ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…ierreichs : Zweiter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Zweiter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1848

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 282

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichtes der Vögel

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Side af 298 Forrige Næste
Kollier. Voge l. 123 Gerausch gewshnt fein sollten. Ihre krachzenbe Stimme zu beschreiben Wiirbe uberflussig fein, benn 3eber kennt biese Laute, bie ini vielstimmigen Chor, unb ber bustern Winterlanbschaft entsprechenb, bis lange nach Eintritt bes Dunkels ans ben entlaubten Baumen Herabschallen unb, wie Viele meinen, eine tvetterverkunbenbe Beben- tung haben. Die Nahrung befteht, je nach ber Jahres- zeit, ans Jnseeten, Schaalthieren unb Nachtschnecken, Aas, Fischen, kleinen Saugethieren, Giern anberer Vogel, reifen Beeren, Kirschen unb Herbstlichen Obst- sorten. Treibt Hunger bie Nebelkrahe, so fallt sie nber Nestvogel her ober frist selbst Kohl unb Salatblatter, zeigt stch uberhaupt nie als Kostverachter unb entwickelt eine Gefrahigkeit, bie zu Haufigen Kampfen mit anberen Krahen Veranlassnng giebt. Jhr Nest banet ste anf hohen Baumen an Wiesenranbern ober in kleinen Felb- Holzern ; sie versucht es, zusammengetragene Reiser burch Lehni so genau zu verbinben, bah ber auherlich hah- liche Ban nicht geringe Festigkeit erhalt, unb futtert bas Jnnere micMoos unb Thierhaaren ans. Haufig bezieht sie basselbe Nest mehrere Jahre hintereinanber unb nimmt bann im Fruhjahre bie nothwenbigen Verbeffe- rungen vor. Weibchen unb Mannchen bebruten abwech- selnb unb brei Wochen lang ihre 3—4 grunlichen, bunkelbrann gefleckien Gier; sie suttern ihre blinb ge- borenen, erst gegen ben funften Tag zum Sehen fahig toerbenben Jungen mit Wurmern, Stucken von verfaul- tem Fleische ober jungen Vogeln, bie ste geraubt haben. Die offentliche Meinung stempelt sie zu schablichen Thieren, unb Gesetze gestatten ihre Verfolgung, ohne Hierburch eine bebeutenbe Verminbernng ihrer Zahlen zu veranlassen; bie List ber Krahe gegennber bem Schutzen unb ihre Fruchtbarkeit vereiteln bie Versuche ber Aus- rottung, bie ubrigens von keinem Verstanbigen gutge- heihen tuerben konnen, ba bie Krahe ben Lanbmirth nicht allein berandt, sonbern ihm jebenfalls anch burch Ver- tilgung vieler Jnseeten nutzlich wirb. Das Gefieber ist am Kopfe unb Vorberhals Hellgrau, Flugel unb Schwanz sinb schwarz. Die Lange betragt 18 — 19 Zoll. — Die schwarze ober Rabenkrahe (Corvus Corone) bewohnt bieselben Lanber wie bie eben beschrie- bene Art unb weicht in Sitten, Wahl ber Nahrung, Nesterban, Nutzen unb Schaben von ihr nicht erheblich ab. Sie miht 18 — 19 Zoll unb ist ganz schwarz, am Kopf unb Nacken blauschwarz. 3. S)ie. Saatkrlhc. (Corvus frugilegus.) Sig. 1506 —1508. Die Saatkrahe behauptet einen minber ausgebehnten Verbreitungsbezirk als bie beiben vorher beschriebenen Arten, wenigstens kennt man sie auger Europa nur in einigen Gegenben bes sublichen Sibiriens. Als Zug- vogel verbringt sie ben Winter in gemahigteren Lanbern unb bleibt zum Theil sogar im norblichen Deutschlanb zuriick. Man kann stcher fein, sie uberall anzutreffen, wo irgenb Felbban im Grohen getrieben wirb unb burch benselben ihre nothigsten Beburfnisse Befriebigung finben. Laut ber Aussage englischer Ornithologen foll sie in Englanb gemeiner fein als irgenbwo auf bem Festlanbe. Sie erweist sich noch weit geselliger als bie anberen Arten ihrer Gattung, nimmt sich frieblicher, legt nicht bieselbe Scheu unb Klugheit zu Tage unb ver- halt stch mit einent Worte bem Begriffe ber Orbnung ber Hocker gemaher, welche man nicht gewohnt ist, als Raubvogel, wie Raben unb Krahen es sinb, sich zu benken. Jhre Nahrung besteht vorzugsweis in Regen- wurmern unb Larven von Jnseeten, bie sie, bem Pfluge folgenb, unter ben aufgerifsenen Schollen Hervorsucht. Dah sie burch solche Thatigkeit auherorbentlich vielen Nutzen bringen muffe, bebars nicht bes Beweises, benn gerabe solche Jnseeten verleben als uberaus gesrahige Larven einige Zeit unter bem Boben, bie uns spaterhin entweber vollkommen unschulbig erscheinen (Tipula oleracea) ober wenigstens nicht als Kornverberber vor- kommen (Maikafer, Melolonlha vulgaris). Der starken Verbanungskraft ber Saatkrahe genugt inbefsen bie in ben Ackerfurchen gebotene Nahrung nicht; sie fliegt, von vielen Genossen begleitet, nach solchen Baumen, bie mit blatterzerstorenben Maikafern bebeckt sinb, unb wahrenb sie unb ihre Gesellschaft sich sattigen, ist eine zweite am Boben beschastigt, bie burch bie Heftige Be- tuegung ber Zweige Herabgeschuttelten Kafer aufzulefen. Nichts kann baher verkehrter fein, als bas auch in bem lateinischen Nainen ber Art angebeutete Vorurtheil, bah biese Krahe bie Saanien ber Felbfruchte zufammenlefe; wo man ihm nachgegeben unb Ausrottung ber Saat- krahe angeorbnet hat, traten alsbalb bie Folgen beutlich hervor, inbeni bie Jnseetenlarven bie Aernbten im Keime zerstorten. Wenn bie Saatkrahe hinunbwieber fchabet, inbeni sie bie eden hervorfchiehenben Waizenkorner ent- wurzelt ober ber in Englanb mehr als in Deutschlanb gewohnlichen Vermehrung ber Kartoffeln burch Steck- linge Hinbernb entgegentritt, fo kommen biefe Nachtheile nicht in Anschlag gegennber bem Nutzen. Tastet sie in Deutschlanb bie keimenben Kartoffeln an, so geschieht biesen kein Schaben, benn bie von ihr ausgegrabenen beherbergen sicherlich Wurmer, bie an sich bas Fort- wachsen unmoglich gemacht haben tourben. Die Thatig- keit ber Saatkrahe beginnt sibrigens fast zugleich mit ihrer Ankunst im Februar; eriueicht ber toarmere Son- nenstrahl ben Boben, so sinb alsbalb ganze Fluge mit Durchfuchung ber Erbrinbe beschaftigt, in toelche fle ben Schnabel seknrecht bohrenb versenken. Nothwenbige Folge bieses Verfahrens ist Abnutzung unb voltiges Verschtoinben ber Febern um bie Wurzel bes Schnabels unb ben Vorberhals. Sie sinb am jungen Vogel in ge- wohnlicher Art, feinen Borsten ahnlich, vorhanben, allein sie fehlen bem alten mehr ober minber, je nachbem ber Boben seines Wohnortes steiniger ober toeicher seilt mag. Die Haut bieser nackten Stelle hat ein grinbiges Ansehen unb kann, ba ste burch zufallige Eintoirkung biese Gestalt angenommen, nicht als toifst ischaftliches Unterscheibungsmittel ber Art bienen. Die Nester banen bie Saatkrahen gern in Gesellschaft (Fig. 1510.) auf ben- selben breittoipfeligen Baum, bie Einzelnen ranben sich babei einanber bas nicht gehorig betoachte Baumaterr*I, toelches aus burren Reisern besteht unb in bekannter sehi kunstloser Art zu einent grohen Hansen ansgeschichtet toirb, ber, seines angeren Ansehens ungeachtet, nicht nur ziemliche Festigkeit besitzt, sonbern auch ben Jungen vollkommenen Schutz verleiht. Die grohen Gesellschasten brutenber Krahen vertragen sich ubrigens ganz toohl unb toerbeu nur ben nahe toohnenben Menschen burch ihr unaufhorliches Geschrei lastig. Die Paarungszeit fallt anf ben Februar; bie Eier gleichen fehr benjenigen ber Nebelkrahe, bie Jungen toerben gleichfalls blinb geboren. Das Gefieber ist burchans bunkelfchtoarz, im Nacken mit auffallenbem Pnrpurfchiller; fungere Vogel haben befieberten Kopf, altere sinb leicht an ber oben ertoahnten Kahlheit bes Gesichts kenntlich. Die Lange betragt 18 Zoll. 4. Die Elsker. (Corvus Pica.) Fig. 1511. Zu ben Gattungen, in toelche man bie alte Gattung Rabe aufgelost, gehort anch biejenige ber Elster, bie sich burch langen keilsormigen Schwanz, nicht aber burch Lebensweife unb Charakter von ben eigentlichen kurz- fchwanzigen Krahen nnterfcheibet. Unter ben einheimi- fchen Arten barf ste als bie schonste angefehen toerben, ebenfo toegen ihrer Gestalt als ihrer Farbung, bie, an stch nur einfach, bennoch burch reichsten Metallglanz anf- fallt. Brust, Bauch unb Unterrucken sinb schneetoeih, alles Ilebrige ist schivarz unb fchillert, je nachbem bas Lichtaufsallt, in Grun, Stahlblau, Violettober Purpur. Den fchonsten Glanz haben bie Schtoungfebern, toelche von groher Lange unb keilformig allgestuft sinb. Ztoi- schen Mannchen unb Weibchen herrscht kein auherer Unterschieb. Die Elster bewohnt ben grohten Theil von Europa, liebt weber bie hohen Gebirge noch bie Wal- bungen, sonbern bie offenen, mit Stabten unb Dorfern erfullten Lanbstriche, wo sie zur Uebung ihrer allerbings ettoas rauberischen Getoohnheiten reichliche Gelegenheit finbet. Sie lebt als Stanbvogel im vollkommensten Sinne bes Wortes unb entfernt stch ohne Noth nicht leicht von bem Orte, ben sie einmal zum Wohnen er- toahlt hat, augert ubrigens viele Neigung zur Gesellig- keit, krachzt wie fast alle Rabenvogel in fehr unange- nehnier Weise, lagt sich gern auf ben Boben nieber, schreitet langsam, statt nach Art anberer Krahen zu Hupfen, unb nahrt sich von Jnseeten, im Herbste von allerlei Beeren unb bem Ollste ber zubringlich llesuchten Dorfgarten, im Winter selbst von zerstorten thierischen Resten. Nicht mit llnrecht steht sie als Halber Raub- vogel im ublen Geruche, benn vom Hunger gequalt beraullt sie nicht allein bie Nester anberer Vogel unb ver- zehrt ihre Eier, sonbern sie schont auch bieJungen nicht, unb tourgt sogar alle kleinen zum Wiberstanbe unfahigen Vogel. Thatig, lebhaft, kuhn unb klug, ist ste ein ge- fahrlicher Feinb ber schtoacheren Saugethiere unb Vogel, entbeckt ben herbeischleichenben Fuchs ober bie Katze, finbet bie schlafenbe Gitte unb zwingt sie burch Hartnacki- gen Angriff, im hellen Sonnenlichte bie Flucht zu er- greifen, verliert niemals bie Aufmerksanikeit auf ihre nachsten Unigebungen, erhalt, too es sich um Veraubun- gen Hanbelt, von anberen gern Unterstutzung, nachbem unter lautem Geschrei an irgenb einer abgelegenen Stelle eine Art von Berathung Aller stattgefunben, giellt bie Verfolgung bes einmal erkannten Feinbes nicht freitoillig auf unb vertheibigt mit Leibenschaft unb enblich mit lllinber Wuth ihr Nest gegen jeglichen Angriff. Kalte achtet sie nicht unb betoeist burch ihre Abhartung ihr Recht, als eigentlicher Stanbvogel bes Norbens gelten zu burfen; sie banet schon im Februar ihr Nest in ben Gipfeln ber hochsten Baume, bisweilen auch in Dorn- hecken unb giebt ihm, gegen bie Getoohnheit ihrer Ver- toanbten, eine kunstlichere Gestalt. Gine grohe Menge von trockenen Reisern, besonbers von bornigen, toerben so kunstlich ilter einanber geschichtet, bah eine Art von Flechttoerk entsteht, welches, mit einer starken Lage von Lehni ober Thon verbunben, viele Festigkeit erlangt. Das Jnnere bes iiapfformigen Banes ist mit gut ver- bunbenen unb geebneten Wurzelzasern ausgefuttert. Obenher toolbt sich eine Kuppel aus benselben Sloffen unb sichert gegen bie Witterung, toahrenb ber Gingang sich allezeit an ber Seite befinbet. Gin solches Nest Hat einen gewaltigen Ilmfang unb enthalt 7 — 8 grunliche, braun gesprenkelte Eier. Die Allen trennen sich fast nie unb leben bas ganze Jahr hinburch in groher Ginig- keit. Bekannt ist ber lebhafte unb muthtoillige Gharakter ber Glster, ihre Fertigkeit in ber Nachahmung frember Tone unb bie Leichtigkeit, mit toelcher sie sich zahmen unb an bas Haus getoohnen laht. Sie erreicht in ber Gefangenschaft nicht felten ein fehr hohes Alter unb theilt bie Neigung ber Krahen unb Raben fur glanzenbe Dinge, bie sie enttoenbet, int freien Zustanbe in ihr Nest tragt, in Gefangenschaft lebenb in Winkeln bes Haufes verbirgt. Viele Geschichten laufen um von solchen Diebereien unb bem Verbachte, ber um ihrer toillen auf Unschulbige fiel. LV. Heher. (Garrulus.) Gattu 11gscharakter: Schnabel mittelmahig, ganz gerab, an ber Wurzel mit nach vorn gerichteten Febern umgeben; Oberkiefer vor ber schnell gekrumm- ten Spitze mit flacher Ausranbung; Schneiben fcharf. Schtoanz abgestutzt ober abgerunbet. Gefieber locker, seibenartig, niemals schtoarz, oft fehr llunt. 1. Der Eichelheher. (Garrulus glandarius.) Fig. 1512. Die Heher gleichen im Aeuheren mehr ben Wurgern als ben Rabenvogeln, haben ben Schnabel ber ersteren, unterscheiben sich von ben letzteren burch ihre Sitten unb stellen ztoischen beiben ben Uebergang Her. Sie llewoh- nen vorzuglich bie groheren Walber, verlassen nicht leicht bie Gbenen, nahren sich Hauptsachlich von Bauni- fruchten, toeniger von Jnseeten, verschmahen aber auch 16*