeten nutzlich wirb. Das Gefieber ist
am Kopfe unb Vorberhals Hellgrau, Flugel unb
Schwanz sinb schwarz. Die Lange betragt 18 — 19
Zoll. — Die schwarze ober Rabenkrahe (Corvus
Corone) bewohnt bieselben Lanber wie bie eben beschrie-
bene Art unb weicht in Sitten, Wahl ber Nahrung,
Nesterban, Nutzen unb Schaben von ihr nicht erheblich
ab. Sie miht 18 — 19 Zoll unb ist ganz schwarz, am
Kopf unb Nacken blauschwarz.
3. S)ie. Saatkrlhc. (Corvus frugilegus.) Sig. 1506 —1508.
Die Saatkrahe behauptet einen minber ausgebehnten
Verbreitungsbezirk als bie beiben vorher beschriebenen
Arten, wenigstens kennt man sie auger Europa nur in
einigen Gegenben bes sublichen Sibiriens. Als Zug-
vogel verbringt sie ben Winter in gemahigteren Lanbern
unb bleibt zum Theil sogar im norblichen Deutschlanb
zuriick. Man kann stcher fein, sie uberall anzutreffen,
wo irgenb Felbban im Grohen getrieben wirb unb
burch benselben ihre nothigsten Beburfnisse Befriebigung
finben. Laut ber Aussage englischer Ornithologen foll
sie in Englanb gemeiner fein als irgenbwo auf bem
Festlanbe. Sie erweist sich noch weit geselliger als bie
anberen Arten ihrer Gattung, nimmt sich frieblicher,
legt nicht bieselbe Scheu unb Klugheit zu Tage unb ver-
halt stch mit einent Worte bem Begriffe ber Orbnung
ber Hocker gemaher, welche man nicht gewohnt ist, als
Raubvogel, wie Raben unb Krahen es sinb, sich zu
benken. Jhre Nahrung besteht vorzugsweis in Regen-
wurmern unb Larven von Jnseeten, bie sie, bem Pfluge
folgenb, unter ben aufgerifsenen Schollen Hervorsucht.
Dah sie burch solche Thatigkeit auherorbentlich vielen
Nutzen bringen muffe, bebars nicht bes Beweises, benn
gerabe solche Jnseeten verleben als uberaus gesrahige
Larven einige Zeit unter bem Boben, bie uns spaterhin
entweber vollkommen unschulbig erscheinen (Tipula
oleracea) ober wenigstens nicht als Kornverberber vor-
kommen (Maikafer, Melolonlha vulgaris). Der starken
Verbanungskraft ber Saatkrahe genugt inbefsen bie in
ben Ackerfurchen gebotene Nahrung nicht; sie fliegt,
von vielen Genossen begleitet, nach solchen Baumen,
bie mit blatterzerstorenben Maikafern bebeckt sinb, unb
wahrenb sie unb ihre Gesellschaft sich sattigen, ist eine
zweite am Boben beschastigt, bie burch bie Heftige Be-
tuegung ber Zweige Herabgeschuttelten Kafer aufzulefen.
Nichts kann baher verkehrter fein, als bas auch in bem
lateinischen Nainen ber Art angebeutete Vorurtheil, bah
biese Krahe bie Saanien ber Felbfruchte zufammenlefe;
wo man ihm nachgegeben unb Ausrottung ber Saat-
krahe angeorbnet hat, traten alsbalb bie Folgen beutlich
hervor, inbeni bie Jnseetenlarven bie Aernbten im Keime
zerstorten. Wenn bie Saatkrahe hinunbwieber fchabet,
inbeni sie bie eden hervorfchiehenben Waizenkorner ent-
wurzelt ober ber in Englanb mehr als in Deutschlanb
gewohnlichen Vermehrung ber Kartoffeln burch Steck-
linge Hinbernb entgegentritt, fo kommen biefe Nachtheile
nicht in Anschlag gegennber bem Nutzen. Tastet sie in
Deutschlanb bie keimenben Kartoffeln an, so geschieht
biesen kein Schaben, benn bie von ihr ausgegrabenen
beherbergen sicherlich Wurmer, bie an sich bas Fort-
wachsen unmoglich gemacht haben tourben. Die Thatig-
keit ber Saatkrahe beginnt sibrigens fast zugleich mit
ihrer Ankunst im Februar; eriueicht ber toarmere Son-
nenstrahl ben Boben, so sinb alsbalb ganze Fluge mit
Durchfuchung ber Erbrinbe beschaftigt, in toelche fle ben
Schnabel seknrecht bohrenb versenken. Nothwenbige
Folge bieses Verfahrens ist Abnutzung unb voltiges
Verschtoinben ber Febern um bie Wurzel bes Schnabels
unb ben Vorberhals. Sie sinb am jungen Vogel in ge-
wohnlicher Art, feinen Borsten ahnlich, vorhanben,
allein sie fehlen bem alten mehr ober minber, je nachbem
ber Boben seines Wohnortes steiniger ober toeicher seilt
mag. Die Haut bieser nackten Stelle hat ein grinbiges
Ansehen unb kann, ba ste burch zufallige Eintoirkung
biese Gestalt angenommen, nicht als toifst ischaftliches
Unterscheibungsmittel ber Art bienen. Die Nester banen
bie Saatkrahen gern in Gesellschaft (Fig. 1510.) auf ben-
selben breittoipfeligen Baum, bie Einzelnen ranben sich
babei einanber bas nicht gehorig betoachte Baumaterr*I,
toelches aus burren Reisern besteht unb in bekannter sehi
kunstloser Art zu einent grohen Hansen ansgeschichtet
toirb, ber, seines angeren Ansehens ungeachtet, nicht
nur ziemliche Festigkeit besitzt, sonbern auch ben Jungen
vollkommenen Schutz verleiht. Die grohen Gesellschasten
brutenber Krahen vertragen sich ubrigens ganz toohl
unb toerbeu nur ben nahe toohnenben Menschen burch
ihr unaufhorliches Geschrei lastig. Die Paarungszeit
fallt anf ben Februar; bie Eier gleichen fehr benjenigen
ber Nebelkrahe, bie Jungen toerben gleichfalls blinb
geboren. Das Gefieber ist burchans bunkelfchtoarz, im
Nacken mit auffallenbem Pnrpurfchiller; fungere Vogel
haben befieberten Kopf, altere sinb leicht an ber oben
ertoahnten Kahlheit bes Gesichts kenntlich. Die Lange
betragt 18 Zoll.
4. Die Elsker. (Corvus Pica.) Fig. 1511.
Zu ben Gattungen, in toelche man bie alte Gattung
Rabe aufgelost, gehort anch biejenige ber Elster, bie sich
burch langen keilsormigen Schwanz, nicht aber burch
Lebensweife unb Charakter von ben eigentlichen kurz-
fchwanzigen Krahen nnterfcheibet. Unter ben einheimi-
fchen Arten barf ste als bie schonste angefehen toerben,
ebenfo toegen ihrer Gestalt als ihrer Farbung, bie, an
stch nur einfach, bennoch burch reichsten Metallglanz anf-
fallt. Brust, Bauch unb Unterrucken sinb schneetoeih,
alles Ilebrige ist schivarz unb fchillert, je nachbem bas
Lichtaufsallt, in Grun, Stahlblau, Violettober Purpur.
Den fchonsten Glanz haben bie Schtoungfebern, toelche
von groher Lange unb keilformig allgestuft sinb. Ztoi-
schen Mannchen unb Weibchen herrscht kein auherer
Unterschieb. Die Elster bewohnt ben grohten Theil von
Europa, liebt weber bie hohen Gebirge noch bie Wal-
bungen, sonbern bie offenen, mit Stabten unb Dorfern
erfullten Lanbstriche, wo sie zur Uebung ihrer allerbings
ettoas rauberischen Getoohnheiten reichliche Gelegenheit
finbet. Sie lebt als Stanbvogel im vollkommensten
Sinne bes Wortes unb entfernt stch ohne Noth nicht
leicht von bem Orte, ben sie einmal zum Wohnen er-
toahlt hat, augert ubrigens viele Neigung zur Gesellig-
keit, krachzt wie fast alle Rabenvogel in fehr unange-
nehnier Weise, lagt sich gern auf ben Boben nieber,
schreitet langsam, statt nach Art anberer Krahen zu
Hupfen, unb nahrt sich von Jnseeten, im Herbste von
allerlei Beeren unb bem Ollste ber zubringlich llesuchten
Dorfgarten, im Winter selbst von zerstorten thierischen
Resten. Nicht mit llnrecht steht sie als Halber Raub-
vogel im ublen Geruche, benn vom Hunger gequalt
beraullt sie nicht allein bie Nester anberer Vogel unb ver-
zehrt ihre Eier, sonbern sie schont auch bieJungen nicht,
unb tourgt sogar alle kleinen zum Wiberstanbe unfahigen
Vogel. Thatig, lebhaft, kuhn unb klug, ist ste ein ge-
fahrlicher Feinb ber schtoacheren Saugethiere unb Vogel,
entbeckt ben herbeischleichenben Fuchs ober bie Katze,
finbet bie schlafenbe Gitte unb zwingt sie burch Hartnacki-
gen Angriff, im hellen Sonnenlichte bie Flucht zu er-
greifen, verliert niemals bie Aufmerksanikeit auf ihre
nachsten Unigebungen, erhalt, too es sich um Veraubun-
gen Hanbelt, von anberen gern Unterstutzung, nachbem
unter lautem Geschrei an irgenb einer abgelegenen Stelle
eine Art von Berathung Aller stattgefunben, giellt bie
Verfolgung bes einmal erkannten Feinbes nicht freitoillig
auf unb vertheibigt mit Leibenschaft unb enblich mit
lllinber Wuth ihr Nest gegen jeglichen Angriff. Kalte
achtet sie nicht unb betoeist burch ihre Abhartung ihr
Recht, als eigentlicher Stanbvogel bes Norbens gelten zu
burfen; sie banet schon im Februar ihr Nest in ben
Gipfeln ber hochsten Baume, bisweilen auch in Dorn-
hecken unb giebt ihm, gegen bie Getoohnheit ihrer Ver-
toanbten, eine kunstlichere Gestalt. Gine grohe Menge
von trockenen Reisern, besonbers von bornigen, toerben
so kunstlich ilter einanber geschichtet, bah eine Art von
Flechttoerk entsteht, welches, mit einer starken Lage von
Lehni ober Thon verbunben, viele Festigkeit erlangt.
Das Jnnere bes iiapfformigen Banes ist mit gut ver-
bunbenen unb geebneten Wurzelzasern ausgefuttert.
Obenher toolbt sich eine Kuppel aus benselben Sloffen
unb sichert gegen bie Witterung, toahrenb ber Gingang
sich allezeit an ber Seite befinbet. Gin solches Nest Hat
einen gewaltigen Ilmfang unb enthalt 7 — 8 grunliche,
braun gesprenkelte Eier. Die Allen trennen sich fast
nie unb leben bas ganze Jahr hinburch in groher Ginig-
keit. Bekannt ist ber lebhafte unb muthtoillige Gharakter
ber Glster, ihre Fertigkeit in ber Nachahmung frember
Tone unb bie Leichtigkeit, mit toelcher sie sich zahmen
unb an bas Haus getoohnen laht. Sie erreicht in ber
Gefangenschaft nicht felten ein fehr hohes Alter unb
theilt bie Neigung ber Krahen unb Raben fur glanzenbe
Dinge, bie sie enttoenbet, int freien Zustanbe in ihr
Nest tragt, in Gefangenschaft lebenb in Winkeln bes
Haufes verbirgt. Viele Geschichten laufen um von
solchen Diebereien unb bem Verbachte, ber um ihrer
toillen auf Unschulbige fiel.
LV. Heher. (Garrulus.)
Gattu 11gscharakter: Schnabel mittelmahig,
ganz gerab, an ber Wurzel mit nach vorn gerichteten
Febern umgeben; Oberkiefer vor ber schnell gekrumm-
ten Spitze mit flacher Ausranbung; Schneiben fcharf.
Schtoanz abgestutzt ober abgerunbet. Gefieber locker,
seibenartig, niemals schtoarz, oft fehr llunt.
1. Der Eichelheher. (Garrulus glandarius.) Fig. 1512.
Die Heher gleichen im Aeuheren mehr ben Wurgern
als ben Rabenvogeln, haben ben Schnabel ber ersteren,
unterscheiben sich von ben letzteren burch ihre Sitten unb
stellen ztoischen beiben ben Uebergang Her. Sie llewoh-
nen vorzuglich bie groheren Walber, verlassen nicht
leicht bie Gbenen, nahren sich Hauptsachlich von Bauni-
fruchten, toeniger von Jnseeten, verschmahen aber auch
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